Hallo ihr Lieben,

heute nehme ich so etwas Altmodisches wie einen Leserbrief zum Anlass, um ein wenig über die Extra-Geschichte des aktuellen Falles zu erzählen – wobei, so altmodisch ist dieser „Brief“ nun auch wieder nicht, denn er erreichte mich immerhin über die Zaubermond-Facebook-Seite …

Also. Wolfgang Dietrichs schreibt: „Endlich konnte ich mir gestern das neue Hörspiel von Sonderberg kaufen und es heute anhören 🙂 Meine Erwartungen wurden nicht entäuscht. Die Story ist absolut spannend bis zum Schluss, und die Sprecher leisten wieder erstklassige Arbeit. Geräusche und Musik sind, wie nichts anders zu erwarten, ebenfalls auf einem hohen Niveau. Der einzige Wehrmutstropfen ist, dass doch noch ein bis zwei Fragen offen geblieben sind. Aber damit kann ich leben. Aber der absolute Wahnsinn (für mich) ist die zweite Geschichte auf der CD. Ich habe nur noch gelacht. Andreas Fröhlich als Gregor hat hier seine Paraderolle gefunden. Auf so eine Story zu kommen ist schon genial. 🙂 Für mich eine klare Kaufempfehlung für alle,die ein hochwertiges und tolles Hörspiel nicht verpassen möchten. 🙂 „

Tja, was soll ich sagen – außer „danke“ …?

Vielleicht, dass seinerzeit, als ich die ersten Fälle von Sonderberg & Co. niedergeschrieben habe (es waren übrigens die ersten vier Fälle, die ich am Stück fertigschrieb, bevor auch nur eine Silbe am Mikrofon eingesprochen wurde – welch ein Wahnsinn, denk ich heute!) … Also, seinerzeit war jedenfalls noch keine Rede von „Sonderbergs Notizen“. Heute kann ich auch gar nicht mehr sagen, wie und wann ich auf die Idee kam. Nur dass sie mir sofort gefiel. In den Notizen konnte ich nämlich viel freier schreiben als in den regulären Fällen. Es gab ja keinen Kriminalfall, der unbedingt gelöst werden musste. Ich konnte Minnie und Dr. Sonderberg singen lassen, ich konnte Gregor ein Casino eröffnen lassen oder Minnie ein Fahrrad schenken … Kurzum, die Handlung musste überhaupt keinem besonderen Sinn folgen. Sie passierte einfach – und ich glaube, diese Freiheit ist es, die die „Notizen“ im Anhang zu jeder Folge bis heute zu etwas Besonderem machen. Was ich übrigens nicht als Einziger feststelle. So meinte Andreas Fröhlich bei den Aufnahmen zum „Przygodda-Fall“, dass ihm die Geschichte wieder einmal sehr gut gefallen habe – aber die „Notizen“ fände er wirklich großartig …!

Auch zu diesen speziellen Notizen, also dem „Totalisator“, gibt es übrigens etwas zu erzählen. Als nämlich feststand, dass ich Elemente des (wahren) Przygodda-Falls mit den Intrigen um ein Pferderennen verknüpfen würde, habe ich natürlich einige Bücher über die Geschichte des Pferderennens gewälzt. Ich verstehe nämlich zugegebenermaßen so gar nichts vom Pferderennsport und war dementsprechend überrascht, wie „professionalisiert“ dieser im 19. Jahrhundert bereits war. Und welche Bedeutung auch das Wetten damals hatte.

Und dann stolperte ich irgendwann zwangsläufig über den „Totalisator“. Es war das Wort, das mich sofort elektrisierte! Es klang so nüchtern-technisch und gleichzeitig so umfassend und absolut, dass ich seiner Bedeutung sofort auf den Grund gehen musste. So fand ich heraus, dass es sich also nicht um einen Vorläufer des Terminator, sondern um eine besondere Wettmaschine handelte. Aha. Und dann las ich davon, wie das Gewicht von Pferden und Jockeys kontrolliert wird und welche peniblen Regeln es gibt, um für einigermaßen faire Verhältnisse beim Rennen zu sorgen. Und was soll ich sagen, natürlich klopfte in diesem Moment sofort Gregor an die Tür in meinem Hinterkopf und fragte mich: Wer wenn nicht er sei denn bitte schön dafür geschaffen, diese Regeln grundsätzlich auf den Kopf zu stellen …? 🙂

Da die Aufnahme mit Andreas Fröhlich, der ja den Hauptteil der „Totalisator“-Geschichte trägt, sehr, sehr spät erfolgt ist, habe ich das Skript dementsprechend lange vor mir hergeschoben bzw. erst einige Parts verfasst, die für die früher aufgenommenen Sprecher wichtig waren. Also z. B. die kleinen Zwischenszenen mit Sonderberg und Minnie auf der Tribüne der Rennbahn. Aber irgendwann musste das Skript dann natürlich trotzdem mal richtig fertig werden – und wie so häufig bei den Notizen war ich überrascht, wie lang das Extra-Hörspiel dann geworden ist. Was man übrigens an einem winzigen, winzigen „Fehler“ erkennt …

So erklärt nämlich „Mick“ alias Bernd Vollbrecht Gregor zu Beginn, dass er nur „zehn Minuten“ Zeit habe, bevor die Jockeys den Stall betreten. Das liegt daran, dass ich die Szene mit „Mick“ zu einem sehr frühen Zeitpunkt geschrieben habe – zu dem ich davon ausging, dass Gregor ein-, höchstens aber zweimal gezwungen sein würde, seine Wette zu ändern. Aber dann hat sich die Handlung in der finalen Skriptphase, hm, irgendwie … verselbstständigt: Gregor hetzte dauernd hin und her, und alles passte so famos zusammen … bis auf den besagten Satz von „Mick“, der aber schon aufgenommen war … Nun gut, dachte ich. Man muss sich selbst nicht ernster nehmen als nötig – und so ist Gregor nun vermutlich der erste und einzige Mensch der Welt, der innerhalb von zehn Minuten acht Pferden mehrfach den Wassereimer auffüllen und zwischendurch noch drei Mal zum Totalisator rennen kann, um sich dort durch das Gedränge zu kämpfen und seine Wetten zu ändern. Chapeau, Gregor, deine Fitness möchte ich haben! 🙂

Das war es auch schon wieder einmal für heute. Den nächsten Blogbeitrag findet ihr an dieser Stelle in genau einem Monat am 1. Mai. Zum Abschluss wieder einmal zwei neue Rezensionlinks zum „Przygodda-Fall“, die mich zwischenzeitlich erreicht haben:

„Punktlandung für ein Hörvergnügen der Extraklasse!“, urteilt Mareike Lümkemann vom „Terror-Verlag“
„Eine Ausnahmeserie auf dem deutschen Hörspielmarkt!“, findet Markus Stengelin von Hoerspielsachen.de