„Ich hatte da Bock drauf!“

19. Oktober 2018

Mark Freier zeichnet (und zwar im wahrsten Sinne des Wortes 🙂 ) für die Titelillustrationen von DORIAN HUNTER und DAS HAUS ZAMIS verantwortlich. In der Mystery-Press hat er uns früher schon mal dazu Auskunft gegeben. Diesmal wollten wir von Mark etwas mehr über seine Arbeit und seinen Werdegang wissen. – Das Interview führte Dennis Simcott.

Mark, du bist für die DORIAN HUNTER und DAS HAUS ZAMIS Coverbilder verantwortlich, und trägst dazu bei uns beim Anschauen dieser Bilder manch einen Schauer über den Rücken zu jagen. Seit wann bist du schon künstlerisch tätig? Hast du studiert, oder ist alles selbst erlernt?

Gezeichnet habe ich natürlich schon als kleines Kind. Dabei habe ich von meinem Vater einiges mitbekommen. Zur digitalen Bildbearbeitung bin ich 1999 als Quereinsteiger über einen befreundeten Verleger gekommen. Da konnte ich mir eigenständig viel aneignen. Klar hat er mir die Basics beigebracht, aber mein „Chef“ war der Meinung, am besten lernt man durch Erfahrungen, die man selbst macht. Nach relativ kurzer Zeit habe ich an eigenen, phantastischen Motiven, wie z.B. einer gestalteten Poe-Seite mit Textauszügen aus THE RAVEN, gearbeitet und mir bald eine erste selbstgestaltete Website mit allen meinen Bildern erstellt. Um mich beruflich weiter zu entwickeln habe ich 2001 bei der Mediadesign-Akademie eine 3-jährige Ausbildung zum Mediengestalter gemacht. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits einige Cover für Kleinverlage gemacht und da ich einen Job auf Stundenbasis bei einer Kunst- und Kulturzeitung bekam, habe ich mich nach dem IHK-Abschluss kurzerhand selbständig gemacht.

Wenn man sich deine Webseite (freierstein.de) anschaut, sieht man, dass du hauptsächlich für Produkte mit Themen wie Grusel, Horror, und Mystery arbeitest. Bist du selbst an solche Genres interessiert, oder fühlst du dich damit künstlerisch eingeengt?

Ich glaube sagen zu können, meine Liebe für das Genre und vielleicht ein minimal ausgebildetes (und vielleicht auch angelerntes) Talent haben mich zu diesem künstlerischen Beruf gebracht. Wäre ich nicht schon als kleiner Junge so leidenschaftlich auf phantastische (Grusel-) Filme abgefahren, würde ich das heute alles nicht so in der Form machen.

Der Einstieg in die (bezahlte) Covergestaltung kam z.B. durch mein Interesse zu Edgar Allan Poe in Zusammenhang mit einem Sammlerstück bei e-bay. Daraufhin hat sich mein beruflicher Werdegang – man kann behaupten: gefügt. Ich war keine vier Jahre alt, als ich Dracula, Frankenstein, King Kong etc. gesehen und in mich aufgesaugt habe. Früher gab es noch keine FSK-Richtlinien – meine Eltern machten mir ganz einfach klar, dass es sich um „Märchen für Erwachsene“ handle – ich hatte nie Albträume von diesen „schönen alten Gruselfilmen“! 😉 Es ist diese dichte, wohlig schaurige Atmosphäre, die Spannung wenn man nicht weiß wie sich alles entwickelt und das „Außergewöhnliche“ dieser Geschichten, was mich bis heute so fasziniert.

Wie sieht es aus wenn du einen Auftrag bekommst? Bekommst du präzise Anweisungen vom Auftraggeber wie etwas aussehen soll?

Im Laufe der Zeit haben sich meine langjährigen Kunden auf meine Arbeitsweise und Möglichkeiten eingestellt. In der Praxis bedeutet es, dass im Prinzip einige aussagekräftige Schlagwörter und eine kurze Inhaltsangabe ausreichen, um eine klare Vorstellung zu haben worauf es ankommt. Im Allgemeinen habe ich auch den nötigen kreativen Spielraum um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Das ist auch etwas der „Abhängigkeit“ geschuldet, wenn man mit realem Fotomaterial arbeitet und kein freier Zeichner ist.

Und wie geht es dann weiter, arbeitest du digital mit Photoshop an einem PC oder Mac?

Richtig, ich arbeite hauptsächlich mit Stockfotos und bearbeite diese digital im Photoshop. Das heißt, der erste Schritt besteht erstmal in der Auswahl der Fotos. Daraus entsteht ein sogenanntes „Composing“, also die einzelnen Bildelemente werden freigestellt und zueinander angeordnet. Ich bin am PC als Werkzeug hängen geblieben … darauf hatte ich es gelernt – auch wenn ich vorrübergehend zuhause mal auf einem MAC gearbeitet habe … heute spielt das ja keine große Rolle mehr.

Wie lange benötigst du ungefähr für ein Bild?

Vereinfacht gesagt – zwischen zwei Stunden und acht Stunden … die Auswahl an Fotomaterial ist je nach Motiv mal weniger, mal mehr, zeitintensiv. Letztendlich brauchst dann das finale Ausarbeiten der Details, der Farbstimmigkeit und der Lichtverhältnisse, die Einarbeitung von Strukturen und des betonen der Atmosphäre, die meiste Zeit. Darin liegt generell der Anspruch – eben auch der, den man an sich selbst stellt.

Was sind die Vorteile und Nachteile als freiberuflicher Künstler zu arbeiten?

Nun, als Freiberufler ist es natürlich erstmal wichtig, dass man genügend Aufträge hat um die monatlichen Rechnung zu bezahlen. Klar – je komfortabler diese Situation ist, umso entspannter ist alles. Am besten hat man immer schon für zwei bis vier Wochen Arbeit im „Gepäck“. Kommt dann eine Phase wo das nicht mehr so ist, sagen wir mal nur noch vorausblickend Arbeit für fünf Tage, denkt man schon mal nach …

Ich habe mir im Laufe der Jahre einen zuverlässigen Kundenstamm erarbeitet der mir ein solides Rückgrat bildet. Diesen Status Quo heißt es mit Leistung zu erhalten. Die Qualität, das zu liefern was von einem erwartet wird, ist das Fundament jeder Selbständigkeit, aber darum natürlich auch ein gewisser Leistungsdruck. Aber das ist  in einem Angestelltenverhältnis letztendlich auch nicht viel anders.

Wenn man genügend Berufserfahrung hat weiß man was man tut und was man kann. Durch die Sicherheit und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten kommt dann die Freude an der Arbeit hinzu – und letzten Endes auch weil man für sich selbst arbeitet. Keinen direkten Vorgesetzten zu haben, sein eigener Herr zu sein und ein mehr oder weniger selbstbestimmtes Leben zu führen, ist durchaus ein schätzenswertes Privileg. Zudem hat man die Wahl welchen Auftrag man annimmt – und welchen nicht. Das kommt durchaus vor, dass ich einen Auftrag nicht annehme. Man sollte aber (für sich) lernen, seine Zeit einzuteilen – am Anfang habe ich auch an den Wochenenden gearbeitet, die Arbeit hat mich stets begleitet. Ich hatte da Bock drauf. Als ich mal über einen längeren Zeitraum für einen Vertrieb aus den USA die Nächte durchgearbeitet habe wurde das irgendwann dann auch zu viel … meine Beziehung hat gelitten …

An Wochenenden arbeite ich schon lange nicht mehr. Und die gesetzlichen Feiertage sind auch meine Feiertage – dann soll die Arbeit ruhen. Man braucht auch irgendwann diese kreativen Pausen. Die sogenannte „Work-Life-Balance“ ist überaus wichtig. In jedem Beruf… – nur als Freiberufler ist man eben selbst dafür verantwortlich, wie man sich die Arbeit einteilt und wieviel „Stress“ man sich zumuten will oder kann – oder vielleicht auch mal muss …

Neben deiner graphischen Arbeit hast du auch Horror-Kurzgeschichten verfasst. Erzähl uns darüber, und was dich generell inspiriert.

Naja, das ambitionierte Schreiben liegt schon etwas zurück, auch wenn ich 2017 für die Anthologie „Dark Poems“ mal wieder eine Story beigesteuern durfte. Ich war eigentlich schon immer ein kreativ (an-)getriebener Mensch, hab z.B. in der Schule während des Unterrichts viel im Block gezeichnet (natürlich Monster und Vampire) und ab der zweiten Klasse habe ich eigene Comics gezeichnet. Mit etwa acht Jahren habe ich mit Unterstützung meiner Mutter eine erste eigene Dracula-Geschichte geschrieben. Ich habe es auf mittlerweile sieben Veröffentlichungen meiner Stories gebracht. Das sind sicher alles keine literarischen Meisterwerke, aber geprägt sind sie doch alle – und ich wiederhole mich – durch die Film-Klassiker des Horrorgenres. Auf die Begriffe „Gothic“ und „diabolisch“ sowie die unbestimmbare Gefühlslage von „Schwarz“, kann man es nicht reduzieren, aber trifft durchaus, was mich bei meinen Kurzgeschichten immer inspiriert hat.

Nun gibt es DORIAN HUNTER endlich wieder als Romanheftserie zu kaufen. Wie ist es wenn man als Künstler durch die Läden geht und hier und da seine Bilder in den Regalen sieht?

Klar, es ist immer cool wenn man sein Cover irgendwo in der Öffentlichkeit wiederfindet. Manchmal sortiere ich im Laden z.B. die Hörspiele mit meinen Covers ganz nach vorne, dass sie jeder sehen kann und am besten sofort alles leerkauft! (LOL).