Ich hatte eine weitere Wortmeldung von Ex-Exposéautor Christian Montillon versprochen. Hier ist sie, und ich möchte gar nicht viel vorneweg reden, denn ich wette, ihr wollt viel lieber seine neueste Anekdote lesen. Also überlasse ich nun ihm das Wort und lasse ihn erzählen, wie er einem Freak seine Stimme lieh:

Zuerst eine Erklärung: Niemals würde ich mir bewusst eine besonders reißerische Überschrift ausdenken, um nach Aufmerksamkeit zu haschen.
Natürlich nicht.

Als die DORIAN HUNTER-Hörspiele noch sehr neu auf dem Markt waren, stieg ich ins Flugzeug und flog nach Hamburg. Wenn ich nichts durcheinanderbringe, habe ich mich auf den Aufenthalt dort vorbereitet, indem ich während der Reise das dritte Hörspiel hörte, und dabei etliche Male den Schluss, der aus dem Gedächtnis zitiert so geht: „Was machen Sie hier?“ – „Meine Arbeit!“ Schlussmelodie. Liest sich vielleicht doof, im Hörspiel kommt es super.
Was hatte ich in Hamburg vor? Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Gelegenheit, an Hörspielaufnahmen teilzunehmen. Also mir einfach mal im Studio anzuschauen, wie das so abläuft. Eine spannende Sache. Und natürlich würden es DORIAN-HUNTER-Aufnahmen werden. Klar doch.
An dem Tag wurden Sprecher für mehrere Einzelfolgen aufgenommen. Es ging um fünf Folgen. (Sagte ich es schon? Wenn ich nichts durcheinanderbringe.) Und es war faszinierend, etliche Sprecher kennenzulernen. Phillip etwa. („Ja. Ja. Ja. Ja.“)
Meine große Stunde schlug am Abend zuvor: Wenn ich schon mal hier war, sollte ich doch auch mitsprechen. Natürlich in einer Mini-Rolle, denn Sprechen ist nicht sooooo sehr mein Ding, mein pfälzischer Zungenschlag ist schon ziemlich ausgeprägt.
Wie gut, dass ich noch bis zum nächsten Tag in der Stadt bleiben würde. Und wie aufgeregt war ich, als ich dann tatsächlich die Seiten wechselte – bislang hatte ich brav im Regieraum gesessen, „diesseits” der Glasscheibe, nun ging ich für ein paar Minuten in den „Sprecherraum“.
Ich habe einen oder zwei Sätze gesprochen.
Hundertmal.
Irgendwann klangen sie so, dass sie gut waren … und mir wurde erst richtig klar, welchen Job die Profisprecher leisten. Hut ab!
Man kann mich als Freak auf der Folge „Freaks“ hören. („Oder was? Töten Sie uns dann auch, Hunter?“) Dass ich damit die Hörspielserie tatsächlich revolutioniert habe, wage ich zu bezweifeln. Aber es hat Spaß gemacht. Genau wie jener Moment, als es darum ging, welche Rolle ich denn nun sprechen solle. Einen Freak, das wurde bald klar – denn nur so konnten wir meine dialektale Einfärbung rechtfertigen, zumindest für uns selbst: „Asmodi bestraft uns Freaks grausam. Aber mich hats am schlimmsten getroffen: Dieser Dialekt …“