Catherine Parker hat mit Band 79 »Unter dem Eis« ihren zweiten Teilroman zur HUNTER-Reihe beigesteuert. Hier erzählt sie davon, wie es war, einer mächtigen sibirischen Dämonin Leben einzuhauchen. – Achtung: Spoiler!

Ich gehöre ja zu den Autoren, die gern strukturiert arbeiten. Das heißt, sobald ich das Exposé für meinen Teilroman gelesen hatte und mir über den Ablauf der Handlung im Klaren war, habe ich einen Kapitel- bzw. Szenenplan erstellt. Daraus war sofort ersichtlich, dass ein wesentlicher Teil der Geschichte aus der Perspektive von Salamanda Setis (Shala Ishtar) erzählt werden muss. Denn sie ist diejenige, die bereits Bescheid weiß, während Dorian Hunter und sein Dämonenkillerteam noch völlig im Dunkeln tappen.

Salamanda sah sich in der Vergangenheit schon einmal mit dieser geheimnisvollen, Visionen verursachenden Dämonin konfrontiert und ihre Erinnerungen sind keine guten … Mainica – der Name ist abgeleitet von der sibirischen Sagengestalt Mainicanican, was »große Kälte« bedeutet. Passend dazu beginnt es überall zu schneien und zu frieren, wo Mainica sich aufhält. Absolut kein Wetter also, das eine Rabisu wie Salamanda zu schätzen weiß (ich übrigens auch nicht 🙂 ). Trotzdem ist die erste Begegnung der beiden Dämoninnen geprägt von gegenseitiger Faszination – jede spürt die Stärke der anderen und hofft, sie sich zunutze machen zu können.

Mir war es vor allem wichtig zu zeigen, dass es hier nicht um wahre Freundschaft oder gar Vertrauen geht, sondern um ein – für beide Seiten riskantes – Bündnis zwischen Dämoninnen, in dem sich das Kräfteverhältnis allmählich verschiebt. Nachdem Mainica Jahrtausende lang einsam und (fast) zur Untätigkeit verdammt unter dem Eis gefangen gehalten wurde, musste sie einen ungeheuren Nachholbedarf an allem haben – an Leben, an Wissen, an Interaktion und Wirkung. Die Nähe zu Salamanda gewinnt dadurch an Bedeutung. Endlich hat Mainica eine Gleichartige zur Seite, sie ist nicht mehr allein! Das ist eine ganz neue Erfahrung für sie.

Da Mainica sich im 18. Jahrhundert nicht auskennt, orientiert sie sich anfangs an Salamanda, die für kurze Zeit die Lehrerin spielen darf. Allerdings täuscht diese Rolle sie darüber hinweg, dass Mainica über Kräfte verfügt, gegen die Salamanda nicht ankommt. Als ihr das klar wird, ist es zu spät – Mainica hat längst die Führung und Kontrolle übernommen. Sie hat Shala Ishtar zu ihrer »Dämonenschwester« erkoren und lässt sie nicht mehr aus den Klauen. Jeder Streit, jede Zwistigkeit wird nun zur tödlichen Bedrohung.

Für Salamanda, der ihre Freiheit und Unabhängigkeit über alles geht, ist Mainicas Klammern ein unerträglicher Zustand. Sie ist wild entschlossen, sich daraus zu befreien, aber vorerst muss sie ein paar bittere Niederlagen einstecken. Das nagt natürlich an ihrem Ego. Was die beiden da abliefern, ist eine Art dämonisches Psychoduell, bei dem die Siegerin lange nicht feststeht. Mir persönlich hat es sehr viel Spaß gemacht, das zu schreiben. Und ich hoffe, dieser kleine Exkurs in dämonischer Küchenpsychologie konnte meine Herangehensweise ein bisschen verdeutlichen.