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Mit Band 74 und seinem Teilroman „Aus der Asche“ ist Christian Schwarz neu bei HUNTER eingestiegen. Grün hinter den Ohren ist Christian allerdings auf keinen Fall. Ich habe ihn zu seiner langen Autorenlaufbahn und seiner Zeit als HUNTER-Fan und Leser befragt.
Christian, du warst schon lange HUNTER-Leser, bevor du HUNTER-Autor geworden bist. Wie bist du auf die Reihe gestoßen? Was hat dich daran als Leser fasziniert?
Früher, als Schüler und Student, habe ich wirklich alles gelesen (und gesammelt), was im Heftroman-Horrorbereich auf dem Markt war. Da kam ich natürlich am Dämonenkiller nicht vorbei. Allerdings war der DK eine der letzten Serien, in die ich eingestiegen bin, zuvor hatte ich mir eher die Bastei-Helden reingezogen: Sinclair, Ballard, Zamorra, Damona King. Und auch den guten alten Larry Brent samt Macabros. Alles wunderbare Abenteuer.
Dann aber, und das ist jetzt kein Witz, kam der DK und alles war irgendwie anders. Dorian Hunters Welt hat mich vom ersten Moment an derart fasziniert, dass der DK umgehend meine Lieblingsserie wurde. Denn DK war düsterer, härter, kompromissloser, mit einem überragenden Storyplot und teilweise bizarren Ideen. Zum ersten Mal las ich ausgezeichnet recherchierte und geschriebene Mittelalter-Romane (Genrebezogen, meine ich). Zum ersten Mal hielten nicht nur die angloamerikanischen und afrikanischen Länder als Kulisse her, die DK-Geschichten spielten in Wien, auch in Deutschland, irgendwie „vor der Haustür“. So hab ich’s jedenfalls in Erinnerung. Und noch was: DK war freakiger als die anderen Serien. Da kamen zwar haufenweise „Monster der Woche“ vor, aber wer außer DK hatte zum Beispiel einen echten Hermaphroditen als Hauptfigur zu bieten? Das war einfach klasse, da fielen auch die schwächeren Storys nicht ins Gewicht. Logisch, dass ich mir (damals noch auf Flohmärkten) alle alten Romane besorgt habe. In Erstauflage, auch die indizierten, was mich damals eine Menge Geld kostete. Aber es hat sich gelohnt. Ich habe die komplette DK-Serie noch heute im Regal stehen. Neben vielen anderen, klar.
Mit „Aus der Asche“ hast du deinen ersten eigenen HUNTER-Roman vorgelegt. Wie war es, eine Geschichte weiterzuführen, die dich früher selbst fasziniert hat? Wie bist du an die Aufgabe herangegangen?
Na ja, das Gefühl, an einer Serie mitzuarbeiten, die ich früher als Fan gelesen hatte, kannte ich ja schon von Zamorra, Maddrax und Cotton. Es hat mich also emotional nicht überwältigt, falls du das meinst. Aber ich habe mich wahnsinnig gefreut, jetzt auch bei HUNTER meine Spuren hinterlassen zu dürfen; mit einem Einstieg, wie er faszinierender nicht sein könnte. Der Dämonenkiller tot! Wahnsinn. Wie ich da dann rangegangen bin? Professionell, würde ich mal sagen, ha! Ich hatte die Reihe lange nicht mehr gelesen (einfach keine Zeit mehr) und musste mich natürlich erst mal wieder einfinden. Im Laufe der Zeit geht da doch sehr viel Wissen verloren, auch wenn man die „Eckpfeiler“ schon noch drauf hat. Ich habe also einige Romane der damaligen Serie gelesen, Zusammenfassungen auch, und natürlich einige Schlüsselromane der Zaubermond-Fortführungen. Da war dann die ganze Faszination DK wieder da. Ja klar, der gute alte Hermes Trismegistos. Und Unga, das Neanderl. Philipp. Asmodi mit der gestaltlosen Gesichtsfläche (das wusste ich zum Beispiel nicht mehr). Alle irgendwie noch da.
So, und jetzt schleime ich ein bisschen. Aufgrund deiner ausführlichen, sehr guten Exposés war es natürlich nicht schwierig, einzusteigen. Zumal ich kaum Hauptfiguren hatte und hauptsächlich mit von mir selbst gestalteten Nebenfiguren hantieren konnte. Und Tibet als Kulisse war mir auch nicht fremd, die kannte ich von Maddrax schon. Ich konnte also gleich mit Schreiben loslegen, ohne allzu viel recherchieren zu müssen. So gerne habe ich lange keinen Roman mehr geschrieben.
Schleimer 😉 Aber ernsthaft, das freut mich sehr. Vor allem von jemandem, der schon so lange schreibt wie du. Denn du machst das ja schon ein paar Jährchen. Womit hast du angefangen? Was schreibst du derzeit noch abgesehen von HUNTER?
Ich schreibe tatsächlich seit knapp 30 Jahren Romane. Damals, als Publizistik-Student in Mainz, habe ich selber mit dem Schreiben angefangen, weil ich dachte, he, das kann ich auch. Ja, klar… Es entstanden erste unsägliche Machwerke auf einer alten Olympiaschreibmaschine. Nennen wir sie mal Horror-Romane. Ich hab die Dinger an den damals noch existierenden Zauberkreis-Verlag geschickt (Grusel-Krimi), auch an den Bastei-Verlag (Gespenster-Krimi), aber die Manus waren schon nach drei, vier Tagen wieder da. „Tut uns Leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass die Romane nicht in unser Verlagsprogramm passen…“, bla, bla, bla. Ich gab aber nicht auf und hatte das Glück, dass einer Rücksendung die Beurteilung eines Zauberkreis-Außenlektors beilag, warum auch immer. Die war vernichtend, aber – ich wusste jetzt, was ich falsch machte. Ich hielt mich dran und siehe da: Kurz darauf erschien mein erster Grusel-Krimi unter dem Sammelpseudonym Marcos Mongo. Das war noch schrecklicher als der Roman selbst, der „Ein Gehenkter kehrt zurück“ hieß. Aber immerhin.
Kurz danach gelang es mir dann, bei Bastei Fuß zu fassen. Mein erster Spuk-Roman „Tanja und der Herr der Geister“ erhielt derart überschwänglichen Zuspruch von der damaligen Redakteurin, Frau Saupe (ich weiß immer noch genau ihren Namen), dass sie mich sogar gleich in den Verlag wegen Besprechung weiterer Zusammenarbeit einlud. Boaaah! Ich war geplättet. Und fuhr hin. Anschließend schrieb ich lange Jahre für Mitternachts-Roman, Melissa und Geheimnis-Roman. Auch weitere fünf Grusel-Krimis und zwei Krimi-Kurzgeschichten konnte ich verkaufen. Insgesamt kursierten um die 35 Werke von mir auf dem Markt. 1989 hörte ich dann mit dem Schreiben auf, weil ich Zeitungsredakteur wurde und abends keinen Bock mehr hatte.
2004 stieg ich dann aber wieder ein, weil der Bock wieder da war. Es gelang auch gleich mit meinen alten Kontakten. Es ging los mit drei Schattenreich-Kurzgeschichten und meinen ersten SF-Gehversuchen bei Sternenfaust. Zum ersten Mal durfte ich dann auch für Professor Zamorra schreiben. Maddrax kam hinzu, Jerry Cotton, ein ATLAN-Roman und schließlich die Zamorra-Hardcover (heute Taschenbücher) bei ZAUBERMOND. Und jetzt eben noch HUNTER.
Ganz schön vielseitig, was? Ich habe jetzt gerade mal gezählt. 131 Werke Stand jetzt (inklusive der fünf Kurzgeschichten). Das stelle ich aber nur als besessener Statistik-Freak fest (hier bin ich doch sehr amerikanisch), ich bin eigentlich eher ein Klasse-statt-Masse-Standpunkt-Vertreter.
Ich bin beeindruckt.
Freust du dich zwischen all der Arbeit bereits auf deinen nächsten HUNTER-Roman? Was würdest du dir dafür wünschen?
Ja logisch freue ich mich drauf. Wenn auch im Moment noch nicht ganz so dolle, da zuvor noch andere Romane geschrieben werden müssen. Wie fast immer unter Zeitdruck. Wenn’s mit dem nächsten HUNTER so weit ist, wird die Freude ganz sicher intensiv. Was ich mir wünsche? Da auch HUNTER kein Ponyhof ist, nehme ich, wie’s kommt. Wegen mir würdest du ja sicher keine Extrawürste machen. Oder? *Freundlich blinzel* Na ja, wenn ich aber doch einen kleinen Wunsch äußern dürfte, dann würde ich New York als Kulisse geil finden. Egal, welche Story du mir da reinschreibst. New York ist einfach mega…
New York kriegen wir sicher mal hin. Irgendwann muss Timothy Morton ja auch wieder etwas von sich hören lassen 😉 Für deinen nächsten Roman kann ich das aber nicht versprechen