Der schwarze Jahrmarkt

12. November 2021

Bereits am Dienstag erschien das 28. DAS HAUS ZAMIS-Romanheft, das den Titel „Der schwarze Jahrmarkt“ trägt. Es war mein vierter Beitrag für die damals immer noch junge Serienfortsetzung im ZAUBERMOND-Verlag. Ich bin beileibe kein Vielschreiber, obwohl sich im Laufe der Jahrzehnte einige Romane angesammelt haben und ich selbst manchmal staune, wie oft zurzeit ein Roman von „Logan Dee“  am Kiosk ausliegt. Das jedoch ist der Tatsache geschuldet, das nun mit den UFO-AKTEN eine weitere Serie neu aufgelegt wurde, an der ich damals mitgeschrieben habe.

An die meisten meiner Romane erinnere ich mich infolge meines immer noch überschaubaren Werks recht gut, aber seltsamerweise kaum an den „Schwarzen Jahrmarkt“ – als hätte ein dämonischer Hypnotiseur ihn mir aus dem Gedächtnis getilgt. Vielleicht liegt es auch daran, dass mich Schausteller und Jahrmärkte, oder Kirmes (der Plural will mir nicht über die Lippen) wie man hier sagt, schon immer fasziniert haben. Auch und besonders in literarischer Form, ich denke da an Romane wie „Das Böse kommt auf leisen Sohlen“ oder an den Stummfilmklassiker „Das Cabinett des Dr. Caligari“. Insofern habe auch ich mich öfters des Themas angenommen, sodass vielleicht „Der schwarze Jahrmarkt“ in meinem Gedächtnis verwoben ist mit anderen meiner und fremder Autoren Werke.

Kurzum: Ich nahm die Neuauflage zum Anlass, meinen eigenen Roman noch einmal neu zu entdecken.

Worum geht es darin? Nun, der Roman beginnt damit, dass Coco von ihrer Familie dazu verdonnert wird, die nächsten zwölf Monate in Uruguay zu verbringen:

Bei einem Großonkel meines Vaters, Enrico Cortez, sollte ich weiter in die Lehre gehen.

Wenn den Worten meines Vaters zu trauen war, dann war er ein ausgezeichneter Hexer.

Obwohl ich nicht untalentiert war, machte ich nicht den Fehler zu glauben, dass ich nicht noch dazulernen konnte. Wenngleich Uruguay so ziemlich der letzte Flecken war, wo ich für ein Jahr meine Jugend verschwenden wollte. Wie es aussah, hatte ich jedoch keine andere Wahl. Ich musste von der Bildfläche verschwinden, um Asmodi, dem Oberhaupt der Dämonen, eine Art Bauernopfer zu bieten. Erstens interessierte er sich nicht für Südamerika, was seine Machtspielchen anbelangte – dafür waren ihm die dortigen Sippen zu unbedeutend – und zweitens konnte er stolzen Hauptes verkünden, erreicht zu haben, mich für ein Jahr in die Verbannung zu schicken, damit ich ihm nicht mehr in die Quere kommen konnte.

Offiziell also hatten sich die Zamis gefügt.

Doch inoffiziell wusste jeder, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis wir wieder aneinandergerieten.

Zwölf Monate würde ich nicht nach Wien zurückreisen dürfen. Eine schier endlose Zeit …

Doch nicht ganz unfreiwillig landet Coco in Brasilien, in der brodelnden Metropole Rio de Janeiro. Dort nun trifft sie auf den schwarzen Jahrmarkt, mit dem es folgende Bewandtnis hat:

»Hallo, schöne Senhora«, hörte ich von hinten eine Stimme. »Noch allein heute Nacht? Wie wär’s, wenn wir zusammen den schwarzen Jahrmarkt besuchen?«

Ich drehte mich herum und sah einen glutäugigen Latino. Er sah ganz passabel aus, aber ich hatte nicht die geringste Lust, mich mit ihm einzulassen. Allerdings fachten seine Worte meine Neugier weiter an.

»Ein schwarzer Jahrmarkt? Was heißt das?«

»Du bist wohl das erste Mal hier, was?« Er sah mich abschätzend an. Anscheinend wusste er nicht, was er davon halten sollte. Ich spürte sein aufkeimendes Misstrauen. Doch bevor er sich weitere Gedanken machen konnte, fixierte ich seinen Blick und versetzte ihn in eine leichte Hypnose. Ich zwang ihm meinen Willen auf und befahl ihm, sein Ressentiment mir gegenüber zu vergessen.

»Also, was hat es nun mit dem schwarzen Jahrmarkt auf sich?«, wollte ich wissen.

Er zuckte die Schultern. »Du kannst dort dein Glück machen.«

»Was heißt das?«

»Das erste Mal hat mich mein Freund mitgenommen. Er ist heute millionario. Auf dem schwarzen Jahrmarkt findest du alle Sorten von Glücksspiel. Du brauchst nicht viel einzusetzen – doch umso mehr kannst du gewinnen.«

Ich runzelte die Stirn. »Ist das alles? Diese Menschen strömen dorthin, um zu spielen?« Die Musik und die Geräuschkulisse, die von weither herüber drang, erinnerte eher an eine Kirmes, wie ich sie vom Prater her kannte, mit seinen Karussells und Würstelbuden. Auch die bunten Lichter wirkten eher wie die eines Vergnügungsparks als eines Areals, auf dem Wetten stattfanden.

»Na ja, alles ist natürlich schön verpackt. Außer den Wetten gibt es alle Arten von Vergnügungen. Manche sind umsonst – andere sind unerschwinglich. Es sei denn, du gewinnst wie mein Freund.«

Natürlich erwarten Coco dort noch einige weitere „Überraschungen“, und wo sich Coco aufhält, ist auch die Schwarze Familie nicht weit. Mehr aber möchte ich an dieser Stelle wirklich nicht verraten, sondern wünsche schauriges Vergnügen beim Lesen oder Wiederlesen!

Uwe