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Mit ein paar Tagen Verspätung habe ich heute endlich den nächsten HAUS ZAMIS-Roman übergeben. Es ist immer ein befriedigendes Gefühl, wieder eine neue Folge dieser schon so lang laufenden Serie auf den Weg gebracht zu haben. Es ist wie im wirklichen Leben: Stück für Stück wird die Welt komplexer, verändert sich, Neues kommt hinzu, Bewährtes bleibt, Überholtes geht über Bord. Auch die Sichtweise ändert sich, je nach Lage und den Erfahrungen, die man macht. Insofern spiegelt DAS HAUS ZAMIS für mich als Expo-Autor auf eine unterhaltsame Weise die Realität wider. Natürlich umgesetzt auf die fantastische Welt, in der die Serie angesiedelt ist.
Die Autoren sind diesmal Madeleine Puljic und Logan Dee, und der Titel des 67-sten Bandes lautet „Der Engel und die Hexe“. Einen ersten kleinen Appetithappen daraus möchte ich euch nicht vorenthalten:
In einem Vorort von Lissabon, 1847
»Arosa?«
Das heisere Wispern in der Dunkelheit jagte ihr einen Schauer durch den Körper, der sich in ihrer Körpermitte zu einem erwartungsvollen Brennen zusammenballte. Rasch entzündete Arosa die Kerze, die ihr als Nachtlicht diente, und zog ihre Decke zurecht.
»Komm herein«, flüsterte sie.
Mit einem leisen Knarzen öffnete sich die Tür des Schlafgemachs, und Arosa seufzte.
Es war nicht ihr Gatte, der sie aufsuchte. Der war auf dem Nachbarhof, da Bartolomea Ribeiro in den Wehen lag und ihr Balg wohl heute endlich gebären würde – und er würde sich gewiss reichlich am Wein des stolzen Vaters gütlich tun. Er war also beschäftigt.
Sollte Francisco sich wider Erwarten diese Nacht doch noch auf den Rückweg in sein eigenes Heim machen, würde er vermutlich wieder einmal irgendwo betrunken im Graben landen und dort seinen Rausch ausschlafen, wie so oft. Arosa kannte das Prozedere.
Aber auch unter anderen Umständen hätte Francisco ihr keinen nächtlichen Besuch abgestattet. Die fromme Enthaltsamkeit, die ihm beim Saufen abging, kehrte er im Ehebett umso mehr heraus. Sein Glaube lehrte, dass der Beischlaf nur vollzogen werden durfte, um Kinder zu zeugen – und von Kindern hielt der trinksüchtige Arzt nichts.
Arosa war das nur recht. Sie würde ihm ohnehin keine schenken. Weder ihm noch einem anderen Mann.
»Gegrüßet seist du, Maria«, hauchte sie, während sie eine Hand bereits unter ihr Nachthemd gleiten ließ. Ihre eigene Berührung entlockte ihr das erste Stöhnen.
Marias Lippen, die sich auf ihre legten, rangen ihr das nächste ab.
Natürlich hieß das Mädchen nicht wirklich Maria. Den Namen hatte Francisco ihr gegeben, als er das Mädchen in der Gosse aufgegabelt und angeblich aus Mildtätigkeit aufgenommen hatte – genau wie einst sie, die er sogar geehelicht hatte. Er hatte Marias Fleiß und ihre Geschicklichkeit gelobt. Arosa dagegen bewunderte die seidige Haut, die dichten Wimpern um die dunklen, schwarzen Augen, die vollen Lippen und die zarten jungen Brüste mit den braunen Brustwarzen, die sie nun zwischen ihren Fingern rieb, bis sie hart und aufrecht standen.
Maria stöhnte nicht. Das tat sie nie, wenn sie beide zusammenlagen. Sie war allgemein sehr schweigsam. Dafür umso gewandter, was andere Fertigkeiten ihrer Zunge anging.
Gierig drückte Arosa den Kopf des Mädchens zwischen ihre eigenen Beine. Marias Hände umklammerten ihre Beine, wanderten weiter zu Arosas Pobacken und widmeten sich dem verbotenen Bereich dazwischen.
Arosa schob sich ihr entgegen. Sie kannte im Bett keine Zurückhaltung. Die Frömmigkeit überließ sie Francisco.
Genüsslich wand sie sich unter den Stößen, dem Kratzen und Saugen – bis sie aus dem Augenwinkel eine dunkle Gestalt zu sehen glaubte.
Mit einem Aufschrei stieß sie das Mädchen von sich, riss sich in derselben Bewegung die Decke an die Brust und sah sich hektisch um. Nichts. Nur das Flackern ihres Nachtlichts, das unstete Schattengespinste an die Wand warf. War der Schatten nur eine Einbildung gewesen, ihrem erhitzten Gemüt entsprungen?
»So schüchtern, Arosa? Du erstaunst mich.«
Die Stimme kam von direkt hinter ihr. Sie fuhr herum, und da stand er. Ein Mann, so schön, dass selbst Marias volle Lippen vergessen waren. Schlank, mit dunklen Locken, die ihm in die ebenmäßige Stirn fielen. Nur der leblose Ausdruck seiner Augen ließ sie schaudern.
»Wer bist du?« Sie bemühte sich, ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen. »Wie kommst du in mein Haus?« Und in mein Schlafgemach?
»Erkennst du mich denn nicht? Hast du mich so leicht vergessen?«
»Vergessen?« Sie blinzelte. Einen Moment lang schien es ihr, als würde seine Gestalt flimmern und den Blick freigeben auf einen schrecklich entstellten Mann, über und über mit Brandnarben bedeckt, die Augen gelbe unförmige Klumpen, Haare und Ohren von Flammen verschlungen. Das Bild verschwand so rasch, wie es gekommen war.
»Nein, ich …« Sie wollte ihm versichern, dass sie ihn nicht kannte, ganz gewiss noch nie gesehen hatte … Doch stimmte das? Sein Gesicht schien ihr mit einem Mal so vertraut wie das eigene. So kalt und bleich … wie der Tod.
»Anael«, wisperte sie.
So weit ein Ausschnitt aus Madeleine Puljics Teilroman „Grausame Erinnerung“. Wenn ihr jetzt Blut geleckt habt, so muss ich euch leider vertrösten, denn es dauert noch ein paar Wochen, bis das Buch erscheinen wird.
Da dies mein letzter Blogbeitrag in diesem Jahr ist, wünsche ich euch jetzt schon frohe Festtage, einen guten Rutsch und alles Gute für das nächste Jahr!
Uwe