Seelenwahn in Bonifacio

19. Februar 2022

Aus gegebenem Anlass möchte ich heute nicht über Dorian Hunter plaudern, sondern über seine liebste Hexe, Coco Zamis. Das hat zum Großteil mit meinen derzeitigen Aktivitäten zu tun. Ich habe sicherlich schon mal erwähnt, dass ich mit dem Motorrad seit einigen Monaten auf großer Tour bin. In den nächsten Tagen setze ich, von Sardinien kommend, nach Korsika über. Und zwar nach Bonifacio, einen Ort im Süden der Insel, den ich vor etwa zehn Jahren schon mal besucht hatte.

Bonifacio ist eine Art Sehnsuchtsort für mich. Die kleine Stadt liegt auf hohen Felsen unmittelbar an der Küste. Die Häuser sind teilweise so gewagt gebaut, dass man glauben könnte, sie würden jetzt und jetzt ins Meer hinabstürzen. Schon bei meinem ersten Besuch war ich völlig fasziniert. Genovesische Einflüsse waren zu sehen, aber auch arabische, italienische und französische. Die Insel Korsika war über Jahrhunderte hinweg im Besitz einer Bank (!) mit Sitz in Genua, die Napoleons hatten dort ihren Stammsitz, sie war ein stetiger Streitpunkt zwischen mediterran geprägten Mächten. Und wenn man all dies unter einer Brennlinse verstehen lernen wollte, stünde vermutlich Bonifacio im Fokus.

Bald nach der Rückkehr von meiner Korsika-Reise wartete damals die Arbeit an einem COCO ZAMIS-Manuskript auf mich. Der damalige Expokrat Christian Montillon ging bereitwillig auf meinen Wunsch ein, einen Teil „meiner“ Handlung nach Korsika zu verlegen. Und so entstand Seelenwahn, mein Teilband, der im 32. Buch der COCO ZAMIS-Serie mit dem Titel Der Untergang des Hauses Zamis veröffentlicht wurde.

Ich ließ einen Teil der Handlung auf dem Friedhof verlegen, besser gesagt: in die Nekropole von Bonifacio. Einen Ort, der mich besonders beeindruckt hatte. Einflussreiche Familien haben dort steinerne Mausoleen, die gut und gern als kleine Häuser durchgehen könnten. Sie besitzen Kellergewölbe mit kleinen Grüften, aber auch steinerne Gräber im „ersten Stock“. Die Menschen werden über den Tod hinaus mit viel Pomp gewürdigt.

Ich war absolut fasziniert von der Stimmung, die in der Nekropole herrschte. Ich besuche regelmäßig Friedhöfe, weil die Behandlung der Toten viel über die Lebenden aussagt und man viel über die Kultur des jeweiligen Landes/der Gegend lernen kann. Der Friedhof von Bonifacio war und ist aber etwas ganz Besonderes für mich geblieben.

Wenn ich demnächst nach Korsika übersetze, wird mich mein erster Weg wieder dorthin führen. Ich bin neugierig, ob es mich genauso packen wird wie damals, als ich meine Eindrücke in einem COCO ZAMIS-Buch verarbeiten musste.