Horror auf der HÖRMICH!

14. Juli 2017

Die HÖRMICH 2017 ist vorüber, und auch für mich war sie mit einigen tollen Begegnungen und Erlebnissen verbunden. Es war einfach mal schön, nicht nur als Autor aufzutreten, sondern sich auch einfach mal als Fan entspannt umzusehen.

„Entspannt“ – das ist glaube ich das Zauberwort, das diese Messe auf dem Gelände des Kulturzentrums Faust ausmachte. Bereits draußen erwartete einen ein buntes Treiben von Hörspielfans, die dann doch nicht ganz so freakig wirkten, wie ich es von Horror-Cons gewohnt bin. Vielleicht liegt es auch daran, dass das Hörspiel auch viele Hörerinnen anzieht und viele weibliche Fans gekommen waren.

Gleich am Anfang traf ich auf alte Bekannte: Sven Schreivogel und meinen JOHN-SINCLAIR-Kollegen Florian Hilleberg alias Ian Rolf Hill, und wir kamen gleich ins Fachsimpeln über die nächsten DARK-LAND-Romanhefte. Florian hat auch die Scripts zu einigen GORDON-BLACK-Hörspielen verfasst – insofern war er hier genau richtig.

Auf dem Gelände schaute ich mich erst mal um. Da stiegen selbst mir als hartgesottenem Horor-Fan Tränen in die Augen, als ich auf viele alte Langspielplatten stieß, die ich als Kind gehört hatte: LEDERSTRUMPF, DIE SCHATZINSEL und viele andere Europa-Hörspiele. Besonders zog mich – als Liebhaber alter Geistergeschichten im Stile eines M.R. James – aber ein Stand an, an dem DAS GEISTERPFERD von William Hope Hodgson als Hörbuch angeboten wurde, gelesen von Eckard Dux, der deutschen Stimme von Gandalf. Wie ich mich überhaupt ständig von Promi-Sprechern umgeben fühlte oder an den Ständen mit ihnen geworben wurde. Ich denke, die Sprecher waren wirklich die Stars auf dieser Messe.

Gleich daneben erwarb ich noch ein Plakat, das zeichnerisch die legendäre Neon-Gruselserie bei Europa von H.G. Francis aufgriff. Ich war glücklich!

Angereist war ich aber wegen Dennis Ehrhardt und Zaubermond. Dennis hatte im Hauptgebäude einen Stand, und die neuen DORIAN-HUNTER-Hörspiele – vor allem die limitierte LP! – ging weg wie die berühmten heißen Semmel. ZAUBERMOND war wohl auch der größte Anbieter an dem Tag und prägte auch das Programm. Bereits kurz nach Mittag gab es eine Podiumsdiskussion, an der auch ich mich beteiligen durfte, zum Thema: „ Horror, Mystery oder Action: Was ist DORIAN HUNTER?“ Natürlich plädierte ich eindeutig für den Horror, aber es ist so, dass die Serie im Laufe der Jahrzehnte durchaus humoriger, man kann auch sagen: entspannter, geworden ist, und das liegt sicherlich nicht zuletzt an den Hörspielen, die einen großen Einfluss auf die Romane haben. Sicherlich interessanter für die zahlreichen Zuhörer waren aber die Ausführungen zur Hörspiel-Produktion meiner Mit-Talker Thomas Schmuckert, Sounddesigner Alexander Rieß, Musiker Andreas Meyer und natürlich Dennis Ehrhardt.

Und nun kam für mich das absolute Highlight: Nachdem ich ja nun schon ein paar der Mitwirkenden kennengelernt hatte, durfte ich an der Probe teilnehmen. Die Sprecher und anderen Mitwirkenden waren exklusiv angereist, um für den Abend DORIAN HUNTER – Kirkwall Paradise auf der Hauptbühne live aufzuführen. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, an solch einer Probe teilzunehmen? Für mich war es äußerst spannend zu erleben, wie routiniert Dennis die Schauspieler und Sprecher durch das Script leitete – das ist ja ein wirklich bunter quirliger Haufen, und jeder Einzelne ein kleiner oder auch großer Star. Und dennoch lief alles sehr entspannt und gleichzeitig sehr kreativ ab. Ich hatte den Eindruck, dem Wiedersehen einer großen Familie zuzuschauen, in der jeder den anderen bestens kennt, ihn respektiert und auch unterstützt. Vor allem aber kam auch hier der Humor nicht zu kurz, dafür garantierten allein die Utensilien, die Dennis nach und nach präsentierte. Das aufblasbare Riesen-Handy hätte ich auch zu gern gehabt! Für mich waren alle Sprecher fantastisch, aber ein paar haben mich dann besonders nachhaltig beeindruckt: Thomas Schmuckert ist einfach Dorian Hunter, und Kerstin Draeger als überkandidelte Giuletta di Esperanza war einfach sensationell!  Frank Gustavus werde ich jetzt immer vor Augen haben, wenn ich Marvin Cohen höre. Mein persönlicher Favorit war aber Frank Felicetti als Donald Chapman, und das nicht nur, weil er sich ungemein für das neue DAS HAUS ZAMIS interessierte  sondern einfach genial war!

Später, auf der Rückfahrt von Hannover nach Bad Salzuflen, klangen mir die Stimmen immer noch im Ohr. Es war mein ganz persönliches Hörspiel, das mich begleitete.

Keep the Horror burning!
Uwe