Erinnerungen an Kurt Luif

19. März 2021

Nun, der Titel ist ein klein wenig verfälschend, denn sooo gut kannte ich Kurt Luif vulgo Neal Davenport nicht. Nachdem ich aber vor einigen Wochen ein wenig über mein Verhältnis zu Ernst Vlcek erzählt habe, möchte ich dasselbe nun auch mit dem zweiten wichtigen Wiener Dämonenkiller-Autor machen. Und ich berufe mich dabei auf einige Zeitzeugen, mehr dazu weiter unten.

Kurt war bekanntermaßen der Miterfinder der Dämonenkiller-Serie. Wer nun mehr zum Grundkonzept der Story beigetragen hat, er oder Ernst Vlcek, ist meiner Meinung nach irrelevant. Die beiden haben einen Grundstock an Ideen aufgebaut, haben den Stil der Serie bestimmt, haben eine Epoche des „Grusel“-Romans geprägt.

Kurt Luif hat, so viel ist bekannt und verbürgt, die Villa Zamis in der Ratmannsdorfgasse im 13. Wiener Gemeindebezirk verortet. Weil dort eine seiner Freundinnen wohnte. In einer Nobelgegend, die von vielen alleinstehenden, meist ein- bis zweistöckigen Gebäuden geprägt ist. Sie stammen meist aus der Gründerzeit-Epoche, eine Menge von ihnen sind im Schönbrunner Gelb gehalten. Dies ist jener Farbe, in der die Hauptgebäude des Schloss Schönbrunn gehalten sind. Viele gut situierte Wiener Bürger ließen ihre Häuser im selben Farbton streichen, um so einen Abglanz des Kaiserhofs zu sich zu Hause zu holen.

In dieser Gegend also residieren die Zamisse. Ich denke mir, Kurt hätte sich für die Wiener Dämonenfamilie keinen besseren Ort einfallen lassen können. Immer, wenn ich über die Villa schreibe, habe ich augenblicklich die Bilder der Umgebung vor mir. Die Gerüche, die Bäume, diesen ganz besonderen Menschenschlag, der sogar ein wenig anders redet (das sogenannte „Schönbrunner Deutsch“).

Zurück zu Kurt Luif selbst: Ich habe ihn bei einer PERRY RHODAN-Veranstaltung kennengelernt, in einem Kolpinghaus. Das war wohl zwei, drei Jahre, nachdem ich Ernst Vlcek erstmals begegnet war. Ernst hatte ihn dazu bewegt, sich mit ihm auf ein Podium zu setzen. Sie plauderten über PERRY RHODAN, aber eben auch über die Arbeit am Dämonenkiller. Während alle anderen Redner diplomatisch waren und bereitwillig Auskunft gaben, stach Kurt mit schlechter Laune hervor. Alles war „oasch“, mit kaum etwas war er bei der Arbeit am Dämonenkiller zufrieden gewesen. Er erzählte, dass er den „Dämonenkiller“ nur wegen des Geldes geschrieben hätte. Aber man spürte ganz genau, dass da mehr dahintersteckte. Dass er ungeheuer stolz war auf das, was er gemeinsam mit Ernst erschaffen hatte.

Dieser ambivalente Eindruck setzte sich fort, als ich mich später mit ihm in einer Dreier- oder Vierergruppe unterhalten habe. Er hatte an vielen Dingen etwas auszusetzen. Doch man konnte hinter all dem Wiener Grant auch fühlen, dass er sich über die Aufmerksamkeit freute, die ihm zuteil wurde. Er mochte es, ein klein wenig im Mittelpunkt stehen und seine Meinung sagen zu dürfen. Wenn er seine Freude bloß ein wenig besser hätte zeigen können …

Das Verhältnis zwischen ihm und Ernst war nicht immer ungetrübt. Die beiden waren charakterlich extrem unterschiedlich. Ernst genoss das Leben, ließ es sich gutgehen. Kurt hingegen gab sich seinem Grant gerne hin. Gegen Ende seines Lebens hin verstärkte sich dieser Charakterzug. Er hätte, schwer erkrankt, Hilfe bedurft. Aber er nahm sie nur ganz, ganz zögerlich an. Regina Vlcek hat mir von Besuchen bei Kurt erzählt, die nicht sonderlich erfreulich für sie gewesen waren.

Kurt tat sich also immens schwer, jene Anerkennung zu akzeptieren, die er eigentlich verdiente. Er war, so wurde mir von Wegbegleitern aus der Wiener Fan-Szene versichert, in den Sechzigern ein lebenslustiger Mensch mit viel Charme gewesen. Einige Male schwer verliebt, oftmals auch enttäuscht. Irgendwann muss das Düstere in ihm Oberhand gewonnen haben, der Schwermut trat immer stärker in den Vordergrund.

Er erhielt Unterstützung bis an sein Lebensende. Freunde von der Science Fiction Gruppe Wien kümmerten sich um ihn und pflegten ihn.
Wenn ich heute an ihn zurückdenke, sehe ich einen Menschen mit vielen Ecken und Kanten vor mir. Einen, der nicht immer das Richtige getan hat und der es sich selbst schwer gemacht hat. Einen, dem die Gemeinde der Dämonenkiller-Fans unendlich viel zu verdanken hat.