Der Horror und der Tod

8. April 2022

„Und was machen Sie beruflich?“

„Ich beschäftige mich mit Toten …“

Das ist meine Standardantwort. Manchmal, wenn mein Gegenüber zu bestürzt ist, muss ich es erklären: Nein, ich bin weder Bestatter noch Auftragskiller. Sondern schlicht und einfach ein Autor, der Krimis und Horror schreibt.

Im letzten Blogbeitrag habe ich über den Humor im Horror geschrieben. Diesmal geht es um den Tod. Und der ist nicht nur in der aktuellen Kriegsberichterstattung und im – auch meinem – persönlichen Umfeld zurzeit allgegenwärtig, sondern eben auch in den beiden Genres. Höchstens im Western pflastern noch mehr Leichen einen Roman.

Wobei es einen entscheidenden Unterschied gibt: Im Krimi oder Western sind es Menschen, die andere Menschen killen. Im Horror ist es das Übernatürliche.

Wobei die Reihenfolge meistens die gleiche ist: Der Dämon, Vampir oder schlicht das Böse oder „Es“ vergreift sich an einen Menschen, woraufhin im Laufe der Handlung das Übernatürliche besiegt wird.

Ich erinnere mich, dass zu Zeiten der Freiwilligen Selbstkontrolle in den Romanheften stets darauf hingewiesen wurde, dass in einem Horror-Roman um Gottes willen kein Mensch einen anderen töten darf, sondern allein das Übernatürliche bekämpft werden dürfe. So griff man im DORIAN HUNTER-Universum zu dem Kniff, dass es sich zumeist um „dämonisierte“ – also ihres freien Willens beraubte – Menschen handelt, die von Dorian zur Strecke gebracht werden. Gerne auch dürfen Zombies und andere Untote herhalten.

Vielleicht ist ja gerade das der Reiz am Horror: Es geht niemals um reale Gräueltaten, sondern um imaginäre, von denen wir wissen, dass sie Gott sei Dank niemals das Licht der grausamen Wirklichkeit erblicken, sondern in der Schwärze der Nacht – oder der Erde – verborgen bleiben.

Insofern ist Horror – sofern es sich nicht um ekliges Extrem- und anderes fieses Zeug handelt – neben Liebes- und Arztromanen das harmloseste Lesevergnügen, das es unter dem Vollmond gibt.

Und wir Horrorleser sind es auch:

Ein harmloses, friedliebendes Völkchen.