Coco Zamis und Frank

17. Dezember 2021

Derzeit beschäftige ich mich wieder mal mit einem Text für den Zaubermond-Verlag. Ich habe Vorgaben erhalten, die mir relativ viel Freiheiten erlauben – und diese Freiheiten nutze ich auch.

So baue ich in diesem Manuskript eine Figur ein, die laut Exposé bloß eine kleine, unbedeutende Rolle hat. Bei mir aber erhält sie eine tragende Position.
Nennen wir diese Figur „Frank“. Frank ist etwas Besonderes, denn er hat ein reales Vorbild. Ich verwende die Figur in meiner Geschichte anhand der Vorgaben, die ich bekommen habe.

Dass Realpersonen zu diesen Ehren kommen – das passiert mir öfters. Letztens erst habe ich in einer Kurzgeschichte, die in den nächsten Tagen veröffentlicht werden soll, meine ehemalige Stiefmutter verwendet. Wie das bei Stiefmüttern so ist, spielt sie keine sonderlich sympathische Rolle.
Bei vielen anderen Gelegenheiten habe ich Freunde und Bekannte in meine Romane eingebaut, mittlerweile werden es Dutzende sein. Manchmal erwähne ich sie nur, ohne näher auf sie einzugehen, manchmal erhalten sie eine tragende Rolle. Fakt ist, dass es Spaß macht, solche „Ostereier“ in eine Handlung einzubauen – und dass es die Schreibarbeit einigermaßen erleichtert. Denn ich habe von vornherein ein wenig Gefühl für die Figur, ich habe ein Bild vor Augen. Ich muss meine Figur nicht erst „kennenlernen“

Bei Frank geht es, wie gesagt, um einen wichtigen Platz in der Geschichte. Er ist ein Ansprechpartner für unsere liebste Hexe, für Coco Zamis. Noch weiß ich nicht, was mit ihm geschehen wird. (Wobei es für Menschen nur selten vorteilhaft ist, Cocos Bekanntschaft zu machen.)

Frank ist insofern eine Ausnahme, als ich ihn nicht persönlich kenne. Ich habe ihn gebeten, mir ein paar Informationen zu seiner Person zukommen zu lassen. Aussehen, Charaktereigenschaften, Verhaltensweisen – solche Dinge halt. Das ist gar nicht mal so leicht, wie es klingt. Schließlich steht man sich selbst nicht objektiv gegenüber. Wer schreibt schon gerne über seine negativen Charaktereigenschaften oder über seine Mängel?

Nun, bei Frank habe ich nach einem kurzen Schriftverkehr mit dem realen Vorbild das Gefühl, ihn ausreichend gut zu kennen. Ich denke mir, dass ich ihn passend einsetzen kann. Coco wird nicht unbedingt Sympathien für ihn hegen, weil er auf der „falschen Seite“ steht. Und es mag schon sein, dass sie ihn im Laufe der Handlung überwältigen oder ihn gar töten muss. Diese Entscheidung werde ich sehr spontan treffen, wenn’s für mich an die Auflösung der Geschichte geht. Damit muss der reale Frank leben – und die Figur sowieso. Haltet ihm bitte die Daumen, dass er die Begegnung mit Coco Zamis überlebt …