DORIAN HUNTER und „Game of Thrones“

8. Januar 2021

Das neue Jahr ist auch schon wieder ein paar Tage alt, meine Gedanken gelten weiterhin der Arbeit an DORIAN HUNTER. Es sind Überlegungen zu den Hintergründen mancher Figuren, die mich bewegen. „Schuld“ daran ist die HBO-Serie Games of Thrones, die ich mir derzeit in einem Rutsch anschaue.

„Game of Thrones“ war vor einigen Jahren wegbereitend, als es um die Verfilmung einer Fantasy-Buchserie ging. George R.R. Martins Bücher über die Intrigen und Kämpfe mehrerer Königshäuser, die den Eisernen Thron für sich beanspruchen, waren in vielerlei Hinsicht wegbereitend – und sie sind adäquat verfilmt worden. Während ich mich also von der Serie begeistern lasse, spukt in meinem Hinterkopf immer diese eine Frage umher: Was haben die Macher von „Game of Thrones“ besser gemacht als die anderer Fantasy-Verfilmungen?

Nun, die Produzenten und Regisseure von „Game of Thrones“ hatten ganz gewiss ein tolles Budget zur Verfügung (auch wenn es Aussagen gibt, dass sie sich einschränken mussten). Außerdem schöpften sie bei den Darstellern aus dem Vollen. Jede einzelne Rolle ist exzellent besetzt. Aber was die HBO-Leute besonders gut gemacht haben, ist, die Hintergründe der Figuren zu erklären. Autor George R.R. Martin hat großartige Arbeit geleistet, die meines Ermessens nach in der Verfilmung fortgesetzt wurde.

Die Helden und Schurken von „Game of Thrones“ haben allesamt eine Vorgeschichte, die irgendwann einmal erzählt wird. Der böseste aller Schurken bekommt einen Hintergrund und es wird erklärt, warum er welche Untaten begangen hat. Niemand ist völlig gut, niemand ist völlig schlecht. Der unendlich zynische Jaime Lannister, der Königsmörder, den man für alles, was er ist, einfach nur hassen muss, legt sein Inneres irgendwann einmal bloß. Man erfährt als Leser, warum er so ist, wie er ist – und man kann seine Beweggründe nachvollziehen. Aus einem Monster wird binnen weniger Minuten des Zusehens ein bedauernswertes Geschöpf. Das ist für mich die Magie der Verfilmung von „Game of Thrones“.

Und damit bin ich wieder bei DORIAN HUNTER. Die Charaktere, die wir in der Serie verwenden und weiterentwickeln, sind recht leicht einzuteilen. Dorian, von Rachegefühlen getrieben, will die Schwarze Familie ausrotten. Asmodi, der oberste Dämonen, will seine Herrschaft bewahren und ausbauen. Es gibt weiters Figuren wie Olivaro, die nicht ganz so leicht zu durchschauen sind.

Hunter ist, auf den ersten Blick gesehen, kein sonderlich sympathischer Mensch. Er säuft, raucht, ist oftmals gewissenlos und ein Zyniker vor dem Herrn. Aber natürlich lieben wir als Leser und Gestalter ihn. Also frage ich mich, was ihn als Figur so interessant macht. Und ich denke, dass es gerade diese Ambivalenz ist, die uns anzieht. Er ist eine „Schattenfigur“. Nicht völlig gut, aber auch nicht böse.

Hunter ist aber bei weitem nicht die einzige Figur in unserer Geschichte. Wir haben – geschätzt – zehn Darsteller bei DORIAN HUNTER, die schon mal Hauptrollen in einer Erzählung gespielt haben. Und bei einigen von ihnen fehlt mir die Erklärung. Der Hintergrund. Die Frage nach dem „Warum“ bleibt unbeantwortet. Was macht den steinreichen Jeff Parker aus, warum steht er auf der Seite der „Guten“? Kann man Asmodis Charakter etwas Positives abgewinnen?

Eine Reise an der Seite Dorian Hunters durch wundersame Geschichten ist nicht nur abenteuerlich, sie ist auch höchst lehrreich. Ich bemühe mich, in die Köpfe der Figuren reinzuschauen und Neues, bislang Unbekanntes zu entdecken. Und dieser etwas andere Blick auf die Darsteller bei DORIAN HUNTER beschäftigt mich derzeit mehr denn je. Dank „Game of Thrones“.