Manchmal gehen einem Romane beim Schreiben leicht von der Hand – wie flüssige Tinte, die aus einem herausfließt. EIn anderes Mal sind es schwere Geburten, die einem Autor viel abverlangen. HEXENHAMMER: Die Inquisitorin war solch  eine Geburt. Doch wie das so ist: Manchmal sind einem gerade diese Kinder besonders ans Herz gewachsen. Vor allem, wenn sie am Ende gut geraten sind.

Als ich nach Monaten das Wort ENDE unter den fertigen Roman schrieb, hatte ich das Bedürfnis, ein Nachwort zu verfassen. Damals erschien es mir dann doch zu persönlich und emotional, sodass es erstmal in der Schublade verschwand. Jetzt, nach dem Abstand von fast einem Jahr, kann ich sagen, dass es meine damalige Seelenlage, was den HEXENHAMMER betrift, auf den Punkt bringt, mehr noch aber ausdrückt, wie tief ich mit Charlotte de Conde litt. Als wäre sie keine fiktive Person, sondern ein Teil meiner selbst. Was niemanden mehr als mich selbst erstaunt. Oder sollte ich sagen: erschreckt?

Ein Wort danach …

Diesen Roman zu schreiben, hat mir alles abverlangt.

Doch am Ende hat er mir alles wiedergegeben.

Ich bin mit dem Baron de Conde, vor allem aber mit Lotte durch alle Tiefen gegangen.

Manches mag den Leser abschrecken, manche Szenen ihn geradezu abstoßen, doch um wie viel schrecklicher waren die wahren Gräuel jener Zeit und insbesondere die der Inquisition, die noch viele Jahrhunderte lang ihre widerwärtige Spur durch Europa zog. Gerade mal zweieinhalb Jahrhunderte (1782) ist es her, dass mit Anna Göldi eine letzte Frau gefoltert, der Hexerei für schuldig befunden und hingerichtet wurde. Der Anklagegrund bezeugt den ganzen Irrsinn jener Zeit: Ihr wurde vorgeworfen, die Milch einer Tochter ihres Dienstherrn verzaubert zu haben. Auch soll die Tochter mehrfach Nägel gespuckt haben.

Der vorliegende Roman ist ausdrücklich kein historischer. So habe ich die Rolle des Heinrich Institoris dem Roman angepasst. In Wahrheit ist Institoris, dessen eigentlicher Name schlicht Kramer lautete, ein blutiger Scherge der katholischen Kirche gewesen. Ein größenwahnsinniger, irregeleiteter Massenmörder, der sich am Ende seines Lebens rühmte, zweihundert Hexen zur Strecke gebracht zu haben.

Weit mehr Unheil und Unrecht aber dürfte sein Machwerk Der Hexenhammer, das Malleus Maleficarum, über die Menschen gebracht haben, wurde es doch in zigfacher Auflage verbreitet und schürte den verblendeten Hexenglauben, erzeugte Hass und rief zur Denunziation auf. Allein ein Satz wie „Alle Hexenkunst erlahmt, sobald sie durch Beamte der staatlichen Gerichtsbarkeit gefangengenommen werden“ zeigt die ganze irregeleitete Anmaßung der Verfasser. Insofern steht der Hexenhammer einem Pamphlet wie Mein Kampf um nichts nach.
Lotte ist mir ans Herz gewachsen. Noch ist sie jung, verletzt und verblendet. Noch glaubt sie an das Gute, das die Inquisition bringt:

Gott ist gut!

Ich glaube nicht.

Uwe Voehl, Bad Salzuflen im März 2019 

Schwarze Grüße
UIwe