… hat nichts zu befürchten, keine Sorge. Denn ab sofort bekommt es die Schwarze Familie in Wien mit einer sehr resoluten jungen Dame zu tun. Und Achtung, wenn ihr euch im Bereich der Polizeistation Schillergasse aufhaltet: Mirka König mag es gar nicht, wenn man sie »Mikro« nennt!

»Ah, die Neue! König. Mikro König, nicht wahr?« Gruber nickte knapp und deutete ihr, auf einem Stuhl vor seinem überladenen Schreibtisch Platz zu nehmen.

»Ich heiße Mirka«, antwortete sie so gelassen wie möglich und setzte sich.

»Verzeihung. Ich dachte, dass sich Ihre Eltern einen Scherz auf Ihre Kosten gemacht hätten. Groß sind Sie ja nicht gerade.« Er blickte auf seine Unterlagen. »Einmetereinundsechzig …«

»Groß genug, um aufgenommen zu werden.«

»Ja«, sagte Gruber leise, kaum hörbar. »Weil die Polizei heutzutage jedermann akzeptiert, sobald er den eigenen Namen fehlerfrei schreiben kann.«

Mirka schwieg. Sie war wegen ihrer geringen Körpergröße drei Jahre lang Hohn und Spott an der Sicherheitsakademie in der Marokkaner Kaserne ausgesetzt gewesen. Aber sie hatte sich durchgesetzt. Mit eisernem Willen, mit Fleiß, mit Disziplin.

»Wie auch immer, König. Sie sind uns zur Probe zugeteilt.« Gruber blätterte durch die Unterlagen, nach vorne und wieder zurück. »Da gibt es einige Empfehlungsschreiben. Vom Oberst Soundso und vom Major Soundso. Sie haben also Beziehungen.«

»Nein«, widersprach Mirka ruhig. »Ich habe meine Ausbildung mit ausgezeichnetem Erfolg bestanden. Meine und Ihre Vorgesetzten sind der Meinung, dass ich nicht im Streifendienst eingesetzt werden sollte, sondern …«

»Ah. Sie wollen zum BKA.«

»Ja. Zum Bundeskriminalamt.«

»Verstehe. Nun, damit sind die Fronten geklärt, Fräulein König. Für Sie ist die Polizeistation Schillergassebloß ein Durchlaufposten.«

»Ich verspreche Ihnen, dass ich mein Bestmögliches geben werde und …«

»Ach, sparen Sie sich diese Litanei, König!« Der Oberst knallte den Akt vor sich auf den Tisch. Staub wirbelte hoch, im Lichtstrahl gut erkennbar, der von rechts durch ein vergittertes Fenster einfiel. »Ich sehe es Ihnen doch an, dass sie sich bloß auf der Durchreise befinden!«

Mirka schwieg, während Gruber einen Vortrag über Enthusiasmus, Verantwortungsgefühl, Kadergehorsam und Verpflichtungen losließ. Sein Gesicht lief dunkelrot an, die Wangen waren gefleckt. Der übergewichtige Mann hatte ganz gewiss überhöhten Blutdruck und vermutlich Zucker.

Und er war ein Arsch.

»Im mittleren Büro ist ein Schreibtisch freigeworden«, sagte Gruber, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. »Der alte Doskozil ist in den Vorruhestand geschickt worden. Leider. Machen Sie sich mit seinem Bezirk vertraut, blättern Sie in den Dienstvorschriften, und lackieren Sie meinetwegen Ihre Fingernägel. Besuchen Sie mich nach dem Mittagessen wieder. Wenn bis dahin etwas auf meinem Schreibtisch gelandet ist, das Ihren … Fähigkeiten entspricht, teile ich ein. Und jetzt machen’s die Tür zu. Hinter Ihnen.«

Mirka stand auf, stand stramm und nickte mit dem Kopf, bevor sie den Raum durch die Glastür verließ.

Sie atmete tief durch. Na also. Das war ja gar nicht mal so schlecht gelaufen …

So weit ein Vorabauszug aus dem Anfang September erscheinenden DAS HAUS ZAMIS-Buch »Wer ohne Sünde ist …« Und jetzt sucht sich die Redaktion ein schattiges Plätzchen – der Blut-Cocktail müsste inzwischen gut abgekühlt sein …

Keep the Horror burning!
Uwe