Rebecca Manderley – eine Chronologie

8. August 2021

Ins einem heutigen Fan-Blog-Beitrag beschäftigt sich Uwe Schnabel mit der Vampirin Rebecca Manderley. Da viele der Romane, in denen Rebecca auftauchte, noch nicht innerhalb der DORIAN HUNTER-Neuauflage von Bastei veröffentlicht sind, verwendet Uwe im Text die Bandnummern der „Dämonenkiller“-Erstauflage bzw. -Zweitauflage sowie der Taschenbücher:

Rebecca tauchte zum ersten Mal in dem „Dämonenkiller“-Band 138, „Herrin der Fledermäuse“, auf. Im Exposé zum Roman schrieb Ernst Vlcek über sie:

Deren Anführerin – und einzige Schwarzblütige – ist die Dämonin Rebecca. Skarabäus Toth kennt sie schon lange, und er hat sie sich gefügig gemacht, als er noch Schiedsrichter in der Schwarzen Familie war. Darüber keine Details verraten, das geschieht in einem späteren Band. Nur aussagt, daß Baphomet sie nun „erpresst“. Rebecca ist also nicht hundertprozentig auf seiner Seite, sie muss ihm aber gehorchen. (…) Auch über die Leichen von Coco und Dorian hinweg. Das scheint Rebecca nicht zu behagen. Sie fragt: Coco auch? Und damit andeuten, daß sie Coco von früher her kennt. Aber nur andeuten!

Im Exposé zu „Dämonenkiller“-Band 140 schrieb Ernst dann: Rebecca bleibt bei Coco zurück und steht ihr Rede und Antwort. Bei dieser Konfrontation wird das Geheimnis ihrer Bekanntschaft gelüftet. Rebecca war die Freundin von Cocos mannstoller Schwester Lydia. Lydia lebte nicht in Wien, sondern verbrachte die meiste Zeit in London. Coco lernte Rebecca kennen, als sie mal ihre Schwester in London besuchte. Zuerst war ihr Rebecca mit ihren fünfzig Fledermäusen unheimlich, zumal sie ja wusste, dass es sich dabei um ehemalige Liebhaber von ihr handelte. Doch bald lernte sie Rebecca besser kennen und schätzen. Denn es stellte sich heraus, dass Rebecca einen fast schon menschlichen Gerechtigkeitssinn hatte. Sie griff sich ihre Opfer nicht wahllos aus den Reihen der Menschen, sondern suchte sie nur aus den Reihen von Männern, die irgendwelche ungeahndeten Verbrechen begangen hatten – und den Tod, oder eine noch schlimmere Strafe, ‚verdienten’. Rebecca war in gewisser Weise ein Vorbild für Coco, die an ihr sah, dass es noch andere Dämonen außer ihr selbst gab, die den Menschen nicht nur schadeten (oder wenn doch, dann für einen nützlichen Zweck). Später hatte Coco Gelegenheit, Rebecca das Leben zu retten. Bitte ausdenken! (Diese Vorgeschichte könnte dem Autor eine Story für ein TB abgeben.)

Den letzten Satz nahm Neal Davenport alias Kurt Luif sich zu Herzen und schilderte im „Dämonenkiller“-Taschenbuch 31, „Coco und die Magier“, das inzwischen in der Romanheftserie DAS HAUS ZAMIS in Band 4 und 5 nachgedruckt wurde, das Kennenlernen von Coco Zamis und Rebecca.

Kurt Luif schrieb in „Dämonenkiller“-Band 140 Folgendes über Rebecca:

„Las diesen Unsinn, Rebecca!“, sagte Coco scharf. „Wir kennen uns lange genug. Du musst mich nicht beeindrucken. Ich weiß über deine Fähigkeiten Bescheid.“

„Wir stehen uns als Feinde gegenüber, Coco“, sagte Rebecca.

„Und dabei waren wir einmal Freundinnen. Erinnerst du dich noch an unsere erste Begegnung, Rebecca?“

„Ich will davon nicht mehr hören. Unsere Freundschaft endete zu dem Zeitpunkt, als du aus der Schwarzen Familie verstoßen wurdest.“

„Ich möchte aber doch gern, dass du dich erinnerst, Rebecca. Ich war noch nicht einmal siebzehn Jahre alt, als ich dich in London traf. Meine Schwester Lydia war entführt worden. Du warst bis zu einem gewissen Grad mir ähnlich. Du holtest dir deine Opfer nur unter Menschen, die den Tod verdient hatten.“

„Halt den Mund!“

„Ich will dich nur daran erinnern, daß ich dir damals das Leben gerettet habe. Und nicht nur damals. Wie oft war das wohl?“

„Das interessiert mich nicht Wir sind quitt. Ich habe dir vor wenigen Wochen das Leben gerettet.“ (…)

Hoffentlich hält Rebecca ihr Versprechen, dachte Coco. Wieder erinnerte sie sich an die erste Begegnung mit Rebecca. Die Vampirin war in gewisser Weise ein Vorbild für Coco gewesen, denn die war die erste Dämonin, die nicht durch und durch böse gewesen war.

Aber das war lange her; endlos lange.

In „Der Magier“ beschrieb Kurt Luif Rebecca schließlich wie folgt:

Ein junges Mädchen blickte mir neugierig entgegen. Nach der Beschreibung, die ich erhalten hatte, gab es keinen Zweifel. Es war Rebecca, die mich erwartete. Rasch ging ich auf sie zu. Sie war in meinem Alter, etwa achtzehn Jahre. Das pechschwarze Haar fiel glatt über ihre Schultern. Sie trug einen Jaguarmantel, der aufgeknöpft war. Darunter waren die bis über die Knie reichenden Stiefel, der extrem kurze Minirock und ein eng anliegender Pulli zu sehen.

Ich blieb vor ihr stehen und stellte den Koffer auf den Boden.

„Hallo“, sagte sie knapp. „Du siehst genauso aus, wie ich mir dich vorgestellt habe.“

Zu meiner größten Überraschung hatte sie deutsch gesprochen. Verwirrt blickte ich sie an. Sie war so ganz anders als alle Dämonen, die ich bis jetzt kennengelernt hatte. Um sie war nicht die Aura der Grausamkeit, die normalerweise von Dämonen ausging.

„Du bist so ganz anders, als ich erwartet habe“, sagte ich stockend.

Rebecca lächelte. „Ich weiß, was du meinst. Deine Schwester hat oft zu mir gesagt, dass wir beide uns ähnlich sind. Ihrer Meinung nach passen wir beide nicht so richtig in die Familie. Aber darüber sprechen wir später. Komm mit.“

Ich folgte ihr. Als wir ins Freie traten, legte ich einen schwachen magischen Schutzschirm um uns, der den Regen abhielt. Rebecca warf mir einen raschen Blick zu, sagte aber nichts. Georg hatte mir nur wenig über sie erzählt. Ich wusste, dass sie eine Vampirin war – mehr nicht. Und wie ich sofort festgestellt hatte, verfügte sie über keine starken magischen Kräfte.

Vor einem goldfarbenen Porsche blieb sie stehen, öffnete die Wagentür, griff nach meinem Koffer und verstaute ihn auf den Notsitzen. Sie rutschte hinter das Steuer und öffnete mir die Tür. Rebecca startete den Wagen, stellte die Scheibenwischer ein und fuhr los.

„Du bist das schwarze Schaf deiner Sippe“, stellte sie fest.

„So ist es“, sagte ich und blickte neugierig durch die Windschutzscheibe.

„Lydia, deine zauberhafte Schwester, hat keine hohe Meinung von dir, Coco.“

„Das kann ich mir denken“, stimmte ich zu. „Um ehrlich zu sein, ich habe Lydia auch nicht gerade ins Herz geschlossen. Bist du mit ihr eng befreundet?“

Ich blickte die Vampirin an. Sie schüttelte leicht den Kopf.

„Eng befreundet bin ich nicht mit ihr“, meinte sie. „Aber ich verstehe mich ganz gut mit ihr. Doch wir gehen jede unseren eigenen Weg und respektieren die Wünsche des anderen. Ich habe Lydia vor ein paar Jahren kennengelernt und mich mit ihr angefreundet. Da ich allein in einem großen Haus wohne, habe ich ihr dann angeboten, bei mir zu wohnen, wenn sie in London ist. Lydia hat dieses Angebot angenommen.“

„Sicherlich hat sie aber versucht, dich auf den richtigen Weg zu führen?“

Rebecca lachte. „Das hat sie versucht, aber nicht viel Erfolg damit gehabt. Seit einiger Zeit hat sie es aufgegeben, mich zu bekehren. Ich habe mir nie etwas aus den Vergnügungen der Schwarzen Familie gemacht.“

„Ich hoffe, daß wir Freundinnen werden“, platzte es aus mir heraus.

„Das hoffe ich auch“, sagte Rebecca leise.

Ich konnte es noch immer nicht ganz fassen. Bis vor wenigen Minuten hatte ich geglaubt, dass ich das einzige Mitglied der Schwarzen Familie sei, das sich nicht anpassen konnte. Endlich hatte ich eine Dämonin gefunden, die so wie ich dachte.

(…)

Rebecca fuhr ein paar Meter weiter, dann bog sie nach links in eine Tiefgarage ein.

Fünf Minuten später hatten wir ihr Haus erreicht. Als wir die Diele betraten, flog uns eine riesige schwarze Fledermaus entgegen, die mich böse anfunkelte. Sie landete auf Rebeccas rechter Schulter und krächzte. Das Biest ließ mich nicht aus den Augen.

„Beruhige dich, Ted“, sagte Rebecca. „Coco ist eine Freundin.“

Die Fledermaus beachtete mich nicht mehr. Genüßlich rieb sie ihren hässlichen Kopf an Rebeccas Wange, die sich diese Liebkosung ein paar Sekunden gefallen ließ. Dann verscheuchte sie die Fledermaus, die enttäuscht davonflog.

„Du brauchst keine Angst vor den Fledermäusen zu haben, Coco“, sagte sie. „Sie sind meine Diener. Sie werden dir nichts tun.“

„Du hast mehrere solcher Riesenfledermäuse im Haus?“, fragte ich überrascht.

„Ja, es sind meine Opfer.“

Ich stellte den Koffer ab und blickte sie gespannt an. „Deine Opfer?“

„Ich bin eine Vampirin“, erklärte Rebecca und schlüpfte aus ihrem Mantel. „Ich habe lange gegen meine Begierden angekämpft, aber es war vergebens. Unsere Familie hatte sich ziemlich den Menschen angepasst, doch alle paar Wochen benötige ich Menschenblut. Wenn ich kein Blut bekomme, dann verfällt mein Körper, und ich muss sterben. Ich bin also gezwungen, mir etwa alle drei Monate ein Opfer zu holen.“

Ich wusste über Vampire genügend Bescheid. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Rebecca.“

„Das tue ich auch nicht“, meinte sie. „Ich will es dir nur erklären. Meine Opfer suche ich mir gewissenhaft aus. Ich nehme nicht den erstbesten. Sobald ich spüre, dass ich wieder Blut benötige, sehe ich mich genau um und wähle mir einen Mann aus, der irgendetwas Grauenhaftes getan hat. Alle meine Opfer waren Verbrecher – Mörder …“

„Weshalb greifst du gerade auf Verbrecher zurück?“, fragte ich überrascht.

Rebecca hob die Schultern. „Deine Schwester hält es für Schwäche. Aber mir widerstrebt es einfach, einen unschuldigen Menschen als Opfer zu wählen. Ich brauche aber Blut. Deshalb bin ich dazu übergegangen, mir Opfer unter Mördern zu suchen, die sonst ohne Strafe davongekommen wären.“

Etwas Ähnliches hatte ich nie zuvor gehört. Üblicherweise handelten Vampire ganz anders. Sie kümmerten sich überhaupt nicht um ihre Opfer – meist schlugen sie ganz wahllos zu. Rebecca war tatsächlich eine Außenseiterin innerhalb der Schwarzen Familie. „Und wie findest du deine Opfer? Ein Mörder wird doch kaum herumlaufen und überall erzählen, dass er irgend jemanden umgebracht hat.“

„Richtig“, sagte Rebecca lächelnd. „Ich bin zwar magisch nicht begabt, aber ich habe die Fähigkeit zu spüren, ob ein Mensch etwas in den Augen der Menschen Böses getan hat. Mörder haben für mich eine unverkennbare Ausstrahlung. So wie ich sofort weiß, ob jemand ein Dämon ist, kann ich auch augenblicklich feststellen, ob er ein Mörder ist.“

„Von so einer Fähigkeit habe ich nie zuvor etwas gehört“, meinte ich.

„Ich auch nicht“, sagte Rebecca. „Oft schon habe ich mir darüber Gedanken gemacht und auch eine Erklärung dafür gefunden.“

„Und die ist?“

„Sobald jemand ganz bewusst plant, einen Menschen zu töten, geht mit ihm eine Veränderung vor. Sobald er seine Tat vollbracht hat, wechselt etwas von seinem Opfer auf den Mörder über. Und diese Ausstrahlung spüre ich.“

„Das hört sich ganz plausibel an“, sagte ich. „Und wie gehst du dann vor, wenn du einen Mörder gefunden hast?“

„Ich habe eine ganze Liste solcher Mörder. Es ist für mich ziemlich leicht, ihre Aufmerksamkeit zu wecken. Sobald ich ihren Namen erfahren habe, können sie mir nicht mehr entkommen. Wenn Lydia in London ist, habe ich es überhaupt ganz einfach. Mit ihren magischen Fähigkeiten treibt sie mir mein Opfer in die Arme.“

„Aber was haben die Fledermäuse damit zu tun?“

„Das sind die Opfer. Nachdem ich ihnen das Blut ausgesaugt habe, geht eine Metamorphose mit ihnen vor. Ihr Körper zersetzt sich und verwandelt sich nach ein paar Stunden. Sobald die Verwandlung abgeschlossen ist, sind sie in Riesenfledermäuse verwandelt, die ihr Gedächtnis verloren haben und mich als Herrin akzeptieren. Mehr will ich darüber nicht sagen. Komm, ich zeige dir dein Zimmer.“

Dieses Thema war Rebecca sichtlich unangenehm, was ich auch verstehen konnte. Ich wunderte mich, dass sie mir überhaupt so viel darüber erzählt hatte. In diesem Punkt waren alle Dämonen ziemlich zurückhaltend. Solche intimen Geheimnisse verriet man nicht gern. Nur zu leicht konnte ein anderer Dämon irgendwann daraus Nutzen ziehen.

Rebecca musste tatsächlich Zutrauen zu mir gefasst haben, andernfalls hätte sie mir das alles nicht so ausführlich berichtet.

In der Zweitauflage der „Dämonenkiller“-Serie, die bekanntlich ab Band 131 neue Romane enthielt, schrieb Kurt Luif in Band 133 schließlich noch über Rebecca:

Sechs endlos lange Jahre war Rebecca in der Welt ruhelos herumgezogen. Sie war dazu von Skarabäus Toth gezwungen worden. Der mächtige Dämon hatte von ihr Informationen über Coco Zamis gewollt, und ihr war keine andere Wahl geblieben, als alles zu verraten, was sie über ihre Freundin wusste. Seither war sie Toths Sklavin gewesen, die auf seinen Befehl hin mit den verschiedensten Dämonen-Sippen Verbindung aufnehmen musste. Sie war seine Spionin gewesen. In ihrem Haus in London hatte sie jährlich nur wenige Tage gelebt, und Toth hatte ihr ausdrücklich verboten, dass sie sich mit Coco in Verbindung setzte.

Zum Abschluss noch ein paar Daten über Rebecca: Sie wohnte in der Londoner Park Lane in einem zweistöckigen Haus, das von einer hohen Mauer vor neugierigen Blicken geschützt war. Sie war im gleichen Alter wie Coco Zamis, hatte ähnliche körperliche Attribute, schwarze Haare, und man hätte sie für Schwestern halten können. Ihre Sippe war irgendwann bei einem Clan-Kampf fast völlig ausgerottet worden. Wahrscheinlich war sie die letzte ihrer Sippe. Wenn eines von Rebeccas Geschöpfen gequält wurde, dann spürte sie die Schmerzen, und die Wunden wurden auf ihren Körper übertragen. Die Verletzungen störten sie nicht sehr. Sie verheilen innerhalb einer Stunde. Aber der Blutverlust konnte ihr sehr wohl gefährlich werden. Rebecca fand Erwähnung in den „Dämonenkiller“-Bänden 138–143, 145–149 und 153, in den „Dämonenkiller“-Zweitauflage-Bänden 133, 134, 142, 164 und 168 sowie in den „Dämonenkiller“-Taschenbüchern 31 und 56.