Grusel zum Fürchten

4. November 2022

Für mich als Autor ist es immer interessant zu erfahren, über was sich die Leute gruseln. Genauso, wie ich selbst mich dabei beobachte, was mich zum Fürchten bringt. Wobei sich zu fürchten schon eine Steigerung zum Gruseln bedeutet. Ich zitiere Hans D. Baumann: „Ein Grauen, auf das wir nur mit Gruseln reagieren, ist nicht bedrohlich.“
Soweit zur Einleitung. Seit über zehn Jahren veranstalte ich in meinem Heimatort zu Halloween „Gruseln im Grünen“. Viele ganz unterschiedliche Autoren haben dort bereits gelesen und die Zuschauer (es ist übrigens stets ausverkauft!) zum Gruseln und Fürchten gebracht. Dabei kommt es jedes Mal auf die Mischung an, sodass sich das Publikum zwar mit einem gewissen wohligen Schauer auf den (dunklen) Rückweg zum Parkplatz begibt, aber auch zwischendurch befreiend gelacht werden darf. So wurden diesmal unter anderem eine Geschichte von Torsten Sträter vorgetragen (eine Horror-Geschichte, wohlgemerkt) und in einer schauspielerischen Leistung „Das Fass Amontillado“. Letztere bot der Schauspieler und Puppenspieler Gerd J. Pohl meisterhaft dar, und es gelang ihm – dem erfahrenen Puppenspieler – selbst bei einer so grauenhaften Geschichte, wie sie Poe erdacht hat, an ein paar wenigen Stellen eine gewisse Komik hinein- und das Publikum zum Schmunzeln zu bringen.
Wenn wir uns erinnern: Das war schon bei jedem Kasperstück so, dass wir als Kinder vor Sorge um die ein oder andere Figur mitfieberten, aber auch befreit losjubelten, wenn der Kasper mal wieder den Bösewicht verdrischt.
In den modernen Horrorfilmen hat man inzwischen diesen Kniff übernommen, allerdings nicht unbedingt zum Vorteil. Der Horror bleibt dabei oft auf der Strecke, weshalb ich mir lieber die alten Filme anschaue.
Wo diese Mischung überraschenderweise (?) gelingt, ist in den DORIAN HUNTER-Hörspielen, während die Romane schon immer weitgehend humorfrei waren – so wie das Romanheft-Genre bis auf wenige Ausnahmen generell. Und insbesondere DORIAN UNTER und DAS HAUS ZAMIS sind sogar seit jeher noch ein wenig düsterer.
In einem früheren Blogbeitrag habe ich mich schon einmal mit dem Thema „Horror und Humor“ befasst. Damals schrieb ich: In PROFESSOR ZAMORRA und JOHN SINCLAIR wird durch die Vermenschlichung der Höllenkreaturen (Asmodis bzw. Asmodi) manchmal der Horror durch die Komik verdrängt – etwas, was im Zamis-Universum fehl am Platze wäre.
Und ich denke, das wird auch so bleiben.