Unter dem Pseudonym Neal Davenport schrieb Kurt Luif (1942 – 2012) nicht nur 45 Romane der legendären Romanheftreihe DÄMONENKILLER, er war neben Ernst Vlcek auch einer der Väter der Serie. Und nicht zuletzt der „Vater“ von Coco Zamis und damit der Buchreihe DAS HAUS ZAMIS …

Coco Zamis? Ach ja, das ist doch die Begleiterin Dorian Hunters, des Dämonenkillers …

So oder ähnlich lautete heute die Antwort, würde man nach der wohl attraktivsten Hexe auf dem deutschsprachigen Serienmarkt fragen, wenn … ja wenn Coco Zamis es nicht geschafft hätte, sich neben dem „Dämonenkiller“ als eigenständige Serie zu etablieren. Und wenn es nicht Kurt Luif (Neal Davenport) gegeben hätte, der an der Hexe einen besonderen Narren gefressen hatte.

Wem Coco Zamis ihren Namen verdankt, ist allein eine Anekdote wert. Kurt Luif erinnert sich folgendermaßen:

„Ich hatte ein Mädchen namens Eva Zamis kennengelernt, eine Blondine, und als wir über den Namen der Hexe beratschlagten, schlug ich „Zamis“ als Familiennamen vor. „Eva“ kam natürlich nicht in Frage. Ernstl akzeptierte ihn, und er wollte Coco als Vornamen. Der gefiel mir nun gar nicht, aber er bestand darauf, und ich hatte mich bald an ihn gewöhnt.

Zu deutlich ist mir noch in Erinnerung, wie wenig Ernstl von meiner Beschreibung von Coco Zamis in Band 2, als sie Hunter kennenlernt und verführt, begeistert war: „Wie eine billige Hure hast du sie agieren lassen, das habe ich mir ganz anders vorgestellt“, wütete er am Telefon. Er tobte weiter, ich war beleidigt. Tut mir leid, lieber Ernstl, aber diese Kritik tut mir noch heute weh. Irgendwann platzte mir dann der Kragen, und ich sagte ihm, er solle zum Teufel gehen … Ich könne es nicht besser und er solle sich seine Expos in den … Ich glaube noch immer, dass ich Coco gut getroffen habe … Bei unserem nächsten Treffen waren wir beide wieder gesittet.“

Coco Zamis begegnete dem Leser erstmals 1973 in dem Vampir Horror Roman „Das Dämonenschwert“. Dieser war der zweite Band der später so erfolgreichen „DÄMONENKILLER-Reihe, die bis heute unter dem Namen DORIAN HUNTER im ZAUBERMOND-Verlag erscheint.

Die taffe, sich von ihrem schwarzblütigen Elternhaus losgesagte Coco Zamis war die eine Seite, die andere bescherte uns Kurt Luif unter seinem Pseudonym Neal Davenport in den DÄMONENKILLER-Heften 31 („Hexensabbat“) und 32 („Die Stunde der Ameisen“) im März und April 1975, also gut zwei Jahre, nachdem die Serie gestartet war. Damals erklomm der DÄMONENKILLER ungeahnte Höhen in der Beliebtheits- und Verkaufsskala, die Serie schwamm auf der Welle des Erfolges, als mit diesen beiden Heften eine Art Rückblick in Coco Zamis‘ Vergangenheit präsentiert wurde. Zwar waren beide Bände, dem Seriencharakter entsprechend, in eine Rahmenhandlung eingebettet, die den Handlungsablauf auch in der Gegenwart weiterführte – was sich aber im Gedächtnis einprägte, das waren Cocos Lehrjahre bei ihrem grausamen „Onkel“ auf dessen Schloss Behemoth, ihre erste große Liebe, eine Liebe, die so tragisch endet, die hinterhältigen Wiener Sippen, die allesamt den Zamis die Vorherrschaft streitig machen wollen, überhaupt die Familie Zamis, in der sich wie in einem Mikrokosmos die gesamten Facetten der Schwarzen Familie und der Menschen spiegeln – das alles war ganz großes Kino.

Kurt Luif erinnert sich noch sehr gut an die Zeit, als er diese beiden Bände geschrieben hat:

„Erst ab der Nummer 12 der Serie steuerte ich einige Ideen bei. Band 13 und 14 gehörten dazu. Und dann immer stärker, als der DÄMONENKILLER zur eigenen Serie wurde. Aber damit man mich nicht falsch versteht, der wichtigere Ideenlieferant war Ernstl. Später bekam ich für die Expos ein Honorar, die Hälfte von dem, was Ernstl bekam. Aber um noch einmal auf Coco zurückzukommen: In einer ganz entscheidenden Phase der Serie habe ich mich durchgesetzt. Er wollte in „Hexensabbat“, dem ersten Roman des Zamis-Zyklus, eine durch und durch böse Hexe aus ihr machen, das habe ich verhindert! Und dies war auch der Roman, den ich mit wirklichem Vergnügen schrieb, das, glaube ich, merkt man auch heute noch. Die Idee zu den Jugendabenteuern, da bin ich ziemlich sicher, ist auf meinen Mist gewachsen.“

Nachdem die DÄMONENKILLER-Heftserie eingestellt wurde, erlebte Coco Zamis innerhalb der Taschenbuchreihe weitere eigenständige Jugendabenteuer, die sämtlich in einer Zeit spielten, in der sie und Dorian Hunter sich noch nicht kennengelernt hatten. Als auch diese Taschenbuchserie Ende 1979 eingestellt wurde, schien zunächst auch Coco Zamis‘ Ende besiegelt.

2002 war es dann soweit: Der ZAUBERMOND-Verlag, damals noch unter der Ägide von Thomas Born im westfälischen Schwelm ansässig, begann mit einer Buchreihe, die zunächst die alten Abenteuer von Coco Zamis nachdruckte und dann neue Autoren mit der Weiterführung der Serie betraute. Und dessen fünfzigsten Band ihr nun bald – im Juni – in Händen halten werdet!

Dieser Artikel ist der erste einer Reihe von Beiträgen und Überraschungen zum bevorstehenden Jubiläumsband 50 der Reihe DAS HAUS ZAMIS, den es, wie gesagt, im Juni zu feiern gilt. Zuvor aber erscheint im März noch Band 49: „Der Alchemist“.  

Das Foto zeigt Kurt Luif auf der legendären ZAUBERMOND-Autorenkonferenz 2007 in Wien. Foto: Uwe Voehl

PS: Vielen Dank an Uwe Schnabel für die korrigierenden Hinweise!