Rückblick: Der „Dämonenkiller“ beim Hörspiellabel EUROPA

von am 19. November 2022

Als ich beim SFCD-Con im August 1976 von Kurt Luif alias Neal Davenport seinen „Dämonenkiller“-Roman 106, „Der Tod aus der Zauberkugel“, als Heftausgabe überreicht bekam, konnte ich nicht wissen, dass fast neun Jahre später – im April 1985 – in der Neuauflage dieses Romans ein Leserbrief über die „Dämonenkiller“-Hörspiele von Europa erscheinen sollte. Kurz zuvor hatte nämlich Ernst Vlcek, der die Leserkontaktseite der „Dämonenkiller“-Neuauflage bis Band 144 betreute, dazu aufgerufen, seine Meinung über die Hörspiele abzugeben. So bekam er die Besprechung der ersten fünf Folgen – es sollten die einzigen „Dämonenkiller“-Hörspiele des Labels Europa bleiben – von mir. Auf der Leserseite schrieb er zur Einleitung meines Briefes:

„Dämonenkiller“-Hörspielfolge 1, „Im Zeichen des Bösen“

Der folgende Leserbrief beschäftigt sich fast aus­schließlich mit den „Dämonenkiller“-Hörspielkassetten. Zu der Kritik an verschiedenen dramaturgischen Änderungen ist zu sagen, dass manche davon einfach nötig sind, weil sich im Hörspiel manche Szenen nicht adäquat umsetzen lassen. Außerdem sei noch einmal betont, das die DK-Kassetten nach den Exposés und nicht nach den Romanen der Heft-Serie gemacht wurden, was ein weiterer Grund für verschiedene Änderungen ist.

Nun aber zu meinem Brief: „Mein Grund, warum ich schreibe, ist der folgende: Ich habe mir in den letzten Wochen die fünf erschienenen DK-Hörspielkassetten angehört. Die Geschichten sind zwar spannend gestaltet worden. Aber der Inhalt hat mir doch die Haare zu Berge stehen lassen. Nichts ge­gen Frank Sky, aber er sollte doch wenigstens keine Namen und Fakten verändern. Fangen wir mit Folge 1 an: Hier sind die dämonischen Brüder von Dorian ei­nen Tag früher als er geboren und zwar am 29. No­vember. Wenn ich mich recht erinnere, war es in der Heftserie im Juli und am gleichen Tag! Auch der Name von mindestens einem Bruder ist verändert worden. Aus Roberto Copello wurde Roberto Alvirez. Bei Folge 2 gab es plötzlich einen Bruder von Michael Zamis mit Namen Talis. Nach meinem Wissen gab es in der Heftserie nur Ingvar Zamis als Bruder, und der tauchte auch erst in Band 32 auf. In der „Dämonenkiller“-Taschenbuchreihe tauch­ten zwar auch noch zwei Brüder auf, aber diese hatten auch andere Namen. Nun ja, in der Heftausgabe wollte Dorian Coco auf dem Roten Berg, nahe der Zamis-Villa, verbrennen. Im Hörspiel ist es plötzlich eine Fracht­halle auf dem Wiener Flughafen Schwechat. Auch wird Helnwein als junge Person dargestellt, während er in der DK-Serie schon auf die siebzig zugeht … Nun, bei Folge 3 wiegt die Namensveränderung für mich schwer, und der Vater von Phillip ist nicht gestorben wie in der Heftserie. Warum? Nun, Band 4 der Heft-Serie fehlt. Wollte man Phillip, den Hermaphroditen, nicht zum Tragen kommen lassen …? Band 5 der Heftserie wurde Folge 4 der Hörspiele. Bei dieser wurde plötzlich aus Tim Morton, dem FBI-Agenten, ein Captain der Polizei von San Francisco. Schon komisch. Nun ja, Band 6, „Teufelskreis“, wurde auch ausgelassen. Vielleicht wegen der Freaks? So er­scheint als Folge 5 „Amok“, der leider nicht erschienene Band 7 der Erstauflage. Dankeschön dafür, aber warum taucht in der Anfangshandlung plötzlich Tim Morton auf?

„Dämonenkiller“-Hörspielfolge 5, „Amok“

Ich weiß nicht, nach welchen Unterlagen Frank Sky die Romane überarbeitet und als Hörspielfassung bringt. Aber bitte sagt ihm, dass er sich mehr an der Heftserie halten soll, denn wenn es nämlich weiter so geht, dann gibt es plötzlich neben der Heftserie eine unabhängig existierende Hörspielreihe, und dies sollte eigentlich nicht sein. Ich werde mir auch die nächsten Kassetten anhören und hoffe, dass solche fatalen Überschneidungen nicht mehr vorkommen …“

Zu damaligen Zeit kannte ich den Inhalt der Dämonenkiller-Exposés nicht. Erst Ende der achtziger Jahre, als ich von Kurt Luif die DK-Exposés bekam, konnte ich nachlesen, was Kurt Luif vom Exposé übernommen hatte und was er verändert hatte. So hatte er den Roten Berg als „Verbrennungsort“ von Coco Zamis ausgesucht. Auch die Beschreibung von Norbert Helnwein hatte er angepasst. Der „neue Bruder Talis“ von Michael Zamis ist eine Erfindung von Frank Sky.

Weiterlesen

Zum 80. Geburtstag von Kurt Luif

von am 14. Mai 2022

Am heutigen Tag, dem 14. Mai 2022, wäre Kurt Luif 80 Jahre alt geworden. Kurt Luif ist aber leider schon seit über 10 Jahren tot, und mir fehlen immer noch die Telefongespräche und der E-Mail-Kontakt mit ihm.

Unsere digitale Korrespondenz begann am 22. April 2007, als ich folgenden Einzeiler samt Anhang an ihn richtete: „Hallo Kurt, wie versprochen das Exposé für DK 12. Viel Spaß beim Telefonat mit Ernstl … Gruß, Uwe“.

Die erste E-Mail, die Kurt an mich schrieb, erreichte mich erst anderthalb Jahre später. Am 13. Oktober 2008 schrieb er: „Hallo Uwe, meine erste Mail an dich. Ich habe die Viren besiegt und die Updates erfolgreich geladen. Am Freitag rief mich endlich Dennis Ehrhardt an. Er will mir die Hörspiele bald senden. Angeblich sind sie gut geworden. Gruß, Kurt“

Die „Dämonenkiller“-Schöpfer Ernst Vlcek und Kurt Luif (rechts)

Natürlich habe ich ihm sofort geantwortet: „Hallo Kurt, toll, dass du jetzt auch per E-Mail erreichbar bist. Habe vor einiger Zeit deinen DK-Roman ‚Zakum, der dunkle Archivar‘ (aus der Zweitauflage) ‚ein wenig gekürzt‘ und den Teil mit dem griechischen Werwolf dann an Dennis Ehrhardt geschickt. Gedacht ist der Text für DK 154 alt. Mal sehen was Uwe Voehl daraus macht. Ich füge dir mal den Text als Anlage bei. Bis bald, Uwe“

Würde Kurt Luif noch leben, dann hätte er sich sicherlich über die Romanheftneuauflagen von DORIAN HUNTER und DAS HAUS ZAMIS gefreut. Nicht nur, weil er ja fast ein Drittel der Romane der Erstauflage (und die Hälfte der Coco-Jugendromane) geschrieben hat, sondern weil ihm gerade die Themen um Coco und die Zamis-Sippe besonders am Herzen lagen. So war Coco Zamis sicherlich die Figur, die ihm immer am wichtigsten war, und als sich nach der Einstellung der Erstauflage die Chance bot, Cocos Jugend in den „Dämonenkiller“-Taschenbüchern näher zu beleuchten, hat er diese zusammen mit Ernst gern ergriffen. Umso schöner, dass diese Jugendromane bei DHZ zuerst im Buch und jetzt auch im Romanheft eine Fortsetzung erfahren.

Kurt Luif hat, obwohl er längst nicht mehr schriftstellerisch aktiv war, den Erfolg der Neuauflagen und Fortsetzung von DH und DHZ bis zu seinem Tod aufmerksam begleitet. Auch seine gesundheitlichen Probleme konnten ihn nicht davon abhalten, die Abenteuer von Dorian und Coco in Buch und sogar im Hörspiel aktiv zu verfolgen.

Lieber Kurt, vielen Dank für dein Engagement und deine vielen Ideen, die den „Dämonenkiller“ mehr als nur maßgeblich geprägt haben!  

Weiterlesen

Tizian und Coco

von am 18. Juni 2021

Anm. von Dennis: Vorweg eine Entschuldigung, dass letzte Woche an dieser Stelle kein Beitrag erschienen ist. Pünktlich zur Sommerhitze hat mich ein Infekt erwischt, sodass einige Arbeiten leider unter den Tisch fallen mussten, unter anderem auch das Schreiben für den Blog. Da ich auch diese Woche noch ein bisschen schwächle, freue ich mich umso mehr, dass Uwe Schnabel mir wieder einen neuen Fan-Blogbeitrag hereingereicht hat. Für den Rest des Beitrags hat damit er das Wort.

Als ich das Titelbild von DHZ-Romanheft 13 auf der Internet-Seite des Bastei-Verlages sah, erinnerte ich mich daran, dass ich 1979, nachdem ich das entsprechende „Dämonenkiller“-Taschenbuch-Manuskript Nr. 57 von Kurt Luif alias Neal Davenport zum Vorablesen bekommen hatte, bei der Lektüre sehr erfreut feststellte, dass die Handlung zu einem gewissen Teil in Wien spielte. Im Anschluss daran wollte ich natürlich gleich überprüfen, ob sich das Tizian-Bild „Das Mädchen im Pelz“ (siehe Abbildung, Anm. von Dennis) wirklich dort im Kunsthistorischen Museum befand, wie es Kurt beschrieben hatte.

„Das Mädchen im Pelz“ von Tizian

In Wien angekommen, fuhr ich mit der Straßenbahn 1, die um den Wiener Ring fährt, zum Maria-Theresien-Platz, der gegenüber der Hofburg liegt. Es war ein trister Frühlingstag. Der Platz war beinahe menschenleer – bis auf ein paar vereinzelte Touristen, die dem schlechten Wetter trotzten und die beiden Museen und das in der Mitte des Platzes befindliche Maria-Theresien-Denkmal fotografierten und filmten.

Ich stieg die Stufen zum Kunsthistorischen Museum hoch. Die Gemäldegalerie nahm den gesamten ersten Stock ein. Der Saal mit den Tizian-Gemälden befand sich gleich rechts. Ein Schild neben Tür wies mich darauf hin, dass ich mich auf der richtigen Spur befand: „Italienische Maler der Renaissance“. Ich öffnete die Tür, trat ein und blieb überrascht auf der Schwelle stehen. „Das Mädchen im Pelz“ hing direkt mir gegenüber an der Wand. Kurt Luif hat den Ort, an dem Coco Zamis die Merlin-Beschwörung durchgeführt hat, perfekt und genau beschrieben. Ich mag es sehr, wenn die Beschreibung von Orten und Gegenständen, die im Laufe der Handlung eine Rolle spielen, sich an der Realität orientiert und diese nicht reine Fiktion sind.

Weiterlesen

Alraunes unerfüllte Liebe

von am 13. März 2021

Im letzten Fan-Blogbeitrag vom Dezember 2020 habe ich über Dorians Theriaksucht geschrieben. Heute befasse ich mich mit der Geschichte von Hekate, die sich vor Kurzem zum neuen Oberhaupt der Schwarzen Familie emporgeschwungen hat. Eine Dämonin als Herrscherin über die Herren und Damen Dämonen. So etwas gab es in anderen Serien bis zu Hekates Auftritt bei DORIAN HUNTER nicht, aber bei dieser Serie ist eben alles möglich. Aber Hekate ist ja nicht nur eine Frau, sondern darüber hinaus noch eine Pflanze – oder erwachte zumindest als solche, genauer gesagt als Alraune, zum „Leben“. Und nun lenkt sie die Geschicke der Schwarzen Familie. Was für ein Aufstieg.

Hier einige lexikalische Daten über Alraune alias Hekate, soweit sie aus der aktuellen Bastei-Romanheftneuauflage der Serie bereits bekannt sind:

Alraune wurde 1538 aus einer Mandragorawurzel sowie Lebenselexier und Menschenblut geschaffen. Ihr Aussehen lieh sie sich von jenem Indianer-Mädchen, das die Hauptblutspenderin für sie war. Hekates Schöpfer allerdings war Arbues de Arrabell. Mit ihm unternahm sie im Juli 1539 eine Schiffsreise in Richtung Spanien. Damals lernte sie einen Mann namens Georg Rudolf Speyer kennen und lieben – zunächst ohne zu ahnen, dass in seinem Körper die unsterbliche Seele des Barons Nicolas de Conde steckte. Zu diesem Zeitpunkt verfügte „Alraune“ zwar bereits über den Körper einer Frau, doch sie hatte immer noch das geistige Niveau eines Kindes. Das bedeutet, sie stand uneindeutig zwischen Gut und Böse, obgleich sie schon über bemerkenswerte magische Fähigkeiten verfügte. So rettete sie zum Beispiel Georg Rudolf Speyer das Leben, indem sie dem Körper ihres Schöpfer Arrabell das Wasser entzog und es Speyer zuführte. Bald darauf verschwand sie und traf Speyer erst sehr viel später in Konstanz wieder. Dort versuchte Speyer ein Mädchen, das als Diebin beschuldigt wurde, auf Alraunes Bitte hin vor dem Henker zu retten. Er kam jedoch zu spät, und dem Mädchen wurde die Hand abgeschlagen. Speyers Rettungsversuch brachte ihn selbst in Misskredit, und so war es an Hekate, sich unter dem Namen Gretchen in die Hände des Dämons Mephisto zu begeben, um diesmal Speyer zu retten. Leider zu einem furchtbaren Preis, denn Mephisto führte Hekate in die Schwarzen Künste ein. Dennoch blieb Hekate Speyer treu – in der Hoffnung, dass ihre Liebe einst, in einem späteren Leben des Barons de Conde, Erfüllung finden werde.

Ob dies der Fall war beziehungsweise sein wird? Die nächsten DORIAN HUNTER-Bände werden es zeigen …

Weiterlesen

Dorian Hunter wird drogensüchtig!

von am 18. Dezember 2020

Bei jeder anderen Gruselserie in den Siebzigerjahren, ob „Larry Brent“, „John Sinclair“, „Professor Zamorra“ oder „Tony Ballard“, wäre dieses Thema ein Tabu gewesen. Aber nicht bei DORIAN HUNTER (damals noch „Dämonenkiller“).

In Band 60 will Dorian Hunter unbedingt an der Taufe seines Sohnes teilnehmen, dessen Aufenthaltsort von Coco nach wie vor aus Furcht vor der Schwarzen Familie geheimgehalten wird. Aus diesem Grund braut Coco für Dorian ein Fläschchen Theriak – eine magische Droge, die seinen Geist öffnen und ihn und über Zeit und Raum hinweg tragen soll, damit er auf diese Weise zumindest „geistig“ an der Taufe teilnehmen kann. Dorian nimmt das halluzinogene Theriak um Mitternacht ein. Leider stellt sich die Wirkung nicht sofort ein, und Dorian raucht voller Ungeduld zusätzlich die schneckenförmige Theriak-Zigarette, die er in Band 59 in den römischen Filmstudios bei den Japanern gefunden hat. Diese Doppelwirkung überfordert seinen Organismus ebenso wie seinen Geist. Dorian erlebt nicht nur einen fulminanten Rausch, sondern wird darüber hinaus theriaksüchtig. Ein Leidensweg beginnt, der sich über mehrere Romane hinzieht.

In Band 60 sucht Dorian das Schloss des Grafen Lucius Count of Alkahest auf, der sich mit der Herstellung von Theriak auskennt.

Theriak ist dabei keine Erfindung von Ernst Vlcek. Diese Droge (böhmisch dryak, Schweiz triax) war früher das Allheilmittel gewisser Jahrmarktsdoktoren, und auch angebliche und selbsternannte Hexen mixten und panschten Theriak. Die Zusammensetzung des Saftes war dabei regional unterschiedlich, in Persien wurde Haschisch und Bilsenkraut beigemengt, im China des 7. Jahrhunderts fügte man zur Verstärkung des Haschischs Stechapfel bei. Auf jeden Fall spielen bei der Erzeugung von Theriak Nachtschattengewächse eine große Rolle: Schierling, Bilsenkraut, Mandragora, Tollkirsche (Belladonna) und auch die Kartoffel waren wichtige Ingredienzien.

Theriak verursacht Halluzinationen und Visionen, ist also ein Rauschgift. Die richtige Zusammensetzung aller Zutaten, um diesen Hexentrank zu bekommen, haben die Giftköche und -mischer vergangener Zeiten mit ins Grab genommen. In der DORIAN HUNTER-Serie kennt sich die dämonische Alkahest-Sippe allerdings nach wie vor sehr gut mit der Herstellung aus. Die Alkahests benutzten die Droge, um sich ihre Opfer gefügig zu machen. Dabei können die Opfer das Theriak sowohl in flüssiger Form sowie als Rauch einer Zigarette oder Wasserpfeife eingenommen werden. Es genügen schon einige Tropfen, und die Sucht setzt ein.

Glücklicherweise gibt es ein Gegenmittel, das sogenannte Taxin-Theriak. Das Alkaloid Taxin stammt aus der Eibe und ist ein Lähmungsgift für Herz- und Zentralnervensystem. Aber in der angemessenen Dosis (Hexenweisheit) und mit den entsprechenden Beigaben, hat es eine heilsame Wirkung. Mit der Einnahme wird die Theriak-Sucht beendet.

Ob Dorian es wohl gelingen wird, an das Taxin-Theriak heranzukommen, bevor die Droge ihn endgültig zerstört …?

Weiterlesen

Fan-Blog: Ein verkappter Dreiteiler von Neal Davenport

von am 6. November 2020

Anmerkung von Dennis: Der folgende Beitrag von Uwe Schnabel ist sein erster Text im Rahmen des „DORIAN HUNTER-Fanblogs“, der in Zukunft in unregelmäßigen Abständen an dieser Stelle erscheinen wird. Uwe ist DH-Fan beinahe von Beginn an und hat sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte u. a. mit Beiträgen zur Serie auf www.zauberspiegel-online.de einen Namen als „wandelndes Lexikon“ der Serie erworben. Thema dieses ersten Beitrags sind die Romanhefte 49, 55 und 57 von Neal Davenport, in denen der Dämon Kadron eine tragende Rolle einnimmt.

FAN-BLOG: EIN VERKAPPTER DREITEILER VON NEAL DAVENPORT
Ein Beitrag von Uwe Schnabel über die DORIAN HUNTER-Romanhefte 49, 55 und 57

Der rachedurstige Olivaro beauftragt einen Dämon namens Kadron mit der Liquidierung von Dorian Hunter und Coco Zamis. Eine Jagd um den halben Erdball ist die Folge, bei der Dorian und Coco auf die Hilfe der undurchsichtigen Vampirin Lukretia Mahan Kal vertrauen müssen …

Der Plot des Romans „Blut für Lukretia“ hat mich noch am Tag der Erstveröffentlichung, dem 22. Juli 1975, in seinen Bann gezogen. Was natürlich irgendwie klar war, da es sich um einen Roman von „Dämonenkiller“-Urgestein Neal Davenport alias Kurt Luif handelte, der schließlich gut, wenn nicht sogar hervorragend sein musste. Neben Lukretia und ihrem makabren Begleiter Guido Sera war ich insbesondere von der Figur des Dämons Kadron fasziniert – und dementsprechend entsetzt, als Kadron zum Ende des Romans das Zeitliche segnete!

Erst einige Wochen später, mit dem Erscheinen des Romans „Das Geheimnis der Mumie“, erfuhr ich, dass Kadron keineswegs den Tod gefunden hatte. Im Gegenteil, er bereitet Coco Zamis während ihres Soloabenteuers in Ägypten noch ganz außergewöhnliche Schwierigkeiten. „Das Geheimnis der Mumie“ ist allerdings nicht nur eine Art Fortsetzung von Band 49, sondern gleichzeitig der Mittelteil eines „inoffiziellen“ Dreiteilers, denn Kadron alias Nefer-Amun ist auch am Ende von Band 55 noch nicht geschlagen, und so kommt es zwei Bände später in „Die Rache der Mumie“ auf einer Insel in der Ägäis zum großen Finale …

Einer der interessantesten Aspekte des Ägypten-Abenteuers von Coco Zamis ist wohl, dass Kurt Luif uns in diesem Roman in die Vorgeschichte von Kadron alias Nefer-Amun alias Abu’l-hawl einweiht. Nach seinem „zweiten“ Tod in „Blut für Lukretia“ ist Kadrons „Ka“ – seine Seele – nämlich wieder an seinen Mumienkörper gefesselt. Aus persönlichen Gesprächen mit Kurt weiß ich, dass er damals sehr viel Zeit in die Recherche des Romans investiert hat. Aus diesem Grund konnte der Abschluss der Trilogie „Die Rache der Mumie“ auch nicht direkt nach „Das Geheimnis der Mumie“ erscheinen. So ließ Ernst Vlcek zunächst dem „Monster von Greenfield“ freien Lauf, bevor Kadron ein drittes Mal auftreten durfte. Diese Zerstückelung eines Mehrteilers ist im Romanheft durchaus ungewöhnlich und verlangt den Lesern einige Geduld ab.

DORIAN HUNTER-Romanheft 55, „Das Geheimnis der Mumie“

Dies hat wohl auch Ernst Vlcek erkannt, als er später im Exposé zu Band 63 schrieb: „Wie Luif-Davenport versicherte, kann er den Termin für diesen Doppelband einhalten, so daß wir keine Story einschieben müssen, wie wir es bei den Bänden 54–56 getan haben, was einige Verwirrung verursacht hat …“

Ebenfalls interessant finde ich, dass Kurt Luif die Vorgaben des Exposés für „Die Rache der Mumie“ wieder einmal nicht eins zu eins übernommen hat, denn im Exposé zu Band 143 (!) ist zu lesen: „Jenny und Parker dringen unter Gefahr weiter in die Insel ein. Da sehen sie einen Atombunker. E.B.S. hat ihn vor Jahren aus Furcht vor der Bombe erbaut. Diese Anlage bitte so schildern, wie im Exposé 56 festgehalten. Luif-Davenport hat den Atombunker in diesem Band nicht erwähnt. Also greifen wir jetzt darauf zurück. Das passt zu diesem Thema.“ – Das nennt man wohl Recycling …

Hier noch einige Daten, die ich zu Kadron zusammengetragen habe: Seinen Dämonennamen hatte sich der Pharo-Priester Nefer-Amun gewählt, als er der Schwarzen Familie beitrat. Er wurde auch Abu’l-hawl, der Vater des Schreckens, genannt. Er lebte vor über dreitausend Jahren als Pharo-Priester zu Echatons Zeiten, der ihn zum Tode verurteilt hatte. Er wurde lebendig einbalsamiert und starb einen fürchterlichen Erstickungstod. Nach fünfzehn Jahren erwachte er wieder zum Leben. Jährlich wurde ihm von einem Geheimkult, den sein Onkel, der Hohepriester Bekanchos, für ihn gegründet hatte, ein Mädchen als Opfer dargebracht. Er nahm die Seele der Toten und damit ihre Lebensenergie in sich auf und konnte dadurch Astralkörper bilden und damit jede gewünschte Gestalt annehmen. Auf diese Weise war Nefer-Amun praktisch unsterblich.

DORIAN HUNTER-Romanheft 57, „Die Rache der Mumie“

Nachdem er seinen Wirkungskreis zunächst auf Ägypten beschränkt hatte, schloss er sich vor etwa tausend Jahren der Schwarzen Familie an und gab sich den Namen Kadron. Doch Menschen und Dämonen blieben ihm gleichgültig. Obwohl er über gewaltige magische Kräfte verfügte, blieb er innerhalb der Schwarzen Familie ein Außenseiter, der sich bei Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern neutral verhielt – es sei denn, er nahm den Auftrag an, einen Menschen oder Dämon töten. In diesem Fall stand er mit all seinen Fähigkeiten hinter seinem Auftraggeber, und je schwieriger eine solche Aufgabe zu erledigen war, desto mehr genoss er die Ausführung.

Von Asmodi II. weitestgehend ignoriert, erhielt Kadron alias Nefer-Amun von Olivaro am Ende von dessen Amtszeit endlich den Auftrag, Dorian Hunter und Coco Zamis gefangenzunehmen oder, falls dies nicht gelingen sollte, sie zu töten. Sein Pech war, dass einer der Oppositionsdämonen recht gut über ihn Bescheid wusste, und dieser ließ durch Lukretia Mahan Kal, die als Medium fungierte, Kadrons Astralkörper töten. Von diesem Moment an war Kadrons Geist wieder in seinem Mumienkörper gefangen, und er konnte keine Astralleiber mehr bilden. Für einige Zeit war er völlig hilflos, sodass Grabräuber sein Grab entdecken und einen Großteil seiner Grabbeigaben entwenden konnten. Nachdem der Geheimkult ihm danach ständig neue Opfer zuführte, kehrten Kadrons Kräfte langsam zurück, und es hätte nicht mehr lange gedauert, bis er wieder einen Astralkörper hätte bilden können.

Als aber dann sein Sarkophag gewaltsam geöffnet wurde, erwachte seine Mumie zum Leben und wandte sich an Olivaro. Der Januskopf half ihm, sich an Dorian Hunter und Coco Zamis zu rächen, die sich im Besitz einer Grabbeigabe befanden. Doch der Plan schlug erneut fehl, da Coco Zamis die Falle bemerkte und, nachdem Dorian und sie sich in Sicherheit gebracht hatten, die Sprengung auslöste, die eigentlich sie beide hätte vernichten sollen. Durch die Explosion wurden sämtliche Grabbeigaben und der Mumienkörper zerstört und Nefer-Amun alias Kadron starb zum zweiten Mal und damit endgültig. (Quelle: DORIAN HUNTER-Romanheft 49, 55 + 57)

Weiterlesen