„Leichen esse ich (noch) nicht!“

24. März 2017

Heute haben wir einmal einen der Menschen ans Licht gezerrt, die es normalerweise vorziehen, ohne großes Aufsehen für DORIAN HUNTER zu arbeiten: Alexander Rieß ist Toningenieur und Sounddesigner und begleitet das Hörspielprojekt seit Folge 1. Sogar bei den ersten Vorbesprechungen zur Serie war er bereits dabei. Darüber, wie sich ein Leben im Schatten von DORIAN HUNTER entwickelt, kann er also bestens Auskunft geben – genauso wie über sein eigenes Tonstudio „Superhearo Audio“, das er kürzlich zusammen mit seinem Kompagnon Janis Grossmann gegründet hat.

Hallo Alex, Toningenieur klingt auf jeden Fall nach einem komplizierten Job. Mit viel Technik und so. Da hilft es natürlich, wenn man schon eine sehr lange Zeit dabei ist, oder?

Ja, ich bin tatsächlich seit Folge 1 dabei. Am Anfang war ich allerdings ausschließlich für die Aufnahmen zuständig. Inzwischen bin ich komplett in den akustischen HUNTER-Kosmos eingetaucht und kann meiner Kreativität freien Lauf lassen. Herrlich! … Kompliziert? Ich würde eher „aufwendig“ sagen. Ein DORIAN HUNTER-Hörspiel zaubert man ja nicht einfach so aus dem Hut. Unzählige Stunden sind notwendig, damit die Vertonung so klingt, wie sie klingt. Dabei mag meine Arbeit auf den einen oder anderen sicherlich auch irgendwie kompliziert wirken: Endlos viele Audiospuren und (geschätzt) eine Million Knöpfe und Regler gilt es zu „zähmen“. Aber letztendlich ist das seit geraumer Zeit mein Beruf und man entwickelt natürlich zumindest, was den technischen Teil angeht, eine Routine.

Du arbeitest gerade an der Vertonung von Folge 33 und 34, die im Juni erscheinen werden. Was wird den Hörer in diesen Folgen erwarten?

Inhaltlich möchte ich gar nichts vorwegnehmen, aber ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich sage, dass Dorian weitere personelle Unterstützung bekommt. Damit aber genug gespoilert. Am besten macht man sich sein eigenes Bild auf der HÖRMICH in Hannover. Da wird es nämlich die Folge 33 live zu sehen bzw. hören geben. Als Sprecher werden neben den Leuten aus dem Stammcast wie Thomas Schmuckert, Frank Gustavus und Frank Felicetti übrigens auch Douglas Welbat und Katja Brügger dabei sein. Ich freu mich schon riesig drauf – auch da ich ja ein großer Vinylliebhaber bin, und Folge 33 auch noch als limitiertes Doppel-Picture-Vinyl erscheinen wird. Selber schuld, wer’s sich nicht holt … 😉

Gibt es eine bestimmte Folge oder Szene, deren Vertonung dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Oh, da gibt es diverse. Ich habe eigentlich in jeder Folge ein, zwei Lieblingsszenen. Für immer im Kopf bleibt mir wahrscheinlich die erste Szene, die ich für DORIAN HUNTER gemacht habe (Folge 25.1). Die war relativ umfangreich, was das Sounddesign angeht, und für mich persönlich ein freudiger Moment: Ich darf mich beruflich mit einem Helden meiner Jugend befassen. Wie cool ist das bitte?! Ansonsten bleiben mir meistens die schrecklichen Szenen in Erinnerung: Vera Zamis wird mit Eisenstangen durchbohrt, das Schicksal von Robert Schwinger, der zum „Hüter des Hauses Zamis“ wird, und der mit schrägen Szenen gespickte Dr.-Faustus-Dreiteiler. Die Spielmannstruppe hat sich in auf jeden Fall in meinem Kopf verewigt. Man muss dazu wissen, dass ich die Szenen mit all den Schmerzensschreien etc. beim Vertonen natürlich immer und immer wieder höre. Das prägt sich ein. Eigentlich ganz schön traumatisch mein Job, wenn ich’s mir recht überlege …

Die gesamte bisheriger Serie in der Rückschau betrachtet: Hast du eine Lieblingsfolge?

Das ist wirklich eine sehr schwierige Frage. Ich mag die Serie als Ganzes. Mir gefällt einfach, wie alles miteinander verzahnt ist, dass sich diverse Erzählstränge über mehrere Folgen erstrecken und das sich die Charaktere weiterentwickeln und immer komplexer werden. Es wird eben nicht das „Monster der Woche“ erschlagen und weiter geht’s. So höre ich gerade privat mal wieder alle Folgen von Anfang an und dann bemerkt man schon, wie sich z. B. die Beziehung zwischen Dorian und Coco verändert hat und immer noch verändert. Aber auch Cohen und Chapman haben (im Rahmen ihrer Möglichkeiten 😉 ) mehr Tiefe bekommen.

Welcher Charakter gefällt dir am meisten?

Da muss ich überlegen ………….. Abgesehen davon, dass ich Dorian und Coco natürlich sehr mag, finde ich Olivaro wohl am interessantesten. Stefan Krause spielt unseren (mittlerweile ja Haupt-)Fiesling unglaublich gut. Ich freue mich ganz speziell schon auf seine Zukunft, die es in sich hat!

Also hast du wohl schon eine Idee, was bei der Serie noch auf dich zukommen wird?

Auch hier darf ich wohl nicht allzu viel verraten. Kurzfristig geht es natürlich um den Secret Service … und dann … nach Südamerika und damit in völlig neue Klanggefilde. Darauf freue ich mich schon sehr. Wir werden – was für eine Überraschung! – natürlich auch wieder etwas mehr über Dorians vergangene Leben erfahren.

Von Dorians Kämpfen zu deinem persönlichen Schicksal: Vor wenigen Monaten hast du zusammen mit Janis Grossmann dein Studio „Superhearo Audio“ gegründet. Bleibt dir jetzt überhaupt noch Zeit für DORIAN HUNTER?

(lacht) Natürlich frisst unser Studio viel Zeit. Man kauft ja nicht einfach einen Computer und etwas Software und hat dann ein Studio. Vorher macht man -zig Behördengänge, stellt Anträge, fertigt Zeichnungen von Regieräumen an, trifft sich mit Akustikern und Statikern, verwirft alles wieder usw., usw. Aber wie sagte doch die kluge Frau von der Bundesagentur für Arbeit zu mir: „Als Selbstständiger muss man alles selbst und ständig machen.“ Eine Riesenmotivation! 😉 Zeit für Hunter muss natürlich bleiben, denn mein Kühlschrank füllt sich nicht von allein, und Leichen esse ich (noch) nicht. Mein Kompagnon Janis unterstützt mich jedoch, was die Aufnahmen und den Schnitt angeht, und gemeinsam schaffen wir es irgendwie, den Abgabetermin zu halten.

Dann wünschen wir Janis und dir auf alle Fälle viel Glück für „Superhearo Audio“!

Vielen Dank! Das können wir gebrauchen!