Coco Zamis: Das Ende …

23. Oktober 2021

Aber wie heißt es so schön: Niemals geht man so ganz. Die DAS HAUS ZAMIS-Serie geht natürlich weiter. Aber von einigen liebgewonnenen Familienmitgliedern gilt es Abschied zu nehmen. Von welchen, das sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

Seit DAS HAUS ZAMIS Band 33 („Töte Dorian Hunter“), in dem wir uns von der Mutterserie DORIAN HUNTER abkoppelten, haben wir ein großes, weitumspannendes Panorama gewoben, das in viele Teile der Welt führte, aber vor allem und immer wieder auch in Wien verortet war. Viele Bücher drehten sich um das Café Zamis, mit dem Coco die große Hoffnung verband, einen Ort zu schaffen, an dem Dämonen und Menschen friedlich nebeneinander verkehrten. Das war ebenso ein Trugschluss wie Cocos bisheriges Bemühen, sich von ihrer Familie zu lösen. Blut ist eben dicker als der beste Vorsatz.

In den letzten Büchern waren es insbesondere der geheimnisvolle Monsignore Tatkammer und der Überdämon Abraxas, der Coco und ihrer Familie das Leben immer schwerer machten. Nun, all das strebt nun, im vorliegenden Band 63 („Wiener Blut“) seinem vorläufigen Höhepunkt zu.

Ach ja: Und eine Frage stellte sich auch noch! Wie ist es inzwischen eigentlich Georg Zamis und Juna ergangen? Auch das erfahrt ihr endlich!

Als wäre die Handlung nicht schon prallvoll und abwechslungsreich wie selten, bringt Michael Marcus Thurner noch einen neuen Wiener Dämon ins Spiel: Hubsi von Schallenberg. Und wir erfahren endlich, was ein Schwarzes Bankett ist:

Wir bekamen Plätze am Oval des Tischs zugewiesen, mit Blick auf das große, offene Feuer im Hintergrund. Mein Vater warf den Sack achtlos zu Boden, ein dumpfes Stöhnen drang daraus hervor. Kein Zweifel: Darin befand sich ein Wesen, das lebte.

Noch lebte, fügte ich in Gedanken hinzu.

Aperitifs wurden gereicht. Verdünntes Blut, vermengt mit Speichel eines angeblichen Phoenix und einem ausgehärteten Eiterrand aus menschlichem Wundschorf. Die Anwesenden langten eifrig zu. Auch beim Finger-Food, das tatsächlich aus Fingern bestand.

Ich entdeckte einige bekannte Gesichter unter den Gästen. Einige Blicke trafen uns, kaum jemand wollte uns persönlich grüßen. Die Stimmung unter den Wiener Dämonen war höchst angespannt. Aber wann, so fragte ich mich, war sie das denn nicht?

Ein Rumpeln erklang, gleich darauf lautstarkes Gelächter. Im Kamin loderten die Flammen, meterhoch befüttert aus Fetttiegeln, die von Tiermenschen in die Flammen geschüttet wurden.

Ein Schemen ließ sich im Feuer erahnen. Breit und kugelrund, mit kurzen Beinchen und einem kürbisgroßen Kopf.

Hubsi von Schallenberg genoss seinen großen Auftritt. Er trug das Blut alter Feuerdämonen in sich, besaß aber bei Weitem nicht mehr die Macht und die Kraft seiner Vorfahren. Aber es reichte, um die Zuseher zu beeindrucken und durchs Feuer spazierend in die Halle zu gelangen. Hinter ihm torkelten seine ebenso feiste Frau hinterher und zwei Söhne, die beide dünn wie Striche waren.

„Willkommen, willkommen!“, dröhnte Hubsis Stimme, sobald er die Flammenwand hinter sich gelassen hatte. „Es freut mich, euch an meinem Ehrentag begrüßen zu dürfen. Gibt es denn etwas Schöneres, als gemeinsam mit Freunden zu feiern und sich bei einem Schwarzen Bankett zu laben?“

Da und dort klang Applaus auf. Vater verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust, Mutter und ich reagierten ebenfalls nicht auf die beifallheischende Ansprache.

Hubsis Anzug war zur Gänze verbrannt. Ein Diener reichte ihm neues Gewand, in das der Hausherr mit aufreizender Langsamkeit schlüpfte. Er schien stolz auf seinen feisten Körper zu sein. Genauso wie seine Dämonengattin, die bloß dumm grinste.

Nun, Sophie war auch dumm. In Dämonenkreisen wurde eifrig darüber diskutiert, ob sie oder ihre beiden Kinder blöder waren.

„Ganz besonders herzlich möchte ich den Herrn der Wiener Dämonensippen begrüßen. Es freut mich außerordentlich, dass Michael Zamis samt seiner Gattin und seiner liebreizenden Tochter mir die Ehre gibt.“

Wieder blieb der Applaus spärlich. Ich beobachtete aufmerksam und achtete darauf, wer seinen Widerwillen gegen die Familie Zamis besonders deutlich zeigte.

„Mein bezauberndes Eheweib Sophie hat während der letzten Wochen daran gearbeitet, euch allen einen besonderen Abend bieten zu können.“

„Jo!“, grunzte Sophie und schwieg dann wieder.

„Euch erwarten die verderbtesten Verlockungen, die in Wien zu haben waren. Lukullitäten, die selbst unseren Herrn Asmodi begeistern würden. Ein Begleitprogramm und Unterhaltungen, wie sie kaum woanders auf dieser Welt zu haben sind. – Wer Lust hat, kann sich noch vor dem Abendessen unter das gemeine Volk mischen und sich einer kleinen Orgie hingeben. Aber ich würde raten, dass ihr euch die Kräfte einteilt. Es wird im Laufe der Nacht viel geschehen, was ihr niemals zuvor erlebt hat.“

Hörte ich da eine Drohung aus Hubsis Worten heraus? – Meine Blicke schweiften immer wieder umher. Ich achtete auf die Tierdämonen und auf die sonderbaren Wesen unterhalb der Decke. Jedes geflüsterte Wort anderer Dämonen wirkte bedrohlich auf mich, jedes hässliche Lachen ließ mich innerlich zusammenzucken …

Und das ist erst der Anfang des Banketts! Das Exposé zum nächsten Buch ist übrigens schon geschrieben. Und es trägt den hoffnungsfrohen Titel: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber…“ – Quatsch! Ich meinte natürlich: – „…das Böse inne!“

Mit schwarzen Grüßen
Uwe