Nun, zumindest für die meisten Menschen gestaltet sich Corona als Horror. Und auch, wenn man sich irgendwie arrangiert und durchwurstelt, auch Horror-Autoren und Verleger sind nicht gegen die Nachwirkungen des Virus gefeit …

Michael Marcus Thurner:
„Ich reise zur Zeit sehr viel mit dem Motorrad umher und lass mich dabei von unterschiedlichsten Begebenheiten inspirieren. Corona wirkt sich insofern auf mein Leben aus, als ich einige Länder nicht bereisen konnte. Auf meine Arbeitssituation hat das Virus glücklicherweise kaum Einfluss.“

Wer wissen will, was es mit Michaels Reisen auf sich hat und was er sonst in Corona-Zeiten so plant, lest ihr auf seiner Website: http://www.mmthurner.at

Der aktuelle DAS HAUS ZAMIS-Band von Michael Marcus Thurner trägt den Titel „Tatkammers Sündenfall“.

Simon Borner:
„Corona war und bleibt ein gewaltiger Einschlag in meinem beruflichen Leben. Warum? Nun, aus zwei großen Gründen.

Nummer 1: Ich schreibe unter meinem bürgerlichen Namen Christian Humberg auch Kinderbücher und Romane außerhalb der Horror- und Romanheftszene und bin mit diesen quasi ständig auf bundesweiter Lesereise. Ich trete also häufig an Schulen und in Bibliotheken auf, bin auf vielen Messen, Lesefestivals und Cons zu Gast usw. Diese Buchungen (und die damit einhergehenden Lesungshonorare und Buchverkäufe im Anschluss an meine Veranstaltungen, die einen Teil meines jährlichen Einkommens ausmachen) fielen quasi über Nacht ersatzlos weg, als der Lockdown kam. Für das laufende Jahr sind aktuell sämtliche geplanten Auftritte gestrichen, und Planungen für 2021 betrachte ich mit einiger Skepsis.

Grund Nummer 2: Durch die zeitweilige Schließung des stationären Buchhandels gingen die dortigen Umsätze (nicht nur bei mir, sondern generell) um bis zu 80 Prozent zurück. Auch meine Frühjahrsnovitäten haben sehr unter diesem Rückschlag leiden müssen. Die vollen Auswirkungen dieses Einbruchs werden wir Autoren erst so richtig spüren, wenn die nächsten Verlagstantiemen ausgezahlt werden (oder eben nicht). Auch werden wir sie noch spüren, weil Verlage momentan deutlich genauer selektieren müssen, welche Titel sie für die nahe Zukunft überhaupt einplanen und produzieren. Durch Corona sind zahlreiche Bücher kurz vor knapp gecancelt oder für bessere Zeiten verschoben worden – in einem meiner Fälle sogar kurz vor Drucklegung. Schlicht weil es plötzlich keine Möglichkeit mehr gab, sie erfolgreich an den Leser zu bringen. Auch das wird noch eine ganze Weile lang in der Branche nachhallen und dafür sorgen, dass es viele, viele schöne Buchideen gar nicht erst auf den Markt schaffen werden – darunter zweifellos auch zukünftige Titel von mir.

Aber ich habe (bislang?) Glück im Unglück. Trotz aller Rückschläge (und trotz der arg mangelhaften finanziellen Hilfen für uns Soloselbständige) bleibe ich zumindest beschäftigt. Aktuell arbeite ich an einer kleinen Reihe von Kriminalgeschichten für einen bekannten großen Publikumsverlag, die mir viel Freude bereiten. Sie waren zum Glück bereits vor Corona in trockenen Tüchern, sind aber noch streng geheim und stehen hoffentlich ab dem kommenden Sommer überall in den Läden. Ich gebe euch sehr gerne Bescheid, wenn es so weit ist. Und wer weiß? Vielleicht klopfen ja auch Dorian Hunter und Coco Zamis bald wieder an meiner Bürotür an und wollen, dass ich sie bei neuen gruseligen Abenteuern begleite. Es wäre mir – wie immer – eine ausgesprochene Ehre!“

Auf seinem YouTube-Kanal präsentiert Simon regelmäßig kostenlose Lesungen. Und wer möchte, kann ihn gerne anschreiben und sich ein handsigniertes Exemplar seines neuen Grusel-Taschenbuchs „GOTHAM NOIR“ sichern. Auch dazu finden sich „Vorleseproben“ auf seinem YouTube-Kanal. Simon verschickt per Post, kontaktlos von Haustür zu Haustür. 🙂 Und natürlich sind derartige Bestellungen eine große Unterstützung für alle Autoren.

Der aktuelle DORIAN HUNTER-Roman von Simon Borner trägt den Titel „Der heilige Dämon“.

Christian Schwarz:
Hat sich mein Leben durch Corona verändert? Klar hat es das – wenn auch nicht so stark wie bei vielen anderen. Im Hauptberuf bin ich Redakteur bei einem Anzeigenblatt. Dort habe ich ein schnuckeliges Büro, das ganz alleine mir gehört. Das heißt, dass ich auch während des Lockdowns jederzeit zur Arbeit durfte. Ich war also nie eingeschränkt, durfte immer raus. Meine Frau sowieso, die ist Krankenschwester und wurde und wird dringender denn je gebraucht. Andererseits hat Corona fertiggebracht, an was zuvor ganz und gar vergeblich herumgekratzt hatte. Ich habe Home Office bekommen! So konnte ich immer wählen, ob ich von zu Hause aus arbeite oder ins Geschäft fahre. Allerdings: den größten Teil des Tages bin ich zu Hause geblieben, um auf meinen alten Hund aufzupassen. Die braucht mit ihren 16 Jahren jetzt viel Pflege und Zuwendung und will nicht mehr gerne alleine sein. So kann ich jetzt Hundehüten und Arbeit sehr gut verbinden, was vorher nicht ging. Corona sei Dank, muss ich da fast schon sagen.

Tja, ich bin schon seit Anfang April in Kurzarbeit. Wie so viele andere auch in meiner Branche. Offiziell arbeite ich nur 40 Prozent, bei aufgestockten 80 Prozent Lohnausgleich. Hört sich erst mal gut an. Jede Menge Zeit, um endlich mal vieeeeel mehr Romane zu schreiben. Denn da ist die Auftragslage gut. Dorian Hunter, Jerry Cotton, Maddrax, Zamorra, überall sind meine Dienste gefragt. Aber grau ist alle Theorie. Da ich bei der Zeitung redaktionell zwar tatsächlich nur eine Notausgabe mache, nun aber auch alle Sonderseiten übernehmen muss, die zuvor meine Mitarbeiterinnen produzierten, bin ich eher bei 110 bis 120 Prozent. Da hören sich die gegengerechneten 80 Prozent Lohn dann schon nicht mehr so gut an. Zumal ich dann ja nicht mehr Romane als vorher schreiben kann. Eher weniger. Könnte. Denn auch hier kommt die Theorie ein wenig ins Stolpern, wie wir nachher noch sehen werden. Dafür danke ich Corona trotzdem nicht.

Auch wenn es angesichts dieser Ausführungen etwas paradox klingen mag: Mein Leben hat sich entschleunigt. Denn mit Corona sind die ganzen Stadionbesuche weggefallen, die ich wirklich exzessiv betrieben habe. Aber das ist mir erst jetzt so richtig klar geworden. Champions League in der Allianz Arena in München, VfB Stuttgart, FC Altach in Österreich, FC St. Gallen in der Schweiz – ich war jedes zweite Wochenende und an den Champions-League-Spieltagen in irgendeinem Stadion, weil die allesamt in erreichbarer Nähe liegen. Ach ja, die Besuche beim Bundesliga-Handball hätte ich fast vergessen. Balingen-Weilstetten ist ein Katzensprung entfernt, Göppingen auch nicht so weit. Damals, vor Corona, wollte ich meine Sportveranstaltungsbesuche eher noch ausweiten. Völlig gaga. Denn als man mir dieses Spielzeug weggenommen hat, merkte ich, dass ich es eigentlich gar nicht vermisse. Plötzlich gab’s wieder Familienleben am Wochenende, auch abends bin ich fast immer zu Hause. Meine Frau freut sich. Und mein alter Hund erst. Die geht gar nicht mehr weg von mir. Fünf Monate kein Gedanke an irgendwelche Stadionbesuche, im Gegenteil. Ich habe die Ruhe genossen. So langsam allerdings kommt die Sehnsucht auf leisen Sohlen schleichend zurück. Doch, ich würde schon gerne mal wieder gehen. Meine Triple-Bayern mal wieder live sehen, das wär’s doch. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich unter Entzugserscheinungen leide.

Ach ja, auch der wöchentliche Besuch in meiner Stammkneipe ist von Corona gekillt worden. Selbst seit ich wieder hin darf, komme ich da nur schwer in die Gänge. Irgendwie habe ich keine richtige Lust mehr da drauf. Ich bin jetzt lieber zu Hause. Und setze mich auch jetzt gerne wieder abends hin, um noch ein oder zwei Kapitel an meinem aktuellen Roman zu verfassen. Insofern schreibe ich doch ein kleines bisschen mehr als zuvor. Im Moment ist ein Cotton dran, dann kommt ein Maddrax. Und dann freue ich mich auf einen Dorian-Hunter-Doppelband, den ich dieses Mal ganz alleine stemmen darf. Muss alles noch vor Weihnachten fertig sein. Und im neuen Jahr will ich dann unbedingt mal wieder einen Zamorra machen. Da habe ich schon lange nichts mehr abgeliefert.

Ob sich mein Leben bis dahin erneut verändert hat? Keine Ahnung. Ich lasse mich einfach mal überraschen, wie das mit dem Corona-Zeugs weitergeht. In aller Ruhe, ohne Hektik, zu Hause.

Der aktuelle DORIAN HUNTER-Roman von Christian Schwarz trägt den Titel „Alastors Siegeszug“.

Andrea Bottlinger:
Andrea hat ihre bedrückenden Gedanken zum Thema auf ihrer eigenen Webite niedergeschrieben und sind hier nachzulesen.

Andrea bildet nach wie vor zusammen mit M.M. Thurner die Exposé-Redaktion für DORIAN HUNTER. Demnächst steht der Jubiläumsband 100 an, der den Titel „Dämonensterben“ trägt.

Und ich?
Wie viele von euch habe ich mich irgerndwie eingerichtet in meiner Blase. Da ich als Solo-Selbstständiger, wie es jetzt so schön neudeutsch heißt, eh zu Hause arbeite und tagsüber kaum einen Menschen sehe, hat sich meine berufliche SItuation wenig geändert. Dennoch fehlt mir gerade daher der Ausgleich. Ich bin ein kulturell sehr interessierter Mensch: Theater, Kino und sonstige Veranstaltungen lagen lange brach bzw. reizen mich auch jetzt wenig angesichts der Bedingungen, unter denen sie stattfinden. Auch meine eigene jährlich stattfindende Lieblingsveranstaltung „Morde im Grünen“ wurde gecancelt. Alles erscheint mir bizarr und wie ein schlechter Traum. Mehr noch als die Gegenwart bedrückt mich der Gedanke an die Zukunft. Horror zu schreiben und auch zu lesen erscheint mir im Moment eine gute Alternative, um mich abzulenken. Angesichts der realen Schrecken ist ein guter Horrorroman oder -Comic für mich jedes Mal ein Ausflug in eine angenehmere und vor allem vorhersehbarere Welt. Wer hätte das noch vor ein paar Monaten geglaubt?

Nach wie vor aktuell ist mein erster HEXENHAMMER-Roman „Die Inquisitorin“ – sowohl als Buch oder E-Book als auch als grandios eingespieltes Hörbuch oder MP3-Download!

Passt weiterhin auf euch auf, bleibt gesund und lest ein paar gute Horror-Romane!

Uwe