Stellt euch vor, eure totgeglaubten Eltern und Geschwister ständen plötzlich wieder vor der Tür. Natürlich weiß jeder Horrorleser, dass die Wiedersehensfreude getrübt sein könnte. So auch bei Georg Zamis, der sich bereits berechtigte Hoffnungen gemacht hat, seinen Vater als Patriarch über die Wiener Sippen zu beerben …

»Mutter! V… Vater! Coco!«
Georg sah aus, als würde er drei Gespenster erblicken, als Thekla und Michael Zamis und seine Schwester das Haus betraten.
»Hi, Georg«, begrüßte ihn Coco. Und als er nichts sagte, sondern sie nur mit versteinertem Blick anschaute, sagte sie rasch: »Ich glaube, ich verzichte lieber auf den Tee. Macht ihr die Begrüßung mal allein unter euch aus.«
Und schon verschwand sie wieder.
»K… Kommt doch hoch. In mein Büro.«
Michael Zamis warf seinem Sohn einen misstrauischen Blick zu. »Seit wann hast du ein Büro?«
»Na ja, euer Schlafzimmer war ja – verwaist.«
Er ging voraus. Das Ehepaar folgte ihm ins Arbeitszimmer, in dem er sich bis vor wenigen Minuten noch mit hochkomplizierten Mindmapping-Analysen beschäftigt hatte.
Mit Gespenstern kannte sich Georg natürlich aus. Ebenso mit Vampiren, lebenden Toten und Wiedergängern jeglicher Art. Und daher war ihm nach den ersten Schrecksekunden auch klar, dass es sich bei seinen Eltern mitnichten um Gäste aus dem Totenreich handelte.
»Wen hast du erwartet?«, knurrte Michael Zamis. Ungläubig sah er sich in dem Zimmer um. In der Luft flimmerten noch immer die fragilen Gebilde, auf denen Georg – statt auf Papier – seine aktuellen Gedanken zum Thema »Festigung meiner Vormachtstellung in Wien« skizziert hatte.
»Ich meine, w… wo kommt ihr plötzlich her?«
Thekla seufzte. »Eine lange Geschichte, Georg … Ist sonst noch jemand zu Hause?«
»Adalmar muss jeden Moment eintreffen. Wir wollten eigentlich …«
Michael Zamis unterbrach ihn mit einer herrischen Handbewegung. »Egal was ihr wolltet. Dieses Chaos muss raus! Ich will mein Schlafzimmer wiederhaben! Außerdem habe ich auf dem Weg hier einige andere Veränderungen bemerkt …«
»Lydia …«, begann Georg, aber sein Vater unterbrach ihn erneut.
»Wir müssen beratschlagen …«
»Genau das wollten wir auch. Außerdem …« Georg stockte. Man sah ihm an, dass er um die richtigen Worte rang.
»Außerdem was? Spuck’s aus, Junge!«
»Außerdem wart ihr lange fort. Sehr lange. Ehrlich gesagt, man hat euch für tot erklärt.«
»Das ist keine Neuigkeit für mich. Daher der Familienrat. Toth steckt hinter der Intrige. Wir müssen dem alten Geier endlich das Handwerk legen!«
»Nicht nur Toth macht uns das Leben schwer«, sagte Georg, »sondern ein gewisser Baalthasar Zebub, seines Zeichens …«
»Ich weiß, wer Zebub ist. Wir werden ihm seine widerlichen Fliegenflügel schon stutzen. Was wolltest du gerade sagen …?«
»Nun ja …« Georg wand sich. »Wie gesagt, du bist für tot erklärt worden. Ich bin gewissermaßen jetzt das neue Oberhaupt … Es lässt sich sicherlich rückgängig machen, aber da ich nun offiziell eingesetzt bin, ist das eine juristische Angelegenheit und bedarf …«
»Unsinn!«, bellte Michael Zamis. »Ich bin wieder da und übernehme ab sofort wieder das Kommando, basta!«
Thekla legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. »Vielleicht wäre das aber gar nicht so klug …«

So weit ein Auszug aus dem neuen DAS HAUS ZAMIS-Buch 55 „Wer ohne Sünde ist“. Wenn ihr erfahren wollt, ob Frauen wirklich klüger sind als ihre Ehemänner, dann erwartet euch ein spannendes Lesevergnügen, verfasst von Logan Dee und Michael Marcus Thurner.

Keep the Horror burning!
Uwe