Heute plaudert Michael M. Thurner wieder mal über die Entstehung eines neuen DAS HAUS ZAMIS-Romans. Um sich vorzubereiten, hat er Monate vor Beginn der Schreibarbeit haufen haufenweise Fotos interessanter Wiener Lokalitäten (nicht Lokale!) geschossen – verbunden mit dem Wunsch, ein paar ungewöhnliche Stätten abseits touristischer Anziehungspunkte wie Riesenrad, Stephansdom und Schloss Schönbrunn vorzustellen. Welche dieser geheimnisvollen Orte es in die Geschichte geschafft haben, lest ihr hier.

Es kommt halt doch immer anders, als man glaubt. Gleich zu Beginn meiner Arbeit am Manuskript zeigte sich, dass ich meine Wunschorte allesamt nicht gebrauchen konnte. Es passte nun mal nicht.

Aber es gab andere markante Örtlichkeiten, die plötzlich für mich interessant wurden. Eine davon ist das sogenannte »Ratzenstadl«, wie die ehemalige Wiener Vorstadt Magdalenengrund im 19. Jahrhundert hieß. Die Siedlung nahe dem Wien-Fluss, heute Teil des sechsten Bezirkes, stand damals synonym für die elenden Wohnbedingungen in der stetig wachsenden Stadt – und für die Rattenplage in den Häusern und den verwinkelten Gässchen, von denen heutzutage kaum noch etwas zu sehen ist.

In meinem Text ist jedenfalls noch der Geist zu atmen, der einstmals im Ratzenstadl herrschte. Coco Zamis bekommt ihn vor allem in einem Sado-Maso-Lokal zu spüren, das im ehemaligen Elendsgebiet angesiedelt ist. Was die junge Dame dort zu suchen hat – nun, das verrate ich an dieser Stelle selbstverständlich nicht.

Ein weiterer Akt meiner Geschichte findet im Wiener Westbahnhof statt. Dort kommt es zu einigen markanten Begegnungen, auch die Schlussszene hab ich auf den Bahnsteigen angesiedelt. Der Wiener Westbahnhof ist mir lieb und wert, auch wenn das Hauptgebäude grundhässlich ist und das Ambiente auf Bahnsteigen wohl weltweit nicht sonderlich viel Atmosphäre hergibt. Dennoch ist mir der Westbahnhof eine kleine Hommage wert. Er wird in einigen Jahren, wenn der neue Wiener Zentralbahnhof zu hundert Prozent fertiggestellt ist, wohl nur noch regionale Bedeutung haben, Pendler aus dem Wiener Umfeld bedienen und in einen Dornröschenschlaf versinken.

Beide Orte liegen übrigens in relativer Nähe zum Café Zamis, das auch diesmal eine zentrale Rolle in meinem Text einnehmen wird, auch wenn Coco einen Tagesausflug nach Hamburg unternimmt. Und wenn die junge Dame aus der Hansestadt zurückkehrt, wird sie einige neue Fähigkeiten mitgebracht haben. Welche, darüber möchte ich an dieser Stelle noch nichts verraten. Aber es sind doch solche, die sie mehr und mehr daran zweifeln lassen, ob sie in ihrer Familie denn wirklich noch das „weiße Schaf“ ist.

Was die geplanten Schauplätze betrifft, die ich nun doch nicht verwendete – nun, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ich bin mir sicher, Coco oder andere Familienmitglieder des Hauses Zamis eines Tages dorthin schicken zu können.