Wien hat eine große Bedeutung für DORIAN HUNTER. Hier haben die beiden Begründer der Serie, Ernst Vlcek und Kurt Luif, gelebt und gearbeitet. Hier haben sie auch die Familie von Coco Zamis angesiedelt. Dorian Hunter ist ihr in dieser Stadt zum ersten Mal begegnet. Die Handlung kehrt immer wieder nach Wien zurück. Asmodi scheint sich dort besonders gerne aufzuhalten, und Skarabäus Thot so wie alle Schiedsrichter der Schwarzen Familie nach ihm hatten dort sein Büro. Nachdem Dorian Hunter nun eine Weile in der Welt unterwegs war, wurde es Zeit, mal wieder nach Wien zurückzukehren. Christian Schwarz berichtet.

Ein wenig ist das immer wie Weihnachten. Oder das Auspacken eines Geburtstagsgeschenks, wenn die neuen Dorian-Hunter-Expos in meinem Mailpostfach auftauchen. Vor allem, wenn ich wieder mit einem Teilroman dran bin. „Was setzt mir Andrea dieses Mal vor?“, denke ich gespannt, bevor ich die Schleife abmache (sozusagen) und mich auf den Inhalt stürze. Ein wirklich spannender Vorgang, das Auspacken dieser Überraschungs-Geschenke. Denn bis dato habe ich in aller Regel null Ahnung, wie’s weitergeht, was da also auf mich zukommen könnte.

Beim 84er ist’s noch überraschender als sonst. Ein neuer Zyklus beginnt, ich rechne mit dem Schauplatz Japan, China, Russland, der hinteren Mongolei, Vorderindien, was weiß ich. Aber ganz sicher nicht mit Wien. Und dann auch noch mit Coco Zamis in der Hauptrolle! Coco und Wien, eine der weltschönsten Städte, back to the roots, viel besser kann’s ja gar nicht laufen, freue ich mich. Zumal Andreas Expo tatsächlich weit in die Dämonenkiller-Historie zurückgreift und eine faszinierende Figur auferstehen lässt, die allerdings nur einen kurzen Auftritt hatte. Und an die sich deswegen nur noch die eingefleischtesten Fans erinnern werden. Mit Coco und Wien hatte diese Figur damals allerdings rein gar nichts zu tun. Damals. Jetzt schon.

Auch sonst ist das Expo durchaus dazu angetan, mich zu verzücken. Einige Szenen sollen auf dem Spittelberg spielen, auf dem ich mich bei meinen beiden Wien-Besuchen besonders gerne herumgetrieben hatte. Dazu muss man wissen: Der Spittelberg ist eine der liebenswertesten Ecken Wiens, historisch, jede Menge Lokale und Geschäfte. Eines dieser Lokale ist mir besonders in Erinnerung geblieben: die Studentenkneipe „Käuzchen“ mit seinem Sozialbier (Cervicia Socialis), dem Zahnarztstuhl neben der Theke und dem Durchgang zur „Urologischen Station“ (Toilette). Genau hier müssen einige Szenen spielen, das ist mir sofort klar. Und dann gibt es da noch eine andere Location, die allerdings eine zentralere Rolle spielen soll und vorgegeben ist: das kleinste Haus Wiens in der Burggasse 3, das schon seit vielen Jahrzehnten den Uhrmacherbetrieb der Familie Schmollgruber enthält und an dem die Straßenbahnlinie 49 vorbeiführt. Bisher habe ich noch nichts von dem Haus gehört, es ist mir bei beiden Wien-Besuchen entgangen, sozusagen durch die Finger geflutscht. Ich bin sofort fasziniert von dem klassizistischen „Käfig“, nicht mehr als ein schmaler Anbau, in dem es gerademal 14 Quadratmeter Platz gibt. Wie müssen die darin geforderten Kampfszenen aussehen? Wie stark dürfen/sollen die Ähnlichkeiten mit dem Original sein? Sofort beginnen die kleinen grauen Zellen zu arbeiten, die ganze Story ist eine echte Herausforderung.

Denn es tauchen gleich eine ganze Menge mehr Fragen auf. Wo befindet sich eigentlich das Schiedsrichterbüro der Schwarzen Familie? Wurde das schon mal ausgesagt? Nein, niemand weiß was, also habe ich freie Hand. Ich will’s genau wissen und suche mir einen geeigneten Standort. Vielleicht Räumlichkeiten in einem der zahlreichen Geschäftshäuser in der Innenstadt? Eher nicht, weil ja eine Wohnung direkt ans Büro anschließt, das kann ich mir in einem Geschäftshaus eher weniger vorstellen. Ein kleines, etwas abseits gelegenes Einfamilienhäuschen, in dem Coco ihr Schiedsrichteramt diskret ausüben kann, wäre mir also ganz Recht. Gibt’s das in den inneren Wiener Bezirken? Nein, eher nicht, ich finde nichts Geeignetes. Also raus in die äußeren Bezirke. Schließlich bleibe ich an einem belebten Platz im 19. Wiener Bezirk Döbling hängen. Dort stehen Häuser, die mir wie geschaffen erscheinen, also ist das Schiedsrichterbüro ab sofort dort angesiedelt. Bis auf Weiteres. Einem späteren Umzug steht schließlich nichts im Weg. Und, ach ja, wie sieht das Büro wohl von innen aus? Wie werden Dämonen, die hier vorsprechen, standesgemäß empfangen? Nachlesbar in DORIAN HUNTER 84: „Die Uhrmacherin“.

Viel Spaß beim Lesen also, es lohnt sich. 🙂 Und der neue Zyklus wird Hammer, das wird jetzt schon deutlich, nicht zuletzt wegen der neuen/alten Gegenspielerin, die noch für verblüffende Wendungen sorgen wird, wie ich Andrea kenne. Wo die Reise aber wirklich hingeht, weiß ich noch nicht. Wie immer eben. Ich lasse mich aber gerne überraschen. Das nächste Expo kommt bestimmt.

Christian Schwarz