Freaks!

10. Januar 2020

Eine der faszinierendsten Einfälle im DORIAN HUNTER-Universum sind die Freaks! Oft sind sie noch bizarrer dargestellt als die Dämonen, die sie in der Regel einmal waren. Als „Ausgestoßene“ werden sie bezeichnet. Doch woher bezog Ernst Vlcek, der geistige Vater des Dämonenkillers, seine Inspiration?

Im allerersten DAS HAUS ZAMIS-Band droht der Dämon Behemoth seinem Schüler: „Schon als kleines Kind wurde dir eingeimpft, dass ein Mitglied der Schwarzen Familie nicht auffallen darf. Jeder kann seinen Neigungen nachgehen, aber er muss es geschickt anstellen. Unsere Existenz soll vor den Menschen geheim gehalten werden. Und wenn sich ein Familienmitglied nicht an dieses Gesetz hält und es zu oft verletzt, wird es bestraft und aus unserer Gemeinschaft ausgestoßen. Wenn du so weitermachst, sehe ich für deine Zukunft schwarz. Du wirst als Freak enden, Pietro Salvatori.“

Diese Drohung ist innerhalb der Schwarzen Familie weit verbreitet, und so wird auch die junge Coco Zamis mit ihr mehrmals konfrontiert: „Meine missratene Schwester hat wieder mal den Samariter gespielt“, sagte Lydia sarkastisch. „Du wirst noch mal als Freak enden, Coco.“ Sie wusste, dass ich mich davor fürchtete, und spielte deshalb bei jeder Gelegenheit darauf an. (DAS HAUS ZAMIS Buch 1).

Die Freaks selbst werden sehr anschaulich beschrieben: „Er war eine Ausgeburt an Hässlichkeit. Sein Kopf war lang und schmal, er hatte einen Wolfsrachen, und die untere Gesichtspartie war um gut fünf Zentimeter nach links verschoben. Am schlimmsten wirkten seine übergroßen Henkelohren, über die er zwei Klappen gestülpt hatte, um irgendwelche Wucherungen zu verbergen. Seine Haut hatte das pastellfarbene Zartrosa eines Schweins.“

Ein anderer Freak wird im selben Buch so beschrieben: „Der zweite Freak erschien, und ich bemerkte, dass er kaum eine größere Augenweide war als sein missratener Kollege. Unterhalb seines Gesichts wölbte sich eine Tonnenbrust, und dazu besaß er ausgesprochen dün-ne Glieder, ein knochiges Gesicht mit etlichen schwarzen Beulen und Spinnenfinger, die unglaublich biegsam waren und sich wie Schlangen wanden. Außerdem konnte er nur wie eine Krabbe seitwärts gehen.“

Die Freaks selbst sind keine reuigen Musterknaben. Oft stellen sie ihre Dienste weiterhin den Dämonen zur Verfügung. Andere Gruppierungen verstecken sich, leben im Untergrund und führen von dort aus Krieg gegen die Dämonen, sind dabei aber ebenfalls alles andere als zimperlich: „Mitten in die Versammlung bringen die Freaks ein noch junges Mädchen. Dorian ist erschüttert, als er sieht, was sie mit dem Mädchen machen. Obwohl es eine Dämonin ist, kann er nicht mit ansehen, wie man das Mädchen jagt, mit Zaubersprüchen der Weißen Magie, mit Drudenfüßen, Kruzifixen und anderen Dämonenbannern quält. Er fordert ihren raschen Tod, aber die Freaks wollen das Mädchen zum Sprechen bringen. Als Dorian sie mit einem Schuss erlöst (sie ist ein Werwolf und Dorian hat die Pistole mit einer Silberkugel geladen), wendet sich die Wut der Freaks ihm zu.
Die Freaks sind seine heimliche Armee. Bisher konnten sie den offenen Kampf vermeiden, aber seit Jimmy ermordet wurde, dürfte er sich nicht mehr vermeiden lassen. Entweder die Dämonen liefern den Mörder aus oder es kommt zum Krieg.
Damit ist auch dem Leser klar: Der Krieg der Dämonen gegen die Freaks ist ausgebrochen.“ (Auszug aus dem Dämonenkiller-Expo zu Heft 6: „Freaks“.)

Zu manchen Freaks hat Coco in späteren Jahren ein besonders gutes Verhältnis, fühlt sie sich doch selbst manchmal als Ausgestoßene.

Ernst Vlcek bezog seine Inspiration und seine detailreichen Beschreibungen ganz sicher aus dem Buch „Show Freaks & Monster“, das 1974 auch auf Deutsch erschienen war. Sicherlich ist es nur eine von weiteren Inspirationsquellen, denn mir ist als früheste Ausgabe die von 1974 bekannt, die Romanheftserie DÄMONENKILLER startete aber bereits 1973. Oder war Ernst Vlcek doch ein Zeitreisender, wie manche munkeln?

Auf der legendären Wiener Autorenkonferenz 2003 in Wien marschierte Ernst gut gelaunt und zum Erstaunen der „normalen“ Gäste mit dem Buch in der Hand in den Frühstückssaal und legte uns das Buch ganz besonders ans Herz. Ich bin heute noch stolz darauf, dass mir dieses einmalige Foto gelungen ist – als ewige Erinnerung an einen genialen Meister des Horrors!

Schwarze Grüße!
Uwe