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Meine erste Begegnung mit Ernst Vlcek hatte ich im Rahmen eines PERRY RHODAN-Stammtischs im Frühjahr 1997. Ich war erstmals mit dem Fandom konfrontiert. Ernst wiederum hatte seine Frau Regina bei sich, die noch nie bei einem Fan-Treffen mit dabei gewesen war und ebenso verunsichert wie ich war. (So hat sie’s mir zu einer späteren Gelegenheit erzählt.)
Der Zufall wollte es, dass Ernst und ich nebeneinander zu sitzen kamen. Er ließ sich zu meiner Rechten nieder, gurgelte ein Bierchen runter und beantwortete anschließend mit unendlicher Geduld die Fragen von uns Fans.
Essen wurde gereicht, Ernst pofelte eine „Dreier“ nach der anderen, zusätzliche Biere fanden ihren Weg an den vollbesetzten Tisch. Die Stimmung wurde gelöster, die Distanz zwischen dem großen Star und uns Fans ein wenig geringer.
Natürlich ging es bei den Unterhaltungen hauptsächlich um die PERRY RHODAN-Serie. Aber Ernst ließ immer wieder mal anklingen, wo seine eigentliche Liebe steckte. Er brachte den Dämonenkiller ins Gespräch und er redete über Projekte, die in der Zukunft lagen. Sie hatten viel mit eigenen Kurzgeschichten und mit Ideen zu weiteren Horror-Erzählungen zu tun.
Es war eine irgendwie sonderbare Begegnung für mich – und vermutlich auch für Ernst. Da saß einer meiner Heroen unmittelbar neben mir. Er hatte mir bis dahin viele Stunden großen Lesevergnügens geschenkt. Ein Mann, den ich bloß von einigen wenigen Bildern kannte und der als Exposé-Autor von PERRY RHODAN die Serie mitlenkte. Nun saß er an dem vollbesetzten Tisch Schulter an Schulter neben mir. Die Distanz war weg, der Respekt blieb. Vermutlich brachte ich kaum mal mehr als ein gehauchtes „Blebellebellep“ hervor.
Ernst mochte uns Fans, aber es zog dennoch eine Grenzlinie. Er wollte an diesem Tag (noch) nicht, dass wir allzu tief in sein Privatleben vordrangen. Er hatte einen Bekannten- und Freundeskreis, der kaum wusste, womit er eigentlich sein Leben finanzierte. Er trieb sich oft auf seinem vielgeliebten Tennisplatz in Mödling umher und organisierte Jux-Turniere mit. Dort hatte er Freunde, dort fühlte er sich wohl. Es dauerte also einige Jahre, bis sein Verhältnis zum innersten Kern der Stammtisch-Betreiber „intimer“ wurde.
Ein- bis zweimal pro Jahr besuchte er den Wiener PERRY RHODAN-Stammtisch. Er erzählte vom Zaubermond-Verlag und dass er nun wieder beim Dämonenkiller mitschreiben würde. Es ist schwer zu erklären, wie er über diesen Teil seines Gesamtwerks redete. Er wirkte stolz, sprach aber auch liebevoll über „seine“ Figuren. Und ganz plötzlich ging er im breitesten Wiener Dialekt dazu über, uns unter die Nase zu reiben, was er Coco Zamis und Dorian Hunter als nächstes antun würde.
Das war auch eine seiner ganz besonderen Seiten: Wenn es um Grausamkeiten ging, waren ihm in seiner Vorstellungskraft kaum Grenzen gesetzt. Obwohl er als Mensch keiner Fliege etwas zuleid tun konnte.