Wir haben Google! Das Haus Zamis – vom Exposé zum Buch (1)

von am 28. Oktober 2016

Heutzutage, wo alles ganz einfach scheint, vor allem, ein Buch via Selfpublishing oder „on demand“ zu veröffentlichen, ist es nicht selbstverständlich, dass ein relativ überschaubarer Verlag wie ZAUBERMOND gleich mehrere Serien unter professionellen Voraussetzungen und Bedingungen in regelmäßigem Turnus auf den Markt bringt. Und das seit über zehn Jahren.
Ganz am Anfang eines jeden Buches steht das Exposé …

Doch nicht allein Autoren und Gestalter sind für den Erfolg verantwortlich, sondern genauso die Leute, die nur im Kleingedruckten genannt werden oder ganz im Hintergrund bleiben. Sie alle möchte ich nach und nach vorstellen. Vor allem auch den Verleger, denn eigentlich müsste er ganz am Anfang stehen – denn allein er entscheidet letztendlich über das Programm.

Beginnen möchte ich, wie oben erwähnt, jedoch mit dem Exposé. Weil ich mich damit am besten auskenne. Weil es aber auch zu den elementaren Dingen gehört, die über die Qualität und die Kontinuität und damit letztlich über den Erfolg einer Serie entscheiden. Nicht umsonst leistet sich PERRY RHODAN seit Jahrzehnten eine kostspielige Expoabteilung. Und nicht umsonst beauftragte der Erich-Pabel-Verlag den damaligen Rhodan-Autor Ernst Vlcek seinerzeit damit, auch für die DÄMONENKILLER-Serie, dem Romanheftvorläufer der heutigen DORIAN HUNTER- und DAS HAUS ZAMIS-Bücher, als Exposéautor tätig zu werden. Diese kluge Entscheidung bürgte lange Zeit für den sensationellen Erfolg der Serie. Wie umgekehrt es schiefgehen kann, wenn man die Autoren einfach nur schreiben lässt, ohne ihnen ein gemeinsames Gerüst an die Hand zu geben, zeigten in katastrophaler Weise die neuen Romane der zweiten Auflage, die dann auch recht schnell eingestellt wurde.

Nachdem die Romanhefte der ersten erfolgreichen Auflage im ZAUBERMOND-Verlag als Nachdrucke vorlagen, stellte sich auch für DAS HAUS ZAMIS die Frage, wie man weiter verfahren sollte. Mit oder ohne Serienexposé? Und wenn mit, wer sollte sie schreiben, zumal Ernst Vlcek sich zum damaligen Zeitpunkt längst aus der Serie zurückgezogen hatte. Nach einer kurzen Orientierungsphase, in der sich Dennis Ehrhardt, der damals noch vermehrt an der Serie mitschrieb, Ralf Schuder und ich uns zumindest bei unseren regelmäßigen Treffen über einen groben Handlungsrahmen verständigten, stieß zu unserer großen Freude Ernst Vlcek wieder zum Team und übernahm die Expoarbeit. Er löste damit zumindest bei uns Autoren einen unglaublichen Enthusiasmus aus. Zumal Ernst Vlcek uns aufzeigte, dass seit der damaligen Romanheftserie und den Buchveröffentlichungen mehrere Jahrzehnte lagen. Und die Zeiten hatten sich gewandelt. Vor allen Dingen die Beschränkungen zum Beispiel aufgrund der Selbstkontrolle der Verlage, denen die „Großen Alten“ in dieser Zeit unterworfen gewesen waren. Ernst Vlcek katapultierte mit seinen neuen Exposés die Serie endgültig in die Neuzeit, und nicht umsonst entstanden in dieser Phase die vielleicht grausamsten Romane innerhalb der Serie, die auch uns Autoren heute noch teilweise vorgeworfen werden.

Nach Ernst Vlceks leider viel zu frühem und für alle überraschenden Tod, übernahm ich die Exporedaktion. Zunächst noch den viel zu großen Fußstapfen Ernsts folgend. Doch schnell entdeckte ich, dass DAS HAUS ZAMIS einen viel größeren Rahmen bot, als nur oder hauptsächlich die Abenteuer der jungen Hexe Coco Zamis zu erzählen. Und so entstand nach und nach ein ganzer Familienkosmos, der bis heute noch lange nicht zu Ende erzählt worden ist.

Was aber macht das Besondere der Serie aus? Sie ist komplex, ja, aber nicht so komplex, dass ein Leser nicht jederzeit eines der Bücher zur Hand nehmen und ganz neu oder wieder einsteigen könnte. Jedes Buch ist in sich abgeschlossen, nimmt jedoch den Faden des Vorgängers auf, spinnt ihn weiter und überlässt es dem Nachfolgeband, einige der vielleicht liegengebliebenen Probleme weiter zu verknüpfen.

Das alles habe ich im Kopf, wenn ich mit dem Exposé eines Buches beginne. Jedes Buch umfasst wiederum zwei Romane, wobei jeder Roman in der Regel von einem anderen Autor geschrieben wird. Und zwar in demselben Zeitraum, sodass kaum ein Autor den Teil des anderen lesen kann. Vor allem der Autor des zweiten Teils muss sich also auf das Exposé des ersten Teils verlassen können, wenn er daran anknüpft.

Das Exposé muss also umfassend sein, es muss verständlich sein, es darf aber auch nicht zu ausufernd sein.

Dies alles aber gehört eher zum Handwerklichen, genau wie das Gespür, welchem Autor welche Themen liegen. So schreibt Michael Marcus Thurner nun mal am liebsten über das Café Zamis und seine skurrilen Gäste (kein Wunder, er hat es erfunden!), während Catalina Corvos Lieblings-Charakter Georg Zamis ist.

Ganz am Anfang aber steht: Das Thema, das jedes Buch trägt und es von den anderen abhebt. Die Idee. Der Einfall. Der Geistesblitz. Manchmal kommt er, wenn ich mich gar nicht damit beschäftige. Auf Spaziergängen mit meiner Hündin Ronja zum Beispiel. Oder mitten während eines langweiligen Theaterstücks. Ja, auch wenn es zum Klischee gehört: Zuweilen auch mitten in der Nacht.

Daraufhin folgt die Prüfung, wie sich der jeweilige Einfall mit der laufenden Handlung verträgt. Bei dem kleinen Zyklus um das legendäre Dakota Building ließen sich „Rosemaries Baby“-Flair und Voodoo-Zauber zum Beispiel so gut verquicken, dass anschließend noch ein ganzer Voodoo-Roman folgte.

Passt das neue Thema zur laufenden Handlung, erfolgt die Recherche. Kurt Luif drückte mir einst voller Enthusiasmus „Das Weltreich der Magie“ in die Hand, aus der die Serienväter damals ihr meistes Wissen entnahmen. Darüber staune ich noch heute, wie exakt und realistisch manche Dinge und auch ferne Länder beschrieben wurden. Denn natürlich war es nicht nur ein einziges Buch, das zur Recherche diente, sondern es waren viele mehr.

Heute besitze ich selbst eine relativ umfangreiche Bibliothek über Hexenwesen und Dämonologie. Aber natürlich sind wir heutigen Expokraten und Autoren den Vätern in einem Voraus: Wir haben Google!

Ist das Thema gewählt, gut recherchiert und passt es zur laufenden Handlung, erst dann beginne ich mit der Niederschrift des Exposés. Vorangestellt werden die technischen Daten, zum Beispiel:

DAS HAUS ZAMIS 44:
Mit schwarzen Schwingen kommt der Tod
von Susanne Wilhelm und Rüdiger Silber
Abgabe an Lektorat: 15. September

Es folgt eine Vorbemerkung und einige Sätze zum Stand der Dinge, denn nicht von jedem Autor kann ich voraussetzen, dass er den Band davor gelesen hat. Wichtig ist noch die Angabe der Jahreszeit, die zumeist der entspricht, in der das Buch erscheint.

Das fertige Exposé umfasst je Roman ca. 10 Seiten, insgesamt also 20 Seiten.

Danach erfolgt die Abnahme durch den Verleger. Ist auch das geschehen, bekommen endlich die meistens schon in den Startlöchern stehenden Autoren es endlich in die Hände: Das fertige Exposé!

Falls wir nichts mehr voeinander hören, wünsche ich euch jetzt schon ein möglichst gruseliges Halloween! Vielleicht verbringt ihr ja einen schaurigen Leseabend und besucht DAS HAUS ZAMIS!

Keep the Horror burning!
Uwe 

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Halloween-Special

von am 23. Oktober 2016

Halloween ist die Nacht des Jahres, auf die unsere Horror-AutorINNen das ganze Jahr gewartet haben! Susanne Wilhelm reitet auf einem Besen zum Blocksberg, Catherine Parker besucht ihren ersten Schwarzen Sabbat, Michael Marcus Thurner verwandelt sich in einen Werwolf und durchstreift mit einem Rudel Gleichgesinnter den Wiener Wald, Logan Dee verbringt Halloween standesgemäß in seiner Gruft (natürlich mit einer Jungfrau an seiner Seite), und Covergestalter Mark Freier nimmt endlich die Maske ab, die er sonst das ganze Jahr über tragen muss …

Leider verläuft das wahre Leben der Horror-AutorINNen dann doch nicht so spektakulär. Trotzdem wollen wir heute mal bei Ihnen anklopfen!

Catherine Parker überlässt dem Nachwuchs die Backstube: „Meine halloween-verrückte Teenietochter bestimmt diesen Tag bei mir zu Hause, d.h. auch unser Essen. Im letzten Jahr gab es „Blutbowle“ (in der Schüssel schwamm eine tiefgefrorene Hand statt Eiswürfeln), zum Dinner gab es „Gebisse“ als Vorspeise, „Mumien“ als Hauptgang und als Dessert „Graberde mit Würmern“ sowie „Hexenfinger“ als Kekse. Die Deko war natürlich auch entsprechend mit Spinnweben-Tischtuch (incl. Spinnen …).

Hexenfinger

Ansonsten baumeln im Zimmer meines Teenie-Zombies bereits seit Tagen ein Gerippe und diverse Totenschädel von der Decke. Mein etwas jüngerer Mini-Vampir freut sich schon darauf, an Halloween um die Häuser zu ziehen und Süßigkeiten einzusammeln (mir gibt er dann am Ende diejenigen ab, die er nicht mag, so hab ich auch was davon. :)).
Außerdem fiel mir gerade auf, dass ich auf der Fensterbank ja die selbstgebastelten Schrumpfköpfe meiner Tochter sitzen haben – ursprünglich waren das mal Äpfel … “

Schrumpfköpfe

Susanne Wilhelm: „Ich habe eine Anleitung gefunden, wie man aus Klopapierrollen und Knicklichtern im Dunkeln leuchtende Augen bastelt. Ich habe seit Jahren vor, so Dinger mal auf unserem Balkon zu drapieren. Dann muss ich den Nachbarn nur noch erzählen, dass wir die Katzen aus Versehen nach Mitternacht gefüttert haben …“

Logan Dee: „Ich gehe heute zu meiner eigenen Beerdii- ich meine: Veranstaltung. Seit sechs Jahren gibt es hier jedes Halloween die literarische Gruselnacht GRUSELN IM GRÜNEN. Wildromantisch auf einer Naturbühne und in gespenstischen Locations wie dem berüchtigten Fledermauskeller, in dem tatsächlich Fledermäuse ihren Winterschlaf halten! Ich habe immer die Angst, dass ich gebissen werde und es nicht rechtzeitig zur Kürbissuppe schaffe, die in der darüber liegenden Mühle nachträglich kredenzt wird …

Fledermauskeller

Mark „Freierstein“ Freier läutet Halloween schon früh am Nachmittag ein und sorgt „mit einem schönen alten Gruselfilm für entsprechende Einstimmung – und beginnt mit den Vorbereitungen für ein angemessenes Halloween-Essen. Diesen 31. Oktober wird es ein Gericht aus dem Klassiker “Dracula und seine Bräute” geben, das wie folgt in dem prächtig inszenierten Hammer Film Erwähnung findet: Auf dem Weg zu ihrem neuen Arbeitsplatz macht die junge Lehrerein Marianne noch abends Rast in einem der typischen transsilvanischen Gasthöfe. Der Wirt begrüßt sie, nachdem sie Platz genommen hat: „Willkommen im Wilden Eber. Unsere Speisekarte ist sehr beschränkt, aber ich hoffe sie werden zufrieden sein. Ein schönes Paprikagulasch mit Kraut, dazu einen Rotwein; – eigenes Gewächs.” Die Wohnung ist bereits ab Anfang Oktober mit ein paar Kürbissen herbstlich dekoriert, die Tage vor Halloween packen wir dann die dazugehörigen, traditionellen und etwas kitschigen Kerzenlichter aus Ton aus, die für Behaglichkeit und Atmosphäre sorgen. Abends, nach dem Essen wenn es draußen bereits dunkel geworden ist, gibt es einen leckeren “Cocktail für eine Leiche” – und vielleicht dazu noch eine schmackhafte “Leiche zum Dessert“. Weiteres Naschwerk versüßt uns dann das Abendprogramm, nachdem wir die gruselig verkleidenden Kinder an unserer Haustür mit etwas “Hocus Pokus” eingeschüchtert haben, denn dann ist Horror-Time! Es stehen immer wieder echte Horrorfilm Krachen bzw. Klassiker, wie Tanz der Teufel, Rosemarys Baby, Blairwitch Projekt, Haus der Tausend Leichen etc etc auf dem Programm. Es ist aber noch nicht geklärt welcher Film diesmal auf dem Abend- und Nachtprogramm steht. Vielleicht nach langer Zeit endlich mal wieder die Mutter aller Halloween-Filme: HALLOWEEN Teil 1 und 2 von John Carpenter?! Doch eins ist bereits jetzt schon sicher – je später der Abend, umso süßer das Blut …! Seltsam? Aber so steht es geschrieben!“

Filmeabend

Hm, Sorgen machen muss man sich wohl um Michael Marcus Thurner, der uns einen Beitrag versprochen hatte, aber noch immer als verschollen gilt. Halt! Gerade kommt noch eine Meldung rein:

„Während überall sonst Halloween gefeiert wird, müssen Horrorroman-Autoren nachsitzen und arbeiten. Seufz. Nun gut – ich habe zumindest die Möglichkeit, die Teilnehmer an meinem Schreibcamp in Wiener Neustadt ordentlich zu quälen und einen Teil meiner verderbten Gelüste mit Hilfe der spitzen Feder zu befriedigen. Dabei werde ich von einem einzahnigen Vampir unterstützt, dem die Blutgier förmlich ins Gesicht geschrieben steht. Ein weit aufgerissenes Maul, die gierigen Blicke aus glasigen Augen, die sehnsüchtig ausgestreckten Mörderhände …Ich lasse die Teilnehmer des Schreibcamps von meinem pelzigen Gefährten überwachen (siehe Beweisphoto). Er sorgt dafür, dass sie ja nicht auf dumme Ideen kommen. Das entschädigt mich doch einigermaßen dafür, dass die üblichen Halloween-Festivitäten ohne mich auskommen müssen. Nebstbei sitze ich übrigens an einem Manuskript, das sich sehr intensiv mit einer gewissen jungen Dame aus Wien auseinander setzt. Das weiße Schaf der Familie bekommt es mit einem ungewöhnlichen Gegner zu tun. Aber das ist eine andere Geschichte …“

Somit können wir beruhigt feiern gehen. Happy Halloween!

Andrea und Uwe

PS: Wenn ihr euch fragt, was unser Verleger heute so treibt: Wir haben ihn an seinem Schreibtisch angekettet. Einer muss den Job ja machen!

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Buchmesse

von am 21. Oktober 2016

Dieses Wochenende finden sowohl die Frankfurter Buchmesse als auch der Buchmesse Con in Dreieich-Sprendlingen statt. Beides Termine, die man als als Leser nicht verpassen sollte. Als HUNTER-Leser erhält man hier zudem die Gelegenheit ein paar der Teamautoren persönlich anzutreffen.

Die Frankfurter Buchmesse hat Tradition, und damit meine ich eine wirklich lange Tradition. Bereits vor 500 Jahren haben sich alljährlich Drucker, Verleger und Buchhändler in Frankfurt getroffen, um ihre neuesten Werke zu tauschen und zu handeln. Auch heutzutage werden hier noch viele wichtige Geschäfte abgeschlossen. Aber auch für Nicht-Branchen-Publikum hat die Messe einiges zu bieten. Stände voller interessanter Neuerscheinungen, Lesungen und Cosplayer.

Und dann ist da noch der Buchmesse Con. Etwas außerhalb von Frankfurt findet er im Bürgerhaus von Dreieich-Sprendlingen statt. Hier trifft sich die Gemeinde der deutschen Phantastik-Fans. Lesungen gibt es rund um die Uhr, und die Grenze zwischen Autoren und Lesern ist fließend. Während mich die Frankfurter Buchmesse immer ein wenig überwältigt, fühle ich mich auf dem Buchmesse Con jedes Mal, als käme ich nach Hause. Hier findet man die Leute, die genauso wahnsinnig sind, wie man selbst. Die einen tatsächlich verstehen.

Meinen ersten BuCon habe ich 2007 besucht, damals noch als hoffnungsvolle Jungautorin mit einer gerade veröffentlichten Kurzgeschichte. Seitdem war ich jedes Jahr da, inzwischen meistens auch mit einer Lesung. Wer mich dieses Jahr dort treffen möchte, ist herzlich eingeladen, zu der Lesung aus meinem neusten Roman „Der Fluch des Wüstenfeuers“ zu kommen.

22.10., 12 Uhr: Lesung mit Andres Bottlinger aus „Der Fluch des Wüstenfeuers“, Buchmesse Con, Maschinenraum

Ich bin zudem nicht der einzige HUNTER-Autor, dem man dort begegnen kann. Auch Kollege Christian Humberg (bei HUNTER besser bekannt als Simon Borner) wird dort anzutreffen sein.

22.10., 18 Uhr: Autorenlesung aus „Star Trek Prometheus“ und Signierstunde mit Christian Humberg und Bernd Perplies, BuchmesseCon, Battle Bridge

Eventuell sehen wir uns ja dort!

Wir möchten uns übrigens für den verpassten Blogpost letzte Woche entschuldigen. Die Zeit vor der Buchmesse ist immer etwas stressig, und unter allen Dingen, die noch erledigt werden mussten, ist der Blog einfach untergegangen. Wir geloben Besserung!

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Das Zaubermond-Dämonenlexikon! Heute: Der Selkie

von am 7. Oktober 2016

Selkie? Hört sich an wie Selfie, ist aber nicht ganz so schrecklich. Selkies, oder auch Selchies genannt, sind laut einer schottischen Legende Mischwesen, also halb Mensch, halb Tier, und ähneln in ihrer Tiergestalt putzigen Robben. An Land jedoch streifen sie ihr Fell ab, verstecken es und gehen auf Menschenjagd, um ihre Opfer zu entführen und ins Meer zu ziehen. Im aktuellen DAS HAUS ZAMIS legt sich Lydia Zamis nicht nur mit einem Selkie an, sondern tötet ihn. Was sie nicht weißt: Wer einen Selkie töten, zieht unwiderruflich Unheil auf sich …

Die Kreatur, die gerade noch als Charles vor ihr gestanden hatte, sank zu Boden und robbte zu dem Fell, das neben der Tasche lag. Wie von Zauberhand legte sich das Fell um den Glibberkörper und hüllte es ein.
Lydia war der Hunger auf Sex vergangen. Angeekelt schaute sie auf das Ding, das sich in konvulsivischen Zuckungen auf dem Boden wand.
Der Selkie starrte sie mit ausdruckslosen Augen an. Dann sprach er mit kaum menschlicher Stimme, die eher an das Bellen eines Seehundes erinnerte: »Du hast zugesehen!«
»Ja und? Glaubst du etwa, ich würde mit so etwas wie dir ins Bett gehen?« antwortete Lydia kalt. Sie hielt die Zeit für gekommen, ihm klarzumachen, warum sie ihn eingeladen hatte.
»Der Fluch!«, bellte er.
»Dein Fluch interessiert mich nicht. Aber meinen werde ich bald los!«
Sie sprang aus dem Bett und stürzte sich auf ihn. Dabei stieß sie einen Zauberspruch aus, der ihre ohnehin langen Fingernägel in spitze Krallen verwandelte.
Der Selkie versuchte sich zu wehren. Mit seinen scharfen Zähnen verbiss er sich in ihre linke Brust. Dabei injizierte er ein magisches Gift in ihren Körper. Lydia schrie auf. Vor Schmerz, aber auch vor Lust.
Er wälzte sich zwischen ihre Schenkel, drückte sie allein mit seinem Gewicht auseinander, während er nun auch in ihre rechte Brust biss.
Erschauernd beugte sie sich zurück. Sie würde noch etwas damit warten, ihm das Herz herauszureißen. Dazu versprach dieses animalische Liebesspiel viel zu neuartige Erfahrungen.
Sie stachelte ihn an, weiterzumachen, während er ihren makellosen Leib mit immer weiteren Bissen traktierte und sich langsam zu ihrem Schoß vorarbeitete.
Mittlerweile schrie Lydia nur noch vor Lust. Erst als sein Schnurrbart zunächst sanft an der Innenseite ihres Oberschenkels vorbeistrich und er begann, ein großes Stück Fleisch rauszureißen, wurde ihr bewusst, dass ihr Liebhaber etwas ganz Besonderes mit ihr vorhatte.
Sie begann sich zu wehren. Sie griff nach seinem Kopf und versuchte ihn, nach oben zu ziehen. Aber der Selkie war nun völlig von Sinnen. Er brüllte und bellte und verbiss sich in ihren Schoß. Erst als Lydias Krallen seinen Schädel durchpflügten und ihm das Fleisch vom Kopf kratzten, schrie auch er auf vor Schmerz.
Sein Kopf fuhr hoch, und sie sah die lodernde Wut in seinen Augen. Sie nutzte die Chance und stach nach seinen Augen. Seine Augäpfel zerplatzten. Tief bohrten sich die Krallen in die Höhlen. Befriedigt vernahm Lydia seine Schreie, während sie sich in den leeren Augenhöhlen festkrallte.
Der Rest war Routine. Sie schob ihn von sich und trat ein paar Schritte zur Seite. Der Selkie wälzte sich brüllend in einer immer größer werdenden Lache aus Blut und Schleim auf dem Boden. Im Todeskampf versuchte er sich in seine menschliche Gestalt zurückzuverwandeln. Halb Mensch, halb Robbe kroch er Richtung Tür.
Aber noch war Lydia nicht fertig mit ihm. Sie wartete geduldig, bis er erschöpft auf dem Rücken lag, dann schlitzte sie ihm die Brust auf. Mit beiden Händen griff sie hinein, bekam das immer noch pulsierende Herz zu fassen und riss es ihm bei lebendigem Leibe heraus.
Der Todesschrei des Selkie klang wie Musik in ihren Ohren.
Rasch packte sie das Herz in eine Plastiktüte, die sie sich vorher zurechtgelegt hatte.
Dann ging sie unter die Dusche, wusch sich das Blut vom Leib und zog sich etwas Hübsches an.
Bevor sie das Zimmer verließ, schaute sie sich noch einmal um. Eine ganz schöne Sauerei ließ sie da zurück. Aber was scherte es sie? Sollte sich doch ihre Schwester ums Aufwischen kümmern! Sie hatte jetzt Wichtigeres zu tun.

Tja, man kann bei der Wahl seiner Bettpartner wirklich nicht vorsichtig genug sein. Zumal besonders Selkie-Frauen ganz außergewöhnlich reizvoll sein sollen. Das war ein Ausschnitt aus dem DAS HAUS ZAMIS-Buch 47 Die Todesuhr. Wer darüber hinaus oder überhaupt die niedlichen Selkies jetzt ins Herz geschlossen hat, dem sei ein ganz besonderes Bilderbuch von Nikolaus Heidelbach empfohlen: Wenn ich groß bin, werde ich Seehund. Für Kinderseelen viel zu grausam!

Keep the Horror burning!
Uwe

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Was hat es jetzt eigentlich mit dieser Uhrmacherin auf sich?

von am 30. September 2016

Seit Monaten machen wir nun schon geheimnivolle Andeutungen in Bezug auf die Uhrmacherin. Sie und ihre Uhren tauchen sowohl in DORIAN HUNTER als auch in DAS HAUS ZAMIS auf, und keiner wusste, woher sie eigentlich kommt. Das hat sich mit dem Erscheinen der neusten Bände geändert. In DORIAN HUNTER 85: „Die Lebensuhr“ werden endlich eine Menge Fragen beantwortet. Aber ganz ernsthaft jetzt: Wie kommen wir eigentlich auf so eine Idee?

Catherine Parker hat es hier ja schon geschrieben. Die Hintergründe der Uhrmacherin gehen auf einen sehr alten Roman von Hugh Walker zurück, „Das Heer der Untoten“, in dem sich Dorian an seine Zeit Jugendzeit erinnert. In diesem Roman wird angedeutet, dass Dorian damals eventuell eine Tochter gezeugt haben könnte, die er Jahre später im Haus der Hexe „Mother Goose“ wieder trifft. Diese Tochter verschwindet am Ende des Romans und wird danach für lange Zeit nicht wieder gesehen. Dorian hat also nicht nur eventuell eine Tochter, sie ist außerdem bei einer Hexe aufgewachsen und dann spurlos verschwunden. Eine solche Vorlage kann man nicht einfach ignorieren. Es galt nur, einen guten Anlass zu finden, um die gute Irene wieder aus der Versenkung zu holen.

Dieser Anlass bot sich vor beinahe einem Jahr, als Uwe Voehl, Dennis Ehrhardt und ich uns in Hamburg trafen, um die Zukunft unserer beider Serien zu besprechen. Ich brachte das Gespräch auf Dorians Tochter. Dazu kam, dass Uwe und ich zuvor schon darüber gesprochen hatten, ob man nicht ein paar Ereignisse aus der HUNTER-Reihe beim HAUS ZAMIS aufgreifen sollte. Bekanntermaßen existieren DORIAN HUNTER und DAS HAUS ZAMIS seit einigen Bänden sozusagen in Paralleluniversen. Hatte DAS HAUS ZAMIS zuvor lange Cocos Jugendzeit erzählt, also die Zeit, bevor sie Dorian kennengelernt hat, traf sie in Band 33: „Töte Dorian Hunter!“ schließlich auf eben jenen. Nur dass alles ganz anders lief, als wir es aus DORIAN HUNTER kennen …

Doch alles, was vor diesem Punkt passiert ist, ist natürlich weiterhin für beide Serien gleich. So zum Beispiel auch die Zeugung von Dorians Tochter Irene. Das brachte uns auf die Idee, Irene tatsächlich in beiden Serien auftauchen zu lassen, nur eben unter jeweils sehr unterschiedlichen Voraussetzungen. In dem Blogeintrag, den ich direkt nach diesem Treffen geschrieben habe, wird Dorians Tochter auch tatsächlich direkt erwähnt.

Was wir vor gut einem Jahr geplant haben, liegt nun also endlich in gedruckter Form vor. Und wir sind noch lange nicht mit Irene fertig.

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Das Zaubermond-Dämonenlexikon! Heute: Der Mensch-Hai

von am 23. September 2016

Sex mit Haifischen? Warum nicht: Schon Berthold Brecht wusste zu dichten, dass der Haifisch Zähne hat und durchaus nicht nur in Meeren anzutreffen ist, sondern auch in feinster Gesellschaft. Der Finanzhai ist eine verwandte Spezies. Normalerweise kommen in DAS HAUS ZAMIS nur ehrbare Dämonen zum Zuge: Vampire, Hexen, Ghouls … Michael Marcus Thurners zeitgemäße Interpretation des Brecht’schen Archetypen ist allerdings so genial, dass ich euch einen Ausschnitt nicht vorenthalten möchte:

»Ihr seid sonderbare Wesen, ihr Dämonen«, sagte Angélique. »Aber ich mag euch. Ich liebe den Sex mit deinesgleichen. Er ist immer anders und stets überraschend.«

»Du verträgst eine ganze Menge. Und es wundert mich, dass du so offen über uns Dämonen redest.«

»Ich habe einen guten Riecher und fühle, in welcher Stimmung du gerade bist. Andernfalls wäre ich längst aufgestanden, hätte mein Geld kassiert und wäre gegangen.«

»Ja, du hast offensichtlich einen guten Riecher«, echote Requin.

»Darf ich dir noch eine Frage stellen?«

»Nur zu.«

»Was für eine Art von Dämon bist du? – Ich hatte Kontakt mit Vampiren, mit Untoten, mit Aufsitzern und mit lesbischen Hexen, die einem Märchenbuch entsprungen zu sein schienen. Mit einem masochistisch veranlagten Dämon, der zum Gefolge Asmodis gehört. Mit einem Zwerg, der behauptete, der böse Geist der Stadt Wien zu sein. Er war das widerlichste Geschöpf, das ich jemals zwischen meine Beine ließ.« Angélique hielt kurz inne und fuhr dann nachdenklich fort: »Aber deine Art ist mir völlig fremd. Auch dein Körper fühlt sich sonderbar an. So kühl und so rau, so unglaublich kräftig.«

»Hast du denn nichts zu meinem Schwanz zu sagen?«

»Er ist ein Prachtexemplar. Der schönste und längste, den ich mir jemals in den Mund und sonst wohin geschoben habe«, sagte sie routiniert.

»Du brauchst nicht zu lügen. Ich weiß, dass ich trotz meiner Körpergröße nicht sonderlich gut gebaut bin. Das sind Wesen meiner Art allgemein nicht.«

»Was mich wieder zu meiner Frage zurückführt: Wer oder was bist du eigentlich, Anton Requin?«

»Meine Art kommt aus dem Wasser. Ich gehöre einem uralten Geschlecht an, das mit anderen Dämonensippen kaum etwas gemein hat. Ich bin von Natur aus ein Jäger. Die Geschöpfe, von denen wir uns einstmals abtrennten, auf eine Weise, die wir heute nicht mehr verstehen, leben immer noch in den Weltmeeren, ja, sie beherrschen sie. Man nennt sie Haie.«

»Du bist ein Hai«, wiederholte Angélique nachdenklich.

»Unseresgleichen sind hauptsächlich in der Geldbranche anzutreffen. Dieses Metier liegt uns. Wenn also in einer Unterhaltung einmal der Begriff Finanzhai fällt, würde ich denjenigen sehr aufmerksam begutachten. Womöglich zeigt er in seinen Verhaltensweisen Ähnlichkeiten mit mir.«

»Das klingt wirklich interessant. – Stört es dich, wenn ich dusche, bevor ich gehe?«

»Glaubtest du denn, dass dieser Arbeitstag für dich bereits zu Ende wäre?« Requin lächelte sie an. Er betörte sich an ihrem Duft. Sie stank nach Sex, nach Schweiß – und neuerdings ein klein wenig nach Angst.

»Du hast noch nicht genug, Anton?« Angélique lächelte unsicher. »Deine Ausdauer ist bewundernswert.« Sie tastete über seinen flachen Bauch, berührte sachte die Oberschenkel, näherte sich vorsichtig dem Zentrum seiner Männlichkeit.

»Wir Haie spielen gerne mit unserer Beute«, sagte Requin. »Wir treiben sie vor uns her, lassen sie in Ungewissheit, geben ihnen mitunter das Gefühl, dass sie jederzeit entkommen könnten. In Wirklichkeit jedoch …« Er packte sie am Armgelenk und schob die Hand nahe an seinen Mund, um sie zärtlich und gierig zugleich zu küssen, von oben nach unten und von unten nach oben.

»Das ist eine seltene, aber umso schönere Tugend.« Angélique schob sich näher an ihn heran und kuschelte sich an seine Halsbeuge.

Ihr Körper bewegte sich in einem Rhythmus, wie er ihn liebte. Er erinnerte ihn an sachte auslaufende Wellen am Strand, die plötzlich durch die Rückkehr der Flut heftiger heranströmten und immer weiter ins Festland vordrangen. Sie schoben Sand und Kiesel vor sich her, das Gestein knirschte, während die Wellen hochgischteten und laut brüllend übereinander zusammenschlugen, sich zu einem wütenden Sturm entwickelten …

»Es freut mich, dass dir das hier gefällt«, sagte Requin.

Er umklammerte die Hand fester und biss zu. Biss das Gelenk durch und spuckte das blutende Ding aus, um sich auf Angélique zu wälzen, seine Kiefer auszurenken und ihr deutlich vor Augen zu führen, wie groß sein Maul wirklich war und was er alles imstande war herunterzuschlucken.

»Ich bedaure, dass ich dir wehtun muss, Angélique. Doch bei dem, was ich nun vorhabe, sind die Arme und die Beine im Weg. Ich weiß, dass du schier unerträgliche Schmerzen hast. Aber ich verspreche dir: Es wird wieder besser. Es wird alles wieder gut.«

Requin biss der Hure den rechten und dann den linken Arm ab, bevor er sich um die Beine der laut und schrill schreienden Hure kümmerte.

Appetit bekommen? Dann holt euch gleich den ganzen Happen! „Die Todesuhr“ heißt das aktuelle DAS HAUS ZAMIS Buch, das die Nummer 47 trägt.

Keep the Horror burning!

Uwe

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Das Ticken der Vergänglichkeit

von am 16. September 2016

Manchmal verstehen sich zwei Menschen einfach auf Anhieb. Als ich Catherine Parker und Malte S. Sembten (Rüdiger Silber) 2014 jeweils einen Teilroman zu DORIAN HUNTER Band 77 „Die Knochenkirche“ übertrug, rechnete ich mit der üblichen Art von Zusammenarbeit: Man spricht ein paar Eckpunkte ab, die ich in den Exposés offen gelassen hatte, verständigt sich über den Anschluss der beiden Romane zueinander, und macht dann größtenteils sein eigenes Ding. Schreiben ist meistens ein relativ einsamer Job.
Stattdessen durfte ich einen sehr regen Mailwechsel zwischen meinen beiden Autoren beobachten. Es ging schnell nicht mehr einfach darum, Dinge abzusprechen. Man konnte richtig zusehen, wie sich die beiden gegenseitig inspirierten.
Sobald sich die Gelegenheit ergab, bekamen die beiden deshalb wieder einen gemeinsamen Band: DORIAN HUNTER 85 „Die Lebensuhr“. Leider kam es aber anders als geplant. Hier berichtet Catherine Parker über die Arbeit ohne Malte und über ablaufende Lebensuhren.

Schon lange im Voraus hatte ich mich auf diesen Serienband gefreut, weil geplant war, dass ich ihn gemeinsam mit Malte S. Sembten (Rüdiger Silber) schreiben sollte. Mit Malte zu arbeiten bedeutete, sich intensiv per Mail auszutauschen, über Figuren zu diskutieren, Szenen und Schauplätze abzustimmen. Mit ihm zu arbeiten war unglaublich inspirierend. Doch dann verstarb er kurz vor Beginn. Kaum älter als ich, viel zu früh.

Und ich sah mich plötzlich in der Situation, nicht nur ohne Maltes kluge und bereichernde Mails arbeiten zu müssen, sondern seinen Part mit zu übernehmen und den kompletten Band allein zu schreiben. Das ging nur, indem ich die Zähne zusammenbiss und anfing.

Während im Hintergrund die Deadline bereits zu ticken begann, vergrub ich mich tief in Hunters Vergangenheit. Dort tickte es ebenfalls. Der aktuelle Band „Die Lebensuhr“ spinnt den Faden einer Geschichte weiter, die einst unter dem Titel „Das Heer der Untoten“ von Hugh Walker erzählt wurde (s. Band 20).

Für mich ist es immer spannend, einen so direkten Serienbezug zu haben. Informationen einflechten zu können, die Kennern der Serie sofort auffallen – Namen, Orte, Gegebenheiten. In diesem Fall taucht mit Mother Goose und ihrem unheimlichen Haus voller Uhren eine Episode aus Dorians Jugendzeit auf. In Hugh Walkers Roman ist Dorian zunächst „Woody“, ein verschlossener Internatsschüler, der in das Hexenhaus einbricht und eine Uhr mitnimmt, die sich später als seine Lebensuhr entpuppt. Nebenbei verliebt er sich in ein geheimnisvolles blondes Mädchen namens Irene, das bei Mother Goose lebt. (Ich gestehe, es hat mich extrem irritiert, dass er von diesem Mädchen „Dory“ genannt wird – Dory, der Dämonenkiller? Echt jetzt? Nee, oder? – und so habe ich darauf verzichtet, das zu übernehmen.) Außerdem muss er sich mit dem titelgebenden Heer der Untoten herumschlagen.

Die Herausforderung für mich bestand nun darin, anhand des Exposés eine neue Geschichte zu verfassen, die der ursprünglichen Story nirgends widerspricht und wesentliche Details berücksichtigt. Um Facetten hinzuzufügen, erschien es sinnvoll, die Erzählperspektive zu wechseln. Im aktuellen Band sind viele Ereignisse der Vergangenheit in rückblickenden Kapiteln als Irenes Tagebuch eingeschoben. So bekam die frühere Geschichte einen neuen Rahmen. Ergänzungen und Erweiterungen waren problemlos möglich. Allerdings entpuppte es sich als Spagat in Figurenpsychologie, den Charakter dieses leicht naiven Mädchens im Kern beizubehalten, ohne dabei zu vergessen, für welches Genre ich hier eigentlich schrieb. (Um zu vermeiden, in die Dory-Falle zu tappen und später ganze Textpassagen in die Tonne treten zu müssen, überlegte ich schon, mir ein Post-it „NO ROMANCE“ an den Bildschirm zu kleben.)

Einige von Dorians Mitschülern im Internat, die in Hugh Walkers Episode eine Rolle spielten, tauchen auch in meinem Roman auf. Der kleine Georgie zum Beispiel. (Ich habe mir strikt verboten, ihn einen Regenmantel tragen zu lassen …)
Selbst erdachte Nebenfiguren haben natürlich den Vorteil, dass sie nicht an einem Vorbild gemessen werden und somit viel freier agieren können. Bobby ist z.B. ein solcher Junge.

Es war übrigens eine seltsame Begleiterscheinung des Schreibens an Band 85, dass es ständig in meiner Umgebung zu ticken schien. Tick-Tack, Tick-Tack – lief hörbar die Zeit ab. Galt das wirklich nur meiner unablässig näher rückenden Deadline? Plötzlich nahm ich Uhren wahr, die mir sonst noch nie aufgefallen waren. Manchmal weht ein Hauch des Unheimlichen aus der Fiktion ins reale Leben einer Autorin. Ich fürchte mich nicht vor Untoten. Dämonen bescheren mir keine Alpträume. Aber Vergänglichkeit ist ein schwieriges Thema.

Vor allem, wenn diese Vergänglichkeit so verdammt laut tickt.

R.I.P. Malte

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Der Zamis-Zyklus

von am 9. September 2016

Vergangenen Freitag ist sie endlich offiziell erschienen: die 31. Hörspielfolge von DORIAN HUNTER, »Capricorn«. Abonnenten und Vorbesteller bei Zaubermond hatten ihre CD ja schon ein paar Tage früher im Briefkasten … und so ist es jetzt vielleicht Zeit, einmal zurückzublicken auf alle vier Teile, die den Zamis-Zyklus bilden, als da wären:

Folge 29.1: »Hexensabbat – Lehrjahre«
Folge 29.2: »Hexensabbat – Reifeprüfung«
Folge 30: »Hochzeitsnacht«
Folge 31: »Capricorn«

Die ersten beiden Folgen, die Cocos Kindheit auf Schloss Behemoth und später in Wien beleuchten, sind dabei so eng verzahnt, dass sie noch einmal als »Zweiteiler innerhalb des Vierteilers« kenntlich gemacht wurden. Als Romanvorlage diente dabei nicht nur die gleichnamige Story »Hexensabbat«, mit der das Hunter-Spin-Off DAS HAUS ZAMIS startet, sondern auch Elemente aus den Folgestorys »Die Stunde der Ameisen« und »Der Teufelsschüler«. Beide Geschichten sind ebenfalls im ersten HAUS-ZAMIS-Band »Hexensabbat« enthalten. Aus der »Stunde der Ameisen« ist dabei nur die Bedrohung der Zamis-Familie durch einen anonymen Herausforderer entliehen. Wir haben sie verbunden mit der schillernden Figur von Cocos Onkel Boris Zamis, der in der Story »Der Teufelsschüler« seinen großen Auftritt hat. Auf diese Weise bekommt der Hörer einen ersten Eindruck, wie es seinerzeit im Hause Zamis zugegangen sein mag und welche schwierige Zeit Coco dort verlebt hat …

Nur »ein erster Eindruck« deshalb, weil die Familie Zamis natürlich Stoff für noch viel mehr Geschichten bietet, den wir in den Hörspielen bisher noch nicht berücksichtigen konnten. Auch aus der Zamis-Sippe haben wir mit Cocos Geschwistern Vera und Georg und ihren Eltern Michael und Thekla zunächst einmal nur die wichtigsten Figuren eingeführt (okay, aufmerksamen Hörern wird nicht entgangen sein, dass wir darüber hinaus den einen oder anderen Namen fallengelassen haben … So ist auf Claras Hexensabbat in Folge 29.2 zum Beispiel Michael Zamis’ Bruder Ingvar mit seiner Frau Bianca zu Gast, und auch Cocos Schwester Lydia (my favourite!) wird zumindest einmal namentlich erwähnt).

Allein Cocos sechs Geschwister angemessen einzuführen, hätte den Rahmen dieses Hörspielzyklus leider vollkommen gesprengt. Von Ingvars Familienzweig in den Abruzzen oder anderen Verwandten aus Südamerika gar nicht zu reden. Daran krankt leider schon die ursprüngliche Romanhandlung von »Die Stunde der Ameisen«, die den Sippenkrieg zwischen den Zamis und der Wiener Hexerfamilie Forcas thematisiert: Zu viele Angehörige der Zamis werden eingeführt und entweder sofort getötet oder spielen später in der HUNTER-Serie keine nennenswerte Rolle mehr, sodass der Leser gar keine Zeit hat, sie kennenzulernen und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Aus diesem Grund haben wir die Forcas im Hörspiel auf einen einzigen Gegner reduziert, der diesen Namen nur zur Tarnung benutzt.

Die Romane, das muss man ehrlich sagen, haben an dieser Stelle viel Potenzial verschenkt, was auch der Serienschöpfer Ernst Vlcek später zugegeben hat. Überhaupt wurden die Zamis in der HUNTER-Serie immer sehr stiefmütterlich behandelt. Die gesamte Familie musste ja bereits bei der zweiten Begegnung mit Dorian in Folge 12, »Das Mädchen in der Pestgrube«, ins Gras beißen … So viele Figuren, die den HUNTER-Kosmos hätten bereichern können, wurden ausgelöscht, so viele mögliche interessante Handlungsstränge mit einem Schlag unmöglich gemacht …

Um diesen Fehler gewissermaßen nachträglich zu »korrigieren«, haben die Autoren später das Spin-Off DAS HAUS ZAMIS erschaffen. Hier bekommt zunächst die jugendliche Coco als Haupfigur und in späteren Bänden diese gesamte Familie Zamis mit ihren vielen Verzweigungen und ihrem jahrhundertealten Background den Raum, den sie verdient … DAS HAUS ZAMIS komplett in die HUNTER-Hörspielserie zu integrieren, ist – leider, leider! – völlig illusorisch. Aber wir haben uns dazu eine andere interessante Lösung einfallen lassen, über die ich an dieser Stelle nicht mehr verraten möchte, als dass wir gerade daran arbeiten … Gelüftet wird das Geheimnis voraussichtlich im Frühjahr 2017!

Mit diesen rätselhaften Worten möchte ich heute schließen.

Ach ja, und mit einer Erklärung für die fehlende Download-Möglichkeit von Folge 31 auf Amazon.de. Leider ist uns bei der Titelmeldung ein blöder Fehler unterlaufen, durch den der Amazon-Shop bei der Meldung ausgeklammert wurde. Wir haben das am Erscheinungstag sofort nachgeholt, doch aufgrund eines »Datenbank-Rückstaus« (O-Ton Amazon) wird es leider noch einige Tage dauern, bis die Folge dort als Download verfügbar ist. Aber wir haben natürlich einen guten Tipp für alle Ungeduldigen: ihr könnt die Folge einfach direkt hier auf diesen Seiten im Zaubermond-Shop kaufen, dann klappt es sofort mit dem Hören! 😉

Viele Grüße und bis nächste Woche, wenn Andrea Bottlinger an dieser Stelle wieder das Ruder übernimmt.

Dennis Ehrhardt

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Neuheiten-Tag!

von am 2. September 2016

Wer ist die junge Frau, die in Wien auftaucht und sich nach Coco Zamis erkundigt? Und was will sie von ihr? Heißt sie wirklich Irene Hunter und ist die Schwester des verschollenen Dämonenkillers?

Als Coco in Wien eintrifft, erkennt sie ihr Café Zamis kaum wieder. Die Dämonen der Sieben Todsünden sind inzwischen erneut aktiv geworden. Acedia, die Todsünde der Trägheit, hat sich des Cafés bemächtigt – und sie droht ihren Einfluss auf ganz Wien auszudehnen …

Was sich hinter diesen dürren Sätzen verbirgt, ist eine so rasante Handlung, dass selbst mir, dem Expo-Autor, diesmal die Spucke wegblieb, weil beide Autoren sie mit so vielen Ideen gepickt haben, dass euch ein echter Page-Turner erwartet. Beziehungsweise zwei, denn auch dieses Buch enthält wie immer gleich zwei Teilromane.

Ach ja, und wie war das jetzt mit Dorians angeblicher Schwester? Erinnert sich noch jemand an Mother Goose? Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, aber mehr verrate ich an dieser Stelle nicht. Lasst euch überraschen!

Mother Goose ist auch für „Die Lebensuhr“ ein gutes Stichwort. Die Ähnlichkeit der Titel und Coverbilder ist nämlich kein Zufall, sondern gewollte Parallelität, die sich auch im Inhalt niederschlägt. Keine Sorge allerdings, wir erzählen nicht zweimal dieselbe Geschichte.

Coco Zamis konnte mit der Uhrmacherin eine Übereinkunft treffen, aber noch immer ist nicht klar, wer sie wirklich ist und ob sie tatsächlich gegen die Dämonen kämpft, wie sie behauptet. Als Dorian Hunter von ihr erfährt, fragt er sich allerdings, ob sie eine potenzielle Verbündete darstellen könnte.

Dann jedoch findet Salamanda Setis ihre Lebensuhr. Und Dorian muss an einen Ort aus seiner Jungend zurückkehren, um ein paar Antworten zu finden.

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Sonderberg zieht um

von am 1. September 2016

Dr. Sonderberg hat in diesen Tagen einiges zu tun, weil der Zaubermond Verlag umzieht und er kräftig mit anpacken muss. Wir melden uns an dieser Stelle wahrscheinlich in der zweiten Septemberwoche wieder mit einem regulären Eintrag … wenn uns nicht in der Zwischenzeit ein Hammer auf die Finger gefallen ist! 🙂

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