Erste Details zum achten Fall

von am 11. November 2015

Liebe Sonderberg-Hörer, es ist so weit! – Hier gibt es nun das Cover und die ersten Infos zum kommenden achten Fall „Sonderberg & Co. und die letzte Nacht der Eva Przygodda“. Ab sofort ist die Folge auch im Zaubermond-Webshop vorbestellbar.

Fühlt es sich seltsam an, diese Zeilen zu schreiben? Eigentlich nicht, denn „Sonderberg & Co.“ war für mich niemals weg in den letzten Jahren. Und das, obgleich es bereits unfassbare drei Jahre her ist, dass der letzte Fall – „Der faustische Pakt“ – erschienen ist und die Serie in einen Dornröschenschlaf fiel, der nicht gewollt und deshalb schon gerade gar nicht in irgendeiner Form geplant war.

Im Verlauf dieser Zeit beschlichen mich tatsächlich hin und wieder selber Zweifel, ob mehr als nur ein offensichtlicher Zeitmangel dahinter steckte. War die Serie auserzählt? Hatten Dr. Sonderberg und Minnie Cogner nichts mehr erlebt, worüber es sich noch zu berichten lohnte …?

Aber das war unmöglich, denn ständig spukten mir irgendwelche Ideen durch den Kopf, wie es mit der Serie weitergehen sollte. Eine davon hat es sogar bis zu einer fertigen Coverillustration geschafft (die bis heute im Zaubermond-Archiv schlummert, aber ganz sicher noch einmal Verwendung finden wird!). Tatsächlich war die fehlende Zeit und Ruhe das Problem, denn einen Fall von „Sonderberg & Co.“, das war mir klar, wollte ich nicht „im Vorbeigehen“ schreiben.

Und dann stolperte ich vor ungefähr anderthalb Jahren in einem Buch über die Akten des Kriminalfalls „Anna Przygodda“ aus dem Jahr 1903. Eine Frau, die in fünfter Ehe verheiratet war – ungewöhnlich genug für damalige Verhältnisse, möchte man meinen. Noch ungewöhnlicher aber war das Schicksal, das ihre vier früheren Ehemänner teilten: Sie waren allesamt vergiftet worden. Anna Przygodda wurde der Prozess gemacht. Sie wurde des mehrfachen Mordes überführt und hingerichtet. Und mich bewegte seit der Lektüre eine Frage. Was, wenn sich die Geschichte in Wirklichkeit ganz anders zugetragen hätte …?

So war die Idee zu „Die letzte Nacht der Eva Przygodda“ geboren, in der ich mich hier und da an historische Fakten gehalten, in anderen Belangen aber auch komplett davon entfernt habe. Das Skript habe ich schließlich im Winter 2014/2015 fertiggestellt. Die Aufnahmen zogen sich über Monate hin, weil viele Schauspieler der Stammbesetzung terminlich in andere Projekte eingebunden waren.

Aber schließlich hat es bei allen geklappt. Auch bei Andreas Mannkopff, um eine Frage zu beantworten, die viele Hörer während der letzten Wochen bewegt hat. Die Aufnahme mit ihm fand im Sommer dieses Jahres statt, also einige Monate vor seinem Tod. Andreas war in guter Verfassung und sehr guter Dinge – umso schockierender war die Nachricht, die mich im Herbst erreichte. Ich habe Andreas erst vor einigen Jahren persönlich kennengelernt, aber mich sofort in seine Interpretation des „Inspektor van den Beeck“ verliebt. Er war einer der Schauspieler, die ein Hörspiel mit ihrer Stimme und ihrem Spiel zu einem ganz besonderen Erlebnis machten, und so habe ich ihm in den folgenden Jahren viele Szenen praktisch auf den Leib geschrieben – auch wenn der schusselige und stets in liebenswürdigem Sinne verpeilte Inspektor so gar nicht dem Menschen Mannkopff entsprach, der mich im Gegenteil oft sehr geistreich und witzig mit seiner Berliner Schnauze und seinen spontanen Einfällen aufs Glatteis führte. Zum Beispiel, als er bei einer Aufnahme wild zu gestikulieren und zu spielen anfing, aber kein Ton bei mir im Regieraum ankam. Und während ich nervös den Aufnahmepegel prüfte, blitzte bereits der Schalk in Andreas’ Augen. Er hatte nur gespielt, dass er gespielt hatte – und in Wirklichkeit keinen Ton von sich gegeben. Ein alter Sprechertrick … aber man muss ihn auch so überzeugend vortragen können! – Und wie oft habe ich mit einem Schmunzeln an unser erstes Aufeinandertreffen im Hörspielstudio X-Berg von Oliver Rohrbeck und Kai Schenker zurückgedacht. Andreas’ vermeintlich schlechte Laune und sein ständiges Mäkeln über die Skripte waren zu viel für meine oft norddeutsch verschlossene, aber nichtsdestotrotz sehr empfindsame Persönlichkeit. Ich sagte ihm schließlich, er könne mich gar nicht ärgern. Schließlich hätte er in der großartigen Fernsehserie „Jack Holborn“ mitgespielt, und allein deswegen könne er unmöglich ein schlechter Mensch sein. Dieser Argumentation hatte selbst ein Andreas Mannkopff nichts mehr entgegenzusetzen …

So freut es mich umso mehr, dass Inspektor van den Beeck in „Die letzte Nacht der Eva Przygodda“ noch einmal einen richtig großen Auftritt hinlegen darf. Leb wohl, lieber Andreas. Es war mir eine große Freude, mit dir arbeiten zu dürfen!

Wie wird es mit „Sonderberg & Co.“ weitergehen?

Wie ich oben bereits schrieb, habe ich einige konkrete Ideen für weitere Fälle, die ich unbedingt umsetzen möchte. Natürlich hoffe ich, dass es nicht wieder drei Jahre dauern wird bis zur nächsten Veröffentlichung – aber eine genaue Terminaussage kann ich im Augenblick noch nicht treffen.

In Zukunft werde ich an dieser Stelle aber jeweils zum Monatsersten über die Arbeit an der Serie schreiben. Es hat sich einiges an Material angesammelt – zum Beispiel ein Videointerview mit Jan-Gregor Kremp, das wir bei der letzten Aufnahme gedreht haben.

Zum Abschluss für heute möchte ich allen Hörern danken – insbesondere jenen, die mich während der letzten Jahre in mit ihren Fragen nach dem nächsten Fall gepiesackt haben. Ihr habt ein Stück dazu beigetragen, dass sich die Tür der Detektei nun wieder öffnet. Vielen Dank dafür!

Dennis Ehrhardt

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Im Nebel in Hamburg

von am 6. November 2015

Anfang der Woche haben sich Dennis Ehrhardt, Uwe Voehl und ich in Hamburg getroffen, um die weitere Handlung von DORIAN HUNTER und DAS HAUS ZAMIS zu besprechen. Dabei haben wir nicht nur Dorians lang vergessene Tochter wieder ausgegraben, sondern auch grandiose neue Abenteuer für Coco Zamis gesponnen.

Schon bei meiner Ankunft hüllte sich Hamburg in Nebel, was angeblich sehr ungewöhnlich ist, aber recht gut zum Thema passte. Den ganzen Montag saßen Dennis, Uwe und ich in den Zaubermond-Verlagsräumen, um uns neue Schandtaten für Coco und Dorian auszudenken. Vor allem von der neuen DAS HAUS ZAMIS-Handlung bin ich so begeistert, dass ich mir schon überlegt habe, ob ich nicht irgendwo in meinem Terminplan in naher Zukunft Platz für einen weiteren HAUS-ZAMIS-Roman finde. Leider ist dieser Terminplan immer sehr voll. Auch für Dorian haben wir natürlich einige spannende Dinge ausgeheckt. Unter anderem soll seine lang verschollene Tochter wieder auftauchen, die er als Jugendlicher gezeugt hat und die bisher nur in einem Roman Erwähnung fand.

Danach ging es unter anderem auch um den Blog. Nachdem nun nur noch einmal in der Woche Blogeinträge erscheinen, wollen wir euch dafür mehr Inhalt liefern. Da ich das allein aber nicht schaffe – nicht nur aus Zeitgründen, sondern auch, da ich in die Entwicklungen im HAUS ZAMIS sowie in alles, was mit den Aufnahmen der Hörspiele zu tun hat, nicht so viel Einblick habe – haben wir beschlossen, uns den Blog von nun an zu dritt zu teilen. Ihr erhaltet also Berichte über DORIAN HUNTER von mir, Eindrücke aus dem HAUS ZAMIS von Uwe und viele Fotos und Geschichten von den Aufnahmen von Dennis. Ich freue mich schon darauf!

Noch immer im Nebel machte ich mich am Dienstag schließlich auf den Weg ins Studio, um dabei zu sein, während Claudia Urbschat-Mingues den Coco-Part aus Folge 31 einsprach. Es ist immer wieder eine Freude, bei den Aufnahmen dabei zu sein, und ich finde es sehr schade, dass Hamburg so weit weg ist und ich das nicht öfter machen kann.

Schließlich machte ich mich voller neuer Ideen wieder auf den Weg nach Hause.

 

Regisseur Dennis Ehrhardt, Tonmann Alexander Rieß, Claudia Urbschat-Mingues und ich nach den Aufnahmen im Studio.

 

Es grüßt eure Andrea

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Testamenteröffnung in Wien!

von am 23. Oktober 2015

Neuigkeiten aus dem Hörspielland! Der Klappentext sowie die erste Hörprobe zu Folge 29 ist da – und die wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten …

„In Begleitung des neuen Lords der Schwarzen Familie Olivaro betritt Coco Zamis die Kanzlei des Wiener Syndikus Skarabäus Toth. Angeblich existiert ein Testament ihres Vaters Michael Zamis, dessen Erfüllung die Verhältnisse innerhalb der Schwarzen Familie auf den Kopf stellen würde … Eine finstere Intrige? Bald gibt es für Coco keinen Weg zurück mehr, denn ihr Gegner ist ein Feind aus früheren Zeiten – aus ihrer Kindheit …“

Lang haben wir euch schmoren lassen … und lang haben wir vor allem Coco schmoren lassen! Vielleicht erinnern sich noch einige Ältere unter euch, wie Coco im Epilog von Folge 25 Richtung Wien aufgebrochen ist – in Begleitung von Olivaro, dem neuen Oberhaupt der Schwarzen Familie.

Aber warum? Hat Coco die Seiten gewechselt? Ist sie zurückgekehrt in den Schoß der Schwarzen Familie …? Dorian hat seitdem nichts unversucht gelassen, um Coco zu folgen. Er will die Wahrheit herausfinden – und die Dämonen unternahmen ihrerseits alles, um genau das zu verhindern! Als hätte sich die ganze Welt gegen ihn verschworen, führte sein Irrweg zuletzt über die Bukowina und Istanbul bis nach Albanien … während Coco in Wien … Ja, was?

Aber lauscht selbst! Auf der Detailseite von Folge 29.1 „Hexensabbat – Lehrjahre“ findet ihr die erste Hörprobe des Zweiteilers. Die zweite CD kann hier vorbestellt werden: 29.2 „Hexensabbat – Reifeprüfung“. Erscheinungstermin für beide Folgen ist der 4. Dezember 2015.

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Neue Blogumgebung

von am 16. Oktober 2015

Wir sind umgezogen! Der Hunter-Blog ist ab jetzt direkt in die Zaubermond-Website eingebunden. Auch die Domain www.dorianhunter.de wird in der nächsten Woche entsprechend umgestellt und anschließend hierher führen, in die neue Blogumgebung. Welche Änderungen es darüber hinaus noch gibt, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Erst mal wäre da natürlich das Offensichtliche zu nennen: Der Blog sieht anders aus! Diese Veränderung haben wir vorgenommen, damit er sich auch optisch besser bei Zaubermond einfügt. Ihr könnt auf dieser Seite den neuesten Blog-Eintrag lesen (oder auch ältere – wir haben eine Auswahl alter Beiträge mit „herübergerettet“) und gleichzeitig oben im Hauptmenü alle Funktionen der Zaubermond-Seite nutzen (Shop, Kunden-Backend, MysteryPress etc.).

Außerdem wird sich der Veröffentlichungsrhythmus ändern. Ab sofort gibt es nur noch einmal in der Woche einen neuen Eintrag – und zwar jeweils am Freitag. Wir haben nämlich beschlossen, dass wir in Zukunft gern auf etwas längere, größere Themen setzen möchten. So sind z. B. mehr Eindrücke von den Hörspielaufnahmen geplant: Interviews, Audio-Content, sogar Videos … Dieses Programm wäre für uns im alten Rhythmus nicht zu schaffen.

Für die nächsten Wochen bedeutet das natürlich, dass wir uns – neben den neuen HUNTER- und ZAMIS-Buchtiteln – ausführlich mit der Hörspieldoppelfolge 29.1 und 29.2 beschäftigen werden, die Anfang Dezember erscheint. Wer die Romane kennt, ahnt aufgrund des Titels sicherlich schon, was ihn erwartet. Oder besser gesagt: glaubt, es ahnen zu können … Denn wir versprechen euch an dieser Stelle: Es wird wieder einmal alles ganz anders werden … Lasst euch überraschen!

Zum Abschluss noch ein Hinweis zur Spin-Off-Serie DAS HAUS ZAMIS, die ja auch als E-Book-Ausgabe erhältlich ist. Der erste Titel, „Hexensabbat“, wurde – wie wir just heute erfahren haben – von Amazon für ein Kindle-Special ausgewählt. Was es damit genau auf sich hat, erfahrt ihr in einem der nächsten Beiträge!

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Aus den alten Exposés: Die Anfänge Teil 2

von am 9. Oktober 2015

Auf Nachfrage hin, bringe ich hier noch mal ein Stück aus dem allerersten Exposé. Dazu muss ich etwas vorwegschicken: Diese Exposés wurden damals Anfang der Siebziger auf der Schreibmaschine geschrieben. Teilweise wurde dann von Ernst Vlcek noch handschriftliche Notizen hinzugefügt. Dann haben sie lange Staub angesetzt, und schließlich wurden sie alle in wochenlanger Arbeit abgetippt, damit wir sie nun digital vorliegen haben, was vor allem für mich als Exposéautorin von unschätzbar großem Wert ist.
Das, was ehemals eine handschriftliche Notiz war, ist hier deshalb mit einem entsprechenden Vorsatz gekennzeichnet.

Handschriftliche Notiz: “Leichen sind etwas Wunderbares!” schwärmt der Mann, der sich als Edward Belial vorgestellt hatte.

Horror-Exposé – von Ernst Vlcek
Handschriftliche Notiz: 111223 111312 1413422121141

Titelvorschläge: Hexensabbat (Hexenburg)

Handschriftliche Notiz: Band 7: Spätere Titel: Satansbrut, Band 5: Sanatorium der Homunkluiden
Zigaretten Getränke
Helden-Charakterisierung
Zeit: Oktober (Stürme) Herbst

Der Roman soll in einem alten, klapprigen Autobus beginnen, der von neun Männern (außer dem Fahrer) und einer Frau besetzt ist und sich auf der Fahrt von einer Bahnstation zu dem abgelegenen Dorf Asmoda befindet.
Handschriftliche Notiz: E = 26, O = 8, A = 15, I = 10
Asmoda (abgeleitet von Höllenfürst Asmodi) soll irgendwo an der jugoslawischen Grenze liegen; die Zivilisation ist bis hierher noch nicht vorgedrungen, die Bevölkerung ist rückständig und abergläubisch und misstrauisch gegen alle Fremden, die Leute sprechen hauptsächlich slawisch.
Handschriftliche Notiz: E = 30, A = 15, O = 11, I = 23
Die zehn Fahrgäste im Autobus sind aus allen Teilen der Welt gekommen.
Zu Beginn schildern, wie sie sich unterhalten. Sie kennen sich nicht, sind sich in ihrem Leben noch nicht begegnet, haben noch nie voneinander gehört. Im Gespräch wird aber klar, dass sie plötzlich alle den Wunsch verspürt haben, nach Asmoda zu kommen. Sie haben in ihrer Heimat alles liegen und stehen gelassen, haben Urlaub genommen, um dem inneren Drang zu folgen.
Handschriftliche Notiz: E = 44, A = 18, I = 25
Jetzt haben sie sich in diesem Autobus zusammengefunden, um an ihr Ziel zu gelangen und zu erfahren, was sie hierhergezogen hat.
Diese Ungewissheit erzeugt Spannung und von vornherein eine Atmosphäre des Unheimlichen.
Dazu kommt die Frau, die zwar diesen Zwang nicht verspürt hat, aber ihrem Mann gefolgt ist. Sie hat Angst, ihr ist das Zusammentreffen der neun Männer unheimlich. Herauskristallisieren, dass sie sich Hilfe suchend an ihren Mann klammert.
Er heißt Dorian Joker, 29 Jahre, 1,90 Meter, schlank, sportlich, gut aussehend, schwarzes Haar, grüne Augen, starker Bartwuchs, dichter Schnurrbart; er ist wortkarg und hat etwas Dämonisches an sich, das auf Frauen eine magische Anziehungskraft ausübt.

Dorian Joker ist kein Fehler desjenigen, der die Exposés abgetippt hat, das war einfach die ursprüngliche Idee für den Namen des Dämonenkillers.

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Aus den alten Exposés: Die Anfänge

von am 6. Oktober 2015

Von den alten Exposés, finde ich die ersten am faszinierendsten. Man merkt ihnen noch die Entstehungszeit an, vieles stand noch nicht richtig fest, vieles war noch im Fluss. Am Ende des allerersten Exposés findet man zum Beispiel folgende Notiz:

Nachwort: Dieser Roman schreit förmlich nach einer Fortsetzung. Sie würde so aussehen. Dorians Frau wird in eine Irrenanstalt eingeliefert. Schauplatz irgendein Vorort von London. Bekanntlich erlebt der Hexenkult in diesen Tagen in England eine neue Blüte. Dahinter stecken in diesem Roman die Dämonen. Dorian schmuggelt sich in einen solchen Klub ein und begegnet dort seinem „Bruder“ Roberto Blanco, der selbst Schrumpfköpfe herstellt. Gag des Romans: Blanco kann ganze ausgewachsene Menschen zum Schrumpfen bringen (30 cm). Es sind „Puppen“, die leben.

Eigentlich war also der Puppenmacher als zweiter HUNTER-Roman geplant, dafür findet man hier noch kein Wort von Coco und Wien. Ich weiß außerdem nicht, wie es euch geht, aber ich bin recht froh, dass Dorians dämonischer Bruder letztendlich nicht Roberto Blanco hieß.

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Vampire in Varennes?

von am 18. September 2015

Heute mal wieder ein Bericht von Catherine Parker, der Autorin des titelgebenden Teilromans »Flucht nach Varennes« von Band 81. Nicht der erste Band der Serie, der Jahrhunderte vor unserer Zeit spielt, wie Kenner wissen. Und so gebe ich offen zu: Als ich Catherine das Exposé zum Roman schickte, habe ich nicht geahnt, was ich ihr damit antat. Aber lest selbst …

Als Autorin übernehme ich öfter Auftragsarbeiten. Ich weiß also, was es bedeutet, flexibel zu sein. Trotzdem erlebe ich mitunter Überraschungen – so auch, als mir das Exposé für den aktuellen DH-Band 81 ins Postfach flatterte. Bereits beim einleitenden Satz „… liegt der Schwerpunkt auf der Vergangenheitshandlung“ bekam ich eine böse Ahnung, die sich beim hastigen Blick auf die Zeitangabe (1791-93) augenblicklich verstärkte. Das Gefühl, nachdem ich das komplette Exposé gelesen hatte, lässt sich am ehesten als einer der WTF-Momente meines Autorenlebens bezeichnen. Man möge mir so viel Ehrlichkeit verzeihen, aber so war es. Zumindest für ein paar Minuten. 🙂

Ja, ich kannte Dorians frühere Existenz als Hugo Bassarak und ja, ich schätze die diversen Ausflüge in die Vergangenheit an dieser Serie sogar sehr. Aber war nicht ich es, die einst verkündet hatte, niemals einen historischen Roman schreiben zu wollen? Denn Geschichte war nie mein Lieblingsfach und meine Ahnungslosigkeit, nicht nur was die Zeit der Französischen Revolution betraf, ist beträchtlich. Tja. Das nützte nun aber alles nichts. Die Vorgabe im Exposé lautete, mehrere konkret benannte historische Ereignisse in die Romanhandlung einzubauen. Das setzte meinerseits natürlich voraus, möglichst viele Details dieser Ereignisse zu kennen. Äh …? *hust*

Also begann ich zu recherchieren – zuerst über das Leben der Königsfamilie im Pariser Tuilerienpalast, die exakte Fluchtroute nach Varennes im Juni 1791, alle beteiligten Personen und sämtliche Zeitabläufe. Ich las eine Menge über französische Politik und die Hintergründe des Massakers auf dem Marsfeld sowie Dokumente über die Hinrichtung des Königs 1793. Ich googelte nach Bildern des königlichen Fluchtfahrzeugs, einer sog. Berline, stöberte durch Zeitungsartikel, Flugblätter, Speisepläne und zeitgenössische Mode. (Ach, und erwähnte ich schon, dass ich eine Menge über französische Politik las?) Einmal hörte ich mir auch Revolutionslieder auf YouTube an, das war eindeutig unterhaltsamer als die trockene Historie. Nach meiner intensiven Recherche hätte ich jedenfalls locker eine Klausur zum Thema bestreiten können, viele Jahre nach der Schulzeit. Aber Hauptsache war, dass es mir am Ende gelang, mich diesem Handlungssetting soweit anzunähern, dass ich mich in der Lage sah, meinen Teilroman zu schreiben. Und ungelogen – es machte sehr viel Spaß, nun all die historischen Fakten mit einem Vampir wie Jerome de Choiseul anzureichern, Dorian als Hugo Bassarak dabei immer dicht an die Fersen der vampirischen Handlanger geheftet.

Beim Abgabetermin fand sich übrigens trotz aller Recherche ein grandioser Patzer in meinem Text: Da die meisten Kämpfe ja mit dämonischen Mitteln ausgetragen werden, hatte ich mich mit herkömmlichen Waffen zu wenig beschäftigt und nicht bedacht, dass die zu jener Zeit nachgeladen werden mussten. Zum Glück fiel das dem aufmerksamen Lektorat gleich auf.

Mein persönliches Fazit: Dem nächsten DH-Exposé auf meinem Schreibtisch sehe ich gleichermaßen gespannt wie gelassen entgegen – egal, in welcher Zeit Dorian darin unterwegs sein wird. Denn ich mag Herausforderungen und ich liebe Phantastik. Nur eines will ich nach wie vor nicht: einen historischen Roman schreiben. 🙂

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Johann Sebastian Bach im HUNTER-Style

von am 24. Juli 2015

Heute habe ich einen ganz besonderen Menschen zum Interview zu Gast. Besonders zumindest für all diejenigen, die die DORIAN HUNTER-Hörspiele auch wegen ihrer Musik so lieben. Andreas Meyer hat nämlich den Großteil davon komponiert und die Serie damit maßgeblich geprägt. Was das genau bedeutet, erfahrt ihr hier:

Hallo Andreas, ich muss zuerst einmal etwas gestehen. Auch wenn ich weiß, dass Musik in einem Hörspiel sehr wichtig ist, um eine bestimmte Atmosphäre für eine Szene zu schaffen u.ä., habe ich mich damit bisher noch am wenigsten beschäftigt. Vielleicht geht es dem einen oder anderen Hörer ähnlich. Deshalb erzähl doch mal genau, welchen Teil der Musik für die HUNTER-Hörspiele du gemacht hast. Das HUNTER-Theme ist ja von Joachim Witt, also nicht von dir. Aber der Rest?

Bis Folge 9 stammen etwa 75% Prozent der Musik von mir, ab Folge zehn der komplette Soundtrack (außer der Titelmusik). Also, im Prinzip mache ich alles, was derzeit bei Hunter musikalisch zu hören ist. Eine Auswahl der Stücke findet sich auf der Soundtrack-CD »Hunteresque«, die der Komplettbox von Folge 25 beiligt. Neben der Musik fertige ich gelegentlich noch spezielle Sound-Effekte an, wie »Zeitstopp«-Sounds, »Wischer« – und Glocken, die keine Klöppel haben, sondern rasiermesserscharfe Klingen, mit denen sich ahnungslose Touristen zerteilen lassen.

Wenn ich ein Skript schreibe, schreibe ich zwischen die Szenen einfach hin und wieder „Musik“. Das tippt sich recht schnell, aber das ist dann der Teil, wo du ins Spiel kommst. Wie gehst du an so eine Aufgabe heran?

Ich ignoriere das erstmal J Okay, Scherz beseite. In der Regel ist es ja so, dass ich nach der Skript-Lektüre mit Dennis bespreche, welche Art von Musik an welcher Stelle des Hörspiels nötig ist. Da wir ja schon einen kleinen Fundus an Stücken haben, auf den man zurückgreifen kann, geht es bei den neueren Folgen meistens darum, Stücke zu schaffen, die etwas vom Lokalkolorit des Handlungs-Settings einfangen: also typische Musik aus den Karpaten, Instanbul oder Spanien beispielsweise. Gelegentlich wird auch einzelnen Figuren ein Thema spendiert, wie dem Wijsch aus »Die Schöne und die Bestie«.

Gerade »Die Schöne und die Bestie« war ja eine Folge, die sich musikalisch deutlich vom Rest der Reihe abgehoben hat. Hat es Spaß gemacht, da mal aus dem üblichen HUNTER-Stil auszubrechen? War es eine Herausforderung oder ist es dir eher leicht von der Hand gegangen?

Das »Übliche« kommt bei Hunter ja sowieso eher selten vor, aber ich weiß, was du meinst. Manchmal denke ich schon: »Oh Gott – wie soll ich das schaffen? Eine Kopie von Johann Sebastian Bachs Fugen im ›Hunter-Style‹?« Aber ich habe mich ein wenig an diesen Zustand des Erschreckens, besonders wenn Dennis mir vermeintlich unmögliche Aufgaben stellt, gewöhnt. Da vertraue ich mir mittlerweile mehr. Außerdem kochen alle Komponisten nur mit Wasser.

Gibt es in Bezug auf HUNTER irgendetwas, das du gerne mal ausprobiern möchtest, wozu du aber bisher keine Gelegenheit hattest?

Am meisten Spaß macht es mir, Musik in den HUNTER-Soundtrack einzubinden, die erst einmal völlig Genre-fremd erscheint. Also zum Beispiel die Renaissance-Stücke in der Fausttrilogie (Folge 25). Diese Musik dann komplett zu »hunterisieren« – sie also dem Stil-Kanon des Hunter-Soundtracks anzupassen -, darin liegt für mich der größte Reiz. Insofern freue ich mich immer auf neue, exotische Schauplätze. Ich habe zum Beispiel nicht viel für Reggae oder bayrische Blasmusik über. Diese Musik aber in den Hunter-Kontext zu überführen (und dabei total durch den »Wolf« zu drehen), das wiederum macht extrem viel Spaß.

Bayrische Blasmusik im HUNTER-Stil klingt so abstrus, dass ich das jetzt auch gerne hören würde. Wir brauchen eine Folge auf dem Oktoberfest, glaube ich 😉
Auf jeden Fall vielen Dank für das Interview!

Wer mehr von Andreas’ Musik hören möchte, kann dies auf www.soundcloud.com/andreasmeyermusic tun. Dort findet ihr (neben Musik aus DORIAN HUNTER) auch exklusive Musikstücke anderer Serien von Zaubermond – wie Perry Rhodan oder den Elfen.

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Wie es der Mbret leider nicht mit Bibelschmuggel zu tun bekam

von am 21. Juli 2015

Zwei Monate ist es her, dass die Hörspielfolge 28, „Mbret“ erschienen ist. Über eine Begebenheit muss ich aber selbst heute noch schmunzeln, wenn ich an das Schreiben des zugehörigen Skripts zurückdenke. Das Romanexposé zum „Mbret“ (der Roman erschien damals unter dem Titel „Der Opferdolch“) enthält einen etwas kuriosen, historischen Fakt, den wir in den Hörspielen leider nicht verwenden konnten, weil sie ja nicht in den 70er-Jahren, sondern in der Gegenwart spielen. Ich übergebe einfach mal Ernst Vlcek das Wort, der an einer gewissen Stelle im Expo eigentlich nur die Nebenfigur Domino Callabro vorstellen wollte:

„Domino Callabro geht recht seltsamen Geschäften nach. Er schmuggelt Bibeln in albanischer Sprache nach Albanien. Zum besseren Verständnis sei gesagt, dass im Jahre 67 in Albanien alle Religionen ausgerottet wurden, viele Kirchen zu Sporthallen, Kinos und Parteilokalen umfunktioniert, nur die architektonisch wertvollen werden vom Staat weiter erhalten (Das entnehme ich einer albanischen Kampfschrift. Anm. d. Exposé-Autors). Nun gibt es aber in der VR Albanien Elemente, die an ihrem religiösen Glauben hängen, und es gibt in der westlichen Welt Kleriker, die die Albaner mit Bibeln, Kruzifixen und so versorgen wollen.“

Heutzutage darf man in Albanien wieder offen welcher Religion auch immer angehören. Daher haben wir aus dem Bibelschmuggel Flüchtlingsschmuggel gemacht, der derzeit deutlich aktueller ist.

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Wo liegt eigentlich Torisdalur?

von am 10. Juli 2015

Christian Schwarz hat den Teilroman „Tirso“ im aktuellen Band „Sturm auf die Bastille“ geschrieben. Unter anderem spielt dieser Roman auf dem Elfenhof in Island, ganz in der Nähe des Tals Torisdalur. Dummerweise hatte Christian Probleme damit, Torisdalur zu finden. 🙂 Hier er zählt er die ganze Geschichte.

Als Andrea mir „mein“ Exposé für Band 80 schickte, freute ich mich riesig. Große Teile des Romans sollten in Island spielen. Diese HUNTER-Location, wie’s heute so schön heißt, war immer einer meiner Lieblingsschauplätze gewesen, das Tal Torisdalur mit dem Hermes-Trismegistos-Tempel, Magnus Gunnarsson, Unga, der Elfenhof etc. Nun sollte/durfte ich als Altleser und relativer Neuautor darüber schreiben. Super, dachte ich, das würde zudem den Rechercheaufwand in Grenzen halten, da doch zahlreiche Szenen und Aussagen noch ziemlich präsent bei mir sind.

Doch dann war sie plötzlich doch da, meine große persönliche Recherche-Herausforderung. Sie begann mit dem harmlosen Expo-Satz: „Der Elfenhof liegt in der Nähe des Tals Torisdalur, in dem der Tempel des Hermes Trismegistos gestanden hat, bevor er eingestürzt ist“, versehen noch mit der Fußnote: „Mach einfach mal eine Google-Bildersuche nach Torisdalur.“ [Anmerkung von mir, Andrea: Das war als Aufforderung gemeint, sich die Landschaft mal anzusehen. Die ist nämlich recht außergewöhnlich.]

Nun, die genaue Lage des Elfenhofs, auf dem Tirso, Virgil Fenton und Reena hausten, war ein nicht ganz unwichtiges Faktum für mich. Dorian sollte nach meinem Willen den Hof von der isländischen Hauptstadt Reykjavyk aus mit einem Schneemobil ansteuern. Und zwar im Dezember, wenn es in Island gerademal fünf Stunden Tag ist. Meine Überlegung: Schafft Dorian die Strecke noch bei Tag oder kommt er bereits in der Nacht auf dem Elfenhof an? Also zuerst mal in die Fact-Datei schauen. Vielleicht steht da ja was drin? Torisdalur kommt da erstaunlicherweise nicht vor. Aber der Elfenhof. Und der liegt laut interner Fact-Datei rund 60 Kilometer von Reykjavyk entfernt.

So weit so gut. Sechzig Kilometer in fünf Stunden durch unwirtliches Gelände – kann ein Schneemobil so was schaffen? Wie schnell sind die Dinger überhaupt? Google bemühen, oha! Bis zu 130 km/h kriegen die Dinger drauf, die Strecke kann Dorian also locker bei Tageslicht schaffen.

Und nun kommt Andreas Fußnote ins Spiel. Ich googelte Torisdalur und fand zahlreiche Bilder einer unwirtlichen Steinlandschaft. So wie Torisdalur eben immer beschrieben worden war. Alles gut. Oder? Irgendwann kam ich auf die Idee, mir die genaue Lage des Tals über Google Maps anzusehen. Und jetzt wurde es abenteuerlich. Plötzlich lag Torisdalur ganz im Osten der Insel, rund 250 Kilometer von Reykjavyk entfernt. Mehr hatte ich zunächst nicht. Also begann ich, kreuz und quer nach weiteren Informationen bezüglich der Lage zu suchen. Gar kein leichtes Unterfangen, denn die Aussagen, die Google lieferte, waren ziemlich unklar. Ich verbiss mich förmlich darin. Über viele Stunden, in denen ich sicher zwei, drei Kapitel hätte schreiben können. Trotzdem musste die Recherche sein. Denn ich möchte irdische Locations immer so präzise wie möglich beschreiben, künstlerische Freiheit hin oder her.

Man mag es einen Spleen nennen, eine zwanghafte Handlung oder sonstwas, weil diese Details den Leser ohnehin kaum interessieren, aber so wie jeder Schriftsteller schreibe ich ja nicht nur für die Leser, sondern auch für mich. Das heißt: Zuerst mal muss ich mit meinem Werk zufrieden sein, bevor ich es für die Allgemeinheit freigebe. Dinge, wie sie etwa James Clavell in seinem berühmten Roman Tai-Pan praktizierte, dass er einzelne Stadtteile Hongkongs nach Gutdünken gegeneinander verschob, weil das gerade besser in die Dramaturgie passte, kämen für mich niemals in Frage.

Zurück zum Thema. Als ich für den Roman im März recherchierte, gab Google für Torisdalur nur diese eine Location an der Ostküste in der Nähe von Höfn her. Irgendwann stieß ich dann auf die Information, dass es sich um eine Farm in einer öden Gegend handle. Wie, kein Tal? Diese Sache beunruhigte mich so, dass ich Andrea anmailte. Wir einigten uns dann darauf, es bei den 60 Kilometern Entfernung zu belassen, die in der Fact-Datei angegeben werden. Hatte der geschätzte Autorenkollege Ernst Vlcek seinerzeit bei der Festlegung dieser Distanz bereits zwei, drei Gläschen Rotwein zu viel? Oder ist sie der Tatsache geschuldet, dass ohnehin alles relativ ist? Und dass es damals noch keinen Google gab?

Seltsam: Jetzt, da ich diesen Blog schreibe und die Entfernungs-Recherche nochmals nachvollziehe, bekomme ich plötzlich zwei Torisdalur. Den Bauernhof im Osten und eine West-Location nordwestlich von Reykjavyk. Da ist es plötzlich, das langgesuchte Tal! Hatte vielleicht auch ich ein Gläschen Rotwein zuviel? Nein, unmöglich, ich trinke tagsüber keinen Alkohol. Egal, wie immer das zugegangen sein mag, ich habe meinen Seelenfrieden wieder. Denn das Tal Torisdalur liegt laut Entfernungsmaßstab rund 100 Kilometer von Reykjavyk entfernt. Und da der Elfenhof „in der Nähe des Tals“ angesiedelt ist, haut das alles plötzlich wunderbar hin.

Ernst, du warst eben doch der Größte.

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