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Passend zum Regenwetter (jedenfalls hier in Hamburg) diesmal ein Blogpost mit eher melancholischem Unterton. Vielleicht ein angemessener Kontrast zum Rest der Welt, der zurzeit ja eher lauter und verrückter wird. Dabei hat der Wahn der Superlative bekanntlich auch schon die Hörspielbranche erreicht. Überall nur noch „Kino für die Ohren“, „Blockbuster“ und so weiter …
Ich möchte deshalb heute mal ein Stab für eine nicht so gute Hörspielproduktion brechen. Wobei es vermutlich im Ohr des Zuhörers liegt, so zu urteilen … also in diesem Fall in meinem, hehe. Von allen bisher acht erschienenen SONDERBERG-Folgen ist der fünfte Fall, das „Psychomagnetische Experiment“, nämlich derjenige, der mir in der Rückschau am wenigsten gefällt. Warum das? Nun, vielleicht, weil ich mir von dieser Folge etwas versprochen habe, was sie am Ende leider nicht ganz einlösen konnte. Aber dazu muss ich etwas weiter ausholen.
Nach den ersten vier SONDERBERG-Folgen hatte ich das Gefühl, dass es einmal Zeit wäre, ein bestimmtes erzählerisches Experiment zu wagen. SONDERBERG war ja noch nie eine Action-Serie und soll auch niemals eine sein – aber sie hat in jeder Folge ihre kleinen akustischen Highlights … zum Beispiel wenn Dr. Sonderberg und Minnie in „Der Tote im Rhein“ mit ihrer Kutsche im Fluss landen … oder wenn in der „Jablotschkowschen Kerze“ der Kessel explodiert.
Für das „Psychomagnetische Experiment“ hatte ich mir nun vorgenommen, die Akustik einmal komplett zu reduzieren und die Handlung stattdessen praktisch nur innerhalb einzelner „normaler“ Räume spielen zu lassen – hauptsächlich im Hotel Breidenbacher Hof, wo der Betrüger Professor Terrano residiert. (Eine kleine Randnotiz: Den Breidenbacher Hof gab es damals wie heute wirklich, und er besaß zu Sonderbergs Zeiten tatsächlich einen der weltweit ersten Fahrstühle, wie im zugehörigen „Notizen“-Fall „Der Dieb im Aufzug“ beschrieben.) Das Hauptaugenmerk sollte stattdessen auf der Erzählstruktur liegen, die verschiedene Zeitebenen miteinander verknüpft, nämlich die Verhörszenen mit Dr. Sonderberg und Inspektor van den Beeck in der Gegenwart mit der szenischen Darstellung von Dr. Sonderberg Ermittlungen gegen Terrano in der Vergangenheit.
Ich halte das nach wie vor für ein sehr interessantes Experiment. Nur dass es im „Psychomagnetischen Experiment“ leider nicht hundertprozentig aufgegangen ist. Der Grund liegt wahrscheinlich auch darin, dass in der Vergangenheit eben gerade akustisch interessantere Spielorte fehlen, die sich von der Verhörszene in der Gegenwart abgrenzen. Aber er liegt auch schlicht darin, dass die Folge ein wenig zu lang und der Gegenspieler von Dr. Sonderberg, Professor Terrano, ein wenig zu blass geraten ist. Würde ich mich heute noch einmal von vorn an diesen Plot setzen, würde er definitiv ganz anders ausfallen.
Wobei es durchaus ein paar schöne Momente in der Folge gibt, die ich nicht kleinreden möchte: Die Anfangsszene zum Beispiel, in der eine Beschwörung mit einem halben Dutzend anwesenden Personen zu hören ist, von denen jede immer nur kurze Einwürfe macht und aus all diesen Schnipseln, die immerhin getrennt voneinander aufgenommen wurden, ein hübsches, stimmungsvolles Gemälde entsteht. Oder auch die Leistung des mittlerweile leider verstorbenen Sprechers Hans Teuscher als Professor Terrano. Wunderbar und einzigartig! An ihm lag es gewiss nicht, dass diese Folge das Schlusslicht in meiner persönlichen Sonderberg-Rangliste belegt.
Damit soll es dann aber auch genug der Melancholie sein. Beim nächsten Mal erfahrt ihr, welche Folge ich für die bisher gelungenste halte. Echtes „Blockbuster-Kino für die Ohren“ sozusagen. Freut euch schon mal drauf! 😉
Viele Grüße
Dennis Ehrhardt