Sex mit Haifischen? Warum nicht: Schon Berthold Brecht wusste zu dichten, dass der Haifisch Zähne hat und durchaus nicht nur in Meeren anzutreffen ist, sondern auch in feinster Gesellschaft. Der Finanzhai ist eine verwandte Spezies. Normalerweise kommen in DAS HAUS ZAMIS nur ehrbare Dämonen zum Zuge: Vampire, Hexen, Ghouls … Michael Marcus Thurners zeitgemäße Interpretation des Brecht’schen Archetypen ist allerdings so genial, dass ich euch einen Ausschnitt nicht vorenthalten möchte:

»Ihr seid sonderbare Wesen, ihr Dämonen«, sagte Angélique. »Aber ich mag euch. Ich liebe den Sex mit deinesgleichen. Er ist immer anders und stets überraschend.«

»Du verträgst eine ganze Menge. Und es wundert mich, dass du so offen über uns Dämonen redest.«

»Ich habe einen guten Riecher und fühle, in welcher Stimmung du gerade bist. Andernfalls wäre ich längst aufgestanden, hätte mein Geld kassiert und wäre gegangen.«

»Ja, du hast offensichtlich einen guten Riecher«, echote Requin.

»Darf ich dir noch eine Frage stellen?«

»Nur zu.«

»Was für eine Art von Dämon bist du? – Ich hatte Kontakt mit Vampiren, mit Untoten, mit Aufsitzern und mit lesbischen Hexen, die einem Märchenbuch entsprungen zu sein schienen. Mit einem masochistisch veranlagten Dämon, der zum Gefolge Asmodis gehört. Mit einem Zwerg, der behauptete, der böse Geist der Stadt Wien zu sein. Er war das widerlichste Geschöpf, das ich jemals zwischen meine Beine ließ.« Angélique hielt kurz inne und fuhr dann nachdenklich fort: »Aber deine Art ist mir völlig fremd. Auch dein Körper fühlt sich sonderbar an. So kühl und so rau, so unglaublich kräftig.«

»Hast du denn nichts zu meinem Schwanz zu sagen?«

»Er ist ein Prachtexemplar. Der schönste und längste, den ich mir jemals in den Mund und sonst wohin geschoben habe«, sagte sie routiniert.

»Du brauchst nicht zu lügen. Ich weiß, dass ich trotz meiner Körpergröße nicht sonderlich gut gebaut bin. Das sind Wesen meiner Art allgemein nicht.«

»Was mich wieder zu meiner Frage zurückführt: Wer oder was bist du eigentlich, Anton Requin?«

»Meine Art kommt aus dem Wasser. Ich gehöre einem uralten Geschlecht an, das mit anderen Dämonensippen kaum etwas gemein hat. Ich bin von Natur aus ein Jäger. Die Geschöpfe, von denen wir uns einstmals abtrennten, auf eine Weise, die wir heute nicht mehr verstehen, leben immer noch in den Weltmeeren, ja, sie beherrschen sie. Man nennt sie Haie.«

»Du bist ein Hai«, wiederholte Angélique nachdenklich.

»Unseresgleichen sind hauptsächlich in der Geldbranche anzutreffen. Dieses Metier liegt uns. Wenn also in einer Unterhaltung einmal der Begriff Finanzhai fällt, würde ich denjenigen sehr aufmerksam begutachten. Womöglich zeigt er in seinen Verhaltensweisen Ähnlichkeiten mit mir.«

»Das klingt wirklich interessant. – Stört es dich, wenn ich dusche, bevor ich gehe?«

»Glaubtest du denn, dass dieser Arbeitstag für dich bereits zu Ende wäre?« Requin lächelte sie an. Er betörte sich an ihrem Duft. Sie stank nach Sex, nach Schweiß – und neuerdings ein klein wenig nach Angst.

»Du hast noch nicht genug, Anton?« Angélique lächelte unsicher. »Deine Ausdauer ist bewundernswert.« Sie tastete über seinen flachen Bauch, berührte sachte die Oberschenkel, näherte sich vorsichtig dem Zentrum seiner Männlichkeit.

»Wir Haie spielen gerne mit unserer Beute«, sagte Requin. »Wir treiben sie vor uns her, lassen sie in Ungewissheit, geben ihnen mitunter das Gefühl, dass sie jederzeit entkommen könnten. In Wirklichkeit jedoch …« Er packte sie am Armgelenk und schob die Hand nahe an seinen Mund, um sie zärtlich und gierig zugleich zu küssen, von oben nach unten und von unten nach oben.

»Das ist eine seltene, aber umso schönere Tugend.« Angélique schob sich näher an ihn heran und kuschelte sich an seine Halsbeuge.

Ihr Körper bewegte sich in einem Rhythmus, wie er ihn liebte. Er erinnerte ihn an sachte auslaufende Wellen am Strand, die plötzlich durch die Rückkehr der Flut heftiger heranströmten und immer weiter ins Festland vordrangen. Sie schoben Sand und Kiesel vor sich her, das Gestein knirschte, während die Wellen hochgischteten und laut brüllend übereinander zusammenschlugen, sich zu einem wütenden Sturm entwickelten …

»Es freut mich, dass dir das hier gefällt«, sagte Requin.

Er umklammerte die Hand fester und biss zu. Biss das Gelenk durch und spuckte das blutende Ding aus, um sich auf Angélique zu wälzen, seine Kiefer auszurenken und ihr deutlich vor Augen zu führen, wie groß sein Maul wirklich war und was er alles imstande war herunterzuschlucken.

»Ich bedaure, dass ich dir wehtun muss, Angélique. Doch bei dem, was ich nun vorhabe, sind die Arme und die Beine im Weg. Ich weiß, dass du schier unerträgliche Schmerzen hast. Aber ich verspreche dir: Es wird wieder besser. Es wird alles wieder gut.«

Requin biss der Hure den rechten und dann den linken Arm ab, bevor er sich um die Beine der laut und schrill schreienden Hure kümmerte.

Appetit bekommen? Dann holt euch gleich den ganzen Happen! „Die Todesuhr“ heißt das aktuelle DAS HAUS ZAMIS Buch, das die Nummer 47 trägt.

Keep the Horror burning!

Uwe