Alles Leid währt Ewigkeit …

von am 7. August 2020

Noch wenige Wochen, und es geht endlich weiter mit der HEXENHAMMER-Saga! Schrieb ich letztens noch, dass eine Serie wie DAS HAUS ZAMIS, die nunmehr nur noch einmal jährlich erscheint,nun anders konzipiert werden muss, so zeigt HEXENHAMMER, wie es zukünftig laufen könnte. Denn „Alles Leid währt Ewigkeit“ (HEXENHAMMER 2) spinnt zwar die Handlung um Charlotte de Conde von Band 1 weiter fort, kann aber auch als eigenständiges Werk gelesen werden. Einen ersten Appetithappen aus dem Buch möchte ich euch hiermit vorstellen:

„Tu es nicht! Geh nicht hinein!“, flüstert die Stimme in meinem Kopf.

„Tu es!“, flüstert eine andere.

Ich weiß nicht, auf welche der Stimmen ich hören soll. Welcher ich vertrauen kann.

Das Haus steht einsam in der Landschaft. Wie ein Würfel, der, vom Teufel geworfen, zufällig hier zum Liegen gekommen ist.

Gehetzt schaue ich mich um. Das Wolfsgeheul ist näher gekommen. Das Rudel ist ausgehungert. Der Winter ist kalt und frostig. Eine dichte Schneedecke liegt über der Landschaft wie ein Leichentuch.

Die ersten Wölfe tauchen auf dem Hügel auf. Wie Scherenschnitte wirken ihre schwarzen Schatten auf dem weißem Grund.

Ich zögere nicht länger und öffne die Tür. Warum wundere ich mich nicht, dass sie nicht verriegelt ist?

„Weil du hier willkommen bist!“, flüstert die zweite Stimme.

„Weil es eine Falle ist“, warnt die zweite.

Rasch schließe ich die Tür hinter mir. Keinen Augenblick zu früh, denn schon wirft sich ein Wolf von außen dagegen. Sein Wutgeheul dringt mir durch Mark und Bein.

Doch dann vergesse ich die Wölfe und die Gefahr, in der ich bis eben noch schwebte. Zu wunderlich ist der Raum, den ich betreten habe.

Flackernder Kerzenschein erhellt ihn. Das Licht fällt auf die dicht gedrängten Bilder. Kaum ein Platz an den Wänden ist mehr frei.

Ich trete näher und betrachte die Bilder. Sie alle müssen von demselben Maler stammen. Sie tragen eine Handschrift.

Und sie alle zeigen Kinder. Mädchen und Jungen unterschiedlichen Alters.

Aber es sind keine fröhlichen Gesichter. Die Kinder weinen, und in ihrer Miene spiegeln sich Trauer und Leid.

Leid, wie auch ich es empfinde.

Und alles Leid in mir währt Ewigkeit.

Wer sind all die Kinder? Wer hat ihnen wehgetan? Was müssen sie erlitten haben?

Ein Schluchzen.

Es kommt von oben.

Zögernd gehe ich die knarrenden Stufen hinauf. Je höher ich gelange, umso schwerer fällt mir jeder Schritt. Mir ist, als würde jemand von hinten an mir ziehen, jemand, der mich schützen möchte vor dem, was mich oben erwartet. Dann aber ist es mir, als würde ich einen Stoß in den Rücken erhalten, der mich weiter hoch befördert.

Und so geht es in einem fort. Ich werde nach hinten gezogen, dann wieder nach oben gestoßen. Wie ein Fetzenball fühle ich mich den unbekannten Kräften, die an mir zerren, ausgeliefert.

Gleichzeitig höre ich erneut die widerstreitenden Stimmen.

„Dort oben erwartet dich die Erkenntnis!“, lockt die eine.

„Dort oben erwartet dich Leid“, warnt die andere. Und sie setzt hinzu: „Das Leid wird nicht allein deins bleiben. Es wird viele treffen. Es wird …“

Die zweite Stimme verstummt. Ich vernehme das triumphierende Lachen der ersten. 

Zugleich fühle ich mich emporgetragen. Da ist kein Zurückzerren mehr in meinem Rücken.

Halb fürchte ich mich, halb giere ich nach dem, was mich erwartet.

Dann stehe ich dort oben. Auch dieser Raum ist von Kerzenschein erhellt. 

Nur ein einziges Gemälde hängt an der Wand. Es ist winzig, sodass ich nähertreten muss, um es zu betrachten.

Doch als ich davorstehe, kommen mir selbst die Tränen.

Denn ich sehe –

MICH!

Doch noch während ich das Bild anstarre, beginnt es sich zu verwandeln, und ich schaue in das weinende Antlitz eines Jungen, der mir so ähnlich sieht, als wäre er mein Bruder.

Mein Bruder, den ich niemals hatte.

So also beginnt der zweite Band der HEXENHAMMER-Saga um Charlotte de Conde, deren Existenz sich einmal mehr mit dem Leben des Dämonenkillers kreuzt – von finsterer Vergangenheit bis in die unmittelbare Gegenwart. Vorbestellen könnt ihr das Buch ab sofort hier!

Seid gespannt und bleibt gesund!
Uwe

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Der kleine Tod – ein Werkstattbericht aus dem Haus Zamis

von am 19. Juni 2020

DAS HAUS ZAMIS Band 61 war im Kasten, wie man so schön sagt. Mit Abraxas führte Michael Marcus Thurner einen neuen faszinierenden Gegner der Zamis-Familie ein. Auch die Rolle des geheimnisvollen Monsignore Tatkammer wurde weiter ausgeleuchtet. Das alles sollte in den nächsten Bänden fortgeführt und vertieft werden. Doch dann kam alles anders …

Am Ende von Band 61 heißt es in der Vorschau zu Band 62 („Hexenjagd“)

Mit Tatkammer sind die 7 Todsünden wieder komplett und gefährlicher denn je. Denn auch das Gemälde gehört zu den Ewigen Ideen. Michael Zamis, der darum weiß, bedient sich seiner Kräfte. Doch öffnet er damit die Büchse der Pandora!“

Wie immer hatte ich mir bereits Gedanken und Notizen über die nächsten Bände gemacht; die Titelbilder waren schon ausgewählt worden, und auch das Expo von Band 62 lag fix und fertig vor. Wie immer, so sollte auch „Hexenjagd“ aus zwei Teilromanen bestehen. Da Michael Marcus Thurner diesmal aus Zeitgründen abwinken musste, schlug er Madeleine Puljic als neue Autorin im Team vor. Madeleine schreibt u.a. für Perry Rhodan Neo und Madraxx. Aber das Wichtigste: Sie ist Österreicherin und hat lange in Wien gelebt! Insofern ein Glücksfall für DAS HAUS ZAMIS, sind doch die Romane nicht selten auch in Wien angesiedelt. Madeleines Roman liegt mir inzwischen vor, und ich kann jetzt schon versprechen: Er ist großartig geworden.

Ja, und wie die meisten von euch wissen, würde das Buch, wäre alles beim Alten geblieben,  nun Anfang Juli erschienen.  Dass dem nicht so ist, konntet ihr der MYSTERY PRESS entnehmen. Die Umstellung der Termine auf nur noch drei Lieferungen im Jahr und ein  abgespecktes Verlagsprogramm traf DAS HAUS ZAMIS leider am härtesten. Und so wird „Hexenjagd“ erst im Juni 2021 erscheinen. Ehrlich gesagt, als dies Anfang April verkündet wurde, habe ich mit einem Aufschrei der HAUS ZAMIS-Fans gerechnet. Den gab es nicht. Vielleicht auch, weil es vorerst nur ein „kleiner“ Tod ist.

Als Expo-Autor, der ich länger als ein Jahrzehnt die Geschicke der Familie Zamis und insbesondere Coco Zamis‘ lenken durfte, mache ich mir natürlich so meine Gedanken. Die, wie ich zugebe, noch nicht ganz ausgegoren sind. Sicher ist jedoch, dass eine Serie, die nur einmal im Jahr erscheint, keine solche mehr ist. Über mehrere Bände sich erstreckende Handlungsfäden machen sicherlich in Zukunft wenig Sinn. Soll ich mehr auf Einzelromane setzen? Aber gerade die komplexen Handlungen machen DORIAN HUNTER und auch DAS HAUS ZAMIS aus. Das ist der Grund, warum der einstige DÄMONENKILLER auch nach über 40 Jahren nach wie vor himmelhoch über vergleichbare Heftreihen herausragt. Ehrlich gesagt, noch weiß ich selbst nicht, zu welchem Ergebnis ich persönlich kommen werde. Da der zweite Teilband noch nicht geschrieben wurde, habe ich mehrere Optionen. Und das sehe ich auch für mich als Chance:

Einmal durchzuatmen und vielleicht …

Im Juni 2021 werden wir alle mehr wissen.

Schwarze Grüße
Uwe

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In der Hölle, so auf Erden: ABRAXAS

von am 24. April 2020

ABRAXAS – in der aktuellen Folge der Reihe DAS HAUS ZAMIS „Tatkammers Sündenfall“ (DAS HAUS ZAMIS 61) betritt eine neue Dämonengottheit die Bühne! Beschworen von seinen Anhängern, könnte er sich langfristig als mächtiger Gegner der Zamis-Sippe und sogar Asmodis erweisen. Aber wer ist dieser Abraxas?

Dazu möchte ich euch eine kurze Episode aus dem aktuellen Roman von Michael Marcus Thurner vorstellen:

»Er kommt«, flüsterte Prada. »Er nähert sich. Bei allen Teufeln! Er ist so … so …«

»… stark«, ergänzte Hormazabál. »Er ist mehr, als ich jemals geglaubt hätte. Ich würde mich augenblicklich zu Boden schmeißen und ihm den Schmutz zwischen den Zehen weglecken.«

»Vielleicht wirst du das ja auch müssen«, erwiderte Prada und kicherte, brach aber gleich wieder ab. 

Ihr neuer Anführer Abraxas erweckte Anziehungskraft und Abscheu gleichermaßen. Abraxas, der uralt war und aus einer Zeit vor der Zeit stammte. Abraxas, der Gott und Dämon gleichermaßen war. Abraxas, den sie so lange gezögert hatten anzurufen und der bloß durch ein gewaltig großes Opfer zurück auf Erden geholt werden konnte …

»Er ist da«, sagte Prada und erhob sich. Hormazabál folgte ihm. Es drohte ihm alle Luft abzuschnüren, als er die Werdung Abraxas’ beobachtete. 

»Unser Gott heißt Abraxas«, murmelte er. »Er ist Gott und ist Satan. Er hat die lichte und die dunkle Welt in sich.«

Die Erde bebte, als sich die Gestalt des Gottes manifestierte. Er war übergroß und von so überdimensionierter, pervertierter Hässlichkeit, dass man ihm als Dämon augenblicklich verfallen musste.

Sein Hahnenkopf reichte mit einem Mal bis zur Brüstung des Balkons herauf. Der Dämonengott musterte Hormazabál und Prada mit abschätzenden Blicken. Er stank so unglaublich gut. Er offenbarte ihnen sein zutiefst lasterhaftes Wesen, seine liebevolle Bösartigkeit, seine überbordende Grausamkeit.

»Meine Kinderchen«, grollte der Gott. »Ihr habt mich also gerufen. Und ihr habt dabei Fehler begangen.«

»Ja«, antwortete Hormazabál, obwohl er ahnte, dass Abraxas ihn nicht hörte, ihn nicht hören wollte. 

»Dann empfangt meine Belohnung und meine Strafe«, fuhr der Gott fort. Seine Schlangenbeine zischelten, er ließ die Peitsche in seiner Hand knallen. 

Prada ging als Erster. Er stellte sich auf die Brüstung und ließ sich auf den Gott zufallen. Der schnappte nach ihm, fraß ihn mit einem Bissen auf, absorbierte ihn.

Im Hinterkopf war da der Gedanke in Hormazabál, dass es nicht so sein sollte. Er hatte den Gott herbeirufen, sich aber keinesfalls opfern wollen. Dafür waren andere Wesen vorgesehen gewesen. 

Aber was konnte man tun, wenn Abraxas etwas forderte?

Hormazabál gab jeglichen Widerstand auf, stieg ebenfalls auf die marmorne Brüstung, streckte die Arme aus und kippte nach vorne. Er empfand dunkle, unerklärliche Lust, als er in den Tod stürzte und sein Wesen, seine Kraft dem Dämonengott übereignete …

Trotzt weiterhin allen Dämonen und bleibt gesund!
Uwe

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Letzte Gelegenheit!

von am 3. April 2020

Mit dem vorliegenden Abenteuer verabschiedet sich DAS HAUS ZAMIS von euch. Zwar nicht für immer, aber für dieses Jahr. Der nächste Band erscheint erst im Juni 2021.
Grund genug, bevor nun der Vorhang für dieses Jahr fällt, euch das soeben frisch erschienene Buch „Tatkammers Sündenfall“ (DAS HAUS ZAMIS 61) noch einmal ans Herz zu legen und mit einer exklusiven Leseprobe vorzustellen:

Michael Zamis erwachte mit schrecklichen Kopfschmerzen, die einen intensiven Zauber erforderten, um wieder klar denken zu können.

Er dauerte eine Weile, bis er sich an die Geschehnisse des letzten Abends erinnern konnte.

Die leeren Flaschen waren weggeräumt, die Wände gesäubert. Jene Gestalten, die in den Bilderrahmen die Qual eines quasi-ewigen Lebens erdulden mussten, waren wieder erstarrt.

Und in einem Stuhl, ihm gegenüber, saß ein Mann. Altmodisch gekleidet, mit Rüschenhemd und hervorquellendem Brusthaar, mächtigem Schnauzer und schulterlangem Haar. Die Rechte hielt er zwischen die Beine geklemmt. Er wirkte unendlich alt – und dennoch kräftig.

»Du siehst schlecht aus«, sagte der Mann und lächelte.

»Basilius«, sagte Michael Zamis. Er fasste sich rasch. »Basilius Kupferhand. Mein treu ergebener Sklave.«

Der andere verzog das Gesicht. »Ich bin nicht dein Sklave. Ich mag derzeit in deinem Namen handeln – aber ich bin mir sicher, dass unsere … Geschäftsbeziehung rasch zu einem Ende kommt.«

»Ich habe dir nicht erlaubt, in die Villa Zamis zurückzukehren«, sagte Michael. »Erst dann, wenn du Thekla gefunden hast.«

»Und wenn ich sie entdeckt hätte? Würdest du mich dann aus deinen Diensten entlassen?«

»Ich kenne dich, Basilius. Du warst ein Verräter, du wirst immer einer sein. Einem wie dir kann man nicht vertrauen.«

Der uralte Dämon zeigte die bislang versteckt gehaltene Hand und gestikulierte unruhig damit. Sie war aus Kupfer gefertigt und namensgebend für den uralten Dämon. »Ich schwöre, dass ich dein Weib gefunden habe. Ich kann dich jederzeit zu ihr bringen.«

»Erzähl mehr! Wo hast du sie gefunden? Wie geht es ihr?«

»Ich will, dass du mich aus deinem Bann entlässt. Jetzt gleich! Anschließend beantworte ich alle deine Fragen.«

»Warum machst du es uns beiden so schwer, Basilius?« Michael Zamis seufzte, konzentrierte sich und griff auf die magisch imprägnierte Kupferhand zu. Sie bewegte sich nach seinem Willen, flog hoch zur Decke – und riss den Dämonen mit sich. Basilius schrie, gleichermaßen aus Schmerz und aus Wut. Er klebte mit seiner Rechten an der Decke, die Beine zappelten wie wild.

»Sag mir gefälligst, wo du Thekla gefunden hast. Dann erspare ich uns beiden weitere Peinlichkeiten. Ein ehemaliger König, der an der Decke eines Hauses klebt, wirkt nicht sonderlich ehrfurchtgebietend.«

Michael erinnerte sich an die Vorgeschichte des Dämons. Basilius Kupferhand[1] war im zehnten Jahrhundert einem Ritual gefolgt und hatte sich dämonische Gaben angeeignet, um sein Ziel, die Herrschaft über das byzantinische Reich und dessen Kaiser Romanos I., zu erreichen. Er war gescheitert, weil er die schwarze Magie unterschätzt hatte. Er war von Romanos’ dämonischen Lakaien zum Sklaven seiner eigenen künstlichen Hand gemacht worden.

Aus unerfindlichen Gründen hatte er die Jahrhunderte in einem Tiefschlaf überdauert, in irgendeiner Basilika in Istanbul, um vor wenigen Jahren von einem Sippenmitglied der Schwarzen Familie entdeckt und wiederbelebt zu werden.

Michael Zamis hatte Basilius Kupferhand erworben, ihn irgendwo in den Gängen unterhalb der Villa Zamis abgelegt und vergessen. Bis er vor zehn Tagen unruhig durch die labyrinthischen Bereiche des Kellers gewandert war und ihn gefunden hatte.

Wo war er bloß mit seinen Gedanken? Basilius hing immer noch an der Decke und jammerte.

Michael machte dem Treiben ein Ende und ließ den Dämon herunterfallen. Er stürzte auf seinen Stuhl zurück – und packte sich selbst mit der Kupferhand an der Gurgel.

»Ich finde dich ja recht amüsant, Basilius. Aber wir beide sind keine Partner. Du bist mein Eigentum, solange ich es möchte. Es gibt für dich keinerlei Aussicht auf Freiheit. Haben wir uns verstanden? Ja? – Dann sag mir endlich, wo du Thekla gefunden hast.«

»Sie … plant eine Reise!«, ächzte Basilius kaum verständlich, während sich sein Gesicht allmählich rot färbte.

»Ist sie alleine oder in Begleitung?«

»All…eine.«

»Wie erfreulich. Und wo, bitteschön, ist der Ausgangspunkt ihrer Reise?«

»Sie fährt mit einem Schiff. Von … Casablanca aus.«

»Mit welchem Ziel?«

»Valencia. Sie wird an Bord der Abraxas eine Luxusreise antreten.«

Michael lockerte den Griff der Kupferhand, Basilius atmete tief durch und hustete schwer.

»Eine Schiffsreise. Zur Entspannung. Will sie sich etwa an anderen Gästen delektieren? – Ich kenne ihre Art. Wenn sie möchte, kann sie derart viel Unfrieden stiften, dass eine Hundertschaft an Menschen übereinander herfällt und sich gegenseitig zerfleischt. Bei Asmodi! Was ist das bloß für ein tolles Weib.«

»Es ist … nicht ganz so«, krächzte Basilius. »Thekla nimmt an einer Kreuzfahrt teil, die von dämonischen Gästen und Menschen gleichermaßen gebucht wurde.«

»Um sich einen neuen Liebhaber zu angeln!« Michael sprang hoch, ging unruhig auf und ab und zwang währenddessen Basilius dazu, sich selbst kräftige Fausthiebe zu verpassen. »Sie hat mich völlig vergessen oder verdrängt.«

Er fand seine Fassung, setzte sich und erlöste Basilius. Beide Augen des Dämons waren gerötet, die Wangen von den Schlägen mit der metallenen Hand aufgeschlitzt. Er blutete stark und erinnerte Michael Zamis daran, dass er noch nicht gefrühstückt hatte.

»Ich will selbst das geringste Detail über diese Reise wissen, Basilius. Sag mir alles, was du weißt. Ohne weitere Umschweife. Benimm dich gut, dann behandle ich dich gut.« Er lachte kurz auf. »Na schön, vielleicht auch nicht.«

So weit der Auszug aus dem Teilband „Abraxas“, in dem uns Michael Marcus Thurner auf ein dämonisches Schiff namens Abraxas entführt.

Mit schwarzen Grüßen
Uwe



[1] Historische Gestalt. Basileios Chalkocheir

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Zum Teufel mit der Pest!

von am 13. März 2020

Im Zeichen von Corona erinnern wir uns, dass Pandemien schon immer die Menschheit in Atem hielten: Die Antonistische Pest (165-180), die Justianische Pest (541) und nicht zuletzt der Schwarze Tod (1347-1352).

Bis heute ist umstritten, ob der Schwarze Tod tatsächlich von Pestbakterien hervorgerufen wurde. Doch die Symptome waren dieselben: Zu Beginn entstanden Schwellungen in der Leistengegend oder in der Achselhöhle, dann überall am  Leib schwarze und blaue Flecken – die Vorboten des Todes. Letztlich raffte der Schwarze Tod ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahin: 20 Millionen Menschen!

Immer wieder werden die Pest und der Schwarze Tod auch in den DORIAN HUNTER-Romanen thematisiert:

In dem Roman „Das Mädchen in der Pestgrube“ bezieht sich der Autor auf die große Pestepidemie, die bis zum Jahr 1713 in Wien wütete:

Beim Bau der U-Bahn auf dem Stephansplatz von Wien stößt man immer wieder auf die Gebeine jener, die bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts auf dem St. Stephans-Freithof begraben wurden. Die Gebeine werden in die Karner der Katakomben von St. Stephan überstellt.

Einer der Arbeiter entdeckt bei den Ausgrabungen ein Stück Stoff. Er gräbt im Alleingang weiter, bis ein Zipfel eines Kleides freiliegt, dann stößt er auf ein Bein… und schließlich liegt vor ihm die Leiche eines jungen, hübschen Mädels frei. Sie trägt eine einfache Alt-Wieder Tracht. Die Leiche ist gut erhalten, ja, das Mädchen scheint zu leben.

Und dann erhebt es sich tatsächlich. Den Arbeiter trifft der Schlag – im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Herz setzt einfach aus. Das Mädchen wandelt durch den U-Bahn-Tunnel, an den verdutzten Arbeitern vorbei (die nicht gesehen haben, dass sie praktisch von den Toten auferstanden ist) und deshalb denken, es handle sich hier um einen makabren Scherz). Schließlich verschwindet das Mädchen spurlos.

Die Zeitungen bringen das in großer Aufmachung. Aber nach dem ersten Bericht geht ihnen der Stoff aus, denn das Mädchen bleibt spurlos verschwunden. Die Sache gerät in Vergessenheit.

Übrigens begegnen wir hier Asmodi I., der fast 300 Jahre im Körper des Mädchens Steffi gefangen war und in einer Pestgrube lag. In der Gegenwart wird der Körper nun freigelegt.

In der Vergangenheitshandlung lässt uns Kurt Luif durch die Augen Ferdinand Dunkels (Dorians 8. Leben) hautnah an den Geschehnissen teilhaben: Viele der Pesttoten werden einfach in Massengräbern auf dem St. Stephans-Freithof in Massengräbern verscharrt. In der Gegenwart hat Dorian Visionen. Immer wieder sieht er vor sich, wie Pesttote in Karren herangefahren werden und wie man sie in ein Massengrab wirft. Sträflinge verrichten diese Arbeit. Diese Vergangenheitshandlung ist derart anschaulich geschildert, dass die Szenen bis heute für mich zu den nachhaltigsten der Serie gehören.

In der damaligen Heftserie wurden keine weiteren Ferdinand Dunkel-Abenteuer mehr erzählt. Umso erfreulicher war für mich, dass Dorians 8. Leben Jahrzehnte später in dem Buch „Pestmarie“ noch einmal aufgegriffen wurde. Man kann sich meine Freude vorstellen, dass damals kein Geringerer als Ernst Vlcek das Exposé dazu verfasste und ich als Autor einen Teilroman verfassen durfte!

Foto: Ernst Vlcek (rechts) und Uwe Voehl im Schatten der Wiener Pestsäule

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