Grusel zum Fürchten

von am 4. November 2022

Für mich als Autor ist es immer interessant zu erfahren, über was sich die Leute gruseln. Genauso, wie ich selbst mich dabei beobachte, was mich zum Fürchten bringt. Wobei sich zu fürchten schon eine Steigerung zum Gruseln bedeutet. Ich zitiere Hans D. Baumann: „Ein Grauen, auf das wir nur mit Gruseln reagieren, ist nicht bedrohlich.“
Soweit zur Einleitung. Seit über zehn Jahren veranstalte ich in meinem Heimatort zu Halloween „Gruseln im Grünen“. Viele ganz unterschiedliche Autoren haben dort bereits gelesen und die Zuschauer (es ist übrigens stets ausverkauft!) zum Gruseln und Fürchten gebracht. Dabei kommt es jedes Mal auf die Mischung an, sodass sich das Publikum zwar mit einem gewissen wohligen Schauer auf den (dunklen) Rückweg zum Parkplatz begibt, aber auch zwischendurch befreiend gelacht werden darf. So wurden diesmal unter anderem eine Geschichte von Torsten Sträter vorgetragen (eine Horror-Geschichte, wohlgemerkt) und in einer schauspielerischen Leistung „Das Fass Amontillado“. Letztere bot der Schauspieler und Puppenspieler Gerd J. Pohl meisterhaft dar, und es gelang ihm – dem erfahrenen Puppenspieler – selbst bei einer so grauenhaften Geschichte, wie sie Poe erdacht hat, an ein paar wenigen Stellen eine gewisse Komik hinein- und das Publikum zum Schmunzeln zu bringen.
Wenn wir uns erinnern: Das war schon bei jedem Kasperstück so, dass wir als Kinder vor Sorge um die ein oder andere Figur mitfieberten, aber auch befreit losjubelten, wenn der Kasper mal wieder den Bösewicht verdrischt.
In den modernen Horrorfilmen hat man inzwischen diesen Kniff übernommen, allerdings nicht unbedingt zum Vorteil. Der Horror bleibt dabei oft auf der Strecke, weshalb ich mir lieber die alten Filme anschaue.
Wo diese Mischung überraschenderweise (?) gelingt, ist in den DORIAN HUNTER-Hörspielen, während die Romane schon immer weitgehend humorfrei waren – so wie das Romanheft-Genre bis auf wenige Ausnahmen generell. Und insbesondere DORIAN UNTER und DAS HAUS ZAMIS sind sogar seit jeher noch ein wenig düsterer.
In einem früheren Blogbeitrag habe ich mich schon einmal mit dem Thema „Horror und Humor“ befasst. Damals schrieb ich: In PROFESSOR ZAMORRA und JOHN SINCLAIR wird durch die Vermenschlichung der Höllenkreaturen (Asmodis bzw. Asmodi) manchmal der Horror durch die Komik verdrängt – etwas, was im Zamis-Universum fehl am Platze wäre.
Und ich denke, das wird auch so bleiben.

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Rezensionen zu Folge 48.1 und 48.2

von am 31. Oktober 2022

Die ersten Rezensionen zur DORIAN HUNTER-Doppelfolge 48.1 und 48.2 sind eingetroffen. Wir präsentieren euch eine kleine Auswahl … und einen Nachzügler:

Traumwelt-Hörspiel schreibt u. a.: „Der Sound ist natürlich auch ein echter Hunter. Wer Hörspiele liebt, der muss in Sachen Detailgenauigkeit, Leidenschaft und Zwischentönen die Hunter-Reihe einfach lieben. Aber, und das ist vielleicht das einzige kleine Manko, man muss am Ball bleiben. Die Story ist auch hier wieder anspruchsvoll und komplex, man braucht Erinnerungsvermögen und recht viel Aufmerksamkeit, um auch diesen Hunter in vollen Zügen genießen zu können …“

ffm-rock.de schreibt u. a.: „Zwar muss man als Hörer immer sehr aufmerksam lauschen um all die Offenbarungen oder Zwischentöne auch wirklich mitzubekommen, am Ende aber bekommt man genau das, was man an der Serie kennt und liebt: Hochkomplexes Geschehen, exotische Orte und einen kleinen Teil einer schier endlosen Geschichte. Auch die zweistufige Art der Erzählung, seit Folge 47, zeigt sich nun, wo lose Enden verknüpft wurden, als genau richtiges Stilmittel um die Handlung hier voranzutreiben. Aus Sicht der Sprecher gibt es keine Kritik. Das Sounddesign bleibt wunderbar düster und wirkt auch hier wie aus einem Guss, der wunderbar mit dem so differenzierten Soundtrack fusioniert. Die Musik von Andreas Meyer ist und bleibt DAS Alleinstellungsmerkmal dieser Serie, das über jeden Zweifel erhaben ist …“

Monsters and Critics hinkt noch ein wenig hinterher und hat gerade eine Rezension zu Folge 47, „Duk Duk“, veröffentlicht. Hier ein Auszug: „Dorians Jagd durch die Vulkanlandschaft und danach durch den Dschungel kann man sich wirklich gut vorstellen und auch die Bedrohung, welche die ganze Zeit im Raume ist, ist für die Zuhörer das ganze Hörspiel über greifbar … Erneut ist es Dennis Ehrhardt und seinem Team gelungen, ein perfektes Horror-Hörspiel zu produzieren. Dieses macht durch den Cliffhanger am Ende natürlich Lust auf mehr, denn natürlich sind immer noch nicht alle Fragen geklärt – allen voran: Wer ist Ronald Chasen?“

Weitere Meinungen und Rezensionen veröffentlichen wir an dieser Stelle, sobald sie eintreffen.

Happy Halloween und bis kommenden Freitag an dieser Stelle!

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Neues Redaktionsvideo!

von am 16. Oktober 2022

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Tritt ein ins Haus der schwarzen Tränen!

von am 14. Oktober 2022

Pünktlich Anfang Oktober erschienen: DAS HAUS ZAMIS Band 66 – Das Haus der schwarzen Tränen.

Was es damit auf sich hat, müsst ihr natürlich selbst erkunden. Am besten, ihr schließt euch Coco Zamis an, die darin Erfahrungen der unerwarteten Art macht. Das düstere Gebäude, idyllisch gelegen am beschaulichen Mondsee, ist nämlich alles andere als eine Wellness-Oase. Im Gegenteil. Und Coco trifft dort auf eine alte Bekannte, sodass sie sich fragt, ob sie tatsächlich schon einmal in ihrer Jugend im Haus der schwarzen Tränen war, ohne irgendeine Erinnerung daran zu haben. „Kinderverschickung“ nannte man das wohl damals.

Wie immer enthält auch dieses Taschenbuch zwei aufeinander abgestimmte Romane. Im ersten, der von Michael Marcus Thurner geschrieben ist, geht es zunächst um den geheimnisvollen Guardian, der in Coco die Reinkarnation einer längst verloren geglaubten Geliebten sieht: jener Aurora, die dem Roman denn auch ihren Namen verleiht …

»Meine Liebste, bitte lassen Sie mich ein! Seit zwei Wochen suche ich Ihr Heim auf, Abend für Abend heimlich und unter großen Schwierigkeiten. Ich besteche die Diener Ihrer Eltern, damit sie mich bei der Seitentür reinlassen. Ihr Vater wurde dank meiner Unterstützung in den Stadtrat aufgenommen. Trotz der bösen Gerüchte, die über ihn im Umlauf sind und trotz des niedrigen Standes Ihrer Familie.«

Aurora lächelte.

„Ich habe mich stets wie ein Cavaliere verhalten. Habe Ihnen Pretiosen geschenkt. Habe Ihre Familie unterstützt. Habe Ihren missratenen Cousin aus dem Kerker holen lassen, trotz seiner unzähligen Eskapaden, und ihn auf freien Fuß gesetzt. Was erwarten Sie denn noch von mir?« 

Aurora blickte zu ihrem Verehrer hinab und verbarg das Gesicht hinter einem Schleier. Der alte Graf konnte bloß ihre Augen sehen. Fackeln, am richtigen Platz angebracht, sorgten in den Stunden der Abenddämmerung für ein Licht, das ihre körperlichen Vorzüge am besten zur Geltung brachte. Zumindest jene, die Aurora bereit war, dem Greis zu zeigen.

»Stadtrat Moragnoli«, sagte sie, »ich schätze sehr, was Sie für meine Familie und mich getan haben. Aber Sie taten es freiwillig. Ohne einer Zusage meinerseits, Ihnen meine Gunst zu gewähren. Sie erinnern sich?«

Moragnoli trat unruhig von einem Bein aufs andere. »Selbstverständlich tue ich das, Signora. Aber ich hoffte, dass meine Taten Ihr Herz zumindest ein wenig erweichen würden. Nur eine Stunde alleine mit Ihnen, Aurora, und Sie würden wissen, was für einen guten Freund Sie in mir haben.«

»Es wird Sie gewiss nicht überraschen, wenn ich Ihnen sage, dass ich diese Worte schon von einigen anderen Männern gehört habe?« Aurora zog sich ein wenig von der steinernen Balkonbrüstung zurück. So, dass Moragnoli glauben musste, dass sie sich in ihr Zimmer zurückzog.

»Ich bin anders!«, rief der Graf mit sich überschlagender Stimme. »Fragen Sie jedermann in der Stadt. Man wird Ihnen meine Tugend und meine Ehrenhaftigkeit bestätigen. Bei mir, Signora, sind Sie in den besten Händen.«

Von wegen! Aurora wusste nur zu gut, dass der Alte in den Hafenvierteln herumhurte. Nicht nur das: Wenn ihn die Laune überkam, holte er sich einen der Burschen aus den Schiffsdocks, ließ ihn waschen und schminken, in sein Familienanwesen am Land schaffen und ihn in Frauenkleider stecken. Für einige wenige Florin kaufte er sich einen Lustknaben, um ihn mit seinem weichen Schwänzlein und unter tatkräftiger Mithilfe einer Dienerin zu sodomisieren.

»Bitte!«, flehte Angelo Moragnoli erneut …

So weit eine erste Leseprobe. Wobei, so viel sei verraten, es nicht immer von Vorteil ist, wenn einem eine Bitte gewährt wird …

In diesem Sinne: Passt gut auf euch auf!

Mit schwarzen Grüßen

Uwe

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Im Zentrum des Schreckens

von am 8. Oktober 2022

Ich bin seit geraumer Zeit mit dem Motorrad kreuz und quer durch Europa unterwegs. Nicht nur aus Spaß an der Freud, sondern stets auch mit dem Netbook bewaffnet, um mir entlang der Strecke mein Geld als Autor zu verdienen. Etwa zehn Bücher und Heftromane sind unterwegs bislang entstanden, darunter zwei Beiträge zur Serie DAS HAUS ZAMIS.

Immer wieder mal hatte mich mein Weg im letzten Jahr nach Hamburg geführt, doch nie hatte ich es geschafft, Dennis Ehrhardt vom Zaubermond Verlag einen Besuch abzustatten. Ende September klappte es dann aber doch noch.
Wir gingen eine Weile spazieren und Dennis zeigte mir zu meiner völligen Überraschung einen hügeligen, von schmalen Tälern durchzogenen Teil Hamburgs, unweit des Verlagssitzes. Das Appelbütteler Tal passte so gar nicht zu meiner Vorstellung von Hamburg. In dessen Zentrum steht ein alter Dorfkern, sicherlich 150 Jahre alt, mit viel Liebe zum Detail instand gehalten und auch bewohnt. Ziegelhäuser, die mit Stroh abgedeckt waren. Irgendwie erschien mir das Appelbütteler Tal irreal und surreal. So, als hätte jemand den Teil einer alten Gemeinde in die Moderne versetzt. Natürlich setzten sich augenblicklich die Zahnräder im Kopf in Bewegung. Irgendwann einmal werde ich diese Idee aufgreifen …

Dennis und ich setzten uns für zwei, drei Stunden in eine kleine Pizzeria, um über Pläne zu sprechen. Unter anderem ging es natürlich um DORIAN HUNTER Band 100, ums Verlagswesen im allgemeinen und um Zaubermond im speziellen, um alte und um neue Ideen, um Dennis‘ Arbeit als Hörspielproduzent.

Ich darf seit mittlerweile fast 15 Jahren für den Verlag schreiben, aber eigentlich war mein Einstieg bei einer der Zaubermond-Reihen schon früher geplant gewesen: Ich sollte bei „Die Abenteurer“ mitschreiben. Doch kaum war diese Mitarbeit fixiert, musste Dennis die Buchserie mit Band 14 einstellen. Ich erfuhr davon bei der Frankfurter Buchmesse im Jahr 2003. Ein kleiner Tiefschlag für mich in einer Zeit, da ich gerade versuchte, im Buch- und Heftromanbereich als Autor Fuß zu fassen …

Die Unterhaltung mit Dennis drehte sich also um Vergangenes, aber auch um die Zukunft. Es waren ein paar spannende (und entspannende) Stunden, die ich mit ihm verbringen durfte …

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Die Oktober-Neuheiten werden demnächst versendet!

von am 3. Oktober 2022

Am 21. Oktober ist es so weit: Dann erscheint nicht nur die neue DORIAN HUNTER-Hörspieldoppelfolge 48.1, »Vater des Schreckens – Blut für Lukretia«, und 48.2, »Vater des Schreckens – Lebendig begraben«, sondern auch DAS HAUS ZAMIS Buch 66, »Das Haus der schwarzen Tränen«. Die Titel sind bereits im Verlag eingetroffen und werden diese Woche an Vorbesteller und Abonnenten versendet, sodass ihr sie auf jeden Fall einige Tage vor dem offiziellen Erscheinungstermin in den Händen halten werdet!

Bereits im Sommer ist Folge 1 der DORIAN HUNTER-Hörspiele in einer edlen Doppel-Vinyl-Ausgabe erschienen – als »Extended Version« mit einer um insgesamt vier Minuten verlängerten Laufzeit!
Enthalten ist zusätzliches Originalmaterial aus dem Aufnahmejahr 2008, das bisher zum Teil noch nie veröffentlicht wurde! Die Vinyl-Ausgabe von »Im Zeichen des Bösen« ist zum Preis von € 29,95 auf hier im Zaubermond-Shop erhältlich.

Auch der neue DORIAN HUNTER-Kalender für das Jahr 2023 ist da! Aufgrund der zu erwartenden Druckpreiserhöhungen im Winter haben wir uns entschieden, die Veröffentlichung des Kalenders vorzuziehen. So sind diesmal ausnahmsweise noch Nachbestellungen möglich. Wer also noch eines der letzten Exemplare ergattern möchte, hat hier in unserem Zaubermond-Shop noch die Gelegenheit!

Nicht so gute Nachrichten gibt es weiterhin bezüglich der DORIAN HUNTER-Buchserie. Leider müssen wir das Erscheinen von Buch 100 abermals verschieben. Wir schaffen es zurzeit nämlich aus verschiedenen Gründen nicht, die Buchserie voranzutreiben, und haben uns deswegen entschlossen, keinen neuen Erscheinungstermin mehr anzukündigen. Aber ihr werdet es hier auf jeden Fall als Erste erfahren, wenn Buch 100 fertig ist!

Viel Spaß mit den neuen Titeln wünscht

Dennis Ehrhardt

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„Achte auf den Mann mit dem schwarzen Mantel!“

von am 23. September 2022

Welker Blättertanz im Hexenkreise,
Nebelgeister wirbeln leise
Und auf stille Weise
Macht der Sommer sich
Auf weite Reise …


Heute ist Herbstanfang. In alten Zeiten wurde besonders im Spätherbst der Bund der Ehe geschlossen, insbesondere an Tagen des zunehmenden Mondes oder Vollmondes. Seht euch also vor, wer euch da ehelichen will – es könnte jemand aus der Schwarzen Familie sein, der es auf euch abgesehen hat!

In der Dunkelheit durften Kinder und alte Frauen das Haus nicht mehr verlassen, weil es draußen spukte. Alle Arbeiten draußen auf dem Feld sollten nun bald erledigt sein und die Tiere wieder im Stall stehen – spätestens aber am 29. September, einem wichtigen Lostag, sollte alles vollbracht sein.

Tag und Nacht sind gleich lang. Und ab heute wird jede Nacht ein wenig länger, was echten Horror-Fans eh entgegenkommt.

Zum Beispiel, um sich entspannt mit einem Glas blutrotem Wein im Ohrensessel zurückzulehnen und dem Dorian Hunter-Hörspiel „Herbstwind“ zu lauschen.

Ich habe es mir heute Nacht wieder angehört, und auch wenn der Wind nicht ums Haus pfiff und der Regen nicht ans Fenster prasselte, lief mir gleich zu Anfang ein echter Schauer über den Rücken. Ich sage nur: „„Achte auf den Mann mit dem schwarzen Mantel!“

Probiert es aus!

Schaurige Nächte!
Uwe




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Zaubermond-Autor Friedrich Tenkrat alias A. F. Morland ist gestorben

von am 2. September 2022

Der Autor verstarb am 27. August 2022 im Alter von 82 Jahren. Bis zuletzt war Fritz Tenkrat aktiv, und gerade erst vor wenigen Monaten erschienen neue Romane seiner beliebten Serie Tony Ballard im Gespenster-Krimi – also da, wo sie vor Jahrzehnten gestartet war. Die letzten seiner noch unveröffentlichten Tony Ballard-Manuskripte (wie auch Jerry Cotton) werden in den nächsten Monaten posthum erscheinen.

Ich habe Fritz Tenkrat leider nicht kennenlernen dürfen, aber ich spüre in meinem Autorenumfeld eine große Betroffenheit. So schrieb mir Timothy Stahl: „Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass Fritz Tenkrat sicher einer der freundlichsten, liebenswürdigsten und rundherum sympathischsten Menschen war, die ich je kennenlernen durfte. Man musste ihn einfach mögen, das ging gar nicht anders. Und er war neben Jason Dark definitiv der Mensch, der die Lust zum ‚Heftchenschreiben‘ in mir weckte und damit mein Leben mitbestimmte.“

Es gibt sicherlich nicht wenige Autoren, die mit seinen Abenteuern aufgewachsen sind und sich von seinem Stil inspirieren ließen. So erinnert sich Professor Zamorra-Autor Thilo Schwichtenberg: „Tony Ballard wurde meine absolute Lieblingsserie. Die parallelen Handlungsstränge und die Gegebenheiten in der Hölle habe ich von Fritz Tenkrat übernommen. Er hat mich und mein Schreiben von Anfang an beeinflusst.“

Ich weiß nicht mehr, ob ich es in einem Interview gelesen habe oder Ernst Vlcek es mir erzählt hat, als ich ihn mal fragte, ob er Fritz Tenkrat gut kenne. Denn da beide in Wien lebten, wunderte es einen schon, dass Fritz Tenkrat, der ja bei zig Serien mitschrieb, nie einen Dämonenkiller-Roman verfasst hat. Ab und zu nur sei man sich im Postamt über den Weg gelaufen, erinnerte sich Ernst. Meistens dann, wenn sie ein neues Manuskript an den Verlag schickten.

Auch im Zaubermond Verlag war Tony Ballard kein Unbekannter: Seit März 2005 erschienen immerhin 40 Hardcover-Bände, bevor die Serie in der Romantruhe weitergeführt wurde.

Fritz Tenkrat beim Signieren. Foto: Timothy Stahl

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Tomokirimaru und der Herrscher von Niemandsland

von am 27. August 2022

Der kürzlich erschienene Band 103 der Romanheft-Neuauflage von DORIAN HUNTER bei Bastei enthielt bekanntlich den „wahren“ Band 100, der aufgrund der drei Einschubbände 35, 83 und 84 drei Nummern nach hinten gerutscht ist. Auf der dortigen Leserseite MYSTERY-PRESS habe ich einen Brief von Jürg Schmidt gebracht, den ich euch (inklusive meiner Antworten) auch hier nicht vorenthalten möchte:

Ich heiße euch willkommen zu „Des Teufels Samurai“, dem „echten“ Jubiläumsband Nr. 100, der in der Erstauflage den Zyklus um Dorians fünftes Leben einläutete. Jürg, der übrigens auch als Korrekturleser für die DH-Bücher tätig ist, wird sich im zweiten Teil seines monumentalen Leserbriefs auch mit diesem Zyklus beschäftigen:

Heftroman DH 100 wird ja Earl Warrens „Die Todestür“ werden. Ich habe eine gespenstische Story um einen echt fiesen Plan Luguris im Kopf, um besessene Kinder und Martin, Cocos und Dorians Sohn. Es würde mich und alle anderen Leser natürlich freuen, wenn es eine Sonderausstattung gäbe. Mal sehen, ob der Verlag ein bisschen Kohle locker machen kann.

Nein, konnte er leider nicht. Ich hatte diesbezüglich schon vor einigen Wochen angefragt, bin aber mit leeren Taschen zur Unterredung hin und anschließend auch wieder nach Hause gefahren. Angesichts der allgemeinen Situation mit Preissteigerungen allerorten sicherlich nachvollziehbar. Freuen wir uns, dass Bastei weiterhin so fest hinter DORIAN HUNTER und DAS HAUS ZAMIS steht!

Im Band zuvor müssen wir uns von einem Mitstreiter Dorians verabschieden, dem Londoner Großmeister der Magischen Bruderschaft. Mit dem Tod Hekates bildet der Roman einen schönen Abschluss. Ein paar Wochen später wird einer meiner Lieblingszyklen folgen, der um den Schwarzen Samurai, das mächtige Schwert Tomokirimaru und den „Hozo no o“ (heutzutage meist eher als „Heso no o“ transkribiert). Die Japaner haben ca. im sechsten Jahrhundert die chinesischen Schriftzeichen (Radikale) übernommen, vermutlich kam es so zu der Übersetzung „Blumenstängel des Lebens“ (chinesisch „mingdi“). Zu Tomotadas Lebzeiten im 16./17. Jahrhundert werden die entsprechenden Radikale – gerade in den traditionsbewussten Adelshäusern – wohl noch gebräuchlich gewesen sein; die heutigen Radikale von „heso no o“ sehen anders aus.

Oha, ich gestehe, hier erwischt du mich auf dem falschen Fuß. Vor meinem nächsten Japan-Urlaub werde ich mich auf jeden Fall zwecks einer kleinen Vokabularauffrischung an dich wenden! 😛

Da fällt mir ein, dass in der Serie Olivaros Tarnidentität meist als „Kokuo no Tokoyo“ bezeichnet wird, als „Herrscher von Niemandsland“. Diese Konstruktion ist allerdings fehlerhaft, korrekt müsste es „Tokoyo no Kokuo“ heißen, da im Japanischen das Bezugswort nachgestellt wird. Ich glaube, Neal Davenport hat in „Der Kerkermeister“ einmal die korrekte Form verwendet …

Die japanischen Dämonen hatte Ernst Vlcek damals den Werken Lafcadio Hearns (1850-1904) entnommen. Hearn, als Sohn eines Iren und einer Griechin auf Lefkas geboren, wurde später in Japan naturalisiert und nannte sich dann Koizumi Yakumo. Seine Schriften haben das europäische Bild Japans maßgeblich geprägt.

Wie gut, dass die damalige Identität von Olivaro ja bereits in Band 101, „Der Kerkermeister“, enthüllt wurde, sodass ich Jürgs Brief hier ungekürzt bringen kann, ohne zu spoilern. 🙂

Zuletzt noch zu den Hörspielen: Folge 46, „Mörder der Lüfte“, hat mir wahnsinnig gut gefallen. Die arme Coco macht da ja einiges mit. Victor Oller als Bösewicht: großartig!! Wenn meine Informationen richtig sind, wird in der nächsten Folge „Shimada“ aus JOHN SINCLAIR mit von der Partie sein (na ja, zumindest Sprecher Gen Sato). Da bin ich echt gespannt, ob du wirklich die DK-Godzilla-Variante bringst oder alles etwas kleiner ausfällt. Und noch gespannter auf Folge 50, die – sofern alles glattläuft – im nächsten Jahr kommt. Echte Folter, so lange zu warten, aber die Qualität der Hörspiele lässt einen auch diese überstehen.

Ja, Gen Seto war in Folge 47 mit dabei – als Duk-Duk-Geist. In einer der letzten MP-Ausgaben habe ich ja schon einiges über die Folge verraten – unter anderem auch, dass Godzilla alias Tangaroa leider zu Hause bleiben musste.

Beschäftigt haben mich deine Andeutungen, dass die Hörspielserie in Sachen Marvin Cohen einen anderen Verlauf nehmen könnten als die Romane. Denkbar wäre, dass Cohen sich zurückzieht, um sich um Lil zu kümmern, sodass man ihn „bei Bedarf“ (also eigentlich immer :-)) reaktivieren könnte. Andererseits ist es auch ein Markenzeichen der Serie, dass außer Dorian und vielleicht Coco keine Figur sakrosankt ist. Den dramatischen Eindruck von Cohens Tod fand ich eigentlich zu beeindruckend, als dass man darauf verzichten sollte. Aber dir wird schon eine gute Lösung eingefallen sein …

Ich verrate nur so viel: Noch ist das Skript zu Folge 50 nicht geschrieben. 🙂

Mit guten Wünschen für die Zukunft der Serie, dich persönlich, die Autoren und das Team dahinter, den Korrekturleser (hüstel), die Ukraine und uns alle möchte ich die Mehl beschließen.

Ich danke und erwidere die guten Wünsche – vor allem an den Korrekturleser! 😉 Bis in 14 Tagen!

So weit meine Worte in der MYSTERY-PRESS von Band 103. Und auch hier verabschiede ich mich, wenn auch nur bis kommende Woche, wenn der nächste Beitrag im DORIAN HUNTER-Blog erscheint!

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Das silberne Phantom: Warum du Rüdiger Silbers außergewöhnliche Romane unbedingt lesen solltest!

von am 12. August 2022

Nächsten Dienstag, am 16. August, erscheint mit Band 48 unter dem Titel „Die lauernde Bibliothek“ ein Roman von Rüdiger Silber. Rüdiger Silber ist das Pseudonym meines 2016 verstobenen Freundes Malte S. Sembten, an den ich in diesem Blogbeitrag erinnern möchte, denn seine Geschichten und Romane waren stets außergewöhnlich. Und so erwartet euch auch diesmal ein außergewöhnlicher Roman.

DAS HAUS ZAMIS Heft 48: „Die lauernde Bibliothek“

Der am 22. April 2016 verstorbene Schriftsteller, Übersetzer, Lektor und Zeichner Malte S. Sembten war nicht nur mehr als zwei Jahrzehnte mein Weggefährte, wenn es darum ging, Fanzines herauszugeben oder Storys zusammen zu schreiben, sondern er war – vor allen Dingen in den letzten Jahren seines Schaffens – Profi. Also jemand, der für sein Schaffen gemeinhin Honorar bezieht. Zuvor bezeichnete er sich selbst als „Gentleman Writer“ ganz in britischer Tradition.

Wie so viele Schriftsteller des Makabren seiner Generation nutzte Malte S. Sembten die Gelegenheit, in der Romanheftreihe JOHN SINCLAIR mit einer Lesergeschichte zu debütieren. 1996 erschien in der 4. Auflage in Band 194 die Story „Der Spiegeleimann“.

In der Folge erschienen immer wieder Storys von Malte in Anthologien. In denen der Kleinverlage floss sicherlich kaum bis kein Geld, aber bereits 1997 erschien im Heyne Verlag innerhalb der Reihe ISAAC ASIMOVS SCIENCE FICTION die Kurzgeschichte „Blind Date“, eine Veröffentlichung, auf die der Autor zu Recht sehr stolz war und für die er 1998 mit dem Kurd-Laßwitz-Preis ausgezeichnet wurde.

Bereits 2006 schlug ich Malte S. Sembten vor, für die Buchreihe COCO ZAMIS einen Teilroman zu verfassen. Malte wählte als Schauplatz u.a. das damals noch existierende Dracula Museum, das er sehr gut kannte. Leider traf dieser Roman (Die lauernde Bibliothek) nicht ganz den Nerv der Serie – eben weil er, wie oben erwähnt, außergewöhnlich in vielerlei Hinsicht war – sodass es bis 2013 dauerte, ehe er einen zweiten Anlauf wagte (Der Folterkeller). Auch in den folgenden Bänden war Malte regelmäßig im HAUS ZAMIS (wie die Serie inzwischen umgetauft worden war) mit Romanen vertreten, ebenso in der Schwesterreihe DORIAN HUNTER des Zaubermond-Verlages.

Obwohl Malte für diese Serien unter seinem Pseudonym Rüdiger Silber schrieb, nahm er die Arbeit dafür sehr ernst. Er recherchierte ausgiebig, obwohl in der Regel umfangreiche Exposés vorlagen. Auch hinterfragte er jeden einzelnen Baustein, kämpfte für jede eigene Idee, die ihm besser schien und versuchte sie durchzusetzen. Exemplarisch zitiere ich aus einer Mail, die er mir schrieb, nachdem wir einige unterschiedliche Standpunkte ausgetauscht hatten. Es geht darin um die Frage, wie eng ein Autor sich an das Exposé halten sollte:

„Auch ich stehe dem lektorierten Roman jetzt wieder positiver gegenüber, nachdem ich z.B. die Fähigkeit Gouédés/Lady Mambas zur Verwandlung in eine Schlange erklären konnte. Logikmängel sind mir ein Gräuel (weswegen ich auch zum Übererklären neige).

Auch der neue Schlussabsatz stellt mich zufrieden (auf die letzten Sätze lege ich immer besonderen Wert). Den ursprünglichen Schluss mit ‚Coco & Rebecca’ als Anspielung auf ‚Thelma & Louise’ hatte ich von der ersten Romanseite an so geplant, aber nachdem Du die Erwähnung des Filmtitels am Anfang und am Ende des Romans gestrichen hattest, ergab ‚Coco & Rebecca’ als letzte Zeile partout keinen Sinn mehr.

Das sind so Details, die mir als Autor auffallen und bedeutsam vorkommen, aber Dir wahrscheinlich nicht. Umgekehrt kenne ich Dein Expo nicht so gut wie Du und hänge nicht so daran, weswegen mir die Abweichungen vom Expo nicht so schwerwiegend erscheinen.

So kommt dann wohl die unterschiedliche Wahrnehmung zur Krötenverteilung zustande.

Ja, so sah es der akribische Autor Malte S. Sembten, und machte es einem so nicht immer ganz leicht, wie man sich vorstellen kann. Beispiele nennt er ja selbst. Was Malte jedoch immer fertigbrachte: Sein Roman erschien mir immer weit besser, als es das jeweils von mir geschriebene Exposé erahnen ließ. Die obige Mail stammt übrigens vom 2. Januar 2016 und bezieht sich auf Maltes zu seinen Lebzeiten letzten geschriebenen Roman für die Serie DAS HAUS ZAMIS. Weitere waren geplant, auch für die Reihe DORIAN HUNTER. Dann jedoch ereilte mich ein Anruf von Maltes Vater, der ausrichten ließ, dass Malte den nächsten Termin wohl nicht werde einhalten können.

Neben dem menschlichen Verlust bedeutete Maltes Tod einen sehr großen Verlust für beide Serien.

Mit schwarzen Grüßen
Uwe

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