Torvil der Troll

3. September 2021

Trolle sind in Norwegen allgegenwärtig, darüber habe ich in meiner letzten Kolumne bereits kurz geschrieben. Ich war während der vergangenen Wochen im Land unterwegs und war kurz davor, wegen des häufigen Regens Moos anzusetzen. Und genauso stelle ich mir Trolle auch vor: moosbedeckte und behäbige Geschöpfe, die mal gut und mal schlecht gelaunt sind. Wesen, von denen man nicht so recht weiß, was sie in der nächsten Sekunde tun könnten.

Stellt euch einen Troll an Dorian Hunters Seite vor. Eine Gestalt, die bösartig bis in die letzte Fingerspitze sein kann, aber auch gutmütig und mit sonderbaren Fähigkeiten ausgestattet, die er in Hunters Kampf gegen die Dämonen einsetzt.
Man kann diesen Troll nicht immer sehen. Er verschmilzt mit der Umgebung. Er wird zum Teil einer Bodenwurzel oder verbirgt sich hinter einem fein gemaserten Stein. Sein Gesicht ist verkrustet, da und dort wächst ein Pilz daraus hervor. Er hat sich die Begabung angeeignet, sich auch in einer technisierten Umgebung tarnen zu können. Er wird zum Teil eines Straßenbilds oder eines Kanalgitters. Er bewegt sich unauffällig zwischen den Straßenschluchten einer amerikanischen Großstadt, wird zu einem der vielen Ausgestoßenen. Vielleicht fühlt er sich in den Reihen der Freaks besonders wohl. Dort würde er mit seinem wirklichen Aussehen wohl nicht allzu viel Aufmerksamkeit erregen …

Nennen wir diesen Troll Torvil. Er ist stolz auf diesen Namen, wie er Dorian immer wieder unter die Nase reibt. „Tor“ ist ein Hinweis auf den Donnergott, „vil“ hatte im Altnordischen die Bedeutung „weben“. Er ist einer, der Unwetter „zusammenweben“ kann, sprich: ein begnadeter Intrigant ist. Genau diese Begabung stellt er immer wieder unter Beweis.

Torvil ist ein unerreichter Dieb. Er stibitzt Hunter den Bourbon unter der Nase weg oder nimmt Coco Zamis den BH ab, ohne dass sie es bemerkt. Einfach deswegen, weil er es kann. Er findet die intimsten Geheimnisse der beiden heraus und verrät sie weiter – und entscheidet sich im richtigen Augenblick dann doch dafür, das Team der Dämonenjäger zu unterstützen.

Prinzipiell ist er aber ein fauler Kerl. Er schläft lieber, als sich um die Belange der Menschen und der Dämonen zu kümmern. Erst, wenn er persönlich eingeschränkt ist und zornig wird, ist er bei der Sache.
Asmodi mag er nicht besonders. Wirklich nicht. Denn der hat ihm vor einigen Jahren ein wichtiges persönliches Utensil gestohlen. Ihm! Dem Meisterdieb wurde vom Herrn der Schwarzen Familie weggenommen!

Torvil ist 1,50 Meter groß, wächst aber rapide an, wenn er einmal in Rage gerät. Wenn er müde wird, schrumpft er auf Hosentaschengröße zusammen und reist besonders gerne in Cocos Brusttasche. Er ist ein schrecklicher Sexist, der der jungen Hexe einigen Grund gibt, sich über ihn zu ärgern. Aber Dorian und sie sind nun mal auf ihn angewiesen, denn er ist im Kampf gegen die Dämonen ein wichtiger Faktor …
Sein Bauch ist kugelrund, er trägt bunte Hosen aus Flicken, die Nase ist ein hervorstechendes Merkmal in seinem Gesicht. Die Augen sind schwarz wie Kohle, das Lächeln kann herzlich, aber auch bösartig wirken.

So oder ähnlich könnte Torvil als Charakter in die Handlung der Buchserie eingeführt werden. Er wäre eine Figur, die nicht leicht zu handhaben ist – aber viel, viel Spaß machen würde. Ich hoffe, bald mal die Gelegenheit zu erhalten, Torvil und Hunter gemeinsam im Kampf gegen die Schwarze Familie einzusetzen …