Catherine Parker hat sich in ihrem Teilroman in DORIAN HUNTER 87: „Jenseits der Schwelle“ der Vergangenheit von Irene, der Uhrmacherin gewidmet. Hier erzählt sie nun etwas über ihren Bezug zu der Figur und darüber, wer allerdings in Wirklichkeit ihr heimlicher Liebling ist.

Du hast dich zu der Autorin entwickelt, die am meisten über Irenes Hintergrund geschrieben hat. Wie war das für dich? Hast du dadurch einen besonderen Bezug zu dem Charakter entwickelt?

Erstaunlicherweise habe ich keinen besonders engen Bezug zu Irene, was vermutlich der Abfolge der Handlung geschuldet ist. Ihre Geschichte wird ja erst nach und nach in Rückblicken aufgedeckt. Für mich als Autorin war das nicht wesentlich anders als für die Leser; für mich entschlüsselte sich Irenes Hintergrund ebenso häppchenweise mit jedem neuen Romanexposé, das es umzusetzen galt.

Jetzt, da ihre Vergangenheit größtenteils aufgedeckt ist, besitzt sie als Figur natürlich mehr Facetten. Irene stellt sich für mich nun vielschichtiger und komplexer dar, ich kenne sie besser als z.B. in Band 85. Leider trachtete sie damals ausgerechnet Salamanda Setis nach dem Leben, für die ich – ja, ich gebe es zu 🙂 – eine Schwäche habe. Insofern stehe ich Irene seitdem eher skeptisch gegenüber.

Nichtsdestotrotz hat es mir großen Spaß gemacht, ihren Werdegang vom kleinen Hexenmädchen zur großen Uhrmacherin zu schreiben. Es ist immer toll, einer Figur so viel Raum geben zu können, ihre Geschichte so umfang- und detailreich erzählen zu dürfen. Darin liegt schon ein besonderer Reiz, völlig unabhängig davon, um welche Figur es konkret geht.

Gab es eine besondere Herausforderung beim Schreiben deines Teilromans?

Irenes Tagebuch war auf alle Fälle eine Herausforderung. Auszüge aus diesem Tagebuch kamen ja bereits in Band 85 vor, aber damals ging es um Irenes Mutter, Dorians Jugendliebe (die ebenfalls Irene hieß). Diese beiden Tagebuchschreiberinnen galt es klar zu trennen. Sie wachsen zwar beide bei Mother Goose auf, erleben ähnliche Dinge, die Schauplätze sind teilweise identisch – trotzdem kommt in Band 87 eine andere Geschichte heraus. Weil die Tochter ein anderer Charakter ist als die Mutter. Weniger ängstlich, weniger naiv. Ich hoffe, es ist mir gelungen, das zu zeigen.

Spannend finde ich bei jugendlichen Charakteren ansonsten vor allem die Gratwanderung zwischen Selbstvertrauen/ Wagemut und Selbstüberschätzung. Das war auch bei der jungen Uhrmacherin ein typischer Balanceakt. Sowohl in ihrem Umgang mit dem Fuchsgeist, als auch mit dem Hexer, an dem sie sich lange die Zähne ausbeißt, wird das vielleicht am besten deutlich.
Und natürlich ist es immer eine Herausforderung, Szenen, die bereits in früheren Bänden geschildert wurden, erneut aufzugreifen. Davon gab es hier einige, z.B. die erste Begegnung der jungen Irene mit Dorian in Mother Gooses Haus. Da ich aus Irenes Perspektive erzähle, weiche ich in Nuancen von der Originaldarstellung ab (s. Hugh Walkers Roman „Das Heer der Untoten“) – es verbot sich aber meines Erachtens, den ursprünglichen Dialog auszublenden oder komplett neu zu erfinden. Dasselbe gilt für die Ereignisse rund um Mother Gooses Haus oder das Internat. Pure Wiederholung ist unerwünscht, da langweilig; aber im Idealfall ergänzen sich eben die Darstellungen in den verschiedenen Bänden und widersprechen sich nicht. Dafür muss man allerdings die Szenen aus den einzelnen Romanen genau kennen und beim Schreiben im Kopf behalten. Sofern man diese Szenen selbst verfasst hat, erleichtert es logischerweise das Ganze.

Gibt es einen Charakter, dem du dich nach Irene jetzt gerne mal näher widmen würdest?

Ich habe mich ja bereits geoutet, dass Salamanda Setis einer meiner Lieblingscharaktere ist. Solange sie dem Hunter Universum erhalten bleibt, bekomme ich hoffentlich irgendwann wieder die Chance, über sie bzw. aus ihrer Sicht zu schreiben.
Ansonsten bin ich für alles offen. Neue Entwicklungen, neue Figuren? Jederzeit. Vertraute Charaktere auf abweichenden Wegen? Gern. Das Schöne ist ja gerade, dass man als Autor nie weiß, was mit dem nächsten Exposé auf den Schreibtisch flattert. Die Reihe bietet so viele Möglichkeiten in Gegenwart und Vergangenheit. Ich lasse mich also überraschen und bin gespannt, was als Nächstes kommt.

Vielen Dank!