„Könnte für deine Coco-Zamis-Romane interessant sein …“

30. Oktober 2020

Seit dieser Woche gibt es DAS HAUS ZAMIS erstmalig auch als Romanheft. Im Mittelpunkt steht Coco Zamis, das weiße Schaf ihrer Schwarzen Familie. Als ich damals, im zarten jugendlichen Alter das Originalheft das erste Mal las, war ich hin und weg. Denn nie zuvor las ich etwas Vergleichbares. Was aber ist das Besondere an „Coco Zamis“ oder wie es jetzt heißt „Das Haus Zamis“?

Als ich jetzt, anlässlich der Wiederveröffentlichung, das erste Heft – „Hexensabbat“ – erneut las, war ich, zugegeben, nicht mehr ganz so fasziniert wie damals, das mag mit meinem eigenen Reifeprozess zu tun haben und damit, dass – bei aller Genialität der Dramaturgie und der überzeugenden Charakteristik der Personen – einige Passagen und der Stil halt typisch 70er-Jahre sind. Blasphemie? Mitnichten: Kurt Luif selbst sprach stets distanziert von seinen Werken, manchmal sicherlich zu kritisch. So schrieb er mir beispielsweise: „Ich nahm mir die Dämonenkiller-Hefte 133 und 134 vor. An diese Romane erinnerte ich mich nur höchst ungern, und ich wusste auch gar nicht mehr, worum es da ging. Ich erlebte eine angenehme Überraschung, das las sich zwar stellenweise wie eine Parodie, was ich damals vermutlich auch bezweckt hatte. Ich kann aber nur so viel dazu sagen, es wäre schade, solltet ihr euch nicht zu einer Veröffentlichung entschließen!“

Insofern ist das erste Coco-Zamis-Abenteuer nicht zu Unrecht inzwischen Legende, und Kurt Luif, dem Initiator und Autor, gebührt die Ehre, das Ganze damals ersonnen zu haben. Wie in einem Shakespeare-Drama sind anfangs die Rollen klar verteilt: Dorian Hunter, der tragische Held, der von Hass befeuert, die Dämonen vernichten will. Die gegnerische Schurkenfamilie, die die Tochter Coco auf ihn ansetzt, damit diese ihn bezirzt und vernichtet. Und das ist das eigentliche Shakespeare’sche Moment: Coco verliebt sich in Dorian Hunter, stellt sich gegen die eigene Familie und wird von ihr verstoßen. Das ist großes Theater! Das Ganze endet tragisch, das macht die Liebesgeschichte so nachhaltig. 

Kurt Luif habe ich als typischen Wiener Grantler kennengelernt. Nach außen ruppig, innen umso sensibler. Wenn er über Coco Zamis sprach, blühte er geradezu auf. Ich glaube nicht, dass er die Romane, die nach seiner Schaffenszeit im Zaubermond-Verlag geschrieben wurden, gelesen hat. Wahrscheinlich hatte er viel zu große Sorge, dass sein Baby in falsche Hände geriet. Denn man darf nicht vergessen, dass Kurt Coco Zamis nach einer realen Freundin erschuf! Und wer teilt diese schon gern mit anderen?

Wie auch immer: Mehrmals habe ich Kurt zu überreden versucht, doch noch wenigstens einen Roman für „Das Haus Zamis“ zu schreiben. Aber er hatte mit dem Schreiben generell abgeschlossen.  Niemals abgeschlossen hat er mit seiner Zuneigung zu Coco Zamis. Ich muss noch heute schmunzeln, dass er mir irgendwann Senta Bergers Memoiren ans Herz legte. Natürlich ohne zuzugeben, wie wichtig es ihm war: „Da geht sie auf ihre Jugend in Hietzing ausführlich ein. Könnte für deine Coco-Zamis-Romane interessant sein“, schrieb er lapidar.

Ja, das waren sie tatsächlich. Mehr noch als interessant. Als ich Senta Bergers Erinnerungen las, habe ich wieder ein wenig tiefer in Kurts Seele blicken dürfen. Und natürlich sind Senta Bergers Jugendjahre auch ein wenig in die folgenden Romane eingeflossen. Kurt würde es gefreut haben – hätte er sie denn gelesen! Und manchmal denke ich: Vielleicht hat er ja doch die weiteren Abenteuer seiner Heldin mitverfolgt. Still und klammheimlich. Es hätte ihm ähnlich gesehen …

Schwarze Grüße und Happy Halloween (natürlich mit Maske 😉
Uwe