Sprecher-Anekdoten

1. Juli 2016

Kürzlich habe ich bei Sprachaufnahmen in Berlin einen Sprecher wiedergetroffen, mit dem ich seinerzeit für die Folge „Sonderberg & Co. und das psychomagnetische Experiment“ zum ersten Mal zusammengearbeitet habe: Thomas Petruo. Eine sensationelle Stimme, sowohl was den Klang aus auch den schauspielerischen Ausdruck betrifft – was man unter anderem in der großartigen US_Serie „The Wire“ hören kann, wo Thomas der Figur „Bubbles“ die Stimme leiht (es gibt kaum eine Serie, die unfassbar viele Erzählstränge und Charaktere so dicht und so konsistent über mehrere Staffeln entwickelt wie „The Wire“ – unbedingt anschauen!).

Aber zurück zum „Psychomagnetischen Experiment“, in dem Thomas dem zwielichten Helfer von Professor Terrano, Cornelius Voigt, spricht. Dabei erschien mir Thomas zu Anfang, also bei der ersten Kontaktaufnahme zur Terminfindung, sehr zurückhaltend und reserviert. Ich dachte mir nicht so viel dabei. So ist das halt manchmal, die Chemie muss ja nicht immer stimmen. Bei den Aufnahmen sind wir beide dann sehr freundlich miteinander umgegangen, wie es sich gehört – und das Ergebnis konnte sich auch hören lassen … aber leider nur bis zu einem gewissen Grad, wie ich nach Fertigstellung des Hörspiels hören musste:

So war mir Cornelius Voigt in einigen Szenen nicht präsent genug. Zum Beispiel kriecht er gegen Ende der Geschichte aus einem Versteck unter einem Tisch. Dafür hatte ich aber leider nicht die entsprechenden „Kriechlaute“ mit Thomas aufgenommen, sodass Cornelius Voigt plötzlich scheinbar wie aus dem Nichts in der Szene neben Terrano und Sonderberg stand. Blöder Fehler von mir. Also habe ich Thomas noch einmal angerufen, ihm das Problem geschildert und reumütig gefragt, ob er bereit wäre, für eine Nachaufnahme ins Studio zu kommen. Als Honorar konnte ich ihm leider nur eine lächerliche kleine Summe bieten.

Seine Antwort lautete (sinngemäß): „Das ist doch überhaupt kein Problem, ich komme sehr gern. Ich finde es großartig, dass du überhaupt so viel Mühe auf dich nimmst und nachträglich etwas korrigieren möchtest. So etwas ist ja leider überhaupt nicht üblich.“ Das waren nur ein paar kleine Sätze, und es war auch nur eine „kleine“ Nachaufnahme von wenigen Minuten, aber beides ist mir in Erinnerung geblieben. Seitdem freue ich mich jedes Mal, wenn Thomas und ich uns bei einer Aufnahme wiedersehen. Ohne sein Verständnis wären Cornelius Voigts umständliches Kriechen und seine herausgestoßenes „Finger weg!“ am Ende des fünften Falls nicht zu hören … 😉