Das berühmte erste Mal (3): Die Hure des Teufels

26. August 2016

Catalina Corvo ist publikumsscheuer als Ingeborg Bachmann, J.D. Salinger und Philip Roth zusammen. Und so kann ich euch leider kein Photo der ZAUBERMOND-Autorin präsentieren. Dafür aber ein brandneues Interview! Das aber ist umso lesenswerter!

Catalina, hallo, wie geht es dir?  Woran arbeitest du im Moment?

Derzeit bin ich häufig als Lektorin tätig. Diese Arbeit ist für mich auch vom schriftstellerischen Standpunkt aus sehr interessant. Denn zum einem ermöglicht es einem, einen ganz anderen Blick auf Texte zu bekommen, als man sie aus der reinen Autorenperspektive hat. Zum anderen ist die eigene schriftstellerische Erfahrung wiederum sehr nützlich beim Lektorieren.

Wie kam es, dass du Autorin für DAS HAUS ZAMIS wurdest? Hast du dich darum beworben?

Ich begegnete Dennis Ehrhardt auf einer Messe. Wir kamen ins Gespräch. Nicht nur konnte er mich sehr schnell für die Serie begeistern, sondern er war auch bereit, einer jungen, unbekannten Autorin eine Chance zu geben. Als ich mich dann ins Zamis-Universum hineingelesen hatte, ging es los und hinein ins Vergnügen.

Weißt du noch, worum es in deinem ersten DAS HAUS ZAMIS-Roman ging?

Na klar. Um Cocos Reise nach Transsylvanien und Intrigen auf einem Vampirschloss. Das war für mich als Zamis-Neuling ideal, denn der Plot gab mir viele Freiheiten. Allerdings ging, wie das bei einem Erstling manchmal so ist, auch einiges schief. Zum Beispiel erfand ich eine Werwölfin, die leider überhaupt nicht ins Zamis-Universum gepasst hat. Dennis, und später Uwe, standen mir aber geduldig mit Rat und Tat zur Seite, und so fand ich schließlich gut in die Serie hinein.

Weißt du noch, welcher Band das war?

Band 18, „Die Hure des Teufels“.

Was ist dein liebster DAS-HAUS-ZAMIS-Roman?

Von denen, die ich geschrieben habe oder insgesamt? Einen absoluten Favoriten habe ich nicht, da mag ich einfach zu viele Romane gerne. Von denen, die ich beisteuern durfte, ist mein bisheriger Favorit „Biikebrennen“, denn er spielte in meiner Heimatstadt, und ich durfte das Berlin der späten, Goldenen Zwanziger aufleben lassen.

Welche Lektüre bevorzugst du privat? Oder eher TV-Serien? Filme?

Derzeit vor allem Krimis und Biografien. Früher habe ich viel und gerne phantastische Literatur gelesen, und jetzt habe ich beruflich so viel mit Phantastik zu tun, dass ich vielleicht unterbewusst einen Ausgleich suche. Leidenschaftlicher Seriengucker bin ich aber auch. Da haben die Schotten es mir gerade sehr angetan. „Hamish Macbeth“ und „Shetland“ sind meine aktuellen Favoriten.

Was ist dein Lieblings-Horror-Buch/Film? Welche würdest du empfehlen?

Ich bin ein großer Fan des Lovecraft-Universums. Meine Lieblingsgeschichte ist „Die Farbe aus dem All“. Auch ansonsten schätze ich die Klassiker. Stephen King zum Beispiel. Sonst steht mir auch durchaus das klassische Unheimliche nahe. Mary Shelley, E.T.A. Hoffmann oder auch einige Kurzgeschichten von Poe.

Was Filme angeht: Da ist mein Wissen nicht allzu umfassend. Aber „Mirrors“ fand ich nicht schlecht und vor einiger Zeit habe ich mich nochmal durch alle Staffeln Akte X geschaut. Die Serie hatte es mir sehr angetan, als ich sechzehn war. Und auch jetzt, viele Jahre später, fand ich noch eine Menge Folgen angenehm düster inszeniert. Wobei man das natürlich nicht im eigentlichen Sinne unter Horror rechnen kann. Das ist ja eher Mystery.

Wovor hast du privat am meisten Angst?

Jetzt müsste ich etwas Cooles antworten können, wie: Ich befürchte, dass irgendwann ein Pantomime mit einer Kettensäge vor meiner Tür steht. Oder dass mir der Himmel auf den Kopf fällt. Aber ich glaube, es sind ganz alltägliche Ängste, die jeder hat. Die Menschen, die man liebt, an eine Krankheit zu verlieren, oder selbst krank zu werden. Oder die allgemeine Umweltzerstörung und ihre Folgen. Aber ich versuche, optimistisch in die Welt zu schauen und die Projekte und Ideen zu unterstützen, die ich für positiv und lebensbejahend halte. Heute wird uns doch von den Medien so viel Angst vor allen möglichen und unmöglichen Gefahren gemacht, da kann sich die Schwarze Familie sogar noch eine Scheibe abschneiden.

Geht auch mir so: Der alltägliche Wahnsinn nimmt immer groteskere Ausmaße an. Da ist es fast eine Wohltat, in literarische Horror-Szenarien abzutauchen. Allerdings kann sich auch eine Serie wie DAS HAUS ZAMIS neuen Wirklichkeiten nicht verschließen. Im Gegenteil, sie ist realistischer geworden. Eine andere Frage: Du schreibst ja auch für DORIAN HUNTER. Worin liegt der Unterschied?

Dorian arbeitet zwar oft mit seinem Freunden im Team, doch sehe ich in ihm auch einen Einzelgänger, der seine eigenen Entscheidungen trifft. Diese Diskrepanz macht ihn als Charakter sehr interessant, wie ich finde.

Coco hingegen agiert ebenfalls oft allein, aber gleichzeitig ist ihre Familie immer dabei. Entweder ist es ihr strenger Vater Michael, der im Hintergrund die Fäden zieht, oder es sind ihre intriganten Geschwister, die ihr in die Suppe spucken wollen. Manchmal gelingt es Coco, die familieninternen Grabenkämpfe zu überbrücken und ihre Verwandten Zusammenarbeit zu bewegen. Ein Burgfrieden, der jedoch oft nicht lange hält. Coco versucht im Verlauf der Serie immer wieder, sich der Kontrolle durch ihre Familie zu entziehen, gleichzeitig eilt sie aber zur Hilfe, wenn sie gebraucht wird.
Die junge Coco aus DAS HAUS ZAMIS bildet für mich daher in gewisser Weise einen Gegenpool zu Dorian, da es ihn immer wieder auf eigene Wege zieht, sie auf eine gewisse Art immer wieder zur Familie zurückfindet. Beide Helden kämpfen mit einem ähnlichen Widerspruch, aber von unterschiedlichen Positionen aus.
Das ist zumindest meine Interpretation dieser facettenreichen Charaktere. Es gibt sicher auch andere Blickwinkel.

Wobei Coco in den letzten Bänden mehr denn je versucht, sich von ihrer Familie zu emanzipieren. Aber du hast recht: Irgendwie gerät sie immer wieder mit ihrer Familie aneinander. Nach so vielen Fragen noch eine letzte: Wann erscheint dein nächster Roman für eine der beiden Serien?

Das kann ich leider noch nicht sagen. Aber, wenn nichts dazwischenkommt, werde ich hoffentlich eine DAS HAUS ZAMIS bezogene Kurzgeschichte für die geplante Anthologie beisteuern können. Darauf freue ich mich schon enorm.

Und ich mich auch! Vielen Dank für das Gespäch, Catalina!

Ich wünsche euch sternenklare Spätsommernächte! Und keine Angst vor der Dunkelheit: Sie beißt nicht!
Keep the Horror burning!

Uwe