Ein Gespräch mit Coco Zamis: DORIAN HUNTER

von am 26. Februar 2016

Coco Zamis agiert gleich in zwei erfolgreichen ZAUBERMOND-Serien: In den aktuellen DORIAN HUNTER-Bänden ist sie eine erwachsene Hexe, die lange Zeit an der Seite Dorian Hunters vehement die Schwarze Familie bekämpft hat. DAS HAUS ZAMIS beschreibt sie in jüngeren Jahren, in denen sie sich gegen Dorian Hunter entschieden hat und noch immer Mitglied der Schwarzen Familie ist. Es erschien uns reizvoll, beiden so verschiedenen Charakteren ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Das letzte Mal haben wir Coco in DAS HAUS ZAMIS vorgestellt, nun kommt ihre Inkarnation in DORIAN HUNTER dran …

Frau Zamis …

Ja?

Es freut mich, dass Sie Zeit gefunden haben. Sie haben derzeit ja viel zu tun als Schiedsrichterin der Schwarzen Familie.

In der Tat. Und das ist ja nicht das Einzige, was ich tue.

Ja, Sie sind außerdem sozusagen under cover unterwegs. Sie sind nicht tatsächlich in den Schoß der Schwarzen Familie zurückgekehrt.

So sieht es aus. Ich versuche, von innen heraus etwas zu bewirken, nachdem sich die Taktik, der Schwarzen Familie immer wieder den Kopf abzuschlagen, als nicht sonderlich erfolgreich herausgestellt hat.

Manche Leute sind mit diesem neuen Vorgehen nicht ganz zufrieden.

Sie meinen Dorian? Na ja … Er war wohl etwas vor den Kopf gestoßen. Aber die Sache mit den Schiedsrichteramt hat sich nun mal so ergeben und war die einzig richtige Wahl in dem Moment. Er könnte ruhig ein wenig mehr Vertrauen haben.

Sie sehen sich also nach wie vor nicht als Dämonin?

Natürlich nicht! Nun ja … wie es aussieht, mache ich seit dem Ergreifen des Postens als Schiedsrichter ein paar kleinere körperliche Veränderungen durch. Aber in meinem Selbstverständnis gehöre ich nicht mehr zur Schwarzen Familie. Ich habe mich damals von ihr losgesagt und mich Dorian angeschlossen. Ich kämpfe seither gegen Dämonen. Ich bereue die Entscheidung nicht, die ich damals getroffen habe.

Wie stehen Sie denn derzeit zu Dorian Hunter?

Oh, ich würde sagen, es ist kompliziert.

Und der Rest des Teams? Wie sieht es da aus. Fangen wir mit Philipp Hayward an.

Philipp hat sich entschieden, mit mir zu kommen, als ich Schiedsrichterin geworden bin. Wir hatten schon immer ein besonderes Verhältnis zueinander. Ich bin wohl so etwas wie seine Bezugsperson.

Donald Chapman.

Don ist viel weniger hitzköpfig als Dorian. Ich denke, er hat erkannt, was ich hier versuche und was ich erreichen kann.

Jeff Parker

Jeff ist ein ziemlich intelligenter Mann. Das muss man wahrscheinlich sein, um ein solche Vermögen anzuhäufen und zu behalten. Ohne ihn wären wir alle längst aufgeschmissen. Und Jeff ist gut mit Menschen. Ich denke, auch er versteht, was ich hier mache.

Danaben gibt es einige neue Mitglieder im Team, die Sie teilweise noch gar nicht richtig kennen gelernt haben. Unter Ihnen George Morales.

Mit dem habe ich leider bereits das Vergnüngen. Mehr sollte ich zu ihm vielleicht nicht sagen.

Herman Falk.

Nach allem, was ich von ihm höre, klingt er nach einem guten Mann. Er ist sicher eine Bereicherung für das Team. Es kann außerdem nie schaden, jemanden zu haben, der sich mit Magie auskennt, jetzt da ich anderweitig beschäftigt bin.

Und was halten Sie von Salamanda Setis und ihrem Interesse an Dorian Hunter?

Ich traue ihr nicht. Aber ich denke, für den Moment ist sie auf unserer Seite. Oder genauer gesagt ist sie wohl auf ihrer eigenen Seite, aber für den Moment hat sie ähnliche Ziele wie wir. An Dorian kann sie so viel Interesse haben, wie sie möchte. Ich bin nicht eifersüchtig.

Eine letzte Frage. Wie stellen Sie sich die Zukunft vor. Wie soll es mit Ihnen weitergehen?

Ich weiß es nicht. Aber ich denke nicht, dass wir die Dämonen je endgültig besiegen können, so wie Dorian sich das womöglich zu Anfang vorgestellt hat. Es ist mehr eine ewige Bemühung um Schadensbegrenzung, die wir hier betreiben.

Ich danke Ihnen für das Gespräch.

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Der Fall Przygodda: CDs eingetroffen

von am

Eine kurze Zwischenmeldung: Gestern sind im Verlag die CDs zum neuen Sonderberg-Fall eingetroffen. Hübsch, nicht wahr …? 🙂 … Der reguläre Blogbeitrag folgt dann wie geplant am kommenden Dienstag. Zu sehen gibt es dann auch ein Video-Interview mit Jan-Gregor Kremp zum neuen Fall.

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Ein Gespräch mit Coco Zamis: DAS HAUS ZAMIS

von am 21. Februar 2016

Coco Zamis agiert gleich in zwei erfolgreichen ZAUBERMOND-Serien: In den aktuellen DORIAN HUNTER-Bänden ist sie eine erwachsene Hexe, die lange Zeit an der Seite Dorian Hunters vehement die Schwarze Familie bekämpft hat. DAS HAUS ZAMIS beschreibt sie in jüngeren Jahren, in denen sie sich gegen Dorian Hunter entschieden hat und noch immer Mitglied der Schwarzen Familie ist. Es erschien uns reizvoll, beiden so verschiedenen Charakteren ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Beginnen wir mit der Rolle in DAS HAUS ZAMIS …

Frau Zamis …

Coco, bitte. Frau Zamis klingt so alt. Dabei fühle ich mich wie zweiundzwanzig …

Und Sie sind …?

(schmunzelt) Ich will es mal so ausdrücken: Seitdem ich mich von meiner Familie auch räumlich emanzipiert habe und nicht mehr in der Villa Zamis lebe, fühle ich mich richtiggehend erwachsen.

Ihrem Auszug gingen etliche Jahre voran, in denen Sie abwechselnd Ihrer Familie in entscheidenden Situationen beistanden und – statt Dankbarkeit – eher den Stempel des Schwarzen Schafes aufgedrückt bekamen und niedergemacht wurden.

Ich galt wohl eher als weißes Schaf. Für meine Familie, insbesondere für meinen Vater Michael Zamis, bin ich wohl immer noch zu brav.

Dabei gehen Sie nicht gerade zimperlich mit Ihren Gegnern um, das kann man wohl nicht sagen, oder?

Vielleicht wäge ich mehr ab als andere Dämonen. Ich töte nicht wahllos und schon gar nicht aus Spaß. Ich setze mich zur Wehr, wenn ich angegriffen werde. Und, ja, ich habe eine Schwäche für Menschen. Das ist sicherlich der Hauptgrund, warum ich als Außenseiterin in der Schwarzen Familie gelte. Es ist nicht so, dass ich die Menschen unbedingt liebe, aber sie sind nun mal weit schwächer als wir Dämonen und benötigen ab und zu meinen Beistand.

Stellen Sie da Ihr Licht nicht ein wenig unter den Scheffel? Immerhin verfolgen Sie mit Ihrem Café Zamis ein ganz besonderes Ziel.

(lächelt) Sie sprechen da etwas an … Also, das Café liegt mir wirklich am Herzen. Obwohl ich auch hier wieder, wie meistens, eben kein Ziel verfolgt habe, sondern wie die Jungfrau zum Kinde gekommen bin. Das Café ist mit der Vergangenheit meiner Familie verknüpft. Noch habe ich nicht alle seine Geheimnisse und Rätsel erforscht, aber wichtig ist, dass im Café selbst dämonische Kräfte weitgehend außer Kraft gesetzt sind. Es ist wahrscheinlich der einzige Ort auf der Welt, in dem Menschen und Dämonen auf Augenhöhe nebeneinander sitzen und friedlich ihren Kaffee schlürfen.

Sehen Sie das nicht ein wenig durch eine rosarote Brille? Ihre menschlichen Gäste ahnen doch nichts von den Dämonen, die meisten nehmen sie noch nicht einmal wahr!

Natürlich ist auch viel Illusion dabei im Spiel. Vielleicht sogar in meinem Fall, also, dass ich mir zu viel erhoffe und es schönrede. Aber es ist zumindest ein Anfang, wie die Welt eines Tages aussehen könnte.

Sie haben Ihre Familie bereits erwähnt. Könnten Sie einfach kurz und knapp in einem Satz die folgenden Personen beschreiben? Michael Zamis …

Mein Vater und das despotische Oberhaupt nicht nur unserer reizenden Sippe, sondern auch der Wiener Schwarzen Familien.

Thekla Zamis?

Meine Mutter, die zum Glück in den letzten Jahren ihr Mauerblümchendasein abgestreift hat und in entscheidenden Situationen meinem Vater contra gibt.

Georg Zamis?

Mein Lieblingsbruder, der im Gegensatz zu mir immer noch in der Villa wohnt und damit viel zu sehr dem Einfluss meines Vaters ausgesetzt ist. Erlauben Sie mir einen zweiten Satz?

Natürlich. Auch einen dritten oder vierten.

„Georg habe ich schon oft mein Leben zu verdanken gehabt. Auch wenn ich sonst auf keinen mehr zählen konnte: Mein Bruder Georg war da.

Adalmar Zamis?

Oh je. Muss ich dazu wirklich was sagen? Wahrscheinlich ist mein ältester Bruder Adalmar der beste Hexer, den unsere Familie je hervorgebracht hat, aber er ist absolut eigensinnig, eigenbrötlerisch und undurchschaubar. Ein echter Finsterling und Kotzbrocken. Als ich noch in der Villa wohnte, war ich immer froh, wenn er nicht da war und in den Abruzzen seinen Experimenten nachging …

Das waren aber jetzt auch mehr Sätze. Es zeigt mir, dass Ihr Bruder Adalmar Ihnen doch ganz schön im Kopf herumspukt.

Das scheint nur so. Er lebt in seiner Welt, ich in meiner, und im Allgemeinen bin ich froh, wenn sich unsere beiden Welten nicht tangieren.

Lydia Zamis?

Meine weltreisende Schwester und bekennende Nymphomanin. Oberflächlich ist ihr zweiter Vorname. Jedes weitere Wort aus meinem Mund würde sie wahrscheinlich beleidigen.

Coco, zum Schluss noch eine Frage. Eine Ihrer großen Lieben trug den Namen Dorian Hunter. Sie sollen sogar ein Kind mit ihm gezeugt haben.

Also gut, ich stelle hier ein für allemal klar, dass die Sache für mich erledigt ist und ich nichts, aber auch gar nichts für Dorian Hunter empfinde. Unsere damalige Affäre beruhte auf dem Irrtum, dass ich glaubte, ihn davon abbringen zu können, meine Familie zu töten. Er jedoch hat mich nur benutzt …

… während Sie ihn verhext haben. Das war ja auch nicht ganz ohne.

(blickt zornig) Wollen Sie damit andeuten, ich habe ihn nur ins Bett bekommen, weil ich Magie angewandt habe? Jedenfalls hat er seine gerechte Strafe bekommen: Es ist eine Art Geisterleben, das er führt. In einer anderen Dimension. Nichts um ihn herum ist wirklich, und für die Welt gilt er als gestorben. Für mich auch, basta!

Und Ihr gemeinsames Kind?

Ich habe es nie ausgetragen, wie Sie vielleicht wissen. Ich habe den Fötus abgegeben. Er ist in sicherer Obhut, und ich werde ihn nie wiedersehen …

Coco, noch eine letzte Frage: Können Sie sich vorstellen, wenn es damals anders gelaufen wäre, also Sie sich mit Dorian Hunter verbündet hätten, Sie noch heute Seite an Seite gegen die Schwarze Familie kämpfen würden?

Welch abstruse Frage! Haben Sie etwas getrunken?

Ich danke Ihnen!

 

Steckbrief:

Coco Zamis

Geburtsdatum: unbekannt, dem Aussehen nach 22 Jahre

Augenfarbe: dunkelgrün

Haarfarbe: pechschwarz

Größe: 1,71 m

Statur: schlank, schmale Schultern

Besondere Kennzeichen: stark hervortretende Wangenknochen, tiefe, rauchige Stimme.

Fähigkeiten:

– Hypnose (sogar zwei Menschen gleichzeitig, da sie als Hexe mit beiden Augen in zwei verschiedene Richtungen schauen kann)

– Kampf: In ihrer Ausbildung hat sie auch Reiten, Schießen, Judo, Fechten etc. gelernt

– Schneller Zeitablauf bzw. Zeitmanipulation

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Leseprobe: Der Orden von Delphi

von am 12. Februar 2016

Freut ihr euch auch schon auf den nächsten DORIAN-HUNTER-Band? Lange müssen wir nicht mehr warten. Und um diese Wartezeit noch zu verkürzen, habe ich heute eine Leseprobe für euch. ***Ergänzung: Am Ende des Textes habe ich aus aktuellem Anlass noch einen kleinen Hinweis angefügt. ***

DORIAN HUNTER 83: „Der Orden von Delphi“ wird sich, wie man sich vielleicht denken kann, wieder um den gleichnamigen Orden drehen. Die seltsamen Brüder sind immer noch der Meinung, dass niemand mit einem Talent für Hellseherei frei herumlaufen darf, und sie haben es deshalb immer noch auf Philipp abgesehen! Als hätte Coco, die zusammen mit dem Hermaphroditen in Wien die Räumlichkeiten des Schiedsrichters der Schwarzen Familie bezogen hat, nicht so schon genug Probleme …

Seit der Orden von Delphi zum ersten Mal aufgetaucht ist, hatte ich eine vage Vorstellung davon, dass er schon sehr alt ist. Natürlich. Immerhin ist Hugo Bassarak ihm bereits zu Zeit der Französischen Revolution begegnet. Allerdings hatte ich an einen noch viel größeren Zeitraum gedacht. Er heißt nicht umsonst der Orden von Delphi, was natürlich ein direkter Bezug auf das Orakel von Delphi ist. Und das gibt es schon seit der Spätantike nicht mehr.

Deshalb nehmen wir euch in diesem Band mit in das Jahr 375. Die Leseprobe stammt aus der Feder von Catherine Parker.

Delphi, 375 n. Chr.

Mantao musterte die Neuankömmlinge mit unbewegtem Blick.
Unruhig drängten die Pilger sich vor dem Apollon-Tempel. Ihre Gewänder waren schlicht und schmucklos. Die Menschen, die sich heute den Rat des Orakels erhofften, hatten den Aufstieg über die Hügel des Parnassos in schäbigen Sandalen zurückgelegt, manche gar mit bloßen Füßen. Es war der Tag des Monats, an dem die Pythia dem einfachen Volk weissagte – vorausgesetzt, die Zeichen standen gut.
Mantao trat aus dem Schatten der dorischen Säulen. Allein sein Anblick genügte, die Pilger in Ehrfurcht verharren zu lassen. Mantao gehörte der Oberpriesterschaft noch nicht lange an und genoss das jähe Gefühl der Macht, das ihm sein Amt bescherte. Das Licht der Sonne traf sein Gesicht und wieder einmal kam es ihm vor, als küsste ihn Apollon persönlich.
Du übergießt mich mit deinem Segen, Gott.

Triumph erfüllte Mantao, hier, am heiligen Mittelpunkt der Welt zu stehen. Hier war sein Platz. Hier wirkte er im Sinne Apollons.
Du hast mich auserwählt, deine Botschaften zu deuten und öffentlich zu verkünden.

Welche Rolle spielte es da, dass die Blütezeit des Orakels lange zurücklag – die Zeit, in der die mächtigsten Herrscher Griechenlands in Delphi um Hilfe bei wichtigen Entscheidungen ersucht hatten; die Zeit, in der sich die städtischen Schatzhäuser entlang der Heiligen Straße mit kostbaren Weihegeschenken gefüllt hatten. Mantao liebte es, die angehäuften Reichtümer bei heimlichen Rundgängen zu betrachten: Bronzene Statuen, kunstvoll verzierte Amphoren, wertvolle Stoffe, Münzen, Schmuck und Kultgefäße.
Abschätzig kniff er die Augen zusammen. Nein, die Pilger, die heute vor ihm den Kopf neigten, brachten keine Schätze für seinen Gott mit. Sie bezahlten ihren Obolus allenfalls mit Nahrungsmitteln für die dienende Priesterschaft. Mit einer herrischen Handbewegung bedeutete Mantao den Menschen, ihm zu folgen.
Neben dem Altar wartete bereits Spýros auf ihn, sein schlanker Novize, der ihm treu ergeben war. Er hatte bereits das Opferfeuer entzündet und führte eine junge Ziege mit sich.
Mantao hoffte, dass er das Tier gut ausgewählt hatte, denn wenn es sich nicht für die Opferung eignete, würde die Pythia nicht weissagen. Orakeltage für das Volk fanden nur einmal im Monat statt, und es sorgte stets für Unmut bei den Angereisten, wenn er sie unverrichteter Dinge wieder heimschicken musste.
Dabei sollten sie froh sein, dass die Pythia sich überhaupt herablässt, ihre unwürdigen Fragen vor Apollon zu bringen
.
Ein Orakeldiener füllte eine Schale mit eiskaltem Quellwasser. Er reichte sie Mantao, der sie mit beiden Händen emporhob. Bei dieser Geste verstummte auch das letzte Getuschel und Geraune in den Reihen der Pilger. Angespannte Stille breitete sich um den Altar aus.
Mantao fixierte die Ziege, die mit krummen Beinen auf dem Marmorboden stand. Noch wirkte sie reglos und leicht benommen. Mantao benetzte seine Hand mit Wasser, dann ließ er blitzschnell einen eisigen Tropfenschauer auf das Tier regnen.
Die Ziege zuckte zusammen und sprang mit ängstlichem Blöken in die Luft.
Mantao nickte Spýros zu, der kaum merklich lächelte.
Gut gemacht.

„Die Pythia wird weissagen“, verkündete Mantao dem Volk.
Die Ziege wurde für die Opferung vorbereitet. Ein Priester schlachtete sie. Der Rauch des Altarfeuers folgte Mantao, als er durch die Tempelanlage schritt, um die Pythia nach ihrer rituellen Waschung zu begleiten. Der Ablauf des Orakels schrieb es vor, dass sie vor ihrer Befragung in der heiligen Quelle Kastalia nackt badete und anschließend vom Wasser der Kassiotis trank, einer weiteren heiligen Quelle. Die weisen Hosioi, der Fünfmännerrat, und zwei Oberpriester geleiteten sie anschließend in einer Prozession zum Adyton. Die Pythia war die einzige Frau, der es erlaubt war, Apollons inneres Heiligtum zu betreten.
Reglos betrachtete Mantao die hagere Gestalt der Seherin. Sie war keine besonders schöne Frau. Vielleicht war sie im jugendlichen Alter einmal hübsch gewesen, doch jetzt war ihr Liebreiz längst verblichen. Trotzdem genoss sie ein hohes Ansehen.
Mantao presste die Lippen zusammen. So sehr er seinen Gott verehrte, den Lichtbringer des Geistes, so sehr zweifelte er mitunter an den Gesetzen der Orakelstätte. Warum musste die Pythia stets eine Frau sein? Er selbst war nicht der einzige Mann in Delphi, dem die Gabe des Sehens ebenfalls verliehen war. Er hatte häufig Ahnungen, Klarträume, Visionen. Es war nicht gerecht, dass er darüber schweigen musste, weil Männern wie ihm nur das Priesteramt vorbehalten war. Es war nicht gerecht, dass diese Frau über ihm stand.
Mantao bemerkte, dass der Blick der Pythia auf seinem Gesicht ruhte. Er neigte den Kopf, um seine wahren Gefühle hinter der Geste aus Demut zu verbergen. Sie würde ihm nicht vorwerfen können, dass er ihre Stellung nicht achtete.
Aber mögen muss ich sie deshalb noch lange nicht.

Die Prozession betrat den Tempel. Die Pythia legte ihren Umhang ab und reichte ihn einem Orakeldiener. Im schlichten weißen Kleid nahm sie auf ihrem Dreifuß Platz, der über der schmalen Felsspalte stand. Mantao wusste, dass daraus die betäubenden Dämpfe aufstiegen, die einen rasch in Trance versetzten. In diesem Zustand empfing die Pythia Botschaften von Apollon, die sie als Orakelsprüche von sich gab. Oft waren ihre Worte verwirrend, schienen ohne Sinn und Verstand. Aufgabe der Priester war es dann, ihre Voraussagen zu deuten und für die Wartenden zu „übersetzen“.
Heute würde die Pythia jedoch nicht sprechen. Das gewöhnliche Volk der Griechen musste sich damit zufriedengeben, einfache Fragen zu stellen, die mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden konnten. Dafür stand ein Gefäß mit schwarzen und weißen Bohnen bereit, in das die Pythia griff, um ihre Prophezeiungen zu übermitteln.
Der Duft von geräuchertem Lorbeer erfüllte die Luft. Im Nebenraum des Tempels hatten sich die Pilger versammelt. Sie warteten geduldig ab, was weiter geschah.
Mantao schob sich näher an die offene Kammer heran, in der die Pythia saß. Ihr Oberkörper schwankte leicht hin und her. Das Gesicht wirkte verzerrt, ihre um den Leib geschlungenen Hände verkrampft. Mantao war bekannt, dass die heiligen Dämpfe nicht ungefährlich waren. Dennoch beneidete er die Seherin um ihr Vorrecht, dort zu sitzen und direkten Kontakt mit dem Göttlichen aufnehmen zu dürfen.
Er trat noch einen Schritt näher heran. Die rauchgeschwängerte Luft kratzte in seiner Kehle. Vor seinen Augen flimmerten seltsame Schlieren. Schwindel erfasste ihn.
Haltsuchend fasste seine Hand nach der Zwischenwand des Tempels, neben der er stand.
Und dann …
Dann löste Mantao sich aus seinem Körper und flog.

Band 83: „Der Orden von Delphi“ erscheint am 4.3. Vorbestellen könnt ihr ihn bereits auf der Zaubermond-Website.

***Und hier noch ein kleines Update: Die auf 500 handnummerierte CD-Exemplare limitierte Hörbuch-Ausgabe von „Schwarzes Blut, kaltes Herz“ ist fast ausverkauft. Das Jubiläumshörbuch erschien bekanntlich zu Band 75 der Buchausgabe und wurde von Thomas Schmuckert, Claudia Urbschat-Mingues und Frank Gustavus eingelesen. Stand heute sind noch exakt 6 Exemplare auf Lager. Wer möchte, sollte also schnell im Shop bei Zaubermond zugreifen.***

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Das berühmte erste Mal (2): Schwesterherz

von am 5. Februar 2016

Heute wieder ein Blick in die Historie – und gleichzeitig das Comeback einer neuen alten Bekannten! In DAS HAUS ZAMIS „Des Teufels Günstling“ gab eine weitere Autorin ihr Seriendebut: Susan Schwartz steuerte den Teilroman „Schwesterherz“ bei. Unter dem Pseudonym verbirgt sich die Schriftstellerin und Verlegerin Uschi Zietsch, die hauptsächlich als Verfasserin von Fantasy- und SF-Romanen bekannt ist – u.a. auch für Perry Rhodan. “Schwesterherz“ jedoch ist ein astreiner Horrorroman, und zwar einer von der ganz perfiden Sorte, den man lange in Erinnerung behält.

Uwe Voehl: Wie kam es, dass du Autorin für DAS HAUS ZAMIS wurdest? Hast du dich darum beworben?


Uschi Zietsch: Dennis Ehrhardt hat mich angemailt, ob ich nicht gern einen Beitrag schreiben wolle, und ich sagte ja, obwohl ich eigentlich gar keine Ahnung von der Materie hatte. Aber hey, es war eine legendäre Serie von Ernst Vlcek mit einer jungen Hexe als Hauptdarstellerin, wer sagt da nein? Dennis schickte mir alles zu, was ich brauchte, und ich hab mich durch eine Menge Material eingelesen.

Der Roman spielt in Augsburg. Weit abseits von Wien und auch an keinem exotischen Ort. Warum dort?

Ich habe in Königsbrunn bei Augsburg gelebt, also lag der Schauplatz nahe 🙂

Coco muss in dem Roman mit ihrer zickigen Cousine Cora auskommen. Stammt die Figur von dir? Ist sie danach noch einmal aufgetaucht oder hast du sie über die Klinge springen lassen?

Cora hat überlebt. Damals habe ich noch nicht so viel gemetzelt wie heutzutage. Soweit ich mich erinnere, stand sie im Exposé. Bei mir ist sie dann nicht mehr vorgekommen, ob bei jemand anderen weiß ich nicht.

Ich habe gerade mal im Serienexpo nachgeschaut: Nein, Cora hat sich leider niemand mehr angenommen, dabei ist sie gerade wegen ihrer zickigen und überheblichen Art ein idealer Gegenpart zu Coco.
Du hattest ein freundschaftliches Verhältnis zu Ernst Vlcek. In deinem Verlag, Fabylon, ist auch seine komplette „Sternensaga“ erschienen …

Ernst war mein bester Freund. Wir hatten regelmäßigen Briefkontakt, seit ich 17 war, und persönlich kannten wir uns, seit ich 20 war. Obwohl wir eigentlich verschiedene Leben geführt haben. Beispielsweise liebe ich das Reisen, er hasste es, sein Musikgeschmack war so gar nicht der meine, außerdem waren da 20 Jahre Altersunterschied … Trotzdem haben wir uns unglaublich gut verstanden und waren einander sehr verbunden. Gesehen haben wir uns wegen der Distanz von über 500 Kilometern natürlich nur ein paar Mal im Jahr (bei Wien, in Hinterstoder, bei uns in Königsbrunn und später im Allgäu), aber wir haben uns seit den 2000ern jeden Tag gemailt, meistens mehrmals. Er hat mir in Hinterstoder sein umfangreiches Archiv gezeigt, da gehörten Dämonenkiller und Coco Zamis natürlich dazu. Ich wusste, dass das sein eigentliches Genre war, in dem er sich am liebsten austobte. Leider zumeist zensiert, wie er sich ab und zu beklagte, und sich deshalb freute, dass es zu einer Neuauflage und Fortschreibung kam. Er sah sich bei Dennis in guten Händen.

Warum hast du nur zwei Romane für die Serie geschrieben? Immerhin warst du die erste Autorin der Serie und hättest ihr auch weiterhin deinen speziellen Stempel aufdrücken können!

Ja, es waren nur zwei. Ich hatte keine Zeit mehr dazu, weil, das muss ich schamvoll gestehen, ich andere Prioritäten gesetzt hatte und einige schöne, aber arbeitsintensive Projekte bekam.

Hast du die Serie noch weiterverfolgt? Insbesondere den Übergang zum HAUS ZAMIS?

Nein, beruflich habe ich immer zu viele Sachen zu lesen, die mit dem aktuellen Schreibprozess zu tun haben, und privat (also die halbe Stunde, die mir am Tag etwa zur Verfügung steht) tummle ich mich in Genres außerhalb meiner Arbeit.

Woran arbeitest du im Moment?

Ich bin gerade bei Perry Rhodan NEO aktiv, ebenso bei der neuen Miniserie ARKON, und bereite dazu eigene ältere Publikationen für eBooks auf, denn da gibt es ein paar schöne Geschichten, die ich nicht ungenutzt lassen will. Ansonsten habe ich viel mit Verlag und Literaturagentur zu tun, sodass das Schreiben derzeit ein bisschen hintenan gestanden hat – Betonung auf Vergangenheit, denn das will ich wieder ändern, allmählich leide ich unter Entzug.

Würdest du gerne noch einmal einen Roman für DAS HAUS ZAMIS schreiben?

Klar 🙂

Das lässt sich nicht nur einrichten, wir würden uns sehr darüber freuen, liebe Uschi! Vielleicht erlebt ja sogar die fiese Cora ein Comeback, wer weiß? Vielen Dank, dass du für dieses Interview ein wenig in der Erinnerungskiste gekramt hast. Und viel Erfolg weiterhin!

Keep the Horror burning!

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Der Fall Przygodda zum Reinhören

von am 31. Januar 2016

Lieber Hörer,

es ist so weit. Die Akte Przygodda wird einen Spaltbreit geöffnet, so dass ihr hier einen Blick auf den kompletten Sprechercast werfen könnt. Es mag wie das sprichwörtliche salomonische Urteil klingen, wenn ich schreibe, dass ich eigentlich niemanden aus der veritablen Sprecherriege hervorheben möchte. Aber ich habe mich selbst tatsächlich wie ein Kind über die Besetzung einer jeden einzelnen Rolle gefreut – und deshalb muss ich doch zumindest einige Worte darüber verlieren. 🙂

Zunächst natürlich über die Stammsprecher, allen voran Jan-Gregor Kremp und Regina Lemnitz, die (von Terminschwierigkeiten abgesehen) sofort wieder bereitstanden, um Sonderberg und Minnie ihre Stimme zu leihen. Über Inspektor van den Beeck alias Andreas Mannkopff habe ich ja schon einige (sehr traurige) Worte verlieren müssen. Auch Andreas Fröhlich war wieder dabei und hat sich besonders über seinen Einsatz in den „Notizen“ gefreut, wenn Gregor mithilfe des „Totalisators“ beim Wettrennen wieder mal ein neues Geschäftsmodell entdeckt …

Zur Aufnahme des Dieners Philipp, wie immer gesprochen von Martin „Nicolas Cage“ Keßler, an dieser Stelle eine kleine Anekdote: Ein halbes Jahr haben wir gebraucht, um einen Termin zu finden, bevor es endlich im Dezember 2015 klappte … und dann wurde Martin am Tag der Aufnahme krank! Eine kleine Erkältung nur, bei der sich die Stimme allerdings als Erstes verabschiedete. Da ich zu diesem Zeitpunkt jedoch fast eine ganze Woche in Berlin aufnahm, hielten wir Kontakt bis zum ersten Anzeichen der Genesung, und Martin, der bis dahin jeden Einsatz hatte absagen müssen, schließlich schniefend extra für seine paar Sätze als Philipp quer durch Berlin ins Studio … Aber es kommt noch schlimmer. In der Hektik nahm ich ihn nur für das Haupt-Hörspiel auf – und vergaß idiotischerweise die „Notizen“! Als ich den Fehler bemerkte, war Martin schon fast wieder in Charlottenburg … doch er kehrte sofort um, ohne einen bösen Ton zu verlieren. Danke, Martin!! Es war mir soo peinlich. Dafür hast du wirklich etwas gut bei mir!

Aber es sind natürlich nicht nur die Stammsprecher, die das Hörspiel bereichern, sondern auch die „besonderen“ Stimmen drumherum. Da wäre als erstes Josef Ostendorf zu nennen, dessen Gesicht man aus zahlreichen Fernsehproduktionen sowie aus dem Schauspielhaus Hamburg kennt, wo er derzeit fest engagiert ist. Er spielt den schrulligen Ehemann der lauten Elvira von Carnap-Achenbach mit einer Freude, die man in jedem Satz heraushört. Lotta Doll, die als Eva Przygodda auf der Anklagebank sitzt, kennen einige von euch vielleicht schon aus der DORIAN HUNTER-Hörspielfolge 29, wo sie die junge Coco Zamis sprach. Vor den Aufnahmen zu Sonderberg fragte Lotta unsicher, ob sie mit ihrer rauhen und doch leicht kieksigen Stimme nicht zu jung klingen würde für die vom Leben gezeichnete Eva Przygodda. Nein, Lotta, du klingst genau so, wie Eva klingen muss!

Ich könnte noch ewig weiterschreiben – über die Farbtupfer, die selbst die kleinen Nebenrollen von Lutz Mackensy über Lutz Riedel bis Helmut Krauss einbringen. Oder über Wolf-Dietrich Sprenger, den ich am Thalia Theater spielen sah und ihn sofort einlud, für einige Hörspielproduktionen einzusprechen. Ich danke euch allen, dass ihr dabei seid! – Und damit ihr, liebe Hörer, wisst, was ich meine, habe ich zum Abschluss dieses Blogbeitrags eine erste Hörprobe mitgebracht: Sounddesigner Alexander Rieß hat sie im Schweiße seines Angesichts noch vorgestern, am Freitagabend, zusammengebastelt, damit Richter Stein die Verhandlung im Fall Przygodda offiziell eröffnen kann. Danke, Euer Ehren!



Den nächsten Blog-Eintrag findet ihr hier unter www.sonderbergundco.de dann zum 1. März … und danach heißt es nur noch weitere drei Tage warten, bis Fall 8 offiziell erscheint!

Bis dahin und liebe Grüße
Dennis Ehrhardt

Übrigens ist der Przygodda-Fall jetzt auch offiziell bei Amazon vorbestellbar. Im Buchhandel wird die Folge voraussichtlich ab Mitte Februar gelistet sein (die ISBN, die ihr ggf. für die Bestellung benötigt, lautet: 978-3-95426-908-2). – Wir freuen uns aber wie immer noch ein klitzeklitzekleines Dittchen mehr, wenn ihr direkt im Zaubermond-Shop bestellt. Hörproben-Hörer wissen, was ich meine. 😉

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Sommernachtsalbtraum: Im Gespräch mit Michael M. Thurner

von am 22. Januar 2016

Es passiert nicht allzu oft, dass Michael M. Thurner einen Beitrag zu DORIAN HUNTER leistet. Umso mehr freue ich mich, dass er ausgerechnet für Band 82: „Sommernachtsalbtraum“ Zeit gefunden hat, denn das Thema bedurfte besonderen Geschicks. Es ging nämlich um eine Spezies, die normalerweise nicht sonderlich gut in die Horror-Literatur passt: Elfen. Im Gespräch berichtet er über die Arbeit an seinem Teilroman.

AB: Michael, ich habe dir in deinem Roman ein für einen Horror-Autoren eher undankbares Thema gegeben: Nämlich die Alfr, deren Namen im Prinzip einfach das nordische Wort für „Elfen“ ist. Da denken natürlich die meisten Leute erst mal an Legolas und Konsorten.
Wie macht man aus so einer Vorgabe etwas Unheimliches?

MMT: Ich war so richtig, richtig glücklich darüber, dass ich die Elfen/Alfr mal anders interpretieren durfte. Ich mag es, bekannte Figuren oder Völker gegen den Strich zu bürsten. Unschuldig wirkende Kindchen mit großen Augen, die massenmordend durch die Straßen ziehen,  Geschöpfe mit Teufelshörnern, die Liebessprüche auf Polster sticken oder eben Elfen, die einfach nur widerlich sind – das macht den Leser staunen. Hoffe ich zumindest. Und deshalb war ich für diese Vorgaben sehr, sehr dankbar.

Es gibt ja tatsächlich einige alte Mythen, die Elfen in keinem sehr guten Licht dastehen lassen. Genau wie Trolle und Kobolde und ähnliche Wesen sollen sie Menschenkinder gestohlen und gegen ihre eigenen ausgetauscht haben. Diese untergeschobenen Kinder nennt man dann „Wechselbalg“. Und auch das Wort „Albtraum“ kommt von dem Wort Elf bzw. Alb, wie sie früher auch gerne genannt wurden, denn man glaubte, ein Albtraum entstehe, wenn sich ein Elf dem Schlafenden auf die Brust setzt und ihm so den Atem nimmt.
Hast du dich vor diesem Roman schon mal mit diesen Mythen beschäftigt?

Nein, habe ich nicht. Elfen haben mich bislang nicht sonderlich interessiert. Erst im Zuge der Vorbereitung auf den Roman hab ich mich ein bissl mit Elfen auseinandergesetzt, mit ihrem Mythos – und wie sehr unsere Wahrnehmung durch die Darstellung in der „Herr der Ringe“-Trilogie geprägt wird. Auch wenn die Recherche zeitraubend ist, so macht sie doch sehr viel Spaß. Man lernt dazu.

In deinem Teilroman gehen wir zudem weit zurück in die Vergangenheit der Schwarzen Familie und fügen ihrer Geschichte ein neues Puzzlestück hinzu. Wie war es für dich, der Serie auf diese Art mehr „Hintergrund“ zu geben?

Einfach nur großartig.
Auch wenn über die Jahrzehnte hinweg zig Autoren zur Geschichte von Dorian Hunter und Coco Zamis beigetragen haben, so sehe ich immer noch Ernst Vlcek und Kurt Luif als deren geistige Väter. Die beiden haben dazumals sicherlich nicht geahnt, wie groß der Erfolg der Dämonenkiller-Serie sein würde und dass auch vierzig Jahre später immer noch neue Abenteuer geschrieben werden. Sie haben zu Zeiten stockkonservativer Verlagsführung ein wenig die Sau rauslassen dürfen – und hatten mächtig Spaß dran.  Nicht immer, wie wir wissen, aber sie liebten ihre Figuren.
Und ich darf nun dieses Universum ein wenig verbreitern, neue Hintergründe liefern, das Erbe von Vlcek/Luif aufnehmen und ein Stück weiter tragen.
Ich find es auch gut, daß wir mehr über die Schwarze Familie und Dorian Hunter erfahren. Und ohne die zukünftigen Expos gut zu kennen, behaupte ich mal, daß noch mehr Aha-Erkenntnisse auf die Leser warten.

Gehst du an einen Roman, in dem es darum geht das Erbe weiterzuspinnen, in irgendeiner Art und Weise anders heran als an einen, der dem Hintergrund nichts Neues hinzufügt? Ich muss gestehen, dass ich durchaus mal nervös bin, wenn es um solche Romane geht.

Anders … hm.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich im Rahmen meiner Möglichkeiten immer versuche, was Neues einzubringen. Das muss nicht unbedingt eine unbekannte, uralte Strumpftante Dorian Hunters aus Osttimor sein, die sich ab nun im Elektro-Rollstuhl sitzend an der Hatz auf Dämonen beteiligt. Es geht oftmals um Nuancen. Zum Beispiel um geringe Veränderungen in den Charakterzügen. Oder um Andeutungen, die Stammleser neugierig machen und die zu einer Erweiterung des Dämonenkiller-Universums führen können, aber nicht müssen.
Das gibt mir den totalen Kick. Weil ich ja mit den Figuren permanent kommuniziere. Und auf einmal teilt mir Dorian mit, dass er in seiner achten Inkarnation einige Kinder gezeugt hatte (um jetzt ins Blaue hinein irgendetwas zu erfinden) und dass es ihn interessiere, was aus deren Nachfahren geworden wäre. Das ergibt stets neue Geschichten, neue Facetten.
(Wenn so etwas nicht passt, dann streicht das Lektorat die betreffenden Passagen ohnedies raus 🙂 )
Bei DORIAN HUNTER 82 hab ich diesbezüglich nix gemacht, das Thema hat es nicht hergegeben. Aber es ist nun mal eine Reise, auf die uns Dorian mitnimmt. Ich unterhalte mich gerne mit Mitreisenden, wenn ich unterwegs bin. Auch wenn sie bloß fiktive Figuren sind – sie haben oftmals viel zu sagen.

Vielen Dank! Sommernachtsalbtraum ist für mich persönlich einer der Bände, auf die ich besonders stolz bin. Ich hatte sehr viel Spaß beim Schreiben der Exposés und ebenso viel Spaß beim Lesen der fertigen Romane, da sie meine Ideen sehr gut umgesetzt haben.

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Das berühmte erste Mal (1): Des Teufels Günstling

von am 15. Januar 2016

Unvergesslich: Das erste Date, der erste Kuss … und eben der erste Roman, den ich für DAS HAUS ZAMIS schreiben durfte! Des Teufels Günstling (DAS HAUS ZAMIS 5). Ich hatte darum gebettelt, einmal einen Beitrag für meine Lieblingsserie schreiben zu dürfen. Nun, eigentlich war das DORIAN HUNTER. Aber zufällig wurden gerade auch neue Romane für die Schwesterserie gesucht …

Das kam mir insofern entgegen, als dass DAS HAUS ZAMIS viel bodenständiger war. Dorian Hunter hätte irgendwie schlecht in meine Gegend gepasst (heute sehe ich das anders). Aber Coco Zamis konnte ich mir schon eher vorstellen. Schließlich liegt gleich nebenan die alte Hansestadt Lemgo, auch genannt das Hexennest, weil hier allein von 1666 bis 1683 rund hundert angebliche Hexen und Hexer hingerichtet wurden.

Verantwortlich für diese 4. Verfolgungswelle war ein gewisser Hermann Cothmann, der in dieser Zeit Lemgos Bürgermeister war. Man nannte ihn daher den Hexenbürgermeister, und das Haus, in dem er lebte, trägt bis heute den Namen „Hexenbürgermeisterhaus“.

Das passte doch perfekt zu DAS HAUS ZAMIS, oder?

Jedes Mal, wenn ich das Hexenbürgermeisterhaus betrete, das heute ein Museum beherbergt, läuft es mir noch immer eiskalt den Rücken hinunter, und ich glaube, hinter jedem Erker den Schatten des wahnsinnigen Cothmann lauern zu sehen.

Aber es gibt nicht weit entfernt noch einen weiteren schauerlichen Ort. Die Externsteine in Horn-Bad Meinberg, eine bizarre Felsformation, um die sich die mysteriösesten Legenden ranken.

Als ich dem Dennis Ehrhardt von beiden Schauplätzen erzählte, war der gleich davon angetan, zumindest interpretierte ich seine hanseatische Zurückhaltung entsprechend in meinem Sinne. Am Ende schrieb mir Dennis sogar ein passendes, auf den Leib geschnittenes Exposé. Ich glaube, es war eine ganze Seite lang, dabei aber so ausgefuchst, dass ich keinen großen Fehler rmachen konnte. Dafür war mein Roman am Ende viel, viel zu lang und musste entsprechend eingekürzt werden.

Jedenfalls, ich hatte Blut geleckt. Coco Zamis war mir ans Herz gewachsen.

Es folgten nicht nur viele weitere Romane. Auch wenn ich heute die Externsteine besuche oder dort, wie neulich, in einer der geheimnisvollen Grotten eine Lesung halte, glaube ich immer, mich in meinem eigenen Roman zu befinden und im nächsten Moment Coco Zamis zu begegnen.

Der Ort ist mystisch, man spürt die besonderen Energien, die dort wirken. Besonders in den Sonnenwendnächten, aber auch, wenn man sich in das sogenannte Felsengrab legt und einfach nur die Augen schließt …

Ich hoffe, auch ihr habt jetzt Blut geleckt! „Des Teufels Günstling“ kann ich unbedingt empfehlen. Schließlich ist er für mich unvergesslich – siehe oben!

Keep the Horror burning!

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Dorian Hunter Hörspielfolge 30: Hochzeitsnacht

von am

Die Zeit vergeht wie im Flug: Schon wieder ist es sechs Wochen her, dass die Hörspieldoppelfolge 29.1/29.2 erschienen ist – und wir dürfen wohl ruhig zugeben, ein wenig stolz auf eure Reaktionen zu sein. Sie haben uns darin bestätigt, dass es richtig war, der Figur Coco Zamis innerhalb der Hunter-Serie diesen Raum zu geben. Schon bei den Buchvorlagen gehörten die beiden Romane zu den Alltime-Favoriten der Leser. Und sie waren (ohne dass die Autoren das damals wussten) der Startschuss für Cocos eigene Spin-Off-Serie, welche seinerzeit zunächst im Pabel-Verlag als Taschenbuch begann und inzwischen bei Zaubermond unter dem Titel DAS HAUS ZAMIS erscheint.

Aus diesem Grund haben uns natürlich viele von euch gefragt, ob es nun auch eine DAS HAUS ZAMIS-Hörspielserie geben wird. Die Antwort ist: Ja, wir würden es sehr gern machen. Aber nein, es ist derzeit einfach aus Zeitgründen nicht möglich. Das Thema ist aber, das geben wir ehrlich zu, so verlockend, dass es im Hinterkopf einfach keine Ruhe geben will. Man wird also sehen, was die Zukunft eines Tages bringt … 😉

Inzwischen werkeln wir erst einmal weiter an den nächsten Hunter-Folgen. Nr. 30 und 31 werden bekanntlich den aktuellen Zamis-Zyklus zu Ende führen – allerdings ohne Rückblicke in die Vergangenheit. Stattdessen werden wir uns dem gegenwärtigen Schauplatz Schloss Behemoth zuwenden, auf dem Coco aus bekannten Gründen von Cyrano von Behemoth gefangengehalten wird. Der bezeichnende Titel der Folge lautet: „Hochzeitsnacht“ …

Eine betrübliche Nachricht für alle Ungeduldigen unter euch haben wir allerdings auch noch im Gepäck. „Hochzeitsnacht“ wird erst am 3. Juni erscheinen können. Aus welchem Grund? Das ist ganz einfach. Weil wir es nicht eher schaffen. Hätte wir gerne. Aber es ist nicht zu machen, wenn es so gut werden soll, wie wir es uns vorstellen. Also muss es der 3. Juni sein. Ich hoffe dafür auf euer Verständnis und habe als winziges, winziges Trostpflaster das Titelbild der Folge mitgebracht. Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude … „Hochzeitsnacht“ ist ab sofort als CD und Download im Shop auf www.zaubermond.de vorbestellbar.

Natürlich werden wir während der nächsten Monate trotzdem von uns hören lassen und euch an dieser Stelle über die Produktion auf dem Laufenden halten. Auch der eine oder andere Blick hinter die Kulissen ist geplant. Lasst euch überraschen!

Viele Grüße und erst einmal bis zum nächsten Freitag. Dann wird sich Andrea wieder von dieser Stelle melden.

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Hexen ist (k)eine Kunst: Aus dem Grimoire der Coco Zamis

von am 8. Januar 2016

Jede Hexe, die etwas auf sich hält, vertraut ihre magischen Geheimnisse einem schwarzen Buch an, dem Grimoire. Im nächsten DAS HAUS ZAMIS wird es um eines dieser sagenhaften Bücher gehen. Und natürlich besitzt auch Coco Zamis ihr persönliches Grimoire. Um Zauberbücher geht es auch in unserem heutigen Beitrag. Dazu befragten wir mit Dr. Michael Siefener einen anerkannten Experten.

Uwe Voehl: Herr Dr. Siefener, Sie sind nicht nur einer der überragenden Autoren phantastischer Literatur, sondern befassen sich seit Jahrzehnten mit der Hexerei und haben Ihre Dissertation über „Hexerei im Spiegel der Rechtstheorie (Das criman magiae in der Literatur von 1574 bis 1608)“ verfasst. Im Moment arbeiten Sie an einem Fachbuch über Zauberbücher und haben sicherlich einen ganz guten Überblick. Welches ist in Ihren Augen das geheimnisvollste?

Dr. Michael Siefener: Die geheimnisvollsten sind diejenigen, die nie jemand zu Gesicht bekommen hat, z. B. das „Red Book of Appin“, von dem Montague Summers schreibt. Es habe der inzwischen erloschenen schottischen Familie der Stewards of Invernahayle gehört, sei dem Teufel gestohlen worden und so gefährlich gewesen, dass ausschließlich der rechtmäßige Eigentümer es lesen durfte, und zwar nur mit einem – wohl die magischen Einflüsse ableitenden – Eisenband um die Stirn. Dabei handelte es sich um ein Manuskript. Überhaupt haben sich sehr viele Zauberbücher nur in Manuskriptform erhalten. Von den tatsächlich existierenden ist vermutlich das „Grimoire du Pape Honorius“ eines der geheimnisvollsten und erschreckendsten. Es wurde erstmals gegen Ende des 18. Jahrhunderts gedruckt, und alte Ausgaben sind heute seltener als ein Hühnerzahn. Es ist eines der wenigen Grimoires, die offen schwarzmagisch sind und Anweisungen zum Beschwören des Teufels bzw. der Dämonen mitteilen.

Wie beurteilen Sie den tatsächlichen Nutzen eines Grimoires? Der Teufel wird nie jemandem erschienen sein? Oder doch?

Der Nutzen ist … nun ja, zumindest fraglich. Inzwischen existiert allerdings eine große neumagische Szene, die nach den alten Beschwörungsbüchern zaubert und sowohl in Blogs als auch im Druck mitteilt, es habe tatsächlich dämonische Manifestationen aufgrund der durchgeführten Riten gegeben. Gerade die alten Texte wie das Grimoire des Papstes Honorius werden immer wieder neu aufgelegt, und es werden von dieser Szene, zu der auch sehr gebildete Personen gehören, beachtliche, nach wissenschaftlichen Prinzipien edierte Ausgaben von magischen Handschriften veröffentlicht. Ich vermute, dass sich der Teufel heute weitaus öfter zeigt, als es damals der Fall gewesen ist. Wenn ich mich recht erinnere, hat auch Aleister Crowley einmal sehr unangenehme Erfahrungen mit diabolischen Manifestationen gehabt, als er Beschwörungen nach dem „Buch der wahren Praktik in der göttlichen Magie“ des (Pseudo-) Abraham von Worms durchführte. Dieses wohl aus dem 17. Jahrhundert stammende, zunächst nur als Handschrift verbreitete und erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals von dem Stuttgarter Verleger und Antiquar Johann Scheible gedruckte Werk wurde Ende des 19. Jahrhunderts ins Englische übersetzt – nicht aus der deutschen Ausgabe, sondern aus einigen Handschriften – und wurde deshalb gerade in England sehr populär.

Könnten Sie uns noch einen Gesundheit,- Glücks-  oder Erfolgszauber für dieses Jahr mit auf den Weg geben, den jedermann umsetzen kann?

Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Zauberbüchern: zum einen die oben erwähnten ritualmagischen, bei denen es um Beschwörungen von jenseitigen Wesenheiten geht, und zum anderen die Bücher der sogenannten sympathetischen Magie, bei denen es sich um Abwehrzauber oder magische Handlungen zum Erreichen verschiedener Zwecke geht, ohne dass dabei ausdrücklich ein Dämon oder gar der Teufel angerufen wird. Solche Bücher sind z. B. die 6./.7. Bücher Mosis in den Ausgaben des frühen 20. Jahrhunderts (nicht die des mittleren 19. Jahrhunderts!) oder auch die diesseits und jenseits des Atlantiks berühmten „Egyptischen Geheimnisse“ des (Pseudo-) Albertus Magnus, einem Buch, dessen früheste Druckversion sich auf das Jahr 1818 festlegen lässt, zumindest was den ersten Teil angeht. Daraus seien als kleines Schmankerl die folgenden beiden Rezepte mitgeteilt:

– Gegen Epilepsie:  „Vor die fallende Sucht. Nimm von der Nachgeburt einer Frau, und von eines Menschen Todtenbein auf dem Kirchhof, dieses verpulvere, davon gieb dem Patienten 3 Messerspitz voll ein; so einer fällt, muß man ihn liegen lassen und weiter nicht anrühren.“

– Zum Öffnen von Schlössern: „Töte einen Laubfrosch, lege ihn drei Tage in die Sonne, mache ein Pulver daraus, wenn du ein wenig in ein Schloß thust, so geht es selber auf.“

– Und noch einen Liebeszauber, aus dem „Petit Albert“, einem französischen Zauberbuch aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts, auf Französisch, der Sprache der Liebe: „Tirez de vôtre sang un Vendredy du Printemps, mettez le secher au four dans un petit pot comme est dit cy-dessus, avec les deux coüillons d’un Liévre & le foye d’une Colombe reduissez le tout en poudre fine & en faites avaller à la personne sur qui vouz aurez quelque dessein, environ la quantité d’une demie dragme, & si l’effet ne suit pas al la premiere fois ; reiterez jusqu’a trois fois & vous serez aimé.“

Letzterer könnte auch aus dem Grimoire von Coco Zamis stammen. Aber über Grimoires und um falsche und echte Zauber demnächst mehr. Vielen Dank, Herr Doktor Siefener!

Ich wünsche euch ein magisches 2016!
Keep the Horror burning!

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