Das silberne Phantom: Warum du Rüdiger Silbers außergewöhnliche Romane unbedingt lesen solltest!

12. August 2022

Nächsten Dienstag, am 16. August, erscheint mit Band 48 unter dem Titel „Die lauernde Bibliothek“ ein Roman von Rüdiger Silber. Rüdiger Silber ist das Pseudonym meines 2016 verstobenen Freundes Malte S. Sembten, an den ich in diesem Blogbeitrag erinnern möchte, denn seine Geschichten und Romane waren stets außergewöhnlich. Und so erwartet euch auch diesmal ein außergewöhnlicher Roman.

DAS HAUS ZAMIS Heft 48: „Die lauernde Bibliothek“

Der am 22. April 2016 verstorbene Schriftsteller, Übersetzer, Lektor und Zeichner Malte S. Sembten war nicht nur mehr als zwei Jahrzehnte mein Weggefährte, wenn es darum ging, Fanzines herauszugeben oder Storys zusammen zu schreiben, sondern er war – vor allen Dingen in den letzten Jahren seines Schaffens – Profi. Also jemand, der für sein Schaffen gemeinhin Honorar bezieht. Zuvor bezeichnete er sich selbst als „Gentleman Writer“ ganz in britischer Tradition.

Wie so viele Schriftsteller des Makabren seiner Generation nutzte Malte S. Sembten die Gelegenheit, in der Romanheftreihe JOHN SINCLAIR mit einer Lesergeschichte zu debütieren. 1996 erschien in der 4. Auflage in Band 194 die Story „Der Spiegeleimann“.

In der Folge erschienen immer wieder Storys von Malte in Anthologien. In denen der Kleinverlage floss sicherlich kaum bis kein Geld, aber bereits 1997 erschien im Heyne Verlag innerhalb der Reihe ISAAC ASIMOVS SCIENCE FICTION die Kurzgeschichte „Blind Date“, eine Veröffentlichung, auf die der Autor zu Recht sehr stolz war und für die er 1998 mit dem Kurd-Laßwitz-Preis ausgezeichnet wurde.

Bereits 2006 schlug ich Malte S. Sembten vor, für die Buchreihe COCO ZAMIS einen Teilroman zu verfassen. Malte wählte als Schauplatz u.a. das damals noch existierende Dracula Museum, das er sehr gut kannte. Leider traf dieser Roman (Die lauernde Bibliothek) nicht ganz den Nerv der Serie – eben weil er, wie oben erwähnt, außergewöhnlich in vielerlei Hinsicht war – sodass es bis 2013 dauerte, ehe er einen zweiten Anlauf wagte (Der Folterkeller). Auch in den folgenden Bänden war Malte regelmäßig im HAUS ZAMIS (wie die Serie inzwischen umgetauft worden war) mit Romanen vertreten, ebenso in der Schwesterreihe DORIAN HUNTER des Zaubermond-Verlages.

Obwohl Malte für diese Serien unter seinem Pseudonym Rüdiger Silber schrieb, nahm er die Arbeit dafür sehr ernst. Er recherchierte ausgiebig, obwohl in der Regel umfangreiche Exposés vorlagen. Auch hinterfragte er jeden einzelnen Baustein, kämpfte für jede eigene Idee, die ihm besser schien und versuchte sie durchzusetzen. Exemplarisch zitiere ich aus einer Mail, die er mir schrieb, nachdem wir einige unterschiedliche Standpunkte ausgetauscht hatten. Es geht darin um die Frage, wie eng ein Autor sich an das Exposé halten sollte:

„Auch ich stehe dem lektorierten Roman jetzt wieder positiver gegenüber, nachdem ich z.B. die Fähigkeit Gouédés/Lady Mambas zur Verwandlung in eine Schlange erklären konnte. Logikmängel sind mir ein Gräuel (weswegen ich auch zum Übererklären neige).

Auch der neue Schlussabsatz stellt mich zufrieden (auf die letzten Sätze lege ich immer besonderen Wert). Den ursprünglichen Schluss mit ‚Coco & Rebecca’ als Anspielung auf ‚Thelma & Louise’ hatte ich von der ersten Romanseite an so geplant, aber nachdem Du die Erwähnung des Filmtitels am Anfang und am Ende des Romans gestrichen hattest, ergab ‚Coco & Rebecca’ als letzte Zeile partout keinen Sinn mehr.

Das sind so Details, die mir als Autor auffallen und bedeutsam vorkommen, aber Dir wahrscheinlich nicht. Umgekehrt kenne ich Dein Expo nicht so gut wie Du und hänge nicht so daran, weswegen mir die Abweichungen vom Expo nicht so schwerwiegend erscheinen.

So kommt dann wohl die unterschiedliche Wahrnehmung zur Krötenverteilung zustande.

Ja, so sah es der akribische Autor Malte S. Sembten, und machte es einem so nicht immer ganz leicht, wie man sich vorstellen kann. Beispiele nennt er ja selbst. Was Malte jedoch immer fertigbrachte: Sein Roman erschien mir immer weit besser, als es das jeweils von mir geschriebene Exposé erahnen ließ. Die obige Mail stammt übrigens vom 2. Januar 2016 und bezieht sich auf Maltes zu seinen Lebzeiten letzten geschriebenen Roman für die Serie DAS HAUS ZAMIS. Weitere waren geplant, auch für die Reihe DORIAN HUNTER. Dann jedoch ereilte mich ein Anruf von Maltes Vater, der ausrichten ließ, dass Malte den nächsten Termin wohl nicht werde einhalten können.

Neben dem menschlichen Verlust bedeutete Maltes Tod einen sehr großen Verlust für beide Serien.

Mit schwarzen Grüßen
Uwe