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Heute möchte ich euch mit einem Lesehappen für das brandneu erschienene DAS HAUS ZAMIS begeistern. Vielleicht grübelt ja der eine oder die andere von euch noch darüber nach, womit er oder sie zu Ostern die Gäste beglücken könnte. Dazu habe ich eine Leseprobe aus dem ersten Teilband „Lady Mamba“ von Rüdiger Silber ausgewählt.
Zum Schluss verrate ich euch noch eine magische Formel zum Gelddrucken. Natürlich ohne Gewähr!
Zunächst aber wünsche ich guten Appetit bei der folgenden Leseprobe:
Heißer Dampf quoll mir entgegen.
Es war Gumbo á la Creole, das Nationalgericht in Louisiana, bestehend aus Krabben, Krebsscheren, Okra, Pilzen, Reis und einem Feuerbrand teuflischer Gewürze.
Ich schöpfte mir selbst den Teller voll, während Angèle ihren Platz an der Tafel einnahm und von dort aus zusah, wie ich einen Löffel mit der Gumbo füllte, in den Dampf blies und ihn mutig ausschlürfte. Es war nicht nur die Hitze, die mir Zunge und Gaumen verbrannte. Wasser trat mir aus der Nase, den Augen hervor. Aber ich nahm gleich noch einen Mundvoll.
»Köstlich und scharf und fremd schmeckt die Gumbo«, deklamierte Classinia vom anderen Ende der Tafel her, »wie der Trank aus Schlangen und Spinnenköpfen, Nachteulenkrallen und Tollkirschenblut, gebraut von einer jungen schönen Hexe, bevor man sie zum Scheiterhaufen führte.«
Überrascht sah ich sie an.
»Das war ein Zitat«, sagte Classinia mit unergründlichem Lächeln. »Ich weiß nicht mehr, wo ich es gelesen habe.«
Sie tunkte einen fetten Blutegel in eine der Soßen, schob ihn zwischen die Zähne und zerbiss ihn. Blut rann ihr über Lippen und Kinn und tropfte auf den weißen Stoff ihres Kleides.
Als Classinia den Mund leer hatte, sagte sie zu mir: »Guck nicht so. Ja, wir essen die Leeches lebend. Zwar töten wir keine Menschen, oder höchstens manchmal die Bösen unter ihnen, aber deswegen sind wir noch lange keine Tierschützer. Ihr schlürft eure Austern ja auch lebendig aus.«
»Die Gumbo-Suppe schmeckt vorzüglich«, lobte ich Angèle.
Auch Angèle schlotzte lustvoll einen Egel aus. Blut verschmierte ihr den Mund. Aber sie aß das Tier nicht mit, sondern schleckte die schlaffen Reste ab und ließ sie in die Schale fallen, die vor ihr stand. »Danke, Coco, das freut mich sehr.« Sofort nahm sie sich einen weiteren Egel und zerfetzte ihn mit den Zähnen.
Die ganze Tischgesellschaft langte jetzt in die Schüsseln und tat sich an den Egeln gütlich, oder besser gesagt an dem Blut, mit dem die Egel sich vollgesaugt hatten.
Ich nahm einen Schluck Rotwein und schmeckte ihn kaum, so sehr hatte die Gumbo mir den Mund in Flammen gesetzt. »Woher kommen die Blutegel? Und das Blut in ihnen?«, fragte ich Mother Euphrasine.
Sie spuckte den Kopf des Egels aus, schluckte und wischte sich mit den blutigen Fingern über den blutigen Mund, wobei sie sich die Wangen verschmierte.
»Die Leeches werden von den Cajuns gesammelt, die in den Bayous Alligatoren jagen. Die haben auch Leute, denen sie sie ansetzen. Die machen das freiwillig, es wird ihnen entgolten. Einige Menschen betrachten die Egel-Behandlung sogar als Medizin. Diese Alligatorenjäger sind ein Schlag für sich. Verschwiegen. Sie verkaufen ihre Alligatorenhäute und das Fleisch, aber die vollgesaugten Leeches, die wir ihnen abnehmen, bringen noch mehr ein. Wir zahlen sehr gut. Vince versucht, so oft wie möglich welche mitzubringen. Aber sie sind nicht haltbar, deswegen kommen wir nicht regelmäßig in ihren Genuss.«
Rebecca, die mir gegenübersaß, hatte das Vampiressen nicht angerührt. Ich suchte ihren Blick. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie sah krank und unendlich müde aus. Ich nahm eines der Gläser, die für jedermann bereitstanden, und goss ihr etwas von meinem Wein ein.
Sie nippte daran. Offenbar tat es ihr gut, denn sie nahm einen größeren Schluck.
»Aber willst du denn nichts Richtiges zu dir nehmen, mein Kind?«, fragte Mother Euphrasine, an Rebecca gewandt. »Du bist doch zu Gast bei uns!«
Wieder einmal sah meine Freundin mich hilfesuchend an.
»Rebecca verträgt keine Speise«, erklärte ich. »Das hängt mit ihrer Erkrankung zusammen.«
»Aber wer krank ist, muss essen!«, widersprach Mother Euphrasine überzeugt. »Vampire brauchen Blut zum Leben!«
Sie schnappte sich einen Egel aus der nächsten Schüssel, schlitzte ihn mit dem Fingernagel auf und träufelte das Blut in Rebeccas Wein. Dann schwenkte sie das Glas und hielt es ihr hin.
»Das wird dir guttun, Liebes. Trink!«
Ich nickte Rebecca zu. Sie probierte den Trank. Dann lächelte sie Mother Euphrasine tapfer an und leerte in kleinen Schlucken das Glas.
Sie stellte es ab … und verzog gequält das Gesicht. Sie umfasste den Kopf mit den Händen und zitterte am ganzen Körper.
Ich stand auf. »Es geht ihr zu schlecht. Sie muss sich hinlegen. Ihr steht ein anstrengender Tag bevor.«
So weit der appetitliche Lesehappen aus dem neuen DAS HAUS ZAMIS-Band. Zuletzt noch, wie versprochen, eine Beschwörung, die garantiert funktionieren soll, wenn ihr dringend etwas Kleingeld benötigt. Theophilus, der so etwas wie den mittelalterlichen Faust darstellt, beschwor einst, weil er dringend Gold und Silber brauchte, den Teufel mit folgender Formel:
Bagabi laca bachabe
Lamac cahi achababe
Karrelyos
Lamac lamec Bachlyas
Cabahagy sabalyos
Baryolas
Lagoz atha cabyalas
Samahac et famyolas
Harrabya
Aber Vorsicht! Auch Theophilus kam nicht ungeschoren davon. Ihr wisst ja: Wer den Teufel ruft, hat ihn am Hals!
Ich wünsche euch schaurige Lesestunden!
Keep the Horror burning!