Kurt Luif war’s: von Senta Berger zu Juna Zamis

10. Februar 2018

Manchmal tritt man ja voll ins Fettnäpfchen – und gerade dieser Fauxpas ist dann der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Was Kurt Luif mit Senta Berger zu tun hatte und wie es dazu kam, dass als Ergebnis dieser Alliance eine geiwsse Juna Zamis das Licht der Welt erblickte – das erfahrt ihr hier:

Ganz so weit, um von einer Freundschaft zu sprechen, möchte ich nicht gehen zwischen Kurt Luif und mir. Noch nicht mal annähernd so weit. Persönlich kennengelernt haben wir uns erst 2007 auf der ZAUBERMOND-Autorenkonferenz In Wien. Aber der Anfang unserer Bekanntschaft Mitte der Siebziger begann tatsächlich mit – einer Kritik.
Ich gab damals ein Fanzine namens Herbsthauch heraus und rezensierte darin unter anderem einen HEXENHAMMER-Roman von Kurt Luif. Als junger DÄMONENKILLER-Fan versprach ich mir sehr viel von dieser neuen Serie, die immerhin von denselben Vätern konzipiert und auf den Weg gebracht wurde. Umso enttäuschter war ich von den ersten Heften – was sich dann auch in meiner Kritik niederschlug.
Ich weiß heute nicht mehr, wie Kurt in den Besitz des Heftes gelangte, jedenfalls bedankte er sich recht herzlich über den Verriss – mit anderen Worten: Er war sauer und erklärte mir recht ausführlich, dass unter den gegebenen Umständen, vor allem des Zeitfaktors, eigentlich nur Mist herauskommen konnte. Ebenso ist meinem Gedächtnis entschwunden, wie wir dann doch im Laufe mehrerer langer Briefe – man bedenke: Damals gab es noch keinen Mailverkehr! – wieder zueinander fanden. Wahrscheinlich aber war es Kurts Erkenntnis, dass ich ihn trotz des HEXENHAMMER-Fehltritts ja immer noch bewunderte.
So stiftete er auch großzügig zwei Geschichten für meine ersten beiden Anthologien, und umgekehrt riss meine Bewunderung für sein Werk auch nichts ab, als ich selbst die HAUS ZAMIS-Reihe betreute. Immer wieder versuchte ich ihn zu animieren, doch etwas beizutragen, aber da weigerte er sich strikt – ganz im Gegensatz zu dem zweiten „Vater“ des ursprünglichen DÄMONENKILLERS, Ernst Vlcek. Dennoch bescherte mir unser Mail-Verkehr (jawohl: Mittlerweile waren wir alle im Internet-Zeitalter angekommen!) die eine oder andere Erkenntnis und Inspiration.
So war er seinerzeit sehr stolz, dass pünktlich zu seinem 65. Geburtstag im ZAUBERMOND-Verlag die komplette Dick-Collins-Trilogie innerhalb der Vampir-Buch-Reihe als Nr. 5 „Der Herr der Untoten“ erschien.
Als ich den zwölften Band der Reihe zusammenstellte, wählte ich auch Kurts Roman DIE TEUFELSANBETER, der im Mai 1975 erschienen war. Hierzu verriet mir Kurt einige interessante Hintergrundinformationen, die ich bis dahin nicht gekannt hatte ­ und die typisch für Kurts ehrliche Vergangenheits-Analysen sind: „Meine Erinnerung daran ist sehr dürftig. Irgendwann rief mich Frau Illfeld an und erzählte mir über die geplante neue Dämonenkiller-Taschenbuch-Reihe. Kurt Bernhardt wollte, dass ich einen Exorzisten-Roman dafür liefern sollte. Da war gerade der Film „Der Exorzist“ angelaufen, den ich bis heute nicht gesehen habe. Ich weigerte mich, da mich das Thema überhaupt nicht interessierte, doch das interessierte Bernhardt wiederum nicht. Er ließ nicht locker … Fluchend beschäftigte ich mit dem Thema, und dann hatte ich die rettende Idee und reichte das Expo ein. Es wurde akzeptiert, und eher lustlos schrieb ich den Roman. Ich fürchte, das merkt man auch heute noch. Aber vielleicht ist der Roman gar nicht so schlecht … Diese Polizisten hatten dann einen weiteren Auftritt in der DK-Neuauflage Nr. 134 „Befehle des Bösen“!
Und nein, schlecht war der Roman ganz und gar nicht – im Gegenteil, denn sonst hätte ich ihn sicherlich nicht mit aufgenommen.
Letztlich aber, und damit beschließe ich diese kleine Reminiszenz, reicht Kurts langer Schatten bis heute, auch wenn er nie wieder für die neuen Serien DORIAN HUNTER und DAS HAUS ZAMIS geschrieben hat (obwohl … aber das ist eine andere Geschichte!).
Jahrelang hatte ich Kurt gedrängt, vielleicht ein paar Vergangenheitsepisoden zu schreiben, die in den sechziger Jahren in Wien spielen. Niemand schien mir dafür prädestinierter als er. Natürlich haderte er auch hier, erneut zur Feder zu greifen. Aber immerhin legte er mir im Oktober 2011 Senta Bergers Autobiografie „Ich habe ja gewusst, dass ich fliegen kann“ ans Herz.
Er schrieb mir dazu: „Da geht Senta Berger auf ihre Jugend in Hietzing ausführlich ein. Könnte für die CZ-Romane interessant sein …“
Und das war es! Diese Erinnerungen dienten als Vorbild für Juna Zamis’ Kinder- und Jugendjahre, die auch in den aktuellen DAS HAUS ZAMIS-Folgen noch erzählt werden. Somit war Kurt an der Geburt der Juna sogar sehr maßgeblich beteiligt.
Sollte sich da noch einer wundern, dass auch Juna fliegen kann?

Keep the Horror burning!
Uwe

Foto: Die Serienväter von DORIAN HUNTER und DAS HAUS ZAMIS: Ernst Vlcek (links) und Kurt Luif, Wien 2007