ABRAXAS – in der aktuellen Folge der Reihe DAS HAUS ZAMIS „Tatkammers Sündenfall“ (DAS HAUS ZAMIS 61) betritt eine neue Dämonengottheit die Bühne! Beschworen von seinen Anhängern, könnte er sich langfristig als mächtiger Gegner der Zamis-Sippe und sogar Asmodis erweisen. Aber wer ist dieser Abraxas?

Dazu möchte ich euch eine kurze Episode aus dem aktuellen Roman von Michael Marcus Thurner vorstellen:

»Er kommt«, flüsterte Prada. »Er nähert sich. Bei allen Teufeln! Er ist so … so …«

»… stark«, ergänzte Hormazabál. »Er ist mehr, als ich jemals geglaubt hätte. Ich würde mich augenblicklich zu Boden schmeißen und ihm den Schmutz zwischen den Zehen weglecken.«

»Vielleicht wirst du das ja auch müssen«, erwiderte Prada und kicherte, brach aber gleich wieder ab. 

Ihr neuer Anführer Abraxas erweckte Anziehungskraft und Abscheu gleichermaßen. Abraxas, der uralt war und aus einer Zeit vor der Zeit stammte. Abraxas, der Gott und Dämon gleichermaßen war. Abraxas, den sie so lange gezögert hatten anzurufen und der bloß durch ein gewaltig großes Opfer zurück auf Erden geholt werden konnte …

»Er ist da«, sagte Prada und erhob sich. Hormazabál folgte ihm. Es drohte ihm alle Luft abzuschnüren, als er die Werdung Abraxas’ beobachtete. 

»Unser Gott heißt Abraxas«, murmelte er. »Er ist Gott und ist Satan. Er hat die lichte und die dunkle Welt in sich.«

Die Erde bebte, als sich die Gestalt des Gottes manifestierte. Er war übergroß und von so überdimensionierter, pervertierter Hässlichkeit, dass man ihm als Dämon augenblicklich verfallen musste.

Sein Hahnenkopf reichte mit einem Mal bis zur Brüstung des Balkons herauf. Der Dämonengott musterte Hormazabál und Prada mit abschätzenden Blicken. Er stank so unglaublich gut. Er offenbarte ihnen sein zutiefst lasterhaftes Wesen, seine liebevolle Bösartigkeit, seine überbordende Grausamkeit.

»Meine Kinderchen«, grollte der Gott. »Ihr habt mich also gerufen. Und ihr habt dabei Fehler begangen.«

»Ja«, antwortete Hormazabál, obwohl er ahnte, dass Abraxas ihn nicht hörte, ihn nicht hören wollte. 

»Dann empfangt meine Belohnung und meine Strafe«, fuhr der Gott fort. Seine Schlangenbeine zischelten, er ließ die Peitsche in seiner Hand knallen. 

Prada ging als Erster. Er stellte sich auf die Brüstung und ließ sich auf den Gott zufallen. Der schnappte nach ihm, fraß ihn mit einem Bissen auf, absorbierte ihn.

Im Hinterkopf war da der Gedanke in Hormazabál, dass es nicht so sein sollte. Er hatte den Gott herbeirufen, sich aber keinesfalls opfern wollen. Dafür waren andere Wesen vorgesehen gewesen. 

Aber was konnte man tun, wenn Abraxas etwas forderte?

Hormazabál gab jeglichen Widerstand auf, stieg ebenfalls auf die marmorne Brüstung, streckte die Arme aus und kippte nach vorne. Er empfand dunkle, unerklärliche Lust, als er in den Tod stürzte und sein Wesen, seine Kraft dem Dämonengott übereignete …

Trotzt weiterhin allen Dämonen und bleibt gesund!
Uwe