Christian Montillon: Wie ich die DORIAN HUNTER-Hörspiele revolutionierte

von am 7. Januar 2014

Ich hatte eine weitere Wortmeldung von Ex-Exposéautor Christian Montillon versprochen. Hier ist sie, und ich möchte gar nicht viel vorneweg reden, denn ich wette, ihr wollt viel lieber seine neueste Anekdote lesen. Also überlasse ich nun ihm das Wort und lasse ihn erzählen, wie er einem Freak seine Stimme lieh:

Zuerst eine Erklärung: Niemals würde ich mir bewusst eine besonders reißerische Überschrift ausdenken, um nach Aufmerksamkeit zu haschen.
Natürlich nicht.

Als die DORIAN HUNTER-Hörspiele noch sehr neu auf dem Markt waren, stieg ich ins Flugzeug und flog nach Hamburg. Wenn ich nichts durcheinanderbringe, habe ich mich auf den Aufenthalt dort vorbereitet, indem ich während der Reise das dritte Hörspiel hörte, und dabei etliche Male den Schluss, der aus dem Gedächtnis zitiert so geht: „Was machen Sie hier?“ – „Meine Arbeit!“ Schlussmelodie. Liest sich vielleicht doof, im Hörspiel kommt es super.
Was hatte ich in Hamburg vor? Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Gelegenheit, an Hörspielaufnahmen teilzunehmen. Also mir einfach mal im Studio anzuschauen, wie das so abläuft. Eine spannende Sache. Und natürlich würden es DORIAN-HUNTER-Aufnahmen werden. Klar doch.
An dem Tag wurden Sprecher für mehrere Einzelfolgen aufgenommen. Es ging um fünf Folgen. (Sagte ich es schon? Wenn ich nichts durcheinanderbringe.) Und es war faszinierend, etliche Sprecher kennenzulernen. Phillip etwa. („Ja. Ja. Ja. Ja.“)
Meine große Stunde schlug am Abend zuvor: Wenn ich schon mal hier war, sollte ich doch auch mitsprechen. Natürlich in einer Mini-Rolle, denn Sprechen ist nicht sooooo sehr mein Ding, mein pfälzischer Zungenschlag ist schon ziemlich ausgeprägt.
Wie gut, dass ich noch bis zum nächsten Tag in der Stadt bleiben würde. Und wie aufgeregt war ich, als ich dann tatsächlich die Seiten wechselte – bislang hatte ich brav im Regieraum gesessen, „diesseits” der Glasscheibe, nun ging ich für ein paar Minuten in den „Sprecherraum“.
Ich habe einen oder zwei Sätze gesprochen.
Hundertmal.
Irgendwann klangen sie so, dass sie gut waren … und mir wurde erst richtig klar, welchen Job die Profisprecher leisten. Hut ab!
Man kann mich als Freak auf der Folge „Freaks“ hören. („Oder was? Töten Sie uns dann auch, Hunter?“) Dass ich damit die Hörspielserie tatsächlich revolutioniert habe, wage ich zu bezweifeln. Aber es hat Spaß gemacht. Genau wie jener Moment, als es darum ging, welche Rolle ich denn nun sprechen solle. Einen Freak, das wurde bald klar – denn nur so konnten wir meine dialektale Einfärbung rechtfertigen, zumindest für uns selbst: „Asmodi bestraft uns Freaks grausam. Aber mich hats am schlimmsten getroffen: Dieser Dialekt …“

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Autorenvorstellung: Christian Schwarz

von am 20. Dezember 2013

Mit Band 74 und seinem Teilroman „Aus der Asche“ ist Christian Schwarz neu bei HUNTER eingestiegen. Grün hinter den Ohren ist Christian allerdings auf keinen Fall. Ich habe ihn zu seiner langen Autorenlaufbahn und seiner Zeit als HUNTER-Fan und Leser befragt.

Christian, du warst schon lange HUNTER-Leser, bevor du HUNTER-Autor geworden bist. Wie bist du auf die Reihe gestoßen? Was hat dich daran als Leser fasziniert?

Früher, als Schüler und Student, habe ich wirklich alles gelesen (und gesammelt), was im Heftroman-Horrorbereich auf dem Markt war. Da kam ich natürlich am Dämonenkiller nicht vorbei. Allerdings war der DK eine der letzten Serien, in die ich eingestiegen bin, zuvor hatte ich mir eher die Bastei-Helden reingezogen: Sinclair, Ballard, Zamorra, Damona King. Und auch den guten alten Larry Brent samt Macabros. Alles wunderbare Abenteuer.
Dann aber, und das ist jetzt kein Witz, kam der DK und alles war irgendwie anders. Dorian Hunters Welt hat mich vom ersten Moment an derart fasziniert, dass der DK umgehend meine Lieblingsserie wurde. Denn DK war düsterer, härter, kompromissloser, mit einem überragenden Storyplot und teilweise bizarren Ideen. Zum ersten Mal las ich ausgezeichnet recherchierte und geschriebene Mittelalter-Romane (Genrebezogen, meine ich). Zum ersten Mal hielten nicht nur die angloamerikanischen und afrikanischen Länder als Kulisse her, die DK-Geschichten spielten in Wien, auch in Deutschland, irgendwie „vor der Haustür“. So hab ich’s jedenfalls in Erinnerung. Und noch was: DK war freakiger als die anderen Serien. Da kamen zwar haufenweise „Monster der Woche“ vor, aber wer außer DK hatte zum Beispiel einen echten Hermaphroditen als Hauptfigur zu bieten? Das war einfach klasse, da fielen auch die schwächeren Storys nicht ins Gewicht. Logisch, dass ich mir (damals noch auf Flohmärkten) alle alten Romane besorgt habe. In Erstauflage, auch die indizierten, was mich damals eine Menge Geld kostete. Aber es hat sich gelohnt. Ich habe die komplette DK-Serie noch heute im Regal stehen. Neben vielen anderen, klar.

Mit „Aus der Asche“ hast du deinen ersten eigenen HUNTER-Roman vorgelegt. Wie war es, eine Geschichte weiterzuführen, die dich früher selbst fasziniert hat? Wie bist du an die Aufgabe herangegangen?

Na ja, das Gefühl, an einer Serie mitzuarbeiten, die ich früher als Fan gelesen hatte, kannte ich ja schon von Zamorra, Maddrax und Cotton. Es hat mich also emotional nicht überwältigt, falls du das meinst. Aber ich habe mich wahnsinnig gefreut, jetzt auch bei HUNTER meine Spuren hinterlassen zu dürfen; mit einem Einstieg, wie er faszinierender nicht sein könnte. Der Dämonenkiller tot! Wahnsinn. Wie ich da dann rangegangen bin? Professionell, würde ich mal sagen, ha! Ich hatte die Reihe lange nicht mehr gelesen (einfach keine Zeit mehr) und musste mich natürlich erst mal wieder einfinden. Im Laufe der Zeit geht da doch sehr viel Wissen verloren, auch wenn man die „Eckpfeiler“ schon noch drauf hat. Ich habe also einige Romane der damaligen Serie gelesen, Zusammenfassungen auch, und natürlich einige Schlüsselromane der Zaubermond-Fortführungen. Da war dann die ganze Faszination DK wieder da. Ja klar, der gute alte Hermes Trismegistos. Und Unga, das Neanderl. Philipp. Asmodi mit der gestaltlosen Gesichtsfläche (das wusste ich zum Beispiel nicht mehr). Alle irgendwie noch da.
So, und jetzt schleime ich ein bisschen. Aufgrund deiner ausführlichen, sehr guten Exposés war es natürlich nicht schwierig, einzusteigen. Zumal ich kaum Hauptfiguren hatte und hauptsächlich mit von mir selbst gestalteten Nebenfiguren hantieren konnte. Und Tibet als Kulisse war mir auch nicht fremd, die kannte ich von Maddrax schon. Ich konnte also gleich mit Schreiben loslegen, ohne allzu viel recherchieren zu müssen. So gerne habe ich lange keinen Roman mehr geschrieben.

Schleimer 😉 Aber ernsthaft, das freut mich sehr. Vor allem von jemandem, der schon so lange schreibt wie du. Denn du machst das ja schon ein paar Jährchen. Womit hast du angefangen? Was schreibst du derzeit noch abgesehen von HUNTER?

Ich schreibe tatsächlich seit knapp 30 Jahren Romane. Damals, als Publizistik-Student in Mainz, habe ich selber mit dem Schreiben angefangen, weil ich dachte, he, das kann ich auch. Ja, klar… Es entstanden erste unsägliche Machwerke auf einer alten Olympiaschreibmaschine. Nennen wir sie mal Horror-Romane. Ich hab die Dinger an den damals noch existierenden Zauberkreis-Verlag geschickt (Grusel-Krimi), auch an den Bastei-Verlag (Gespenster-Krimi), aber die Manus waren schon nach drei, vier Tagen wieder da. „Tut uns Leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass die Romane nicht in unser Verlagsprogramm passen…“, bla, bla, bla. Ich gab aber nicht auf und hatte das Glück, dass einer Rücksendung die Beurteilung eines Zauberkreis-Außenlektors beilag, warum auch immer. Die war vernichtend, aber – ich wusste jetzt, was ich falsch machte. Ich hielt mich dran und siehe da: Kurz darauf erschien mein erster Grusel-Krimi unter dem Sammelpseudonym Marcos Mongo. Das war noch schrecklicher als der Roman selbst, der „Ein Gehenkter kehrt zurück“ hieß. Aber immerhin.
Kurz danach gelang es mir dann, bei Bastei Fuß zu fassen. Mein erster Spuk-Roman „Tanja und der Herr der Geister“ erhielt derart überschwänglichen Zuspruch von der damaligen Redakteurin, Frau Saupe (ich weiß immer noch genau ihren Namen), dass sie mich sogar gleich in den Verlag wegen Besprechung weiterer Zusammenarbeit einlud. Boaaah! Ich war geplättet. Und fuhr hin. Anschließend schrieb ich lange Jahre für Mitternachts-Roman, Melissa und Geheimnis-Roman. Auch weitere fünf Grusel-Krimis und zwei Krimi-Kurzgeschichten konnte ich verkaufen. Insgesamt kursierten um die 35 Werke von mir auf dem Markt. 1989 hörte ich dann mit dem Schreiben auf, weil ich Zeitungsredakteur wurde und abends keinen Bock mehr hatte.
2004 stieg ich dann aber wieder ein, weil der Bock wieder da war. Es gelang auch gleich mit meinen alten Kontakten. Es ging los mit drei Schattenreich-Kurzgeschichten und meinen ersten SF-Gehversuchen bei Sternenfaust. Zum ersten Mal durfte ich dann auch für Professor Zamorra schreiben. Maddrax kam hinzu, Jerry Cotton, ein ATLAN-Roman und schließlich die Zamorra-Hardcover (heute Taschenbücher) bei ZAUBERMOND. Und jetzt eben noch HUNTER.
Ganz schön vielseitig, was? Ich habe jetzt gerade mal gezählt. 131 Werke Stand jetzt (inklusive der fünf Kurzgeschichten). Das stelle ich aber nur als besessener Statistik-Freak fest (hier bin ich doch sehr amerikanisch), ich bin eigentlich eher ein Klasse-statt-Masse-Standpunkt-Vertreter.

Ich bin beeindruckt.
Freust du dich zwischen all der Arbeit bereits auf deinen nächsten HUNTER-Roman? Was würdest du dir dafür wünschen?

Ja logisch freue ich mich drauf. Wenn auch im Moment noch nicht ganz so dolle, da zuvor noch andere Romane geschrieben werden müssen. Wie fast immer unter Zeitdruck. Wenn’s mit dem nächsten HUNTER so weit ist, wird die Freude ganz sicher intensiv. Was ich mir wünsche? Da auch HUNTER kein Ponyhof ist, nehme ich, wie’s kommt. Wegen mir würdest du ja sicher keine Extrawürste machen. Oder? *Freundlich blinzel* Na ja, wenn ich aber doch einen kleinen Wunsch äußern dürfte, dann würde ich New York als Kulisse geil finden. Egal, welche Story du mir da reinschreibst. New York ist einfach mega…

New York kriegen wir sicher mal hin. Irgendwann muss Timothy Morton ja auch wieder etwas von sich hören lassen 😉 Für deinen nächsten Roman kann ich das aber nicht versprechen

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Minnie atmet auf: Der Jägerhof-Fall endlich als E-Book!

von am 18. Dezember 2013

Ein Lichtblick im kreativen Chaos des Sonderberg’schen Arbeitszimmers. Endlich ist der erste Fall, “Sonderberg & Co. und der Mord auf Schloss Jägerhof” als E-Book erschienen:

“Düsseldorf, 1885, zu Zeiten der Industrialisierung: Dr. Friedrich Sonderberg, Schmetterlingssammler und Detektiv aus Leidenschaft, bekommt es mit einem kniffligen Fall zu tun: Im Hofgarten bei Schloss Jägerhof entedeckt er eine Mädchenleiche. Alles deutet auf einen Unfall hin, doch als Sonderberg zusammen mit seiner resoluten Nachbarin, der Dienstbotin Minnie Cogner, Ermittlungen anstellt, führen die Spuren in das reiche Fabrikantenmilieu der ansässigen Industrie …”

Und im März 2014 soll bereits Band 2 folgen. Dr. Sonderbergs Assistentin Minnie Cogner meint dazu: “Ich wünschte, Dr. Sonderberg und ich hätten 120 Jahre später gelebt. Dann könnte er seine gesamte Bibliothek in Form von E-Book-Ausgaben nachkaufen, und wir hätten endlich wieder mehr Platz in dem Regal hinter dem Schreibtisch, um die Schmetterlingszeichnungen zu verstauen. Sogar ein kräftiges Durchwischen wäre wieder möglich!” – Ach, Minnie, man kann es sich eben nicht aussuchen. Aber seien Sie gewiss, das Leben im 19. Jahrhundert hatte auch so seine Vorteile …

“Sonderberg & Co. und der Mord auf Schloss Jägerhof” gibt es hier als E-Book:
Amazon.de
iBook/iTunes-Store (Apple)
Thalia
KoboBooks
Weltbild

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Interview mit Rüdiger Silber

von am 13. Dezember 2013

Rüdiger Silber hat vor sieben Jahren schon einmal einen Roman für die Hexenchronik DAS HAUS ZAMIS verfasst. Für den Band 36 “Das höllische Kind”, das nächste Woche erscheint, schrieb Rüdiger Silber den Teilroman Der Folterkeller. Das Interview mit dem Autor führte Exposé-Autor Uwe Voehl.

Mit Der Folterkeller schreibst du nach sieben Jahren erst deinen zweiten Teilroman für die Serie. Wo hast du in den vergangenen sieben Jahren gesteckt?

Rüdiger Silber: Rüdiger Silber lag im Dornröschenschlaf. Währenddessen habe ich unter meinem richtigen Namen Malte S. Sembten zahlreiche Anthologiebeiträge und mehrere Bücher veröffentlicht. Zum Beispiel eine von Hardy Kettlitz herausgegebene und von Fabian Fröhlich illustrierte “Best-of”-Storysammlung mit den Titel “Maskenhandlungen” im Golkonda Verlag oder die Novelle “Der Behüter” für die E-Buch-Reihe Horror Factory bei Bastei Lübbe.

Hat die Coco von damals sich verändert? In der Serie ist Coco während dieser sieben Jahre ja nicht entsprechend gealtert, sondern sie ist jetzt kaum älter als damals.

Angenehm ist mir aufgefallen, dass Coco nicht mehr die Hände in die Hüften stemmt wie ein keifendes Waschweib, wenn sie lauthals herumzetert, wozu sie ja noch immer neigt.

Du hast dich im Vorfeld sehr in die Serie eingelesen. Was gefällt dir an der Serie?

Um mich mit der HAUS ZAMIS-Welt vertraut zu machen, habe ich den Anfang von Band 1 sowie die Bände 33, 34 und 35 gelesen. Dabei fielen mir die vielen kleinen, originellen Einfälle auf, die die Autorinnen und Autoren in die Geschichten einfließen lassen. Überraschend und einfallsreich fand ich etwa eine Szene in Band 35/1 von Catalina Corvo, wenn Michael Zamis das Etablissement vom Peitschen-Rudi aufsucht. Im Exposé stand wahrscheinlich nur, dass Michael sich auf eine der ausgefallenen Arten vergnügt, die das Dämonen-Bordell zu bieten hat. Das könnte den Autor anstiften, sich irgendeine sadistische Perversion aus den Fingern zu saugen, würdig einer Orgie am Hofe des Caligula. Aber Frau Corvo hat einen Spiegel erfunden, aus dem Michael seinen Doppelgänger hervorzieht, mit dem er dann zur Sache geht. Dieses non plus ultra der Autoerotik ist originell und ziemlich bizarr, ohne jedoch in Abartigkeiten zu schwelgen, und passt natürlich perfekt zu einem egozentrischen Narziss wie dem Oberhaupt der Zamis-Sippe.

So war es tatsächlich! Catalina hat mir im Nachhinein erzählt, wie sie überlegt hat, was einen Mann und Dämon wie Michael Zamis, der sich selbst als Nabel der Welt ansieht, überhaupt noch sexuell reizen könnte. Die Antwort: Natürlich Sex mit sich selbst! Catalina hatte sehr viel Spaß dabei, die Szene zu entwickeln. Jetzt aber mal generell gefragt: Du kommst neu daher, hast also einigen Abstand. Was würdest du anders machen?

Ich würde versuchen, den Frauen weniger zwanghaft auf die Oberweite zu schauen.

Einige Päpste deutschsprachiger Horror-Kritik halten dich für einen der besten Horror-Autoren. Musstest du dich bei deinem Teilroman für DAS HAUS ZAMIS bewusst einschränken? Oder ist es vielleicht auch mit einem gewissen Reiz verbunden, sich auf die Spielregeln einer Serie einzulassen?

Vor allem ist es höllisch schwierig, als Außenseiter und Nicht-Serien-Profi in eine Romanserie einzusteigen und nach Exposé einen Beitrag dafür zu schreiben. Mein erster DAS HAUS ZAMIS-Roman Die lauernde Bibliothek liegt lange zurück, außerdem hatte ich mir den Schauplatz damals selbst ausgesucht und auch die Handlung wurde von mir erdacht; nur die Grundidee mit der Bibliothek war vorgegeben. Der Roman spielt genau genommen außerhalb des HAUS ZAMIS-Universums. Auf meine Erfahrung im ersten Roman konnte ich für den neuen HAUS ZAMIS-Roman somit leider nicht zurückgreifen. Insofern wusste ich mit dem Expo zu Der Folterkeller zunächst überhaupt nichts anzufangen. Ich wusste nichts über die Figuren, ich wusste nichts über den Hintergrund der Serie. So hatte ich mich zuletzt als Schüler gefühlt, wenn ich für eine Klausur nicht gelernt hatte und nun vor dem weißen Bogen hockte und mich fragte, ob ich ihn mit obszönen Zeichnungen bekritzeln oder leer abgeben sollte.
Dass ich mich dann doch ans Werk machte, liegt am Ehrgeiz. Ich verwandte viel Zeit darauf, die direkten Vorgängerromane zu lesen, viele Stellen mehrmals, und löcherte dich, den Exposé-Autor, mit zahllosen Fragen …

Wie eng hast du dich ans Exposé gehalten? Kannst du eine spezielle Szene schildern, die du abseits des Exposés dazugedichtet hast?

Die Eingangssequenz auf Schloss Behemoth stand nicht im Exposé. Dafür habe ich einige Volkart-Epsioden im Kloster Shi nur erwähnt, aber nicht geschildert. Ich fand die Idee aus dem Expo inspirierend, die echte moderne Hexe Coco Zamis ihrer magischen Kräfte zu berauben und in der Vergangenheit vor ein Hexentribunal zu stellen – unter den Bedingungen, denen machtlose „falsche“ Hexen damals unterworfen waren. Zudem verleiht die Folterkeller-Sequenz dem Teilroman den Titel; auch das rechtfertigte, wie ich fand, eine ausführlichere Behandlung. Zum besseren Verständnis der Ereignisse im Folterkeller schien es mir angemessen, dem Leser ein paar „theoretische Grundlagen“ über den Ablauf eines mittelalterlichen Hexenverhörs nahe zu bringen. Diesen Theorie-Exkurs in die Folterszene selbst einzufügen, hätte deplatziert gewirkt und den Lesefluss unterbrochen. Also überlegte ich mir, dem Leser das nötige Wissen schon vorher zu vermitteln, indem ich es der kleinen Hexenschülerin Coco als Lektion aufgebe, angereichert um die Handlung einer ersten, kindlichen Verhör-Erfahrung – halb Böser-Buben-Streich, halb grausamer Ernst –, aus dem dann viele Jahre später für die erwachsene Coco voller Ernst wird.

Wird es wieder sieben Jahre dauern, bis du einen Roman für DAS HAUS ZAMIS schreibst?

Das hängt nicht allein von mir ab, sondern auch von den Lesern und vom Verlag.

Da habe ich keine Bedenken. Vielen Dank für das Interview!

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Projekt Übergang, Teil 3

von am 10. Dezember 2013

Wie bereits berichtet, gab es beim Erscheinen der alten Romane als E-Books eine Pause, weil der Übergang von den Originalexposés aus der Feder des Serienvaters Ernst Vlcek (die bis Band 34 reichten) hin zu den nachfolgenden Bänden noch einmal überarbeitet und ein paar Widersprüche ausgebügelt werden mussten. Von der anspruchsvollen Arbeit an diesem Mammutprojekt berichtet euch in einer dreiteiligen Serie Autor Oliver Fröhlich. Hier folgt der dritte und letzte Teil:

Nachdem die Baustellen erkannt waren, ging es in die Detailplanung, von der ich hier natürlich nicht allzu viel preisgeben kann. Schließlich sollt ihr die Bücher ja lesen. Die ersten Veränderungen werden bereits in Band 33 festzustellen sein. Gelegentlich wird der Leser in diesem Buch auf Passagen stoßen, die in den bisherigen Ausgaben nicht enthalten waren. Ergänzende Szenen, die vieles von dem, was zwei Bände später passiert, vorbereiten. Außerdem beginnen zwei Figuren, sich langsam zu verändern, um den charakterlichen Sprung zu Band 35 »In der Vergangenheit verschollen« nicht zu groß werden zu lassen. Ich hoffe, es ist mir gelungen, diese neuen Szenen so einzubetten, dass sie einem Erstleser nicht als nachträglich eingefügt auffallen.
Die bisherigen drei Texte von Band 34 habe ich weitestgehend unverändert gelassen, nur den Schluss des letzten Teilromans (und damit der gesamten Klassiker-Serie) habe ich so verändert, dass er die Überleitung zu dem neu hinzugefügten Teilroman bildet. Er heißt »Die Blutuhr« und berichtet, was es mit dem titelgebenden Artefakt auf sich hat. Es werden damit hoffentlich sämtliche Fragen beantwortet, die aus den Vorbänden offengeblieben sind.
Der Roman führt zugleich die Teufelin Angelina ein, die in den überarbeiteten Folgebänden aber zwangsläufig eine völlig andere Vergangenheit haben wird.
Die Geschichte endet in einem halben Cliffhanger und stellt zugleich die Ausgangssituation für das dar, was Coco Zamis (aus anderem Grund als bisher) zu Beginn von Band 35 widerfahren wird.
Die Widersprüche hinsichtlich der Abenteuer im Dreißigjährigen Krieg erwiesen sich glücklicherweise als nicht ganz so gravierend, wie ich befürchtet hatte. Das lag in erster Linie daran, dass sie in unterschiedlichen Zeiten angesiedelt waren und so die Erlebnisse von Matthias Troger von Mummelsee in Band 35 als Fortsetzung der Erlebnisse aus den Vorbänden verstanden werden können. Natürlich ließ es sich nicht vermeiden, trotzdem ein bisschen von Matthias’ Hintergründen zu verändern, dass alles zusammenpasste. Aber auch hier hoffe ich, dass es dem Erstleser nicht auffällt.
Wie dem auch sei, bei einem Projekt dieses Umfangs und – wie ich ganz uneitel mal sage – Schwierigkeitsgrades kann man sich nie sicher sein, wirklich alle Stolpersteine entdeckt und Widersprüche geglättet zu haben. Ob es mir gelungen ist, werde ich erst erfahren, wenn die ersten Leserstimmen laut werden. Als E-Book erscheinen die Bände bereits seit Anfang November monatlich. Im kommenden März wird Zaubermond dann die »Übergangsbände« 33-36 »in einem Rutsch« auch als Taschenbuch veröffentlichen.
Bis dahin bleibt mir nur erwartungsvoll zu bibbern und den Lesern viel Spaß mit dem Übergang und der erstmals vereinten DORIAN HUNTER-Serie zu wünschen.

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Projekt Übergang, Teil 2

von am 3. Dezember 2013

Wie bereits berichtet, gab es beim Erscheinen der alten Romane als E-Books eine Pause, weil der Übergang von den Originalexposés aus der Feder des Serienvaters Ernst Vlcek (die bis Band 34 reichten) hin zu den nachfolgenden Bänden noch einmal überarbeitet und ein paar Widersprüche ausgebügelt werden mussten. Von der anspruchsvollen Arbeit an diesem Mammutprojekt berichtet euch in einer dreiteiligen Serie Autor Oliver Fröhlich. Heute lest ihr Teil 2:

Was war zu tun, um einen schlüssigen Übergang zwischen beiden Serien zu gewährleisten und sie zu einer zusammenwachsen zu lassen? Zunächst einmal musste ich lesen, lesen, lesen, um alle Baustellen zu identifizieren. Da stellten sich aber bereits die ersten Fragen. Wie viele der alten Romane sollte man lesen? Reichte alles nach dem Baphomet-Zyklus aus? Oder sollte ich weiter zurückgehen? Wie viele der neuen Bücher waren wichtig? Eines? Zwei? Wie sollte ich damit umgehen, wenn in den neuen Romanen auf Dinge Bezug genommen wurde, die mir nichts sagten? Schließlich könnte ich nicht mit Gewissheit beurteilen, ob es sich dabei um etwas aus der Zweitauflage handelte (was ich dann streichen oder korrigieren müsste) oder um Details aus der Erstauflage, allerdings aus Bänden, die ich noch nicht gelesen hatte.
Am liebsten hätte ich erst alle Romane durchgearbeitet, aber das ließ sich aus Zeitgründen nicht verwirklichen. Schließlich sollten die Übergangsbände bald als E-Book erscheinen. Also blieb mir nur eines übrig: zumindest sämtliche Exposés zu lesen und zu hoffen, dass die fertigen Romane später nicht in entscheidenden Details abwichen.
Schnell stellte sich heraus, dass ein reibungsloser Übergang nur möglich wäre, wenn man auch die Bände »In der Vergangenheit verschollen« und »Dämonenkrieg« mit einbezog. Denn in ihnen geschah vom Tod einzelner Mitstreiter von Dorian Hunter bis hin zum Angriff auf einen bedeutenden Stützpunkt des Dämonenkiller-Teams so viel, was den neuen Bänden zugrunde lag, dass sie nicht außen vor bleiben konnten.
Das bedeutete jedoch zugleich, dass zwei Versionen der Abenteuer im Dreißigjährigen Krieg unter einen Hut gebracht werden mussten. Denn mir war von vornherein wichtig, in die bereits bestehenden Texte nur so wenig einzugreifen wie möglich. Die nach den alten Exposés von Ernst Vlcek neu verfassten Abschlusstexte der Klassiker-Serie wollte ich unbedingt beibehalten – inklusive der nicht besonders beliebten Figur Zicci, weil sie ein Vermächtnis der Ur-Exposés darstellt. Da diese Figur in den neuen Bänden aber nicht auftaucht, muss sie die Serie irgendwie verlassen.

Andererseits tauchten in den neuen Bänden Figuren auf, die aus der Zweitauflage übernommen wurden, in der Erstauflage jedoch keine Rolle spielten, so z. B. die Teufelin Angelina. Sie brauchte also einen Auftritt, der erklärte, wo sie in den späteren Büchern so plötzlich herkommt.
Das nächste Problem waren Figuren, die zwar bereits in beiden Serien mitspielten, sich aber unterschiedlich entwickelt hatten, wie zum Beispiel Olivaro oder Abi Flindt.
Und als Letztes gab es noch die Handlungskomponente. Wie ließ sich die Handlung der Klassiker innerhalb eines neu zu schreibenden Übergangsbandes so steuern, dass sie in »In der Vergangenheit verschollen« mündete? Welche offenen Fäden mussten in diesem neuen Roman abgeschlossen werden? Es lag noch immer ein Berg an Arbeit vor mir …

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Projekt Übergang, Teil 1

von am 19. November 2013

Wie bereits berichtet, gab es beim Erscheinen der alten Romane als E-Books eine Pause, weil der Übergang von den Originalexposés aus der Feder des Serienvaters Ernst Vlcek (die bis Band 34 reichten) hin zu den nachfolgenden Bänden noch einmal überarbeitet und ein paar Widersprüche ausgebügelt werden mussten. Von der anspruchsvollen Arbeit an diesem Mammutprojekt berichtet euch in einer dreiteiligen Serie Autor Oliver Fröhlich:

Als Zaubermond beschloss, seine Neuerscheinungen im Taschenbuchformat zu veröffentlichen, fiel damit zugleich die Entscheidung, DORIAN HUNTER und DAS HAUS ZAMIS nach und nach als Taschenbücher neu aufzulegen, um den Serien ein einheitliches Erscheinungsbild (identisch mit den Hörspielen) zu verleihen. Außerdem sollten die bisherigen Serien »Dorian Hunter Klassiker« und »Dorian Hunter – Neu« zu einer Serie mit fortlaufender Nummerierung vereint werden. Und genau hierin lag die Herausforderung.
Kenner wissen Bescheid, allen anderen sei die ungewöhnliche Chronologie der Serie verdeutlicht: Die Originalserie, die – wie heute – die Abenteuer des Dämonenkillers in Zyklen erzählt, wurde mitten im laufenden »Baphomet«-Zyklus mit Heft 143 eingestellt. Schuld daran waren nicht etwa schlechte Verkaufszahlen, sondern die damals sehr strengen Richtlinien des Jugendschutzes.

Einige Zeit später kam es zu einer Zweitauflage der Serie. Als diese sich langsam dem Baphomet-Zyklus näherte, stieg die Spannung der Fans – und wurde wiederum enttäuscht. Denn der damalige Verlag entschied, ab Heft 131 nicht mehr in zyklischer Form zu erzählen, sondern nur noch in Einzelabenteuern. Demzufolge nahm die Handlung der Zweitauflage eine andere Richtung als die der Erstauflage. Erst mit Heft 163 kehrte man zu den Zyklen zurück. So wurde mit Heft 173 der Zyklus um den Dreißigjährigen Krieg begonnen, aber wieder nicht zu Ende erzählt. Denn mit Heft 175, nach nur drei Teilen des Zyklus, wurde auch die Zweitauflage eingestellt.
Im Jahr 1994 fand der Dämonenkiller eine neue Heimat beim Zaubermond Verlag, der die bisherigen Abenteuer zusammengefasst nach und nach in Buchform veröffentlichte. Gleichzeitig erschienen aber auch neue Romane, die den Zyklus um den Dreißigjährigen Krieg aus der Zweitauflage fortsetzten und deshalb noch den »alten« Bänden zugerechnet wurden, nämlich die Bände »In der Vergangenheit verschollen« und »Dämonenkrieg«. Als die Geschichte nach zwei Büchern zu Ende erzählt war, startete »Dorian Hunter – Neu«.

Die Zeit ging ins Land und man näherte sich mit der Wiederveröffentlichung Heft 131. Nun galt es zu entscheiden, ob man der Handlungslinie der Erstauflage oder der der Zweitauflage folgen wollte. Nicht zuletzt wegen der erfolgreichen Zyklenstruktur folgte man der Erstauflage, die jedoch im Baphomet-Zyklus und nicht in dem Zyklus um den Dreißigjährigen Krieg mündete. Endlich wurden nun auch die Romane bis Heft 143 wiederveröffentlicht. Doch nicht nur das, erstmalig erschienen auch die Romane, die zum Zeitpunkt der Einstellung der Erstauflage bereits geschrieben waren. Zusätzlich wurden die darüber hinausgehenden Original-Exposés umgesetzt, die sich – wenn auch in veränderter Form – ebenfalls mit dem Dreißigjährigen Krieg befassten.
So schloss die Buchserie »Dorian Hunter Klassiker« auf die Weise ab, wie es auch die Erstauflage der Heftserie getan hätte, wenn noch alles damalige Material veröffentlicht worden wäre. Dass dieses Ende und der an die Zweitauflage anschließende Beginn von »Dorian Hunter – Neu« inhaltlich nicht zusammenpassten, spielte keine Rolle, da es sich letztlich um zwei Serien handelte. Bei einer Zusammenführung beider Serien in Taschenbuchform würden die Bücher jedoch direkt aufeinanderfolgen und den unbedarften Leser irritieren. Folglich musste ein Übergang geschaffen werden, der die alten Romane nahtlos in die neuen münden ließ. Erwähnte ich schon, dass es sich um eine Herausforderung handelte? Ich glaube, ja.

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DORIAN HUNTER – Der Übergang

von am 29. Oktober 2013

Ich habe es vor ein paar Tagen schon hier im Blog angesprochen: Die E-Book-Veröffentlichungen von DORIAN HUNTER werden endlich fortgesetzt. Diesen Freitag, am 01. November, erscheint Band 33. Weiter geht es im monatlichen Rhythmus.

Echte Fans wissen: Der Grund für die Verzögerung war, dass sich beim Übergang von den Originalexposés aus der Feder des Serienvaters Ernst Vlcek (die bis Band 34 reichten) hin zu den nachfolgenden Bänden einige inhaltliche Widersprüche eingeschlichen hatten. Diese Widersprüche haben wir geglättet, was eine Überarbeitung von insgesamt vier Bänden nötig gemacht hat. Wenn ich in diesem Fall von wir spreche, dann meine ich eine Person, der alles nachfolgende Lob gebührt: Oliver Fröhlich. Da er bereits seit ca. zwei Jahren (!) an einem umfangreichen Serienexpo für DORIAN HUNTER arbeitet, war er wie geschaffen für die oben beschriebene Mammut-Aufgabe. Was hat Oli also getan? Er hat die besagten Übergangsbände einmal kräftig auf Ungereimtheiten abgeklopft, Episoden gestrichen, geändert oder neu eingefügt, und herausgekommen sind folgende vier Titel:

Band 33: Die Pestburg
Band 34: Der schleichende Tod
Band 35: In der Vergangenheit verschollen
Band 36: Dämonenkrieg

Ja, die Texte der beiden „verschollenenen“ Bände 36 und 37 sind in die neue Fassung integriert worden – aber in stark überarbeiteter Form, so dass sie sich jetzt richtig in die Serienhandlung einfügen! Was genau das bedeutet …? Lasst euch überraschen. Oli selbst wird in der Dezember-Ausgabe des Zaubermond-Verlagsmagazins MysteryPress und auch hier im Blog Gelegenheit haben, sich zu erklären. Wer ihn teeren und federn möchte, tut das bitte fairerweise erst danach.
Um noch eine letzte Frage zu beantworten: Die oben genannten Bände werden zunächst nur als E-Book erhältlich sein – einfach aus dem Grund, dass wir mit der Print-Neuauflage noch etwas hinterherhinken. Da erscheint im Dezember ja erst der Nachdruck von Band 17. Aber es geht fleißig weiter, und bald werden alle DORIAN HUNTER-Bücher auch als Taschenbuch-Printausgabe verfügbar sein.

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Christian Montillon: Von einem, der auszog, das Bluten zu lernen

von am 25. Oktober 2013

Wie gehen Horror-Autoren im echten Leben eigentlich mit so Themen wie Blut und ähnlichen Gruseligkeiten um? Muss man auf dem besten Weg sein, ein Psychopath zu werden, um sich in Dämonen und ähnliches Gezücht hineindenken zu können? Ex-Exposé-Autor Christian Montillon hat dazu zwei Anekdoten aus seinem Alltag:

Meine DORIAN HUNTER- und DAS HAUS ZAMIS-Romane sind glaube ich nicht unbedingt dafür bekannt, sonderlich zimperlich zu sein. Im Gegenteil, für mich gehört es zur Natur dieser Serien, dass sie auch hin und wieder … blutig sind.
So sagt‘s Christian Montillon, der Autor.
Also ich.
Aber ich bin auch noch jemand anderes – ein Privatmensch. Als solcher pflege ich mich Christoph Dittert zu nennen, also nicht unter Pseudonym unterwegs zu sein. Und da bin ich, was Blutiges angeht, durchaus zimperlich besaitet.
Ich will zwei Beispiele erzählen, die dem wahren Leben entsprungen sind … und die mich am Ende dazu bringen, mir eine Frage zu stellen. Doch dazu später. Erst mal die Beispiele.

Erstens. Es liegt ein paar Jahre zurück: Mein zweiter Sohn kam in das äußerst nette Alter, in dem er sich all-überall hochzog und laufen wollte. Ich schrieb zu der Zeit für gewöhnlich in einem furchtbar engen Arbeitszimmer, nennen wir es »Kabuff«. Wenn ich am viel zu kleinen Schreibtisch saß, der an der Wand stand, und den Arm hinter dem Rücken ausstreckte, stieß ich gegen den Kleiderschrank, der auch dort untergebracht sein musste. (Klingt jetzt schlimmer, als es ist.)
Jedenfalls schrieb ich so vor mich hin und war schon geübt, das Kindergeschrei und den üblichen Lärm zu ignorieren. Da war ich gut drin, echt. Eins jedoch ignorierte ich nicht – als ich die Stimme meiner Frau hörte: »Alles voller Blut.« Da ging ich doch nach draußen.
Mein damals noch jüngster Sohn saß da – knapp ein Jahr alt, und war über und über mit Blut voll. Nicht schön. Wir wussten nicht, wo es herkam. Also fingen wir an, erstmal den Kopf vom Blut sauber zu wischen. Okay, keine Wunde zu sehen. Gut. Die Wunde fanden wir schließlich am Finger, beim Übergang zum Nagel. Klingt nicht soooo schlimm, blutete aber wie verrückt.
Also, ab ins Auto. Ich fahre. Los zum Arzt. Auf die Autobahn. Und da stank es im Wa-gen hübsch nach Blut, wir waren auch nicht ganz sauber. So ein paar angetrocknete Reste bleiben da schon mal.
Da kippte mir der Kreislauf weg, nachdem der »Schock« vorüber war. Dumm nur, dass ich gerade das Auto auf der Autobahn fuhr. Also lenke ich auf den Standstreifen, steig aus und lege mich auf den Asphalt, bis der Kreislauf wieder kommt.
Verrückte Erinnerung. Zimperlich, gell? Ich stell mir vor, wie Dorian das passiert.

Das zweite Beispiel sollte ich mir sparen, sonst wird der Text viel zu lang. Nur so viel: ich schaute mir mit meiner Frau »Emergency Room« an, die Ärzte-Fernsehserie. Die ist gut. Echt. Aber so … real. Das viele Blut – einmal kippte mir beim bloßen Zuschauen der Kreislauf weg. Bei Horrorfilmen passiert mir das nie. Das ist eben Fiktion. Der Emergency-Room-Kram könnte auch Realität sein …

Kommen wir zur Frage: Warum geht das in der Fiktion so gut? Wieso kann ich Leute blutig abmurksen (im Roman!) oder als lebendes Büffet im Feinschmeckerrestaurant servieren … wenn mir doch umgekehrt schon vorm sehr sterilen Blutabnehmen in der Arztpraxis graust? Vielleicht habe ich deshalb ja ein Pseudonym gewählt, um derlei Sachen überhaupt schreiben zu können.
Aus Selbstschutz.
Oder so

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Autorenvorstellung: Michael Marcus Thurner

von am 22. Oktober 2013

Michael Marcus Thurner ist Wiener und hat damit eine ganz besondere Verbindung zu DORIAN HUNTER und DAS HAUS ZAMIS, die ihre Wurzeln in Wien haben. Zudem ist er schon länger im Autorenteam als ich und den meisten Lesern sicher schon seit einer Weile ein Begriff. Dennoch wollte ich die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, mit ihm über seine Arbeit zu reden.

Michael, erinnerst du dich noch an deinen ersten Roman im Hunter-Universum?
Ja, natürlich! So lange ist das noch gar nicht her. Alles begann mit DAS HAUS ZAMIS 17. Ich weiß nur zu gut, dass ich einige Probleme mit dieser sexy Hexe hatte, andererseits aber auch viel Spaß. Ich hatte zudem vom Expo-Autor ein Setting vorgegeben, das mir entgegenkam. Der Roman spielte in Klagenfurt, der Heimatstadt meines Vaters. Die beschriebenen Schauplätze kannte ich allesamt sehr gut.
Viel Freude hatte ich auch mit einer Figur namens Schirille, deren Volk ich alpinen Sagenkreisen entnommen hatte.

Derzeit hast du eine spezielle Aufgabe im Autorenteam. Du bist dafür zuständig, in DAS HAUS ZAMIS die Geschichte um das Café Zamis weiterzuerzählen. Das gibt dir relativ viele Freiheiten. Wie ist das so? Wünschst du dir manchmal vielleicht doch ein paar mehr Vorgaben?
Nein, bitte nicht! Je weniger Vorgaben ich habe, desto wohler fühle ich mich.
Ich interessiere mich ein wenig für die Geschichte Wiens wie auch für Wiener Geschichten und kann mich hemmungslos an meinem Wissensschatz bedienen. Das Café Zamis ist bloß wenige Häuser von meiner Wohnung entfernt angesiedelt. Ich kenn den Menschenschlag, ich kenn die städtischen Strukturen, ich hab die Mentalität im Blut. So ist es ja auch Ernst Vlcek und Kurt Luif gegangen. Es macht schon sehr viel Spaß, Dinge zu beschreiben und zu schildern, die einem unmittelbar vertraut sind.

Du bist ein vielbeschäftigter Mann. Neben HUNTER und ZAMIS schreibst du auch für PERRY RHODAN. Außerdem hast du diverse eigene Projekte am Laufen. Was ist dein aktuellstes Projekt?
Ich springe gerne zwischen den Genres. Neben Horror und Science Fiction darf’s dann auch mal Fantasy sein. Mein Erstlingswerk in dieser Ecke des Literaturbetriebs heißt „Der Gottbettler“.
Ich hatte das Glück, mit Blanvalet einen tollen Verlag zu finden, einen ausgezeichneten Redakteur und einen gnädigen Lektor. Man hat mir einige Tollheiten im Text durchgehen lassen und war damit einverstanden, dass ich meine Geschichte im Bereich der „Dark Fantasy“ ansiedelte.
Der „Gottbettler“ ist ziemlich düster geraten, die Helden nicht sonderlich heldenhaft, und die Frauenrollen sind keinesfalls mit vollbusigen Blondinen belegt. Sprich: Ich durfte sehr viel nach meiner eigenen Nase und nach meinem eigenen Geschmack schreiben.

Fühlst du dich bei den etwas dunkleren Geschichten am wohlsten?
So ist es. Ich werd immer gleich unrund, wenn alles zu glatt und abgeleckt wirkt. Das sind Fantasy-Welten, in denen ich mich nicht sonderlich wohl fühle. Ich mag ambivalente Figuren. Solche, die nicht Schwarz oder Weiß, sondern Grau in allen möglichen Schattierungen sind.
Meine Hauptfiguren tragen allesamt Lasten mit sich. Der Käufer des Buchs wird stets im Ungewissen gelassen, für welche Seite sie sich gerade mal entscheiden. Dieses Spiel mit der Erwartungshaltung der Leser mag ich schon sehr.

Worauf dürfen sich die Leser bei deinem nächsten Roman für DAS HAUS ZAMIS freuen? Hast du schon irgendwelche Pläne?
Ja, es gibt konkrete Pläne. Ich hatte gehofft, bereits im Winter einen neuen Beitrag für DHZ abliefern zu können, musste allerdings den Expo-Autor wegen anderer Verpflichtungen um Aufschub bitten. Dieser Teilroman wird ein wenig später erscheinen und mehr über das Café Zamis samt seiner Gäste erzählen. Darauf freu ich mich schon sehr …

Wir sind auch schon alle gespannt, was du dir als Nächstes ausdenken wirst. Vielen Dank auf jeden Fall für das Gespräch.

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