Das Cover des ersten Buches unserer neuen HEXENHAMMER-Serie haben wir euch schon vor einigen Wochen vorgestellt. Nun lüften wir den Vorhang ein wenig mehr und präsentieren euch eine erste Leseprobe. Die Szene ist der Beginn des Buches und schließt direkt an das legendäre DORIAN HUNTER-Abenteuer „Der Folterknecht“ an.

Vergangenheit
Anno Domini 1485
Letzte Nacht habe ich den Teufel erneut angerufen. Es war noch nicht lange her, dass wir uns gegenüberstanden, und Asmodi erkannte mich sofort wieder. Er erschien in der Gestalt des Papstes Sixtus IV., der erst im August letzten Jahres gestorben war. Natürlich machte sich Asmodi einen Spaß daraus, ihn noch nach dem Tode zu verhöhnen, indem er statt einer Krone zwei Bockshörner zur Schau trug, die ihm aus der Stirn erwuchsen. Auch war das goldene Kreuz, das er an einer Kette um den Hals trug, ein auf den Kopf gestelltes. Zu guter Letzt trug er in der linken Armbeuge einen toten Knaben mit einer roten Kardinalsmütze auf dem Kopf – sicherlich ein Hinweis darauf, dass dem Papst nachgesagt worden war, seine Lustknaben zu Kardinälen zu erheben.
Voller Hass starrte ich Asmodi an. Mich konnte er mit seinem Auftritt nicht mehr schockieren. Dazu hatte ich mich durch mein Tun selbst zu weit vom ehrenhaften Pfad entfernt. Wäre er ein normaler Mensch gewesen, ich wäre ihm an die Gurgel gesprungen und hätte ihn auf der Stelle erwürgt. Er hatte mein Leben zerstört, indem er meine Familie getötet und mir meine geliebte Frau und meine nicht minder geliebten Kinder genommen hatte … Erhofft hatte ich mir das ewige Leben. Bekommen hatte ich ewiges Leid.
Meine Wut war Labsal auf seiner schwarzen Seele, denn der Fürst der Finsternis grinste mich an, während er um den Bannkreis, den ich zu meinem Schutze gezogen hatte, herumtänzelte.
„Womit kann ich dir diesmal dienen?“, fragte er mit falscher Höflichkeit. „Reicht dir nicht das ewige Leben, das ich dir geschenkt habe? Dürstet dir nach Gold und Geschmeide? Nach schönen Frauen oder hübschen Knaben gar? Nach Prunk und Macht und …?“
„Schweig!“, fuhr ich ihn an. „Nichts hast du mir geschenkt. Für alles, was du mir gabst, habe ich mehr als genug bezahlt!“
Er lachte dröhnend. „Hast du dich nicht einen gelehrten Mann geschimpft? Hättest du die Schriften sorgfältig studiert, so hättest du gewusst, worauf du dich einlässt. Also, weshalb störst du mich diesmal, Baron Nicolas de Conde?“
Auch wenn er Eindruck zu schinden versuchte, wusste ich es doch besser. Indem ich ihn herbeizitiert hatte, war er in meiner Gewalt – nicht umgekehrt. Und doch fühlte ich keinen Triumph, wusste ich doch nur zu gut, dass das, was ich von ihm begehrte, mich erneut in seine Fänge trieb. Und auch er wusste es. Denn wer den Teufel herbeiruft, tut dies nicht ohne triftigen Grund. Und mag sein Begehren aus noch so reinem Herzen kommen, so weiß der Teufel es doch zu vergiften. Gewiss, der freie Menschenwille neigt zum Guten wie zum Bösen, aber um zum sündigen Handeln zu schreiten, ist es nötig, dass er von etwas zum Bösen bestimmt werde. Und wer ist dafür besser geschaffen als der Teufel selbst? Insofern, so er sich mit dem Teufel und seinen Heerscharen einlässt, ist der Mensch stets der Verlierer.
Und wieder stellte ich mir die Frage: Hatte ich nicht schon genug verloren, um mich ein zweites Mal mit Asmodi einzulassen?

So weit eine erste Leseprobe aus „Die Inquisitorin“. Buch und Hörbuch erscheinen zeitgleich am 7. Juni. Wenn ihr es direkt beim Verlag bestellt, erhaltet ihr als Dankleschön ein Poster des Titelbilds dazu. Zu bestellen sind Buch und Hörbuch hier.

 

Keep the Horror burning!
Uwe