14 Jahre später …

11. März 2022

Es ist beinahe 14 Jahre her, dass einer der Erfinder des Dämonenkillers starb. Ernst Vlcek erlitt im Schlaf eine Herzattacke. Als Regine, seine Frau, am Morgen erwachte, gab es keine Hilfe mehr für ihn.

Ernst hatte nicht sonderlich gesund gelebt. Vor allem die viel zu vielen Zigaretten hatten ihm geschadet. In den letzten Jahren seines Lebens hatte er mit Problemen zu kämpfen gehabt. Er hätte einige Dinge ändern müssen, um mehr Zeit für sich selbst rauszuschinden. Aber er verleugnete seine gesundheitlichen Schwierigkeiten und er tat sich schwer, Änderungen herbeizuführen.

Ich erhielt die Nachricht von seinem Tod von Uschi Zietsch, die eine sehr starke Freundschaft mit ihm aufrecht erhalten hatte. Sie konnte am Telefon kaum sprechen, so erschüttert war sie. Auch ich hatte Schwierigkeiten, mit der Nachricht umzugehen. Ich hatte Ernst in den letzten Jahren seines Lebens immer näher kennen und schätzen gelernt. Wir mochten uns auf eine sehr persönliche Art und Weise. Auch Regine hatte mich in ihr Herz geschlossen.

Ernst bekam eine große Trauerzeremonie in seinem Wohnort, Brunn am Gebirge. Er und Regine waren eigentlich Wiener; sie hatten dort nicht nur die besten Zeiten erlebt. In einer üblen Gegend der Stadt, unter widrigen Umständen, hatten sie sich eine Existenz aufgebaut. Der Kauf einer Wohnung in Brunn am Gebirge am südlichen Rand der Stadt war so etwas wie der Aufbruch in eine neue, bessere Zeit.

Dort fanden sie neuen Anschluss und neue Freunde. Beide Söhne wurden in Brunn groß, der dortige Tennisclub wurde zum zweiten Wohnzimmer für die Familie Vlcek. Ernst organisierte Spaßturniere und ging dabei weitaus mehr aus sich raus, als er es sonst zu tun pflegte. Kaum jemand im Tennisclub interessierte sich für Ernsts Beruf als SF- und Horror-Autor. Er war akzeptiert als das, was er als Mensch war.

Bei der Begräbniszeremonie waren dementsprechend viele Freunde vom Tennisclub mit dabei. Dazu kamen einige Fans, Freunde aus Ernsts Zeit bei der Science Fiction Gruppe Wien (die heute noch aktiv ist), Verlagsvertreter, Kollegen – und natürlich die Familie.

Sein älterer Sohn, Michael, hielt eine Trauerrede. Michael ist charakterlich ein gänzlich anderer Typ als sein Vater. Was er aber mit ihm gemeinsam hatte, war die Stimme. Als er über Ernst redete, schloss ich die Augen und meinte, den Vater zu hören. Also stand ich in der Halle und meinte, Ernst in den Worten seines Sohnes ein letztes Mal zu hören.

Ich kehrte später noch zweimal auf den Brunner Friedhof zurück. Einmal, um seine Witwe Regine bei einem ihrer häufigen Besuche zur Urne von Ernst zu begleiten – und ein zweites Mal, als sie unmittelbar neben ihrem Mann ihren Platz fand.

Tod ist immer mit Trauer verbunden. Aber bei Ernst ist es tatsächlich so, dass ich ihn immer noch deutlich in Erinnerung habe. Als einen kettenrauchenden, gewitzten Mann mit sprudelnder Fantasie. Als einen, der sich emporgearbeitet und seinen Traum verwirklicht hatte. Der mit ungemein viel Energie an der Arbeit saß. Manchmal war er gezwungen, Sachen, die er nicht mochte, zu schreiben. Um Geld zu verdienen und die vierköpfige Familie zu ernähren. Aber am Dämonenkiller hatte er immer große Freude gehabt.