Uschi Zietsch über Ernst Vlcek

26. November 2021

Ernst Vlcek hatte seine große Liebe namens Regina, er hatte zwei Söhne und einen großen Freundeskreis. Und dann war da noch Uschi Zietsch vulgo Susan Schwartz. Der Miterfinder des Dämonenkillers und Uschi verstanden sich von ihrem ersten Zusammentreffen an prächtig. Mehr zu dem ganz besonderen Verhältnis zwischen den beiden hat mir die Autorin und Verlegerin in einem kleinen Interview verraten.

F: Uschi, wann hast Du Ernst kennengelernt? Kannst Du Dich noch an die genaueren Umstände erinnern?

A: Zuerst bin ich mit Ernst in Briefkontakt getreten, und zwar 1980, als Mythor 1 erschien und er die Gestaltung der Leserkontaktseite über hatte. Es wurde daraus ein ziemlich regelmäßiger Briefwechsel. Persönlich kennengelernt habe ich ihn und seine Frau Regina 1983 beim Weihnachtsfest von Heyne. Mein erster Roman war soeben angenommen worden, ich bin zusammen mit meinem Mann Gerald hingegangen und war extremst aufgeregt. Wir haben uns gegenseitig sofort erkannt und waren auf Anhieb „gute alte Freunde“, wie man so schön sagt.

F: Ernst war für Dich also ein ganz besonderer Mensch und Freund. Was war das Besondere an eurem Verhältnis?

A: Wir hatten ab dem ersten Moment eine ungeheure Affinität zueinander, eine tiefe Verbindung, die man schwer erklären kann. Er war mein bester Freund und ich seine beste Freundin. Wo auch immer wir uns getroffen haben, klebten wir aneinander, wie zwei Magneten, da konnten wir gar nichts machen. Ab dem Mailzeitalter haben wir uns jeden Tag mindestens einmal gemailt, bis zu seinem Tod. Gesehen haben wir vier uns ein paarmal im Jahr privat in Wien oder bei uns und ansonsten auf Cons und Autorenkonferenzen.

F: Für Ernst hatte die „Dämonenkiller“-Serie immer eine besondere Bedeutung. Sie war nun mal sein eigenes Kind und ist zum Teil nach seinen Entwürfen geschrieben worden. Habt ihr euch öfter mal über dieses Thema unterhalten?

A: Ja, vor allem, als Zaubermond die Neuauflage plante – das hat ihn sehr glücklich gemacht. Er liebte den Dämonenkiller am meisten von allen seinen Werken. Da konnte er so richtig mal die „Horror-Sau“ rauslassen, wie er schmunzelnd meinte. Dabei war er ein sehr friedlicher Mensch.

F: Du hast selbst schon für COCO ZAMIS geschrieben. Hat Ernst Dir die Expos geschrieben? Hat er Dich damals bei der Arbeit unterstützt?

A: Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht mehr, wer damals die Expos geschrieben hat, Ernst war es aber nicht. Aber er hat sich sehr gefreut, dass ich dabei war und meine Fragen geduldig beantwortet.

F: Ganz besonders am Herzen gelegen ist ihm sein SF-Epos Sternensaga, die bei Dir in vier Bänden im Fabylon-Verlag erschienen ist. Der letzte Band wurde posthum veröffentlicht. Wie waren da die näheren Umstände?

A: Ja, die Sternensaga war für ihn am meisten von Bedeutung, eine Herzensangelegenheit, weil sie tief aus ihm kam und er sie trotz Veröffentlichung nur für sich und auch allein geschrieben hat.
Die ersten drei Bände waren ursprünglich als Heftromane erschienen, aber die Serie kam nie zum Abschluss. Ernst hat das bereits Veröffentlichte stark überarbeitet und freute sich sehr, nach Jahrzehnten endlich den Abschlussband schreiben zu können. In dem finden sich auch sehr viele – humorvolle – Hinweise auf sich selbst, und eine Katze – sein Lieblingstier – spielt eine wichtige Rolle. Er hat mit dem Band sein Lebenswerk zum Abschluss gebracht und alle Fäden zusammengeführt. Ernst schickte mir die Mail mit Anhang und ich versprach, mich gleich nach dem Wochenende bei ihm zu melden, sobald ich hineingeschaut hätte. Gleichzeitig schickte er mir noch die Beantwortung des Interviews, das mit ins Buch sollte. Die Premiere sollte wenige Wochen später in Köln auf dem ColoniaCon gefeiert werden. Er sei zufrieden, schrieb er mir noch, und jetzt sei alles gut und zu Ende. Darauf habe ich in dem Moment natürlich nicht so geachtet.
Bis der Anruf noch am Wochenende aus Wien kam, dass Ernst gestorben wäre …

Hier ist der Link zur „Sternensaga“ auf der Homepage des Fabylon-Verlags: https://www.fabylon.de/produkt/vlcek-ernst-sternensaga-gesamtausgabe-band-1-4-900-seiten/