Im Zeichen von Corona erinnern wir uns, dass Pandemien schon immer die Menschheit in Atem hielten: Die Antonistische Pest (165-180), die Justianische Pest (541) und nicht zuletzt der Schwarze Tod (1347-1352).

Bis heute ist umstritten, ob der Schwarze Tod tatsächlich von Pestbakterien hervorgerufen wurde. Doch die Symptome waren dieselben: Zu Beginn entstanden Schwellungen in der Leistengegend oder in der Achselhöhle, dann überall am  Leib schwarze und blaue Flecken – die Vorboten des Todes. Letztlich raffte der Schwarze Tod ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahin: 20 Millionen Menschen!

Immer wieder werden die Pest und der Schwarze Tod auch in den DORIAN HUNTER-Romanen thematisiert:

In dem Roman „Das Mädchen in der Pestgrube“ bezieht sich der Autor auf die große Pestepidemie, die bis zum Jahr 1713 in Wien wütete:

Beim Bau der U-Bahn auf dem Stephansplatz von Wien stößt man immer wieder auf die Gebeine jener, die bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts auf dem St. Stephans-Freithof begraben wurden. Die Gebeine werden in die Karner der Katakomben von St. Stephan überstellt.

Einer der Arbeiter entdeckt bei den Ausgrabungen ein Stück Stoff. Er gräbt im Alleingang weiter, bis ein Zipfel eines Kleides freiliegt, dann stößt er auf ein Bein… und schließlich liegt vor ihm die Leiche eines jungen, hübschen Mädels frei. Sie trägt eine einfache Alt-Wieder Tracht. Die Leiche ist gut erhalten, ja, das Mädchen scheint zu leben.

Und dann erhebt es sich tatsächlich. Den Arbeiter trifft der Schlag – im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Herz setzt einfach aus. Das Mädchen wandelt durch den U-Bahn-Tunnel, an den verdutzten Arbeitern vorbei (die nicht gesehen haben, dass sie praktisch von den Toten auferstanden ist) und deshalb denken, es handle sich hier um einen makabren Scherz). Schließlich verschwindet das Mädchen spurlos.

Die Zeitungen bringen das in großer Aufmachung. Aber nach dem ersten Bericht geht ihnen der Stoff aus, denn das Mädchen bleibt spurlos verschwunden. Die Sache gerät in Vergessenheit.

Übrigens begegnen wir hier Asmodi I., der fast 300 Jahre im Körper des Mädchens Steffi gefangen war und in einer Pestgrube lag. In der Gegenwart wird der Körper nun freigelegt.

In der Vergangenheitshandlung lässt uns Kurt Luif durch die Augen Ferdinand Dunkels (Dorians 8. Leben) hautnah an den Geschehnissen teilhaben: Viele der Pesttoten werden einfach in Massengräbern auf dem St. Stephans-Freithof in Massengräbern verscharrt. In der Gegenwart hat Dorian Visionen. Immer wieder sieht er vor sich, wie Pesttote in Karren herangefahren werden und wie man sie in ein Massengrab wirft. Sträflinge verrichten diese Arbeit. Diese Vergangenheitshandlung ist derart anschaulich geschildert, dass die Szenen bis heute für mich zu den nachhaltigsten der Serie gehören.

In der damaligen Heftserie wurden keine weiteren Ferdinand Dunkel-Abenteuer mehr erzählt. Umso erfreulicher war für mich, dass Dorians 8. Leben Jahrzehnte später in dem Buch „Pestmarie“ noch einmal aufgegriffen wurde. Man kann sich meine Freude vorstellen, dass damals kein Geringerer als Ernst Vlcek das Exposé dazu verfasste und ich als Autor einen Teilroman verfassen durfte!

Foto: Ernst Vlcek (rechts) und Uwe Voehl im Schatten der Wiener Pestsäule