Im ersten Teil ging es darum, euch darzulegen, wie ein Exposé entsteht. Nach der Abnahme durch den Verleger geht das Exposé an die bereits fiebrig wartenden Autoren. Es folgt die Schreibphase …

Kaum ein Verleger leistet sich noch den Luxus, jeweils ein ausführliches Exposé für einen Serienroman zu erstellen. Langlebige und erfolgreiche Serien wie PERY RHODAN beweisen jedoch, dass nur damit eine gleichbleibende Qualität gewährleistet ist. Einer muss den Job halt machen: den roten Faden in der Hand halten und den Autoren, die nicht so nah dran sind an der Serie und unter Umständen auch gar nicht alle Romane gelesen haben, mit Ideen und Informationen zu füttern.

Die Autoren haben in der Regel zwei bis drei Monate Zeit, einen der zwei Teilromane in jedem DORIAN-HUNTER- oder DAS-HAUS-ZAMIS-Buch zu schreiben. Eigentlich Zeit genug, sollte man meinen … Zumal die Einteilung bereits ein ganzes Jshr früher erfolgt. Dennoch steht nicht jeder Autor gleich wartend da und legt los, In der Regel werden die Deadlines gnadenlos ausgereizt.

Auf welche Weise die Autoren das Exposé als Grundlage für ihren Roman benutzen, ist sehr unterschiedlich. Michael Marcus Thurner zum Beispiel liebt es, sehr frei zu arbeiten. Er löst sich nie völlig von der Expo-Handlung, aber gibt seinem Roman oft eine völlig andere überraschende Richtung. Ich selbst habe es eine Weile so gehalten, dass ich wie ein gespannter Leser das Exposé immer nur häppchenweise gelesen habe, um mir selbst die Spannung beim Schreiben zu bewahren. Mittlerweile bevorzuge ich es, mir vorher eine ungefähre Arbeitsaufteilung zu machen, sodass ich weiß, worauf ich hinarbeiten muss. Genauso, noch exakter, macht es Oliver Fröhlich, der das Exposé gleich in einzelne Kapitel unterteilt, bevor er mit dem Schreiben beginnt. Eine Ausnahme bildete der im letzten Jahr verstorbene Malte S. Sembten, der unter dem Pseudonym Rüdiger Silber für beide Serien großartige Romane verfasst hat. EIn Zitat dazu von ihm:

„Aber selbst beim HAUS ZAMIS gibt es Diskontinuitäten, die daran liegen, dass die Autoren die Serie nicht immer lesen (das kann man auch nicht verlangen; Serienprofis müssten sonst regelmäßig mehrere Serien komplett lesen). Z.B. musste ich den Dämon Helmut von Bergen (hieß der so?) schwul machen, um sein erratisches Verhalten gegenüber Coco zu erklären. Catalina wusste nämlich nicht, dass seine Beziehung zu Coco sich in den Romanen von Oli und mir positiv entwickelte, sodass sie ihn danach quasi wieder „auf Null“ gestellt hatte. Oder die Schilderungen des „Labors“ von Asmodi, in dem Asmodi Cocos Ungeborenes heranzieht: die fiel in meinem Roman und dem darauffolgenden von Oli völlig unterschiedlich aus. Strenge Expo-Treue hat nur Sinn, wenn es für die Serie wichtig ist. Die meisten der unterschiedlichen Sichtweisen hingegen haben, zumal es sich um ein sogenanntes Einzelabenteuer handelt, keine Auswirkungen auf spätere Romane und damit auf die Serie. Das ist dann Expo-Treue um der Expo-Treue willen.“

Malte S. Sembten war ein Autor, der die Expos sehr ausreizte oder gerne auch schon in der Expophase Ideen zusteurte – am liebsten aber erst einmal alles infrage stellte und diskutierte. Aber eines kann ich sagen: Es kam stets ein besserer Roman dabei heraus, als ich als Exposé-Autor es mir erhofft hatte.

Und so soll es schließlich sein: Von der ersten Idee bis zum Manuskript arbeiten alle daran, das Vorhandene noch weiter zu optimieren. Jeder Einzelne gibt sein Bestes für die Serie. Die meisten sogar ihr Herzblut!

Keep the Horror burning!
Uwe

Das Foto zeigt ZAUBERMOND-Autor Christian Humberg auf der Suche nach dem richtigen Anfangssatz.
Foto: Daniel Dornhöfer, Mainz www.dornhoefer-photography.de