Wie gehen Horror-Autoren im echten Leben eigentlich mit so Themen wie Blut und ähnlichen Gruseligkeiten um? Muss man auf dem besten Weg sein, ein Psychopath zu werden, um sich in Dämonen und ähnliches Gezücht hineindenken zu können? Ex-Exposé-Autor Christian Montillon hat dazu zwei Anekdoten aus seinem Alltag:

Meine DORIAN HUNTER- und DAS HAUS ZAMIS-Romane sind glaube ich nicht unbedingt dafür bekannt, sonderlich zimperlich zu sein. Im Gegenteil, für mich gehört es zur Natur dieser Serien, dass sie auch hin und wieder … blutig sind.
So sagt‘s Christian Montillon, der Autor.
Also ich.
Aber ich bin auch noch jemand anderes – ein Privatmensch. Als solcher pflege ich mich Christoph Dittert zu nennen, also nicht unter Pseudonym unterwegs zu sein. Und da bin ich, was Blutiges angeht, durchaus zimperlich besaitet.
Ich will zwei Beispiele erzählen, die dem wahren Leben entsprungen sind … und die mich am Ende dazu bringen, mir eine Frage zu stellen. Doch dazu später. Erst mal die Beispiele.

Erstens. Es liegt ein paar Jahre zurück: Mein zweiter Sohn kam in das äußerst nette Alter, in dem er sich all-überall hochzog und laufen wollte. Ich schrieb zu der Zeit für gewöhnlich in einem furchtbar engen Arbeitszimmer, nennen wir es »Kabuff«. Wenn ich am viel zu kleinen Schreibtisch saß, der an der Wand stand, und den Arm hinter dem Rücken ausstreckte, stieß ich gegen den Kleiderschrank, der auch dort untergebracht sein musste. (Klingt jetzt schlimmer, als es ist.)
Jedenfalls schrieb ich so vor mich hin und war schon geübt, das Kindergeschrei und den üblichen Lärm zu ignorieren. Da war ich gut drin, echt. Eins jedoch ignorierte ich nicht – als ich die Stimme meiner Frau hörte: »Alles voller Blut.« Da ging ich doch nach draußen.
Mein damals noch jüngster Sohn saß da – knapp ein Jahr alt, und war über und über mit Blut voll. Nicht schön. Wir wussten nicht, wo es herkam. Also fingen wir an, erstmal den Kopf vom Blut sauber zu wischen. Okay, keine Wunde zu sehen. Gut. Die Wunde fanden wir schließlich am Finger, beim Übergang zum Nagel. Klingt nicht soooo schlimm, blutete aber wie verrückt.
Also, ab ins Auto. Ich fahre. Los zum Arzt. Auf die Autobahn. Und da stank es im Wa-gen hübsch nach Blut, wir waren auch nicht ganz sauber. So ein paar angetrocknete Reste bleiben da schon mal.
Da kippte mir der Kreislauf weg, nachdem der »Schock« vorüber war. Dumm nur, dass ich gerade das Auto auf der Autobahn fuhr. Also lenke ich auf den Standstreifen, steig aus und lege mich auf den Asphalt, bis der Kreislauf wieder kommt.
Verrückte Erinnerung. Zimperlich, gell? Ich stell mir vor, wie Dorian das passiert.

Das zweite Beispiel sollte ich mir sparen, sonst wird der Text viel zu lang. Nur so viel: ich schaute mir mit meiner Frau »Emergency Room« an, die Ärzte-Fernsehserie. Die ist gut. Echt. Aber so … real. Das viele Blut – einmal kippte mir beim bloßen Zuschauen der Kreislauf weg. Bei Horrorfilmen passiert mir das nie. Das ist eben Fiktion. Der Emergency-Room-Kram könnte auch Realität sein …

Kommen wir zur Frage: Warum geht das in der Fiktion so gut? Wieso kann ich Leute blutig abmurksen (im Roman!) oder als lebendes Büffet im Feinschmeckerrestaurant servieren … wenn mir doch umgekehrt schon vorm sehr sterilen Blutabnehmen in der Arztpraxis graust? Vielleicht habe ich deshalb ja ein Pseudonym gewählt, um derlei Sachen überhaupt schreiben zu können.
Aus Selbstschutz.
Oder so